Quelle: Ds Stories/Pexels

Diet-Culture: Wie gesellschaftliche Normen und Erwartungen uns beeinflussen

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Erst wenn ich in Kleidergröße 36 passe, darf ich zufrieden sein. Um im Urlaub im Bikini an den Strand gehen zu können, muss ich mindestens noch fünf Kilo abnehmen. Schlank macht glücklich! Kennst du diese Ideen vom Dünn = Glücklich-Ideal? Willkommen in der Diät-Kultur: Was Diet-Culture bedeutet, wie sie uns beeinflusst und wie wir freier davon werden können, lest ihr in diesem Blogpost.

 

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Was bedeutet überhaupt Diet-Culture?

„Diet-Culture“ oder auf Deutsch „Diät-Kultur“ meint die weit verbreitete gesellschaftliche Annahme, dass ein dünner, schlanker Körper automatisch mit Gesundheit, Glück und Erfolg verbunden ist. Also: Je dünner, leichter, athletischer ich bin, umso glücklicher bin ich. Dass das nicht sein kann, ist eigentlich kein Geheimnis, denn dann wären ja im Umkehrschluss alle dünnen Menschen glücklich. Und dass das nicht der Fall ist, dafür hat wahrscheinlich so ziemlich jeder ein Beispiel parat.

Wir sprechen von Diät-Kultur, weil dieses Phänomen verschiedenste Haltungen, Erwartungen und Normen rund um Ernährung und Körperideal zusammenfasst. Dazu gehören der Glaube daran, dass jeder Mensch mit irgendeiner der tausend Diät-Formen abnehmen kann, Programme rund ums Abnehmen und auch die Verherrlichung eines bestimmten Körperideals (was hier zur Zeit der weiße, sportlich-schlanke Körper ist).

Das Problem mit Diet-Culture

Diet-Culture beeinflusst unsere Einstellung zu unserem eigenen Körper permanent und auch ohne, dass wir das bewusst wahrnehmen. So werden dafür wie wir auszusehen haben seit jeher gesellschaftliche Standards gesetzt, die für die meisten Menschen und Körper unerreichbar und völlig unrealistisch sind. Das trägt dann dazu bei, dass wir ein negatives Selbstbild entwickeln und ungesunde Verhaltensweisen beim Thema Ernährung und Sport als normal erachten.

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5 Beispiele wie Diet-Culture beeinflusst, wie wir über unseren eigenen Körper denken

  1. Unrealistische Körperideale: Meist medial bekommen wir ein idealisiertes Bild davon gezeigt, wie der „perfekte“ Körper aussehen sollte. Durch Bildbearbeitung und Models mit extremen Körpermaßen wird dieses Ideal zusätzlich verstärkt.
  2. Förderung von Vergleichskultur: Durch die ständige Präsenz von perfektionierten Körperbildern im öffentlichen Raum, zum Beispiel auf Plakatwerbung, in den Medien und Social Media werden wir permanent mit Idealbildern konfrontiert – egal ob wir das wollen oder nicht – und dazu angeregt, uns mit diesem Ideal zu vergleichen. Das führt bei vielen dazu, dass wir uns unzulänglich, mangelhaft, einfach ungenügend fühlen. Dass das schlecht für unseren Selbstwert ist, liegt da nahe.
  3. Verbindung von Selbstwert mit äußerem Erscheinungsbild: Diet-Culture impliziert, dass unser Wert als Individuum von unserem Aussehen abhängt. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene tendieren dazu dann auch ihr Gewicht und ihr Aussehen als wichtige Kriterien für ihren Wert als Person mit in die Waagschale zu werfen. Andere Qualitäten wie Kompetenzen, soziale Kontakte und intellektuelle Erfolge werden häufig als nebensächlich wahrgenommen.
  4. Förderung von Diäten und restriktiven Essverhalten: Die Idee, dass Gewichtsverlust oder eine Veränderung des Körpers entscheidend für individuelles Glück und Erfolg sind, wird uns durch Diet-Culture suggeriert. Oft sind restriktives Essverhalten, obsessives Kalorienzählen und ein gestörtes Verhältnis zum Essen Folgen davon. Auch die Entwicklung einer Essstörung kann durch die Auswirkungen von Diet-Culture beeinflusst sein.
  5. Stigmatisierung bestimmter Körpertypen: Menschen, die nicht dem idealisierten Körperbild entsprechen, insbesondere Menschen mit größeren Körpern und einer anderen Hautfarbe als Weiß werden hier in Deutschland diskriminiert. Das wiederum beeinflusst, die psychische Gesundheit jener marginalisierten Gruppen und führt dazu, dass auch unsere sozialen Kontakte von Diet-Culture beeinflusst sind.

Wie du mit der Diät-Kultur umgehen und dich und andere schützen kannst

Es wird dich jetzt nicht überraschen, dass unter anderem ein hoher Konsum von Insta-Content mit körperbezogenen Inhalten, den negativen Einfluss von Diät-Kultur noch verstärkt.

Was kann also jeder einzelne tun, um sich selbst zu schützen und auch andere? Den ersten Schritt hast du gemacht, indem du dich über die Auswirkungen von Diet-Culture informierst: Du bist dir jetzt also schon viel klarer darüber, was Diet-Culture mit deinem Leben, mit deinem Alltag, mit deinen Einstellungen und Haltungen zu tun hat. Ganz wichtig ist: du bist nicht schuld daran, wenn du aktuell beispielsweise dünne Körper schön findest, viel Sport machst, um vielleicht auch irgendwann so auszusehen wie Influencer XY, denn wir alle sind diesen Haltungen und Normen tagtäglich ausgesetzt. Aber ab jetzt entscheidest du mit, ob du selbst Diet-Culture mit verbreitest oder ob du dich bewusst gegen den Einfluss einer milliardenschweren Diät-Industrie einsetzt.

Du könntest zum Beispiel deinen Feed aussortieren und bewusst auch Accounts folgen, die sich für ein diverses Körperbild einsetzen. Du könntest mit deinen Freunden darüber sprechen, das Thema diskutieren und gemeinsam mit ihnen schauen, worüber ihr sprechen wollt, anstatt über Themen aus dem Bereich Diet-Culture. Du kannst dich ab heute bewusst mit deinen Idealen auseinandersetzen und vielleicht ein „gut genug“ finden. Du kannst Zeit, die du bisher dafür eingesetzt hast, dich mit deinem und anderen Körpern auseinanderzusetzen, dafür verwenden, ein neues, spannendes Thema für dich zu entdecken. Spoiler: Sei geduldig mit dir und erwarte nicht, dass du von heute auf morgen frei von Diet-Culture bist. Denn sie lauert wirklich überall. Aber du wirst mit der Zeit deinen ganz persönlichen Scanner entwickeln, der dich davor schützt auf die Ideen von Diät-Kultur hereinzufallen.

Solltest du dich von den Themen Körper, Essen, Selbstwert stark beeinflusst und belastet fühlen. Empfehlen wir dir, dich mit anderen, denen es auch so geht in unseren Online-Gruppen auszutauschen.

Text: Nora Stankewitz

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Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Quelle: Pexels - Alex Green

Der Tag, an dem ich magersüchtig wurde:

Das Gespräch mit Mama vor dem Spiegel

InCogito Autorin Olivia schildert, wie sie durch ein riesiges Missverständnis, Unsicherheit und unserem Ideal von schön und akzeptabel eine Magersucht entwickelte. Und wie sie heute mit ihrer Mutter umgeht.

 

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Ich war 12 Jahre alt und steckte mitten in meiner ziemlich frühen Pubertät, als dieses denkwürdige Gespräch mit meiner Mama vor dem Spiegel stattfand. Ich hasste meinen Körper so sehr dafür, dass meine Brüste viel früher als bei allen anderen anfingen zu wachsen, dass meine Achselhärchen sprießten, mich andere darauf ansprachen und ich einfach nichts dagegen tun konnte, was mein Körper da machte. Ich schrieb deshalb schon ein Jahr ständig in mein Tagebuch, wie unzufrieden ich mit meinem Busen und wie peinlich mir mein Körper war. Wie sehr ich mich selbst dafür hasste. Manchmal wünschte ich mir, meinen Busen einfach abschneiden zu können.

Die Ärzte sagten zu mir und meiner Mutter, dass ich meine Pubertät verlangsamen könnte, indem ich abnehmen würde. (Wenn ich das heute bei anderen Ärzten schildere, erhalte ich standardmäßig die Antwort: „Das kann nicht sein, dass das eine Ärztin gesagt hat.“ Doch, leider ja! – aber das ist ein anderes Thema.) Jedenfalls meinte meine Mutter es wirklich nur gut mit mir und achtete auf Ratschlag der Ärzt:innen darauf, dass ich nicht weiter zunehme, eher abnehme. Damit wurden Essen, Gewicht und Aussehen zu DEN Themen zwischen mir und meiner Mutter.

Schokoladenfondue zu essen ist mir peinlich

Tagebucheintrag von Dienstag, 30.08.

Direkt nach der Schule ist Kathi mit zu uns nach Hause gekommen. Das hat total viel Spaß gemacht. Wir wollen uns unbedingt mal wieder treffen. Da ich mit ihr nachmittags spontan Schokoladenfondue gemacht habe (es war Kathis Vorschlag), gab es heute Abend nur Salat. Natürlich waren Kathi und ich auch noch beim Leichtathletik-Training. Eben hat Mama mir auch noch eine Lektion übers Abnehmen erzählt.

Die Lektion übers Abnehmen

Mama hat mich gefragt, ob ich gesehen habe, wie meine Freundin Kathi sich im Spiegel angeschaut hat und ob ich weiß, worauf sie da geachtet hat. Was für eine Frage. Natürlich wusste ich, welche Antwort Mama jetzt hören wollte. Nämlich, dass Kathi sich ihren Po angeschaut hat, der zugegebenermaßen echt hübsch war. Töchter wissen, was Mütter hören wollen. Genauso wie Mütter zu wissen meinen, was gut für ihre Töchter ist. Auf Mamas Frage habe ich also mit „Ja“ geantwortet. Mama meinte dann mal wieder, dass sie mir das trotzdem nochmal ganz genau erklären muss: „Ja richtig, sie hat geschaut, dass ihr Po nicht zu dick ist.“ Ich habe mich von Mama für dumm gehalten gefühlt, als ob ich nicht wüsste, was Mama denken und sich von mir wünschen würde. Ich wusste es genau. Und weil ich genau wusste, dass ich ihren Erwartungen, so wie ich gerade war, eben nicht entsprach, fühlte ich mich gekränkt, nicht liebenswert und minderwertig. Ich wusste so genau, was sie sich für eine Tochter wünschte. Wie sie auszusehen und zu essen hatte. Das ich das nicht erfüllte, war mir schon lange klar. Zumindest kam es damals immer so bei mir an, obwohl meine Mutter es immer nur gut mit mir meinte. Heute sprechen meine Mutter und ich offen darüber. Es tut ihr wahnsinnig unbeschreiblich doll leid, ihr Körperideal so stark auf mich projiziert zu haben. Heute sehen wir die Entstehung meiner Anorexie als ein riesengroßes Missverständnis zwischen ihr und mir. Das Einzige, was Mama damals wollte war, dass ich aufgrund meines Aussehens nicht gemobbt werde oder selbst damit unzufrieden bin. Sie liebte mich immer so wie ich war. Sie wollte nur, dass es mir gut geht. Und sie nahm aufgrund ihres Schönheitsideals an, dass ich mich in meinem Körper nicht wohlfühlen könne und dass die Gefahr bestand, dass ich aufgrund meiner körperlichen Veränderungen gemobbt werden würde. Das wollte sie nicht für ihre geliebte Tochter. Bei mir kam aber an: „Du bist nicht gut so wie du bist.“ Deswegen habe ich mich während Kathi und ich zum Vorbereiten und Essen des Schokoladenfondues in der Küche waren, gegenüber Mama, die sich im Wohnzimmer nebenan aufhielt, sehr unwohl und peinlich beobachtet gefühlt. Auch wenn ich mir eigentlich bewusst war, dass ich ihre Wünsche an eine Tochter bezüglich Aussehen und Essen nicht erfüllte, tat es trotzdem immer dann ganz besonders sehr weh, wenn ich das so direkt zu spüren bekam wie in der folgenden Situation:

Tagebucheintrag von Mittwoch, 31.08.

