Weihnachten mit Essstörung:
20 + 6 Tipps für die komplette Adventszeit
Wenn du Weihnachten mit Essstörung googelst, ist es wahrscheinlich schon wieder Dezember und der erste Advent hat längst die besinnlichste Zeit des Jahres eingeläutet. Vielleicht wurdest du bei der Arbeit schon zum Kekse-Naschen eingeladen oder deine besten Freundinnen versuchen schon seit Tagen, dich auf eine Glühwein-Sause mitzunehmen. Doch du KANNST nicht. Du hast ANGST. Denn jetzt beginnen für dich gefühlt die schwierigsten Tage des Jahres: Weihnachten. Denn du hast eine Essstörung.
Falls du eine Freundin mit Essstörung hast, die Mama, der Bruder bist oder sonst irgendwie einen Menschen mit Essstörung in der Weihnachtszeit um dich hast, begleitest, einlädst, würde ich mich freuen, wenn du dir diesen Beitrag als Vorbereitung und Unterstützung anschaust: Ein Survival-Guide für Menschen mit Essstörungen.
Ich schreibe diesen Text Mitte November, denn ich kann mich nur allzu gut an Weihnachtsfeste in den letzten Jahren erinnern, an denen es mir wirklich dreckig ging. Vor allem zu Zeiten der atypischen Magersucht mit einem extrem restriktiven Essverhalten und einem gerade begonnenen Klinkaufenthalt waren meine Gefühle so stark und für mich total außer Kontrolle, dass ich dachte, es nicht aushalten zu können. Ich hätte mir jemanden gewünscht, der mich einfach nur versteht. Komplett versteht. Und glaub mir, diese Menschen gibt es. Du kennst sie vielleicht nur nicht persönlich.
Die Weihnachtszeit ist für Menschen mit Essstörungen eine extreme Belastung
Ich habe dir 20 + 6 Tipps zusammengetragen, die ich selbst als hilfreich empfunden habe, um ein Weihnachtsfest mit Familie und Verwandten emotional gut auszuhalten. Eine Sache noch vorweg. Die Weihnachtszeit ist für Menschen mit Essstörungen eine extreme Belastung. Weil sie den Umgang mit Gefühlen unterdrücken oder nicht richtig gelernt haben. Weil sie extreme Gefühle durch ihr Essverhalten kompensieren. Weil Weihnachten eine mindestens fünfwöchige Extreme der Gefühle bedeutet. Es geht in dieser Zeit nicht darum, dass du irgendetwas besonders Tolles erreichst, Meilensteine setzt oder sonst wie erfolgreich sein sollst. An Weihnachten geht es für Menschen mit Essstörung, die noch tief in ihrer psychischen Erkrankung verhaftet sind, darum, durchzukommen. Es geht darum, dass du es dir so leicht wie möglich machst.
1. Adventswoche: Wie geht es dir im Moment mit deiner Essstörung?
- Schreibe dir auf, wo du aktuell stehst. Wie geht es dir mit deiner Essstörung? Ist sie im Moment sehr akut? Oder hast du zurzeit einen akzeptablen Umgang mit ihr gefunden?
- Was wünscht du dir aktuell im Umgang mit deiner Essstörung? Brauchst du etwas oder jemanden?
- Was hast du im Jahr, das nun zu Ende geht, über deine Essstörung gelernt?
- Worauf bist du stolz? Was war vielleicht möglich, was im Jahr davor noch undenkbar war?
- Wie hast du das Weihnachtsfest im Jahr zuvor verbracht?
2. Adventswoche: Was wünscht du dir für dieses Weihnachten?
- Kannst du die Erkenntnisse aus Woche 1 zusammenfassen? Findest du eine Grundaussage? Sowas wie: Heute bin ich schon viel stabiler als letztes Jahr? Oder auch: Dieses Jahr fühle ich mich viel essgestörter als letztes Jahr?
- Beginne nun, dein diesjähriges Weihnachtsfest vorzubereiten: Wo bist du eingeladen? Und möchtest du dort hingehen? Warum ja? Warum nicht?
- Wer oder was würde dir dieses Jahr guttun?
- Wer oder was würde dich dieses Jahr froh machen?
- Entscheide dich, wo du dieses Weihnachten verbringen wirst. Vergiss nicht, auch eine Absage mitzuteilen. Auch wenn du Weihnachten wirklich lieber alleine sein willst, ist das völlig in Ordnung. Dein Wunsch sollte nur echt sein. Drei Feiertage alleine zu verbringen, kann mental auch sehr belastend sein.
3. Adventswoche: konkrete Vorbereitung auf Weihnachten mit Essstörung
Du weißt jetzt, wo du Weihnachten verbringen wirst. Jetzt geht es darum, dich darauf mental einzustimmen:
- Gibt es jemanden, den du vorab einweihen möchtest oder den du dir als Buddy wünschst?