Jetzt ist es ernst. Du musst abnehmen!

Es tut so weh, sich an diesen Tag, diese Situation zurückzuerinnern. Sie war für mich der definitive Auslöser meines ganzen Leidenswegs, der Tag, an dem ich magersüchtig wurde.

Mama, ihr Freund und mein Bruder und ich sitzen gemeinsam am Abendbrottisch in der Küche. Der Korb mit Brot steht auf dem Tisch. Dazu Käse, Aufschnitt und Gemüse. Ich habe vielleicht zwei Scheiben Brot gegessen. Ich habe noch Hunger. Und greife nach dem Brotkorb, um mir eine weitere Scheibe daraus zu nehmen. Ich erschrecke: „Nein, Olivia! Das reicht jetzt. Du hörst jetzt auf zu essen. Komm mal mit mir vor die Tür.“, fährt Mama dazwischen. Wir gehen zu zweit in den Flur. Mama zieht die Küchentür hinter sich zu. Im Flur erteilt sie mir nochmal eine Lektion übers Abnehmen: „Jetzt ist Stopp mit Essen. Zwei Scheiben Brot reichen. Jetzt musst du wirklich mal aufpassen, dass du nicht noch dicker wirst und noch weiter zunimmst. Jetzt ist mal Stopp. Du achtest jetzt mal mehr darauf, was und wie viel du isst. Es wird nicht mehr so viel genascht! Dieses ganze süße Zeug. Ich habe immer darauf geachtet, als ihr klein wart, dass ihr euch gesund ernährt. Du bist nicht so viel in Bewegung wie dein Bruder Torben. Deswegen verbraucht dein Körper nicht so viel wie seiner. Torben kann es ab, so viel zu essen, er verbrennt das ja auch und er ist ja auch noch im Wachstum. Männer verbrauchen sowieso mehr als Frauen. Ab heute wird abgenommen.

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Wir stehen im Treppenhaus gegenüber des Spiegels. Die anderen beiden sitzen währenddessen in der Küche und essen weiter Abendbrot oder lauschen. Ich weiß nicht, wie laut Mamas Stimme zu hören war. Mama hat die Angewohnheit, wenn ihr etwas wichtig ist, in einen nicht enden wollenden Redeschwall auszubrechen.

So ist es auch dieses Mal.

Mir stehen die Tränen in den Augen.

Ich lasse es über mich ergehen. 

Natürlich nehme ich mir das, was sie gesagt hat, sehr zu Herzen. Es ist immerhin meine Mutter, die möchte, dass ich abnehme und sie hat immer recht aus Sicht meines kindlichen Ichs. Wir gehen zurück in die Küche und setzen uns wieder zu den Männern an den gedeckten Abendbrottisch. Ich esse nichts mehr. Und warte einfach nur schweigend, bis wir endlich den Tisch abdecken und ich auf mein Zimmer verschwinden kann, um endlich zu weinen. Denn ich wusste: Gegenüber meinen Eltern muss ich stark sein.

Als ich endlich auf meinem Zimmer allein war, fing ich an zu heulen und schnappte mir mein Tagebuch und schrieb darin einen Abnehmplan für die nächste Woche auf. Ich sah zu, dass ich jeden Tag Bewegung einbaute und bereitete zwei Spalten für mein Gewicht vor: eine für morgens und eine für abends.

Ich begann, mich täglich zu wiegen. Vorher hatte ich das fast nie gemacht. Eigentlich nur beim Arzt und ab und zu auch schonmal heimlich zwischendurch mittags, bevor Mama von ihrer Arbeit nach Hause kam. Ich stürzte mich völlig unwissend darüber, was ich tat, Hals über Kopf in die Magersucht und wendete so all die angestaute Wut in mir im Kampf gegen mich selbst auf.

Ich richtete alle Wut gegen mich selbst

Schlussendlich war ich einfach wütend darauf, dass ich überhaupt ich bin. Dass ich in meinem „Scheiß-Körper“ lebe. Ich richtete all meine Wut gegen mich selbst. Vielleicht hatte ich gerade begonnen, mich mit meinem neuen Körper nach der Pubertät anzufreunden, aber meine Familie gestaltete mir das quasi als ein unmögliches Vorhaben.

MEIN Körper wurde zu einem gemeinsamen Familienthema. Als ob es nichts Spannenderes gäbe…Das Thema wurde immer wieder aufgewühlt. Ich wusste nicht, dass andere Familien nicht so sein könnten. Ich dachte, jede Familie ist so wie meine und das sei normal. Trotzdem wollte ich ENDLICH Aufmerksamkeit haben. Ich sehnte mich danach, ernst genommen zu werden mit meinen Wünschen und meinen Bedürfnissen. Ich wollte endlich, dass ich das machen und essen darf, was ich möchte und so viel wie ich möchte. Ich wollte, dass es meiner Seele jetzt sofort besser geht. Mein Körper war mir dabei egal. Ich habe erkannt, dass ich etwas an mir ändern muss, damit die Situation besser wird und dass ich die anderen nicht ändern kann. Mit der Magersucht ging es meiner Seele in dieser Situation besser.

Die Magersucht war für mich der einzige Ausweg daraus gewesen, es mit meiner Familie weiterhin auszuhalten, endlich keine Kritik mehr für mein Aussehen oder Essverhalten zu bekommen. Ich wusste, dass ich nichts an der Situation verändern konnte außer mein Verhalten. Jetzt war mir klar: wollte ich weiter um Anerkennung von meiner Familie kämpfen, muss ich abnehmen. Der anfängliche Wunsch abzunehmen, wurde schleichend und rasch zugleich zum Ausdruck meines Bedürfnisses nach Fürsorge und Aufmerksamkeit durch meine Eltern.

Meine Tagebucheinträge drehten sich von Tag zu Tag mehr um mein Gewicht:

Donnerstag, 08.09.

Heute morgen habe ich 300 Gramm weniger gewogen als die letzten beiden Tage. Gut, oder??? 

 

Freitag, 09.09.

Heute morgen habe ich wieder 300 Gramm weniger gewogen. Juhu. XX Kg geknackt.

 

Samstag, 17.09.

Minus 400 Gramm.

 

Mittwoch, 26.10.

Neuer Rekord! XX kg!

 

Mittwoch, 09.11.

Ich glaube, ich habe zu viel gegessen.

 

Freitag, 11.11.

Waage ist wieder heile und gleich neuer Rekord! Minus 1,7 kg!

 

Donnerstag, 01.12.

Minus 2,8 kg.

 

Freitag, 02.12.

Juhu! XX kg geknackt!!!

… meine „neuen Rekorde“ konnte ich schon bald nicht mehr bremsen.

Als ich das heute, 13 Jahre später, einer Freundin erzählte, sagte sie zu mir: „Es scheint fast so, als hätte die Tochter deiner Eltern nur magersüchtig werden können“. Damit will ich Magersucht nicht verherrlichen, sondern aufzeigen, wie eng verstrickt Essstörungen mit dem Familiensystem sein können.

Was ich Eltern gerne sagen möchte

Ich würde niemals wollen, dass meine Mutter sich schuldig fühlt, weil sie mit zur Entstehung meiner Essstörung beigetragen hat, indem sie ihr Körperbild bzw. das, was ihr durch die Gesellschaft beigebracht wurde, auf mich projiziert hat. Sie hat sich so oft dafür bei mir entschuldigt, mich mit ihrem Schönheitsideal so stark beeinflusst zu haben. Sie hat mir heute versprochen, dass sie mich immer lieben wird: egal, ob dick oder dünn, alt oder jung, klein oder groß, erfolgreich oder nicht erfolgreich, egal, was ich esse und was ich nicht esse. Es fällt mir manchmal zwar immer noch sehr schwer, ihrem Versprechen wirklich auch zu glauben, weil es meine ganze Kindheit und Jugend lang anders bei mir ankam. Doch es ist das Einzige, was meiner Mutter heute bleibt. Sie kann das Vergangene nicht ändern. Sie kann nur daraus lernen, ihr eigenes Verhalten reflektieren und ihr Verhalten heute ändern. Und dass sie das macht, dass sie sich darauf einlässt und gleichzeitig um sich selbst kümmert, macht sie aus meiner Sicht zu einer unglaublich starken Person. Es gehört einiges dazu, sich um sich selbst zu kümmern, sich eigene Fehler einzugestehen, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und sich immer wieder aktiv dafür einzusetzen, dieses Verhalten zu verändern.

Das ist wahrer Mut und wahre Stärke! Und das verbindet uns heute.

Wenn du ein Elternteil bist und dich um dein Kind sorgst in Bezug auf Essverhalten, Gewicht, Körperbild, dann bitten wir dich, dich möglichst bald dazu beraten zu lassen. Eine gute Anlaufstelle für Elternberatung bei Essstörungen ist zum Beispiel ANAD e.V

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Quelle: Pexels - SHVETS production

You can’t catch me now: Mein Umgang mit der Waage.

Melanie

Menschen, die von Essstörungen betroffen sind oder es einmal waren, machen sich im Prozess der Heilung auf den Weg die Verbindung zum eigenen Körper wieder herzustellen, das eigene Bauchgefühl wieder zu finden und zu lernen darauf wieder voll Vertrauen zu hören. Auf diesem Weg liegen kleinere und größere Steine, die es geduldig aus dem Weg zu räumen gilt. Einer dieser Steine ist die Konfrontation und der Umgang mit der Waage. Warum ich mir erlaubt habe, wieder zu lernen mir selbst und meinem Körpergefühl zu vertrauen, welche Rolle dabei die Waage spielt und was mir in diesem anhaltenden Prozess hilft, möchte ich hier teilen.

 

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Eine Körperwaage: sehr viel mehr als ein technisches Gerät

Für mich, wie auch für so viele andere Betroffene, ist die Waage leider nicht nur ein technisches Gerät, sondern aufgeladen mit verschiedensten Gefühlen, Gedanken und geknüpft an zwanghaftes Verhalten.

Ganz weit oben ist da Scham. In meiner ersten richtigen Therapie stellte mich die Therapeutin nach jeder Session auf die Waage. Ich erinnere mich an Momente peinlicher Stille, in denen ich meine Schuhe nicht ausgezogen bekam, an den Schnürsenkel panisch zerrte, (was die Sache natürlich nur zusätzlich verschlimmerte) und schon Hitze in meinen Kopf schießen spürte. Mit einem Mal waren mir meine bunten Socken unendlich peinlich und tausend Gedanken ratterten gleichzeitig durch meinen Kopf: Wie wird das kommentiert, wenn ich zugenommen habe? Wie wird das kommentiert, wenn ich abgenommen habe? Welche Konsequenzen wird das Ergebnis haben? Heute weiß ich, dass das in ein therapeutisches Setting zu verlegen eine gesunde und wichtige Entscheidung war. Es war durchaus eine Erleichterung mit dieser Herausforderung nicht alleine sein zu müssen. Trotzdem war das Wiegen vor externen Personen, egal ob besorgte Familienmitglieder, netten Ärzthelfer:innen oder professionellen Therapeut:innen, für mich beschämend. Nicht nur, weil die sich verändernde Zahl verschiedenste Gefühle und Gedanken in mir auslöste, ich schämte mich dafür, mich überhaupt in so einer Situation zu befinden. Bei etwas scheinbar so Banalem, Unterstützung zu benötigen.

Neben dem Gefühl der Scham löste das Wiegen auch Gefühle der Neugier und eine Art von kribbelndem Hochgefühl in mir aus. Hinter der vermeintlichen Neugier befand sich allerdings ein zwanghaftes Verhalten, was mich immer wieder auf die Waage zog. Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen mit Suchtcharakter und allein ein Blick auf die Waage als bloßes technisches Gerät, welches so unscheinbar im Bad, Schlafzimmer, bei Freud:innen, manchmal sogar in der Öffentlichkeit (!) oder sonst wo steht, kann Druck auslösen. Ich traute meiner Körperwahrnehmung überhaupt nicht, daher regelte unter anderem die Zahl auf der Waage das für mich. Habe ich mich längere Zeit nicht gewogen, fühlte ich mich irgendwie „verloren“ und unsicher. Dieses Nichtwissen nutzte die Stimme der Essstörung um mir ein unangenehmes Körpergefühl einzureden. Paradoxerweise erlebte ich dasselbe Gefühl auch dann, wenn ich über mein Gewicht Bescheid wusste. Egal wie das Ergebnis ausfiel, es blieb verunsichernd. Das beschriebene „Nach-dem-Wiegen-und-es-ist-weniger“ – Hochgefühl ist natürlich absolut trügerisch, kurzweilig und die Quelle dafür nicht das gesunde Selbst. An dieser Stelle ganz deutlich: die Essstörung ist niemals zufrieden und sie wird es auch niemals sein. Sie ist eine Erkrankung, welche den Körper und die Seele auszehrt.

Das Hochgefühl, wenn überhaupt, ist von nur sehr, sehr kurzer Dauer. Auch eine Gewichtsabnahme nutzt die Essstörung aus, um erneuten Stress und neuen Druck auszulösen. Kurzum: keine Chance sie zufriedenzustellen. Es ist ein ständiger Teufelskreislauf, ein Sog, gekoppelt an hartnäckige, fiese, selbstzerstörerische Glaubenssätze, und es fordert enorm viel Kraft und Mut da auszusteigen. Sich dem entgegenzustellen.

Last but not least war das Wiegen natürlich von einer konfusen, aber deswegen nicht weniger starken Angst begleitet, in der alle zuvor angeführten Gefühle irgendwie zusammenkamen.

Die Waage wurde so im Laufe der Zeit zu einer irrationalen Bedrohung, obwohl sie doch, im therapeutisch-ärztlichen Setting, den Heilungsprozess absichern soll. Auch zur langfristigen Stabilisierung kann sie durchaus konstruktiv eingesetzt werden. Und dann? Auch mit einem gesunden Gewicht, ist das noch keine Garantie dafür, dass der Kopf sich von einer übermäßigen Beschäftigung mit der Waage dauerhaft lösen kann. Die US-Amerikanische Psychotherapeutin Susan Schulherr schreibt in „Ess-Störungen für Dummies. Den Weg zurück ins Leben schaffen“ (Weinheim 2009): „Einer der wichtigsten Punkte auf dem Weg der Genesung ist es, andere Dinge an sich wertschätzen zu lernen als das Gewicht“.

Weniger „Gewicht“ aufs Gewicht

Ich habe für mich festgelegt, dass ich meinen Wert und mein WohlFÜHLEN nicht an nichtssagende Zahlen knüpfen möchte. Ich selbst möchte meine eigene Quelle sein aus der ich Sicherheit und Vertrauen in jedem Augenblick schöpfen kann. Ich möchte Veränderungen in mein Leben lassen, meiner Persönlichkeit und meinen Werten Raum geben. Ich möchte nicht den Idealen und Forderungen einer diätverherrlichenden Gesellschaft nachjagen, die ich sowieso niemals erfüllen kann und auch nicht erfüllen möchte.

Ich möchte mich in und mit meinem Körper wohlFÜHLEN.

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Drei konkrete Tipps im Umgang mit der Waage

  1. Konstruktive statt destruktiver Gedankenbilder
    Eine Möglichkeit sehe ich in der Kraft der Gedanken. Lange Zeit habe ich mir erfolgreich eingeredet, dass Gewichtsveränderungen etwas Schlechtes sind, dass mein Körper sich nicht verändern darf und dass ich nur über meinen sichtbar kranken Körper meine Bedürfnisse kommunizieren kann. Also kann ich mir das auch genauso gut erfolgreich wieder ausreden! Ein alternativer Zugang zu einem gesunden Körperempfinden, der es nicht nötig macht ständig auf die Waage zu steigen, sind Gedankenbilder. In ihnen kann ich mich an jeden beliebigen Ort stellen. Einzige Bedingung: ich muss mich dort wohl und sicher fühlen. Dabei stelle ich mir jedes Detail ganz genau vor. Was ich dort sehe, höre und rieche. Welche Kleidung ich trage, wie meine Haare aussehen, welche Körperhaltung ich einnehme. Ein Gedankenbild von mir ist beispielsweise eine Kulisse am Meer. Dort spüre ich den Wind auf meiner Haut und in meinen Haaren. Ich stelle mir vor was ich sehe und ich nehme mich selbst wahr. Diese Bilder in meinem Kopf gestalte ich bewusst so, dass ich mich darin frei und wohl fühle. An Tagen, an denen ein unangenehmes Körpergefühl übermächtig wird, hole ich mir die Gedankenbilder hervor. Sie sind dann eine konstruktive Alternative zu destruktivem Verhalten. Die von mir gestalteten Gedankenbilder sind, ebenso wie die Bilder, welche die Essstörung im Kopf ständig produziert, fiktiv, aber sie haben ganz entgegengesetzte Effekte. Mit der Zeit und mit etwas Übung, werden meine eigenen Gedankenbilder kräftiger und es fällt mir leichter mich diesen zuzuwenden. Wichtig ist sich etwas Zeit zunehmen, um diese Gedankenbilder zu kreieren. Ich habe sie mir zusätzlich aufgeschrieben, was ihnen nochmal mehr Intensität und Tiefe verleiht. Der Kreativität sind da aber natürlich keine Grenzen gesetzt.
  2. Gemeinsam „Grenzen“ überwinden
    Eine weitere Möglichkeit sehe ich darin gemeinsam „Grenzen“ zu überwinden. Mit „Grenzen“ meine ich in diesem Fall jene Gewichtsgrenzen, welche die Erkrankung „festlegt“. Das reicht von „Bevor ich nicht XY Gewicht erreicht habe, bin ich nicht krank genug“ bis zu „Okay, ich werde zunehmen, aber nur bis ich XY Gewicht erreicht habe“. Die Heilung einer Essstörung bedeutet aber viele, viele „Grenzen“ (oder „Hürden“, „Regeln“ etc.) ständig zu überwinden. Das erfordert viel Mut und ist mit viel Angst verbunden. Gerade dann, wenn krankhafte Grenzen (endlich!) gesprengt werden, tut es gut nicht alleine zu sein und aufgefangen zu werden. Alle Gedanken, Gefühle und Tränen sind okay, nur aus Angst vor dem Ungewissen sich wieder zurückzuziehen wäre fatal. Gerade dann, wenn „Neuland“ (Waage aus dem Haushalt verbannen, gesundes Gewicht erreichen etc.) betreten wird, wo so viel Schönes wartet (!), sind helfende Hände von lieben und vertrauten Menschen sehr wertvoll. Sich Unterstützung und Hilfe zu holen ist eine große Ressource. Es ist eine enorme Stärke, diese zu aktivieren.
  3. Die Lücke füllen
    Als mir bewusst geworden ist, dass mir dieses temporäre Hochgefühl des Wiegens (was immer es mir auch gab (Pseudokontrolle, Zuwendung, Aufmerksamkeit)), fehlt, wurde mir klar, dass ich etwas anderes finden muss, um die entstandene Lücke zu füllen. Zunächst muss ich mir selbst aber die Frage stellen, wofür die Waage in meinem Leben steht und welches Defizit sie auszugleichen versucht. So kann dann eine Alternative gefunden werden, die das vermeintliche, trügerische und kurzweilige Hochgefühl durch ein anhaltendes, starkes und echtes Gefühl austauschen kann. Ich muss nicht wissen wie viel ich wiege, um glücklich zu sein.

Der Waage ihre Macht nehmen

Jeder Krankheitsverlauf ist unterschiedlich und so gibt es auch nicht „den einen“ Umgang mit der Waage. Es soll gar nicht ausgeschlossen werden, dass ein gesunder Umgang mit ihr unmöglich ist. Manchmal kann aber auch das ärztliche Wiegen die Erkrankung zusätzlich anstacheln. Besonders in Kliniken in Deutschland wird viel Aufmerksamkeit auf Wiegen und Gewichtsregulation gelegt. Das ist bis zu einem gewissen Grad unabkömmlich, denn Körper, die sich auf Dauer im Defizit befinden, können fatale gesundheitliche Folgen bis hin zum Tod nach sich ziehen. Wird diese starke Aufmerksamkeit auf Waage und Gewicht von der Erkrankung ausgenutzt, sollte etwas verändert werden.

Durch das ehrliche Beantworten der folgenden Fragen wird schnell klar, ob es ein gesunder oder doch eher destruktiver Umgang ist.

Mit welcher Absicht steige ich jetzt auf die Waage?
Welche Gedanken und Gefühle löst die Zahl auf der Waage in mir aus?
Wie beeinflusst das Ergebnis meine Stimmung und mein Verhalten unmittelbar jetzt?
Wie bewerte ich Gewichtsschwankungen? Kann ich diese gleichermaßen annehmen?

Einmal kurz auf die Waage steigen mag verlockend sein, doch das ist nur die altbekannte Spitze des Eisbergs. Die Waage sollte nicht die Macht haben darüber zu bestimmen, welchen Wert wir haben, wie unsere Persönlichkeit ist und wie wir uns in unseren Körpern fühlen dürfen. Diese Macht gebe ich ihr über mich nicht (mehr).

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Quelle: Pexels - Karolina Grabowska

In der Klemme:

wie ich versuche zwischen Leistungsdruck und Bestätigungsbedürfnis meinen Weg zu finden

Simon

Ich habe bei allem, was ich getan habe immer einen hohen Leistungsdruck gespürt. Und auch wenn ich gerne Gegenteiliges behauptet habe, war es mir zumindest unterbewusst doch immer sehr wichtig, was andere über mich denken. Dadurch kam ich in die Situation, nie das Gefühl zu haben, dass das, was ich tue richtig oder wertgeschätzt würde. Wie ich heute damit umgehe, erfahrt ihr hier.

 

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Der Stress-Klassiker: Erstellen der Abizeitung

Ich war in der Oberstufe unseres recht kleinen Gymnasiums schon länger an verschiedenen Hebeln aktiv. Und so wurde ich zum Verantwortlichen für die Erstellung der Abizeitung gewählt. Auch, wenn ich diese Aufgabe freiwillig und sehr gerne übernommen habe, fühlte ich den Druck der ganzen Stufe auf mir lasten. Schließlich sollte dieses Erinnerungsstück so ästhetisch, modern und angemessen kitschig wie möglich sein, dass sie die etwas mehr als 10 Euro pro Exemplar wert wäre und alle zufrieden wären.
Unabhängig davon, ob es tatsächlich so war oder nur ich das Gefühl hatte: der Erwartungsdruck kam mir immens vor, ich fühlte mich verantwortlich für jedweden möglich Fehler und ich hatte große Angst am Ende bloßgestellt zu werden und alle zu enttäuschen.

Nachdem die Abizeitung geschafft war, blieb mir der innere Druck jedoch erhalten. Denn ich war wieder enttäuscht von mir selbst: zum einen war das Feedback zwar durchweg positiv, aber beschränkte es sich auf wenige Menschen aus meinem nahen Umfeld. Leider kam auch ihr Lob nicht wirklich bei mir an, denn ich wollte keinesfalls selbstgerecht wirken. Ich konnte mich also selbst in dem Moment, als ich das positive Feedback bekam, auf das ich so lange hingearbeitet habe, nicht zurücklehnen und freuen, sondern hakte es viel mehr einfach wie eine To Do-Liste ab. Es fühlte sich an, als hätte ich nur das Mindeste geschafft, was ich erreichen musste.

Später merkte auch noch ein Lehrer an, er fände, dass ihm und seinen Kolleg:innen zu wenig Platz zugekommen sei und mit Scham musste ich feststellen, dass die Kritik gerechtfertigt war und wir noch nicht einmal Liste mit Lehrern unserer Fächer in Oberstufe hatten. Diese eine negative unter vielen positiven Kritiken blieb noch lange an mir hängen und kommt jedes Mal wieder auf, wenn ich die Abizeitung in die Hand nehme. Obwohl ich mit dem Endresultat rational mehr als zufrieden war, konnte ich emotional nie wirklich meinen Frieden damit finden.

Der Leistungsdruck kam in Wellen

Es fühlte sich für mich eine ganze Zeit lang in meinem Leben so an, als würde ich mich in einer Klemmzwänge befinden mit Leistungsdruck auf der einen und dem Bedürfnis nach Bestätigung dafür auf der anderen Seite. Die Abizeitung ist dafür nur ein Beispiel, die emotionale Last war mehr eine immer wieder hochkommende Welle, als die Ausnahme.

Wer ist schuld an meiner Gefühlswelt?

Tatsächlich muss ich da wohl den Finger zu allererst auf mich selbst richten. Wenn auch nicht nur. Da ich es rational ja verstanden habe, wie unnötig meine Zweifel eigentlich sind, liegt es eigentlich vor allem an mir, dass nun auch so in mein Handeln zu übersetzen, dass es mir auf lange Sicht besser geht. Aber auch die spätkapitalistische Gesellschaft und was sie mit sich bringt, ist nicht ganz unschuldig. Sowohl in der Schule, als auch außerhalb davon wird uns jungen Menschen beigebracht, ständig in Konkurrenz zu denken. Das spiegelt sich dann darin wider, dass ich als ein sehr strebsamer Mensch mich auch mit 90 oder sogar 100 Prozent Leistung nicht zufriedengeben will, sondern mir selbst immer mindestens 110 Prozent abverlange. Was klingt wie der Leitspruch des „How to become Alpha“-Trainings eines Erfolgsgurus, ist für mich zum Dauerdruck im Alltag und Verhinderer von Zufriedenheit geworden.

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Wie kommt man aus dieser Misere heraus?

Der erste Schritt lautet natürlich immer, sich der Situation und den eigenen Gefühlen bewusst werden. Danach wird es konkret und damit ungemein schwieriger.

Die Bestätigungssuche abzuschalten ist wohl unmöglich und evolutionär auch nicht clever. Sorgt die Bestätigung von außen und Schamgefühle nach innen ja auch dafür, dass wir als soziale Wesen den Anschluss an unsere Gruppe erhalten können.

Vielleicht ist es machbar, auch schon die Erhaltung und den Ausbau von sozialen Beziehungen als Bestätigung des aktuellen Handelns zu sehen. Und vermeintlich kleine Dinge, wie das positive Empfinden beim Beisammensein mit anderen, schon als Bestätigung wahrzunehmen.

Der Leistungsdruck lässt sich vielleicht dadurch verringern, indem man versucht, andere Menschen und deren Leistungen und vermeintlichen Erwartungen erstmal auszublenden. Sich auf sich und das, was für einen selbst am besten ist, zu fokussieren. Wenn man das schafft, ist sicher schon viel gewonnen, da man dann nicht darauf wartet, dass alle an dem, was man tut etwas auszusetzen haben.

Der Wunsch nach Anerkennung hat seine Berechtigung

Ich muss zugeben, dass ich in diesem Idealzustand bei Weitem noch nicht angekommen bin. Gleichzeitig finde ich, dass das wahrscheinlich auch okay so ist. Denn der Mechanismus, dass man sich besser fühlt, wenn man von anderen Bestätigung bekommt, ist evolutionär bedingt und schafft uns Zugehörigkeit ohne die wir nicht überleben könnten. Es sollte eben nur nicht darin ausarten, dass das Bedürfnis nach Bestätigung von außen so immens wird, dass man eigene Vorstellungen davon, was gut war und was nicht, überhaupt nicht mehr wahrnehmen und werten kann.

Abstand als Heilmittel

Für mich ganz persönlich hat sich herausgestellt, dass ich dem Druck durch mein Freiwilligenjahr im Ausland ein Stück weit entweichen konnte. Er ist immer noch da und sucht sich teilweise noch seine Bahnen in meinen Kopf, aber der Wechsel in eine unbekannte Umgebung – sozial, wie geographisch und kulturell – hat mir geholfen, mich mit dem erworbenen Wissen aus der Selbstreflektion ein Stück weit neu zu erfinden.

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"Menschen verbinden sich an Stellen, wo sie kaputt gegangen sind"

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Durch Abnehm-Kuren in ihrer Kindheit, Verletzungen beim Sport, unzähligen Diäten und einem geringen Selbstwert entwickelte Nicole Jäger eine Binge-Eating-Störung. Heute liegt ihr letzter Essanfall über fünf Jahre zurück und sie ist als Comedienne und Autorin mehr als erfolgreich. Mit InCogito hat sie über ihre Erfahrung mit ihrer Essstörung gesprochen, was ihr Selbstwertgefühl damit zu tun hat und was ihr das Schreiben gibt.

 

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InCogito: Bisherige Interviews mit dir beginnen oft damit, dass Du über dich selbst sagst „Ich bin eine fette Frau“. Wofür findest du es wichtig, deinen Körper so zu beschreiben?

Nicole Jäger: Ich finde das gar nicht wichtig. Meistens startet das Interview aber mit einer Frage zu meinem Körper. Und ich überlasse wirklich nur ungern die Kommunikationshoheit über mich jemand anderem. Deshalb stelle ich das zu Beginn gleich klar. Ich würde aber nie von selbst ein Interview so beginnen. Denn das ich übergewichtig bin, ist nicht das was mich ausmacht.

Was gab dir damals, als du begonnen hast, dich mit dir und deiner Essstörung auseinanderzusetzen die Zuversicht, dass du auch ohne Adipositas-Operation eine reelle Chance hast, gesund zu werden?

Ich bin überzeugt davon, dass Adipositas-Chirurgie nicht die Antwort auf eine Essstörung ist. Denn selbst wenn du operiert bist, bist du trotzdem essgestört. Die OP nimmt dir, dem Suchtdruck nachzukommen und vielleicht auch ein bisschen Druck von außen, weil du dann relativ schnell schlanker bist.

Aber es gibt ja einen Grund, warum Menschen, die solch eine OP hatten, danach in andere Süchte fallen, warum viele nach einer Operation so stark mit Suizidgedanken strugglen. Es ist eben nicht nur eine Operation. Eine Essstörung passiert nicht im Magen. Für mich war immer klar, wenn mein Magen nicht das Problem ist, wird auch eine OP an meinem Magen nicht die Lösung sein.

Ich glaube einfach, dass das Heil nicht im Schlank sein liegt. Denn im Umkehrschluss wären alle schlanken Menschen glücklich und das ist einfach nicht der Fall. 2 Prozent aller Menschen mit Adipositas weltweit schaffen es ohne Magen-OP. Das ist eine riesige Zahl. Und ja, warum sollte ich nicht dazugehören, mit dem nötigen Wissen und Geduld.

Das heißt dein Ziel war nicht abzunehmen, sondern der Essstörung zu begegnen? Denn oft wird in den Medien deine Gewichtsabnahme in den Vordergrund gestellt.

Ich glaube, das liegt daran, dass Essstörung immer noch gern weggelächelt werden. Und es gibt auch ein mir völlig unerklärbares Ranking der verschiedenen Formen von Essstörungen. Magersüchtig zu sein ist nicht so schlimm wie bulimisch zu sein. Bulimisch zu sein, ist aber viel schlimmer als esssüchtig zu sein. Das ist alles so ein Bullshit. Ich glaube, dass Essstörungen überhaupt nicht so wahrgenommen werden, als das was es ist. Nämlich als eine Störung, die für Betroffene ein ernsthaftes Problem ist. Viel mehr als nur ein Gewichtsproblem à la der oder die isst zu wenig oder zu viel. Und gerade dann, wenn wir von Binge-Eating-Disorder sprechen. Denn übergewichtig zu sein ist gesellschaftlich hoch problematisch. Deswegen sprechen wir darüber am allerwenigsten, denn Dicke sollen einfach abnehmen. Punkt. Und wenn Betroffene Gründe angeben, warum eine Abnahme nicht funktioniert, sind die nur vorgeschoben. Das ist die allgemeine gesellschaftliche Meinung. Und Essstörungen bei denen die Betroffenen schlank sind, sind dann gesellschaftlich legitim, weil die Personen eben schlank sind.

Dass der Körper von Menschen mit Essstörungen „nur“ ausdrückt, dass da was nicht in Ordnung ist, der Körper ein sichtbares Symptom ist und dass dahinter eine richtig krasse Geschichte steckt, erfährt gesellschaftlich meist überhaupt keine Würdigung. Am krassesten ist das der Fall, wenn wir über Esssüchte sprechen, bei denen Betroffene übergewichtig sind. Diese Menschen haben gesellschaftlich jede Legitimation verloren.

War es dein Ziel, abzunehmen als du begonnen hast, etwas anders zu machen? Wie bist du gestartet?

Am Anfang ging es bei mir schon auch um Gewichtsverlust. Doch ich musste, mich gleich zu Beginn auch mit der gesamten Thematik Essstörung beschäftigen, weil ich zu diesem Zeitpunkt schon 20 Jahre Diätkarriere hinter mir hatte – das hätte mich fast umgebracht. So konnte es für mich nicht weitergehen. Ich musste rausfinden, was eigentlich das verdammte Problem ist. Denn ich bin intelligent genug um zu verstehen, dass ein Apfel weniger Kalorien hat als Schokolade. Ich bin ja nicht blöd. Also musste ich mich damit auseinandersetzen, was denn sonst bei mir los ist. Ich musste rausfinden:Wofür steht das Essen bei mir.

War dir klar, dass du eine Essstörung hast?

Für mich war das ein sehr langer Prozess, anzuerkennen, dass das bei mir auch wirklich eine Essstörung ist. Und eben nicht: Ich bin nur zu faul. Andere schaffen es ja auch. Damit habe ich mich auch am Anfang auseinandergesetzt. Und dann musste ich herausfinden, was ich anders machen muss, damit ich überhaupt eine Chance habe. Denn ich wusste, Diäten machen es definitiv nur schlimmer. Das ist wie Öl ins Feuer zu gießen. Ich habe dann festgestellt, dass ich an das Mentale ranmuss. Ich brauchte eine Krankheitseinsicht und konnte dann die Haltung entwickeln: Wie kann ich mit meiner Essstörung gemeinsam einen Weg finden? Wie gehe ich mit dieser Erkrankung um?

Kannst du beschreiben, wie sich deine Essstörung heute im Vergleich zu vor deiner großen Abnahme anfühlt?

Die Essstörung fühlt sich heute nicht mehr so bedrohlich an. Sie fühlt sich meistens nicht mehr größer an als ich. Das habe ich in meinem Buch „Nicht direkt perfekt“ thematisiert. Ich sehe mich heute als Mensch und dieser lebt mit einer Essstörung. Sozusagen in friedlicher Koexistenz.

Ich habe für mich verinnerlicht, dass ich schon jetzt ein vollständiger Mensch bin und nicht nur, wenn die Essstörung komplett passé ist.

Bedeutet das für dich, dass du einen Teil deines Lebens mit der Essstörung teilst?

Ja, und das ist kein Aufgeben. Im Gegenteil. Ich werde sicher kein Mensch werden, der nie über essen nachdenkt. Denn das mache ich schon seit meinem 5. Lebensjahr. Mein Weg raus aus der Sache ist: zu wissen und zu fühlen: Essen tut mir nichts und ich bin okay. Ich bin jetzt an dem Punkt, dass ich mich nicht mehr schäme zu essen. Und eben auch der Punkt zu fühlen, dass es in Ordnung ist, übergewichtig zu sein.

Es wäre natürlich cool, wenn ich morgens aufwachen würde und denken würde: Essstörung? Nee weiß ich nicht, wie sich das anfühlt. Aber das glaube ich nicht. Ich denke, dass ich immer ein bisschen Awareness brauche, um nicht wieder dorthin zurückzufallen, wo es ganz schlimm war. Und dafür ist Essen immer ein bisschen mein Thema, aber es ist nicht mehr das Hauptthema.

Und ich glaube durchaus, dass Menschen da rauskommen können, was die Essstörung Negatives mit ihnen macht. Ich selbst bin auch keine Binge-Eaterin mehr. Mein letzter Anfall ist fünf Jahre her. Und trotzdem: Die Art wie ich esse, ist sehr Ausdruck dafür, wie es mir geht. Und das hilft mir auch, auf mich zu achten.

Derzeit ist Nicole Jäger mit ihrem Programm „Walküre“ in ganz Deutschland auf Tour. Wir können euch ihre Show, Bücher und zahlreichen Interviews nur wärmstens ans Herz legen.

Was hat dein Selbstwertgefühl mit deiner Genesung zu tun?

Die Frage danach ist eine sehr große. Ich weiß, ich war kein gewolltes Kind und ich glaube, ich bin kein sehr erwünschtes Kind gewesen. Und das habe ich gespürt. Ich habe als Kind verinnerlicht, dass mein Wert von meiner Leistung abhängt. Ich als Mensch muss mir meinen Wert und Liebe erarbeiten. Und weil ich auch noch übergewichtig bin, bin ich noch wertloser, weil mein Körper mich weniger liebenswert macht. Und das war dann auch meine feste Überzeugung. Ich musste erstmal herausfinden, dass mein Wert unabhängig ist von der Meinung einer anderen Person und unabhängig von meiner Leistung, und dass diese Überzeugung sehr stark mit meinem Essverhalten verbunden war.

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Und wie hast du das herausgefunden?

Ich habe begonnen, mir Fragen zu stellen: Warum bin ich mir es selbst nicht wert, mich gut um mich zu kümmern? Ich habe mich um andere gut kümmern können, aber nicht um mich. Mir wurde auch erst später klar, dass, wenn man isst, bis es einem nicht mehr gut geht, das ja auch eine Form von selbstverletzendem Verhalten ist. Ich musste mich fragen, weshalb ich Essen gegen mich nutzte, anstatt für mich.

An meinem Wert zu arbeiten und genug Respekt mir selbst gegenüber zu entwickeln, das war meine Aufgabe. Heute habe ich diesen Respekt vor mir selbst und kann auch diesem Schuldgefühl Einhalt gebieten und sagen: es geht um mein Recht auf Essen, auf mein Leben. Und seit ich das nicht nur kognitiv, sondern auch emotional verstanden habe, seitdem wird es besser.

Kannst du beschreiben, wie du an deinem Selbstwert gearbeitet hast?

Ich habe begonnen, mich mitzuteilen, mir Hilfe zu suchen. Ich durfte erfahren, dass ich darüber sprechen kann, ohne dass die Welt untergeht. Ich habe mich geöffnet, gesagt, was mir unangenehm ist, wofür ich mich schäme. Und dann wurde es einfacher, weil mein Gegenüber mich besser verstehen konnte. Das Gefühl in mir, das so ohrenbetäubend laut war, wurde leiser. Ich habe Mitwisser geschaffen. So konnte das Gefühl raus aus mir.

Du sprichst heute über sehr persönliche Themen in der Öffentlichkeit, in deinen Büchern, Shows und Interviews. Fällt dir das leicht?

Das was ich mache, ist für mich immer eine Überwindung, weil es so persönlich ist. Und ich bin sehr emotional und sensibel und man kann mich verletzten. Ich bin nicht kugelsicher. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, genau darum eine Mauer zu bauen. Ich war ein sehr rougher Mensch und habe festgestellt, dass ich damit unglaublich unglücklich bin. Mit dem Gewicht, das ich verlor – heute ungefähr 190 Kilogramm, wurde ich auch angreifbarer und habe festgestellt, dass das gar nicht schlimm ist.

Ich glaube, dass wir auch als Gesellschaft weiterkommen würden, wenn wir uns trauen würden, uns gegenseitig die Sachen zu zeigen, die nicht so schön an uns sind, dich nicht leicht sind. Denn Menschen verbinden sich an den Stellen, wo sie kaputt gegangen sind. Und nicht an den schönen Stellen. Und es ist immer eine Überwindung darüber zu sprechen.

Hier bei InCogito bieten wir Schreibworkshops als Selbsthilfe an. Wie machst du dir das Schreiben zunutze?

Ich brauchte einen Ausdruck, ich wollte darüber sprechen, und ich wollte nicht, dass Menschen die in einer ähnlichen Situation sind, sich einsam fühlen. Wenn wir uns trauen verletzlich zu sein, dann erlauben wir unserem Gegenüber die Schilde runterzufahren.

Schreiben ist meine persönliche Delphin-Therapie. Im Schreiben habe ich die Chance, mich auszudrücken – mit so viel Zeit wie auch immer ich brauche, ich kann mich immer wieder korrigieren. Und vor allem – ich kann hinterher von außen drauf gucken, zurücktreten, Abstand nehmen.

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Das Interview führte Nora Stankewitz

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Retter in der Not: Meine Essstörung, das Antidepressivum und ich

Hannah

Nichts ist für Menschen mit Essstörung so beängstigend, wie Medikamente zu nehmen, die angeblich dick machen. Aber Antidepressiva können Leben retten. Lass dich nicht von Vorurteilen leiten, sondern von Selbstliebe!

 

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Klar, frische Luft, Bewegung, Freizeit mit Freunden, Routinen, meinetwegen auch Therapie. Aber Tabletten? Nein danke! So dachte ich viele Jahre – eigentlich den größten Teil meines Lebens, meines Lebens mit einer Angststörung, mit Depressionen und ganz viel Selbsthass.

Tabletten, nein danke?

Die Geschichte meiner emotionalen Krisen reicht so weit zurück wie die meiner Essstörung. Trotzdem ließ sich der Verzicht auf Psychopharmaka lange gut begründen: Ich funktionierte. Nicht für mich selbst, nicht unbedingt für meine Freunde und Partner, aber, wie sagt man so schön, ich hatte mein Leben trotzdem ziemlich gut, mehr als nur gut im Griff.
Es gibt eine Million Vorurteile gegenüber Antidepressiva und ich glaubte sie alle: Sie machen dumm, sie machen stumpf, sie nehmen dir deine Persönlichkeit, deine Kreativität, deine Träume, deine Sexualität und natürlich machen sie dich dick wie eine selbstzufriedene Wohnungskatze. Oh Boy, lag ich daneben.
Als ich mich endlich – endlich! – entschloss, es doch zu versuchen und die Tabletten in mein Leben zu lassen, erlebte ich ein kleines Wunder. Das erste Mal seit meiner frühesten Kindheit war ich entspannt, zufrieden und nahezu angstfrei. Mein Medikament war mein Retter in der Not, und das, obwohl die eine oder andere Befürchtung sich bewahrheitete.

Du musst das nicht aushalten

Der Tag, an dem ich nicht mehr konnte, war ein Freitag. Ich war seit einer Woche ständigen Panikattacken ausgesetzt, lag im Bett und weinte ins Telefon, an dessen anderem Ende mein bester Freund besorgt zuhörte.
An diesem Tag sprach besagter Freund die magischen Worte: „Du musst das nicht aushalten.“ Natürlich beweist es Stärke, sich selbst aus Krisen befreien zu können, aber es ist erlaubt, sich helfen zu lassen, wenn nötig auch mit Medikamenten. Endlich verstand ich, dass ich der ganzen Misere nicht hilflos ausgesetzt war. Also vereinbarte ich einen Termin bei einem Psychiater.

Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva werden auch „Stimmungsaufheller“ genannt. Sie wirken gegen eine ganze Reihe von Beschwerden, die mit Depressionen zusammenhängen. Jedes Gehirn besteht aus unzähligen Nervenzellen, die durch sogenannte Botenstoffe, zum Beispiel Serotonin oder Noradrenalin, miteinander kommunizieren. Wenn das Gleichgewicht dieser Botenstoffe gestört ist, können Depressionen entstehen.
Jetzt wird es etwas technisch: Es gibt viele unterschiedliche Wirkstoffgruppen von Antidepressiva, die bei verschiedenen Symptomkombinationen verschrieben werden. Welche die passende ist, muss ein:e Ärzt:in gemeinsam mit den Patient:innen entscheiden. Da die Medikamente erst nach zwei bis sechs Wochen ihre Wirkung entfalten, braucht es ein wenig Geduld und manchmal auch die Bereitschaft, mehrere Wirkstoffe auszuprobieren.
Jedes Antidepressivum hat Nebenwirkungen. Die sind in einer langen Liste in der Packungsbeilage aufgezählt. Weil diese Liste ziemlich gruselig ist, empfehlen Psychiater*innen manchmal, sie nicht selbst zu lesen, sondern das Freund:innen oder Angehörigen zu überlassen. Die können dann auch reagieren, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte.

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Nebenwirkung: Gewichtszunahme

Eine dieser Nebenwirkungen ist bei manchen Präparaten Gewichtszunahme. Um es gleich vorauszuschicken: Antidepressiva, die heute verschrieben werden, sind viel besser verträglich als noch vor 10, 20 oder 30 Jahren. Früher wurden zum Beispiel besonders oft sogenannte Trizyklika verordnet, die für ihre negativen Auswirkungen auf das Körpergewicht bekannt sind*. Diese Wirkstoffgruppe existiert zwar immer noch (überarbeitet und verbessert), Psychiater:innen greifen aber in der Regel auf deutlich verträglichere Medikamente zurück.
Diejenigen Medikamente, die hauptsächlich nach wie vor Gewichtszunahme verursachen können, sind SSRIs, selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, und SSNRIs, selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Beide erhöhen den Serotoninspiegel.
Serotonin ist ein Botenstoff, der für sehr viele Prozesse im Körper verantwortlich ist. Es steuert Schlaf, Appetit und Verdauung, regelt soziales Verhalten und ist für Glücksgefühle verantwortlich*. Wenn du dich in eine warme Badewanne legst, schüttet dein Gehirn jede Menge Serotonin aus. Du fühlst dich wohlig und geborgen. Zu wenig Serotonin kann depressiv machen.

Mehr Selbstliebe bitte!

Wenige Wochen nachdem ich mein Antidepressivum (ein SSRI) angesetzt hatte, ging es mir deutlich besser. Das erste Mal in meinem Leben konnte ich kampflos ein- und durchschlafen, Probleme fühlten sich weniger existenziell an, ich wurde umgänglicher und weniger neurotisch. Leider nahm ich auch zu.
Das passierte nicht sofort, was unter anderem daran lag, dass ich bestens über diese für mich beängstigendste aller Nebenwirkungen informiert war und fleißig gegensteuerte. Ich praktizierte quasi permanentes Intervallfasten, sparte an Fett, aß so gut wie gar nichts Süßes. Ich hatte gelesen, die Gewichtszunahme sei lediglich ein Ergebnis des gesteigerten Appetits. Ich arbeitete also gegen mich selbst und gegen einen Appetit, der, das denke ich rückblickend, vor allem dadurch gesteigert war, dass ich kaum etwas aß. Hello again, Essstörung! Trotzdem nahm ich nach etwa sechs bis acht Monaten langsam zu.
Achtung! Das passiert bei weitem nicht allen. Es gibt sogar Personen, die unter SSRIs abnehmen. Jeder Körper reagiert anders. Es lohnt sich also eigentlich überhaupt nicht, sich schon vor Beginn der Einnahme darüber Sorgen zu machen.
Eine ganze Weile bildete ich mir ein, ich könne das Problem allein in den Griff bekommen, noch weniger essen, mehr Bewegung, reiß dich zusammen! Es half nicht. Die Zwickmühle war gigantisch. Mir ging es gut, richtig gut, und trotzdem fühlte ich mich hässlich, absolut nicht liebens- und schon gar nicht begehrenswert. Ich konnte die Vorstellung, dass jemand mich in Unterwäsche oder sogar nackt sehen würde, überhaupt nicht ertragen.
Heute denke ich: Mehr Selbstliebe bitte!

Du hast es verdient, nicht depressiv zu sein

Denn jetzt folgen ein paar gute Nachrichten: Erstens: Wie genau Antidepressiva wirken und wie ihre Nebenwirkungen entstehen, ist bisher weitreichend ungeklärt. Sätze wie „Patient:innen, die von Antidepressiva zunehmen, müssen einfach nur auf ihre Ernährung achten“ sind totaler Unsinn. Wir wissen, dass Serotonin die Verdauung und den Stoffwechsel beeinflussen kann. Mehr oder weniger Serotonin im Hirn kann (muss aber nicht!) dazu führen, dass du ein guter oder schlechter Futterverwerter wirst, ohne dass du durch dein Verhalten daran etwas ändern kannst. Serotonin kann auch auf den weiblichen Hormonzyklus wirken und reguliert den Schlaf – beides hat Einfluss auf das Körpergewicht. Solltest du durch Antidepressiva ein paar Kilo zugelegt haben, ist es wichtig, dass du dir immer wieder klarmachst: Du bist nicht schuld!

Zweitens: Niemand, der vorher gertenschlank war, wird unter Antidepressiva adipös. Vielleicht schwankt dein Gewicht ein wenig, vielleicht aber auch nicht. Hier wie sonst auch im Leben gilt: Horrorszenarien sind unrealistisch.

Drittens: Keine Depressionen zu haben, ist wichtiger als Körpergewicht. Solltest du überlegen, ob du Medikamente ausprobierst, stell doch lieber dein Glück in den Vordergrund als die Frage, wie andere Menschen dich sehen könnten. Ich weiß, das ist gar nicht so einfach. Vor allem dann, wenn man an einer Körperschemastörung leidet und schon ein Kilo mehr auf der Wage im Spiegel doppelt und dreifach zählt. Auch Depressionen helfen nicht dabei, sich selbst zu mögen. Trotzdem solltest du dir immer wieder klarmachen, dass du es wert bist, dass es dir gut geht, dass du schlafen und dich freuen kannst. Du hast es verdient, nicht depressiv zu sein.

Viertens: Eine merkliche Gewichtszunahme zählt zu unerwünschten Nebenwirkungen, vor allem dann, wenn sie eine Ess- und/oder Körperschemastörung triggern. Wenn du davon betroffen bist, kannst du mit deiner Ärztin über Alternativen sprechen. Es gibt Wirkstoffe, bei denen diese Nebenwirkung nicht auftritt und sogar solche, die eher Gewichtsabnahme verursachen. Du bist nicht dazu verdammt, entweder mit mehr Gewicht oder mit Depressionen zu leben. Es gibt immer Alternativen.

Fünftens: Die wenigstens Menschen nehmen Antidepressiva ihr ganzes Leben lang. In der Regel klingen die Symptome ab. Die ärztliche Empfehlung lautet dann, noch ungefähr sechs Monate mit dem Absetzen zu warten und die Medikamente dann langsam ausschleichen zu lassen. Ich habe die zusätzlichen Kilos in den ersten Monaten nach dem Absetzen ganz problemlos wieder verloren. Der Stoffwechsel stellt sich ganz von allein wieder um. Keine Nebenwirkung bleibt dauerhaft.

Alles hängt zusammen

Psychische Probleme sind ein komplexes System. Essstörungen, Depressionen, Ängste, alles hängt miteinander zusammen. Wenn du Hilfe brauchst, solltest du sie in Anspruch nehmen. Belaste dich nicht mit dem Anspruch, alles allein schaffen zu wollen. Das müssen nicht immer Medikamente sein. Es gibt sehr wirkungsvolle Therapiemethoden und andere Behandlungsmöglichkeiten. Wenn du nicht gleich einen Termin bei einem Psychiater machen möchtest, sprich doch erst einmal mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt. Es ist völlig okay, sich für eine Behandlungsmethode zu entscheiden, mit der du gut leben kannst. Keine Entscheidung ist dabei endgültig. Wenn du dich mit einer Therapeutin nicht wohlfühlst, musst du nicht weiter hingehen. Wenn du mit den Nebenwirkungen eines Medikaments unglücklich bist, musst du es nicht mehr nehmen. Du ganz allein entscheidest dich für die Form der Therapie und Behandlung.

Disclaimer: Nur approbierte Ärztinnen und Ärzte dürfen Antidepressiva verschreiben. Du solltest dich niemals allein behandeln. Wenn du ein Medikament nehmen oder absetzen, die Dosierung ändern oder den Wirkstoff wechseln willst, solltest du immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Die Einnahme von Psychopharmaka muss medizinisch überwacht werden. Nimmst du Medikamente von Freunden oder anderen Personen an, bringst du dich selbst in Gefahr.

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Quelle: Pexels - Andrew Neel

Jenseits der Perfektion:

Die Last unrealistischer Schönheitsideale für junge Männer

Daniel

In einer Ära, die maßgeblich von visuellen Medien und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist, erleben junge Menschen einen zunehmenden Druck in Bezug auf ihre Körperbilder. Auch wenn es Mädchen und Frauen anders und offensichtlicher trifft, so sind auch Jungs und Männer gesellschaftlichen Erwartungen ausgesetzt. In diesem Beitrag untersucht InCogito-Autor Daniel, welche Folgen unrealistische Schönheitsideale für junge heranwachsende Männer haben können und wie es ihm als schwulen Mann mit diesen Schönheitsidealen geht.

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Die unsichtbare Last: Geschlechtsspezifische Erwartungen und persönliche Erfahrungen

In einer Welt, die von visuellen Medien geprägt ist, stehen junge schwule Männer nicht nur unter dem Druck ästhetischer Normen, sondern auch unter geschlechtsspezifischen Erwartungen. Frauen wurden und werden oft aufgrund äußerer Erscheinung bewertet, während Männer vor allem am finanziellen Erfolg gemessen wurden. Dieser Druck manifestiert sich in persönlichen Erfahrungen, wie dem Streben nach einem idealen Körperbild, um gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Auch wenn Körperbilder und -erwartungen konstant im Wandel sind, so zeigen populäre Influencer wie Andrew Tate, dass Unsicherheiten und Anforderungen an und um Männlichkeit profitabel sind.

Bigorexia: Die verzerrte Selbstwahrnehmung

Ständig perfekt bearbeitete Körper in Sozialen Medien zu sehen, kann die Erwartung hervorrufen, selber so aussehen zu müssen. Wenn dann die Erkenntnis eintrifft, dass man nicht so aussieht, dann fragt man sich, warum. Muskelaufbau braucht jedoch ewig. Und das verraten einem Influencer nicht, die einem ein Sechs-Wochen-Sixpack-Programm verkaufen wollen. Sie verraten einem auch nicht, dass die Gefahr besteht, niemals zufrieden zu sein. Denn die Körpererwartungen, denen wir ausgesetzt sind, setzen ein „niemals zufrieden, immer nach mehr streben“ voraus. „Bigorexia“, auch als Muskeldysmorphie bekannt, ist der von Mediziner:innen dafür genutzte Begriff. Es ist eine psychische Störung, bei der Betroffene eine verzerrte Wahrnehmung ihres eigenen Körpers haben. Trotz objektiver Muskulosität fühlen sie sich unzureichend muskulös, was zu extremen Fitness- und Ernährungsverhalten führt. Auf sozialen Netzwerken wird dieser Druck verstärkt, indem Nutzer:innen scheinbar „perfekte“ Körper präsentieren. Dass diese Körper jedoch nicht immer nur das Resultat von jahrelangem Training und Ernährung sind, sondern durch Bildbearbeitungen und auch Dopingmitteln erzielt wurden, bleibt aus. Stattdessen sehen wir auf Social Media das Ideal, 365 Tage in Form und „lean“ zu sein – also einen möglichst geringen Körperfettanteil für sichtbare Bauchmuskeln zu haben. Dies ist nicht nur für die meisten Menschen unrealistisch, sondern auch gefährlich.

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Die Rolle der Vorbilder und der Einfluss der Medien

Vorbilder aus dem Fitnessbereich können inspirierend, aber auch problematisch sein. Der Lebensstil, der stark auf körperliche Ästhetik ausgerichtet ist, vermittelt den Eindruck, dass nur ein muskulöser Körper erstrebenswert ist. Dies kann junge Jugendliche in einen Teufelskreis aus ständigem Training und restriktiver Ernährung führen. Die ständige Präsenz unrealistischer Körperbilder auf Plattformen wie TikTok und Instagram verstärkt diesen Druck weiter. Außerdem reden kaum Menschen darüber, dass ihre Ergebnisse mit Steroiden und anderen leistungssteigernden Mitteln erzielt wurden. Was realistisch erreichbar ist, ist nicht das, was auf Social-Media zu sehen ist. Der Standard ist somit nicht nur das   Bearbeiten von Bildern, sondern im Vorfeld Steroide und Anabolika zu nehmen. Das Aussehen vieler Influencer:innen ist somit schlicht unrealistisch. Dass das jedoch nicht so kommuniziert wird, ist ursächlich dafür, dass dann junge Menschen unrealistische Erwartungen an sich und ihren Körper haben.

Gesundheitliche Risiken und psychologische Auswirkungen

Der obsessiven Sorge um Muskelmasse und dem Idealbild folgend können ernährungsbedingte und physische Gesundheitsprobleme entstehen. Übermäßige Proteinzufuhr und überintensives Training belasten nicht nur die Nieren, sondern können auch Verletzungen und Langzeitschäden verursachen. Psychisch leiden Betroffene besonders unter dem ständigen Gefühl der Unzulänglichkeit, was zu Depressionen, Angststörungen und geringem Selbstwertgefühl führen kann. Fitness und Sport müssen nicht zu negativen Auswirkungen führen, aber es kann, sobald ein Leidensdruck entsteht. Sobald man sich in seinem Essverhalten zwanghaft fühlt. Als würde man sich jetzt zwingen müssen, das gesündeste Essen zu wählen oder gänzlich auf Nährstoffe wie Kohlenhydrate zu verzichten. Oder soziale Verabredungen konstant absagt und sich lieber dem Sport widmet. Es gibt Menschen, für die ist das ein Lifestyle, der sie glücklich macht, aber es gibt auch Menschen, die diesen Lifestyle zwar befolgen, den es aber nicht glücklich macht und die leiden, weil sie nur gesellschaftliche Erwartungen erfüllen, aber nicht sich selbst.

Meine Erfahrungen: Eine persönliche Reise durch das Labyrinth des Körperdrucks

Meine eigene Geschichte als Heranwachsender und jetzt erwachsener Mann spiegelt die Komplexität des Themas wider. Von meinen Eltern und Großeltern hörte ich oft, ich solle mehr essen und sei zu dünn, obwohl ich mich selbst nicht so empfand. Im Gegenteil, es gab Zeiten, in denen ich glaubte, zu dick zu sein.  Sport war für mich lange Zeit kein Thema, was zum Teil durch negative Erfahrungen im Mannschaftssport und im Sportunterricht bedingt war – ein Schicksal, das viele schwule Männer teilen, die Ausgrenzung und Gewalt erlebt haben. Auch wenn ich als Junge das Turnen für mich entdeckte, mied ich mit Beginn der Pubertät Umkleidekabinen – aus der Erfahrung, dort Opfer homophober Angriffe sein zu können. Sport war dann eine sehr lange Zeit kein Thema in meinem Leben.

Erst im Studium, nachdem ich Gewicht zugelegt hatte und andere Männer mich darauf ansprachen, begann ich, mich intensiver mit meinem Körper zu beschäftigen. Die Kritik traf mich tief, und aus der Furcht vor Ablehnung fing ich an, meinen Körper zu verändern. Während der Pandemie verlor ich 10 Kilogramm und begann exzessiv Sport zu treiben. Mein Ziel war es, Körperfett zu verlieren und Muskeln aufzubauen. Dieses neue Selbstbild brachte zwar körperliche Verbesserungen und Anerkennung, doch der psychische Preis war hoch. Ich ließ soziale Kontakte schleifen und verfolgte ein rigides Ernährungs- und Trainingsregime. Es fiel mir schwer, mit Freund:innen gemeinsam spontan was essen zu gehen. Viele Lebensmittel empfand ich als kategorisch ungesund. Anstatt dann diese für mich „unsinnigen“ Lebensmittel zu mir zu nehmen, aß ich lieber nichts. Und das, obwohl ich eigentlich gerne mit meinen Freund:innen gemeinsam esse. Meine Angst, fett zu werden oder aber bereits als fett wahrgenommen zu werden, war jedoch größer.

Die Suche nach Normalität als schwuler Mann

Das Gefühl, alleine zu sein und nicht der Norm zu entsprechen, ist eine zutiefst einsame Erfahrung. Als junger, heranwachsender schwuler Mann fühlte ich mich oft als „nicht normal“, ein Eindruck, den mir meine Umgebung widergespiegelt hatte. In einer Gesellschaft, die von Normen und Erwartungen geprägt ist, ist dieses Empfinden für queere Menschen leider allzu oft Realität. Das Bewusstsein, neben meiner Sexualität weitere „Makel“ zu besitzen, die mein Leben erschweren, erfüllte mich mit großer Sorge. Ich strebte danach, bloß nicht aufzufallen. Erfahrungen mit Mobbing und Hasskriminalität aufgrund meiner Sexualität verstärkten meinen Wunsch, wie ein „normaler“ Mann aussehen und wirken zu wollen.

Die Herausforderungen des schwulen Datings

Auch heute noch leben viele queere Menschen, selbst in Ländern wie Deutschland, im Verborgenen. Dies beeinflusst das Miteinander unter schwulen Männern. Als begehrenswert gelten oft jene, die dem Idealbild von Männlichkeit entsprechen. Feminine, übergewichtige oder auf andere Weise aus dem üblichen Raster fallende Personen haben es beispielsweise schwerer, Dates oder gar Beziehungen zu finden. Im Gegensatz zu heterosexuellen Konstellationen findet das schwule Daten fast ausschließlich abseits der Öffentlichkeit statt. Ein Flirtversuch mit einer attraktiven und sympathischen Person in einem Café könnte im schlimmsten Fall zu einer gewalttätigen Konfrontation führen. Denn viele Männer, die selbst auf unterschiedlichste und teilweise übergriffige Weise Frauen ansprechen, fühlen sich unwohl, wenn sie von einem anderen Mann begehrt werden. Daher hat sich das schwule Dating heutzutage stark ins Internet verlagert. Dort entscheiden letztlich Profilbilder über Sympathie oder Ablehnung. Wer sich in Großstädten wie Berlin auf einer schwulen Dating-App wie Grindr einloggt, sieht oft vor allem durchtrainierte Körper, häufig ohne ein erkennbares Gesicht im Profil. Die Darstellung ist somit stark auf Körperlichkeit reduziert. Und jene, die den Anforderungen eines gesunden, jungen und attraktiven Körpers nicht entsprechen, fallen raus.

Lange sehnte ich mich nach Stabilität und Halt in einer Beziehung, um mit einem Partner gemeinsam eine Art von Normalität zu erleben. Doch diese Sehnsucht blieb mir bis in meine Zwanziger verwehrt. Lange Zeit machte ich mein Aussehen dafür verantwortlich, bis ich erkannte, dass nicht ich das Problem bin, sondern die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben.

Der Anstieg von Schönheitseingriffen und der Weg zu einem gesunden Umgang

Die steigende Zahl von Schönheitseingriffen bei Männern verdeutlicht, dass der Druck, einem Idealbild zu entsprechen, real ist. Ob Haartransplantation in der Türkei oder eine Nasenkorrektur – auch Männer versuchen, sich nicht erst seit gestern chirurgisch aufzubessern. Dabei sind Operationen an sich nichts Schlechtes. Aber wir sollten uns fragen, warum diese unternommen werden. Wenn die Gesellschaft uns nicht Unsicherheiten einreden würde, wären Filler und Botox dann so beliebt? Und am Ende des Tages sind es auch Unternehmen und Personen, die viel Geld daran verdienen, uns diese Unsicherheiten einzureden und daran zu profitieren.  Es ist entscheidend, einen gesunden Umgang mit diesen Herausforderungen zu finden. Und das ist möglich. Der erste Schritt ist, sich mit Menschen zu umgeben, die Selbstakzeptanz fördern und praktizieren. Communities sollten Vielfalt feiern und toxischen Einflüssen entgegenwirken.

Fazit: Bewusstsein schaffen und Lösungen suchen

Die Auseinandersetzung mit dem Körperbild bei jungen Männern verdeutlicht, dass der Druck, bestimmten Erwartungen zu entsprechen, tiefgreifende psychische und physische Auswirkungen haben kann. Es ist an der Zeit, sich dieser Herausforderungen bewusst zu werden und aktiv nach Lösungen zu suchen. Aber auch die Verantwortlichen und Profiteure der Schönheits- und Gesundheitsindustrie müssen in Verantwortung genommen werden. Es ist an der Zeit, dass die Andrew Tates dieser Welt nicht länger ihren Lebensunterhalt damit verdienen, jungen Männern Unsicherheiten einzureden. Eine gesellschaftliche Veränderung hin zu einem gesünderen und vielfältigeren Körperbild ist unabdingbar. Nur so können junge Menschen ein erfülltes Leben führen – frei von den Fesseln unrealistischer Perfektionsbilder.

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Interview mit Cindy Fuchs von cndrll_design

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Cindy ist OP Schwester und Illustratorin. Ihre Zeichnungen sind Motive, die Körper in allen Formen, ohne Filter und ohne Idealisierungen zeigen. Es sind echte Körper, von echten Menschen- warum Cindy diese Figuren (so) malt und wie Zeichnen die Sicht auf Körper verändern kann, was Disney damit zu tun hat und wie du im Alltag vor dem Spiegel und mit Papier und Stift für mehr Selbstwertschätzung & Achtsamkeit sorgen kannst, liest du hier.

Mit meinem Gekritzel, wie ich es nennen würde, versuche ich wiederzugeben, was mir im Alltag begegnet und das ungefiltert.  Die Figuren haben auch immer etwas mit mir zu tun, mit den Menschen, die mich umgeben. Und sie zeigen oft die Themen, die die Menschen bewegen. Ich versuche dem Raum zu geben. Egal wie klein die Figur ist, hat sie doch seine Daseinsberechtigung. Es sind ganz normale Charaktere und geben mir aber ganz wichtigen Input für mein eigenes Wachstum.

Weil ich das Idealbild, dass es gibt aufbrechen möchte und weil ich zeigen möchte, dass jede:r super ist. Mein Anliegen ist, dass das Vergleichen aufhört. Keiner geht den Weg, den du gehst und keiner trägt das Päckchen, das du trägst. Und dafür musst du dich nicht schämen.

Ich war schon immer übergewichtig und habe sehr gestruggelt mit mir und meinem Körper. Das kam vor allem durch die Gesellschaft. Alle in meiner Familie waren sehr schlank und sportlich. Die Akzeptanz aller Anderen ist mir erst dadurch bewusst geworden, als ich gelernt habe, mich selbst zu akzeptieren.

Ich habe meinem Gegenüber oft die Vorurteile unterstellt, die so über Mehrgewichtige kursieren und bin davon ausgegangen, dass Andere mich automatisch aufgrund meines Gewichts ablehnen und abwerten. Heute weiß ich, dass das meine eigenen Unsicherheiten waren, die ich auf andere projiziert habe: Wenn ich schon kritisch mit mir bin, vermute ich auch im Äußeren nur Kritik an mir. Es kam immer zuerst mein Übergewicht und dann alles andere. Das hat sich jetzt gewandelt und all meine andere Aspekte stehen vorne: Ich bin eine Tochter, Schwester, Freundin, Partnerin, OP-Schwester, ich zeichne gerne, ich gehe gerne wandern und so weiter. Früher habe ich immer gesagt: „Ich bin dick, aber…“. Heute sage ich: „Ich bin dick.“

Außerdem war ich früher eine People Pleaserin und habe immer zu allem ja gesagt. Ich dachte, wenn ich nein sage, werde ich abgelehnt. Heute weiß ich, dass ein Nein ein Ja zu mir ist. Ich habe für mich erkannt, dass die Leute meinen Wert nicht an dem messen, was ich für sie mache, sondern was ich für mich mache. Denn alles, was ich für mich mache und mir gebe, dass strahle ich nach Außen aus.

Der Wendepunkt war mein Ehemann, den ich mit 18 kennengelernt habe. Der hat mir das Gefühl gegeben, ganz andere Dinge in mir zu sehen und strahlen und wirken zu lassen. Z.B. mein Humor und meine liebevolle Art und er wird nie müde, mir das täglich zu sagen, oder mir zu zeigen, wie wichtig ich bin und das ungeachtet dessen, wie sehr ich mich (körperlich) verändert habe. Ohne ihn wäre ich vielleicht immer noch in einem Schneckenhaus und nicht präsent. Ich hätte mich verurteilt und hätte weder mir, noch anderen Akzeptanz schenken können. So einen Menschen wünsche ich jedem Menschen und wenn es gerade niemanden gibt, muss man das vielleicht mal für sich selbst sein.

Ich lerne durch das Zeichnen mich besser zu akzeptieren.

Ich hatte, wie gesagt, schon immer einen größeren Körper. Beim Zeichnen gibt man Dingen einen Raum und das meine ich wörtlich. Als ich jung war, war mir dieser Raum mit meinem Körper nicht gegeben. Ich habe versucht in Sachen zu passen, die nicht zu mir passten.

Früher habe ich Disney Prinzessinnen gemalt, das waren meine Heldinnen. Heute male ich ganz normale Frauen, die es wert sind gesehen zu werden und Raum zu bekommen. Am Anfang fiel mir das gar nicht so leicht, denn viele Modelle und Vorlagen, an denen man das Zeichnen von Körpern lernt, entsprechen einer Norm und sind nicht individuell. Ich musste erst einmal lernen, andere Körper zu zeichnen. Dafür muss man Körper genau und wertfrei betrachten, um sie natürlich und echt darstellen zu können.

Definitiv. Anstatt dass ich Körper einem Bild anpasse, passe ich heute ein Bild den Figuren an und gebe ihnen den Platz, den sie brauchen. Früher saß ich vor meinen Bildern und wollte so sein wie die Disney Prinzessinnen, die ich gemalt habe. Heute denke ich, wenn ich zeichne: Das bin ich. Ich gebe anderen nicht mehr die Macht mich zu definieren.

Ich habe das Wohlfühlen mit mir und meinem Körper gelernt. Ich weiß, wo ich meine Speckrollen und meinen dicken Bauch habe und es ist auch in Ordnung, wenn sich das nochmal ändert.

Vieles, was wir unterbewusst über uns denken und wie wir mit und sprechen, wirkt sich auf unser Selbst- und Körperbewusstsein aus. Das gilt vor allem für negative Gedanken: Durch Vergleiche mit Anderen, findet unsere innere Kritikerin immer wieder etwas an uns, was schlecht(er) abschneidet und wir fühlen uns schlecht.

Beim Positiven ist es anders herum: Man muss sich ganz bewusst sagen, dass man sich gut findet und dann kommt es irgendwann im Unterbewusstsein an und man kann dem vertrauen und fühlt es.

Wenn man es sich zum Beispiel zur Aufgabe macht, jeden Tag etwas Schönes an sich finden und anzuerkennen, dann summiert sich das mit der Zeit und man erkennt, was für eine tolle Person man ist. Das ist harte Arbeit, jeden Tag und da gehört auch Scheitern dazu. Da ist es gut, nachsichtig mit sich sein und sagen: „Den Tag hake ich ab, und probiere es morgen noch einmal.“

In der Kunst und Mathematik gibt es Formeln, um Schönheit auszurechnen und darzustellen zu können, z.B. den goldenen Schnitt. Aber ich finde das nicht passend für Dinge, die eine Seele haben und lebendig sind. Schön ist keine Tatsache, sondern ein Gefühl.

Schönheitsideale gibt es ja schon sehr lange, das zieht sich auch durch die Kunstgeschichte: Ein Künstler hat eine Frau, die er schön fand, auf eine Leinwand gemalt und irgendwo aufgehängt und plötzlich dachten alle, dass das der Schönheitsstandart ist und haben sich schlecht gefühlt, wenn sie dem nicht entsprochen haben. Das findet sich heute in den Schönheitstrends wieder. In den letzten 100 Jahren war alle zehn Jahre etwas anderes modern, bzw. galt als neues Schönheitsideal. Da kommt keine:r mit und kein Körper kann sich diesen Idealen (so schnell) anpassen bzw. ist überhaupt gemacht dafür. Schönheit in der Öffentlichkeit wird oft einfach hergestellt. Man könnte ja auch selbst diejenige sein, die sagt: „So, das ist jetzt schön!“ Und dann wäre das auch eine unumstößliche Tatsache, an der niemand etwas machen kann.

Immer wenn ich etwas für mich machen kann. Wenn ich Dinge ganz bewusst machen kann und zwar nur für mich.

Hab keine Angst. Hab Geduld und vertrau dir selber. Du bist definitiv stark genug, um die Dinge zu tragen, die auf dich warten. Egal, welche Veränderung man durch macht, ist es gut, wenn man sich die Zeit gibt, diese Veränderung zu spüren.

Zeichne, ohne, dass du etwas schön finden möchtest. Mein Gekritzel zum Beispiel soll nicht schön aussehen, sondern ein Wohlfühlgefühl vermitteln.

Man kann sich ja auch mal selbst zeichnen, ohne den Anspruch, dass es realistisch sein soll. Zeichne dich einmal und fange mit dem an, was du an dir am liebsten magst und male das groß und dann malst du dich Stück für Stück. Und dann fängt es vielleicht an, dass sich die Proportionen angleichen, oder du Dinge an dir anders wahrnimmst.

Man muss ausprobieren und mutig sein und wenn man ganz unzufrieden ist, dann muss man eben von vorne beginnen. Und seine eigenen Blickwinkel hinterfragen.

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Interview mit Elise von TOCHTER

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Elise ist Sängerin und Songwriterin aus Berlin. Im Interview mit InCogito spricht sie über ihren Song „Anna“, in dem sie ihre eigene Geschichte und Erfahrungen mit ihrer Bulimie verarbeitet. Sie spricht über Leistungsdruck und Härte, über Selbstliebe, über Herausforderungen bei der Suche nach Hilfe und über ihre größte Motivation und Leidenschaft, die Musik. Heute möchte sie Menschen  zu mehr Weichheit und Selbstliebe ermutigen und Menschen mit Essstörungen Mut machen, nach Hilfe zu suchen.

Hier geht's zum Interview

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Quelle: Nicole Michalou

Weihnachten mit Essstörung:

20 + 6 Tipps für die komplette Adventszeit

Quelle: Krivec Ales

Elenor

Wenn du Weihnachten mit Essstörung googelst, ist es wahrscheinlich schon wieder Dezember und der erste Advent hat längst die besinnlichste Zeit des Jahres eingeläutet. Vielleicht wurdest du bei der Arbeit schon zum Kekse-Naschen eingeladen oder deine besten Freundinnen versuchen schon seit Tagen, dich auf eine Glühwein-Sause mitzunehmen. Doch du KANNST nicht. Du hast ANGST. Denn jetzt beginnen für dich gefühlt die schwierigsten Tage des Jahres: Weihnachten. Denn du hast eine Essstörung.

Falls du eine Freundin mit Essstörung hast, die Mama, der Bruder bist oder sonst irgendwie einen Menschen mit Essstörung in der Weihnachtszeit um dich hast, begleitest, einlädst, würde ich mich freuen, wenn du dir diesen Beitrag als Vorbereitung und Unterstützung anschaust: Ein Survival-Guide für Menschen mit Essstörungen. 

Ich schreibe diesen Text Mitte November, denn ich kann mich nur allzu gut an Weihnachtsfeste in den letzten Jahren erinnern, an denen es mir wirklich dreckig ging. Vor allem zu Zeiten der atypischen Magersucht mit einem extrem restriktiven Essverhalten und einem gerade begonnenen Klinkaufenthalt waren meine Gefühle so stark und für mich total außer Kontrolle, dass ich dachte, es nicht aushalten zu können. Ich hätte mir jemanden gewünscht, der mich einfach nur versteht. Komplett versteht. Und glaub mir, diese Menschen gibt es. Du kennst sie vielleicht nur nicht persönlich.

Die Weihnachtszeit ist für Menschen mit Essstörungen eine extreme Belastung

Ich habe dir 20 + 6 Tipps zusammengetragen, die ich selbst als hilfreich empfunden habe, um ein Weihnachtsfest mit Familie und Verwandten emotional gut auszuhalten. Eine Sache noch vorweg. Die Weihnachtszeit ist für Menschen mit Essstörungen eine extreme Belastung. Weil sie den Umgang mit Gefühlen unterdrücken oder nicht richtig gelernt haben. Weil sie extreme Gefühle durch ihr Essverhalten kompensieren. Weil Weihnachten eine mindestens fünfwöchige Extreme der Gefühle bedeutet. Es geht in dieser Zeit nicht darum, dass du irgendetwas besonders Tolles erreichst, Meilensteine setzt oder sonst wie erfolgreich sein sollst. An Weihnachten geht es für Menschen mit Essstörung, die noch tief in ihrer psychischen Erkrankung verhaftet sind, darum, durchzukommen. Es geht darum, dass du es dir so leicht wie möglich machst.

1. Adventswoche: Wie geht es dir im Moment mit deiner Essstörung?

  • Schreibe dir auf, wo du aktuell stehst. Wie geht es dir mit deiner Essstörung? Ist sie im Moment sehr akut? Oder hast du zurzeit einen akzeptablen Umgang mit ihr gefunden?
  • Was wünscht du dir aktuell im Umgang mit deiner Essstörung? Brauchst du etwas oder jemanden?
  • Was hast du im Jahr, das nun zu Ende geht, über deine Essstörung gelernt?
  • Worauf bist du stolz? Was war vielleicht möglich, was im Jahr davor noch undenkbar war?
  • Wie hast du das Weihnachtsfest im Jahr zuvor verbracht?

2. Adventswoche: Was wünscht du dir für dieses Weihnachten?

  • Kannst du die Erkenntnisse aus Woche 1 zusammenfassen? Findest du eine Grundaussage? Sowas wie: Heute bin ich schon viel stabiler als letztes Jahr? Oder auch: Dieses Jahr fühle ich mich viel essgestörter als letztes Jahr?
  • Beginne nun, dein diesjähriges Weihnachtsfest vorzubereiten: Wo bist du eingeladen? Und möchtest du dort hingehen? Warum ja? Warum nicht?
  • Wer oder was würde dir dieses Jahr guttun?
  • Wer oder was würde dich dieses Jahr froh machen?
  • Entscheide dich, wo du dieses Weihnachten verbringen wirst. Vergiss nicht, auch eine Absage mitzuteilen. Auch wenn du Weihnachten wirklich lieber alleine sein willst, ist das völlig in Ordnung. Dein Wunsch sollte nur echt sein. Drei Feiertage alleine zu verbringen, kann mental auch sehr belastend sein.

 

3. Adventswoche: konkrete Vorbereitung auf Weihnachten mit Essstörung

Du weißt jetzt, wo du Weihnachten verbringen wirst. Jetzt geht es darum, dich darauf mental einzustimmen:

  • Gibt es jemanden, den du vorab einweihen möchtest oder den du dir als Buddy wünschst?
  • Ist diese Person auch beim Weihnachtsfest dabei? Wenn nein, wäre ein Kontakt per Smartphone möglich? Zum Beispiel über Threema oder WhatsApp?
  • Kontaktiere deinen Wunschbuddy und erzähle ihm von deiner Situation. Ich bin mir sicher, dass er oder sie sehr gerne für dich da ist. Sei dir dabei aber auch bewusst, dein Buddy ist eine seelische Unterstützung, kein*e Therapeut*in.
  • Möchtest du deine Gedanken mit niemanden teilen? Auch das ist okay!
  • Vielleicht möchtest du dir für diesen Fall kleine Zettel zur Unterstützung schreiben, die dich in Extremsituationen zurück in die Realität holen?

4. Adventswoche: Du bist deinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert

In der Woche vor dem 24. Dezember geht es darum, dir einige mögliche Situationen bewusst zu machen und Handlungsmöglichkeiten abzuwägen.

  • Rechne damit, dass deine Verwandten über dein Aussehen reden. Egal, ob sie von deiner Essstörung wissen oder nicht. Wie jemand aussieht, ob er dick oder dünn ist, groß oder klein, beschäftig die Menschen. Und sie reden auch darüber. Immer. Auch an Weihnachten.
  • Überlege dir wie du darauf reagieren möchtest. Ich habe oft direkt sowas gesagt wie: „Na, ich bin ja auch topfit. Ich mache gerne Sport.“ Ich sah aber auch so aus. Suche dir etwas, womit du dich wohl fühlst und was zu deinem Aussehen passt. Du darfst alles sagen. Achte nur darauf, dass du niemanden verletzt. Auch dich selbst nicht. Und nimm es den Leuten nicht übel, dass sie ständig über anderer Leute Gewicht und Figur sprechen.
  • Was wird es zu essen geben? Kannst du das schon abschätzen? Magst du das Essen? Kannst du vorher vielleicht noch Wünsche an deine Mama durchgeben? Oder dir die Karte des Restaurants vorab online ansehen? Such dir schon einmal etwas aus, womit du gut zurechtkommst.
  • Wird es Platzkarten geben? Wenn ja, bitte den Organisator darum, dich neben Personen zu setzten, die du magst. Vielleicht kannst du sogar am Rand sitzen. So kannst du ungestört auch einmal frische Luft schnappen gehen ohne jemanden bitten zu müssen, dich rauszulassen.
  • Such dir deine Notizen aus der ersten Adventswoche heraus. Gestalte dir auch den positiven Erkenntnissen einen Notfall-Reminder-Zettel, den du dir in schwierigen, akuten Situationen anschauen kannst. Einen Zettel der dir zeigt: Du bist stark. Du bist nicht alleine. Du bist deinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert.

Weihnachten mit Essstörung:

6 Tipps für Heiligabend

Es ist so weit. Heiligabend ist da. Und vor dir liegen drei Festtage. Vielleicht mit der Familie. Vielleicht mit Freunden. Vielleicht sogar alleine.

  1. Wenn du mit mehreren Menschen zusammen bist, suche dir einen Platz am Tisch mit ausreichend Freiraum. So fühlst du dich physisch und psychisch nicht so eingeengt. Du hast Luft zum Atmen. Du kannst auch mal ungestört aufstehen, auf die Toilette gehen, frische Luft schnappen.
  2. Nimm dir vom Essen oder bestelle dein Wunschgericht, dass du dir vorab auf der Online-Karte ausgesucht hast. Die Karte hat sich geändert? Schau, ob es etwas ähnliches gibt. Nein? Dann schau in derselben Kategorie. Sowas wie: Gerichte mit oder ohne Fleisch, Fisch. Oder Suppen. Oder Salate.

 

  1. Iss langsam: Das verschafft dir Zeit und gibt dir hinterher nicht das Gefühl, wahllos in dich hineingeschaufelt zu haben. Orientiere dich gerne an den anderen. So kannst du einfach so viel essen, wie du möchtest ohne aufzufallen. Es geht nicht darum, jetzt normal zu sein. Es geht darum, dass du Weihnachten schaffst.

 

  1. Versuche, dich zu unterhalten, das lindert den Schmerz. Sollte dir das Essen sehr schwerfallen oder unmöglich sein, dann höre den anderen bei ihrer Unterhaltung zu. Vielleicht kannst du ja auch etwas sagen? Dich in ein Gespräch verwickeln?

 

  1. Nimm dir Auszeiten: So ein gemeinsames Essen kann ganz schön lange dauern. Zögere nicht, auch mal aufzustehen, kurz an die frische Luft zu gehen. Das hilft. Was die anderen dann denken sollen? Scheiß drauf, ehrlich! Es geht jetzt um dich! Vielleicht gibt es ja auch noch jemanden, der dich gerne auf ein paar Schritte begleitet?

 

Erwarte nicht zu viel von dir. Ich bin mir sicher, du hast dein Bestes gegeben. Sei geduldig mit dir und nicht so hart. Weihnachten ist auch für Menschen, die keine Essstörung haben, emotional sehr herausfordernd. Wenn’s dir nach dem Essen reicht, dann verabschiede dich. Wenn du dich ganz okay fühlst, dann nimm die Einladung zur Bescherung gerne an. Vielleicht ist es ja ganz schön, noch etwas zusammenzusitzen. Dort gibt es aber noch mehr essen? Ja, und? Jetzt kannst du wirklich ganz entspannt ablehnen. Die Hauptmahlzeit war sicher üppig und reicht den ganzen Tag vor.

Ich hoffe so sehr, dass dir diese Anregungen und Tipps helfen, deine Adventszeit zu gestalten und ein Weihnachtsfest zu verbringen, dass vielleicht gar nicht so furchtbar war. Ich wünsche es dir sehr. Und wer weiß, vielleicht wirst du diese Tipps nächstes Jahr wieder beherzigen und ganz zu Beginn feststellen, dass es dir schon viel besser geht?

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Worüber machst du dir in der Weihnachtszeit am meisten Sorgen?

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