- Ist diese Person auch beim Weihnachtsfest dabei? Wenn nein, wäre ein Kontakt per Smartphone möglich? Zum Beispiel über Threema oder WhatsApp?
- Kontaktiere deinen Wunschbuddy und erzähle ihm von deiner Situation. Ich bin mir sicher, dass er oder sie sehr gerne für dich da ist. Sei dir dabei aber auch bewusst, dein Buddy ist eine seelische Unterstützung, kein*e Therapeut*in.
- Möchtest du deine Gedanken mit niemanden teilen? Auch das ist okay!
- Vielleicht möchtest du dir für diesen Fall kleine Zettel zur Unterstützung schreiben, die dich in Extremsituationen zurück in die Realität holen?
4. Adventswoche: Du bist deinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert
In der Woche vor dem 24. Dezember geht es darum, dir einige mögliche Situationen bewusst zu machen und Handlungsmöglichkeiten abzuwägen.
- Rechne damit, dass deine Verwandten über dein Aussehen reden. Egal, ob sie von deiner Essstörung wissen oder nicht. Wie jemand aussieht, ob er dick oder dünn ist, groß oder klein, beschäftig die Menschen. Und sie reden auch darüber. Immer. Auch an Weihnachten.
- Überlege dir wie du darauf reagieren möchtest. Ich habe oft direkt sowas gesagt wie: „Na, ich bin ja auch topfit. Ich mache gerne Sport.“ Ich sah aber auch so aus. Suche dir etwas, womit du dich wohl fühlst und was zu deinem Aussehen passt. Du darfst alles sagen. Achte nur darauf, dass du niemanden verletzt. Auch dich selbst nicht. Und nimm es den Leuten nicht übel, dass sie ständig über anderer Leute Gewicht und Figur sprechen.
- Was wird es zu essen geben? Kannst du das schon abschätzen? Magst du das Essen? Kannst du vorher vielleicht noch Wünsche an deine Mama durchgeben? Oder dir die Karte des Restaurants vorab online ansehen? Such dir schon einmal etwas aus, womit du gut zurechtkommst.
- Wird es Platzkarten geben? Wenn ja, bitte den Organisator darum, dich neben Personen zu setzten, die du magst. Vielleicht kannst du sogar am Rand sitzen. So kannst du ungestört auch einmal frische Luft schnappen gehen ohne jemanden bitten zu müssen, dich rauszulassen.
- Such dir deine Notizen aus der ersten Adventswoche heraus. Gestalte dir auch den positiven Erkenntnissen einen Notfall-Reminder-Zettel, den du dir in schwierigen, akuten Situationen anschauen kannst. Einen Zettel der dir zeigt: Du bist stark. Du bist nicht alleine. Du bist deinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert.
Weihnachten mit Essstörung:
6 Tipps für Heiligabend
Es ist so weit. Heiligabend ist da. Und vor dir liegen drei Festtage. Vielleicht mit der Familie. Vielleicht mit Freunden. Vielleicht sogar alleine.
- Wenn du mit mehreren Menschen zusammen bist, suche dir einen Platz am Tisch mit ausreichend Freiraum. So fühlst du dich physisch und psychisch nicht so eingeengt. Du hast Luft zum Atmen. Du kannst auch mal ungestört aufstehen, auf die Toilette gehen, frische Luft schnappen.
- Nimm dir vom Essen oder bestelle dein Wunschgericht, dass du dir vorab auf der Online-Karte ausgesucht hast. Die Karte hat sich geändert? Schau, ob es etwas ähnliches gibt. Nein? Dann schau in derselben Kategorie. Sowas wie: Gerichte mit oder ohne Fleisch, Fisch. Oder Suppen. Oder Salate.
- Iss langsam: Das verschafft dir Zeit und gibt dir hinterher nicht das Gefühl, wahllos in dich hineingeschaufelt zu haben. Orientiere dich gerne an den anderen. So kannst du einfach so viel essen, wie du möchtest ohne aufzufallen. Es geht nicht darum, jetzt normal zu sein. Es geht darum, dass du Weihnachten schaffst.
- Versuche, dich zu unterhalten, das lindert den Schmerz. Sollte dir das Essen sehr schwerfallen oder unmöglich sein, dann höre den anderen bei ihrer Unterhaltung zu. Vielleicht kannst du ja auch etwas sagen? Dich in ein Gespräch verwickeln?
- Nimm dir Auszeiten: So ein gemeinsames Essen kann ganz schön lange dauern. Zögere nicht, auch mal aufzustehen, kurz an die frische Luft zu gehen. Das hilft. Was die anderen dann denken sollen? Scheiß drauf, ehrlich! Es geht jetzt um dich! Vielleicht gibt es ja auch noch jemanden, der dich gerne auf ein paar Schritte begleitet?
Erwarte nicht zu viel von dir. Ich bin mir sicher, du hast dein Bestes gegeben. Sei geduldig mit dir und nicht so hart. Weihnachten ist auch für Menschen, die keine Essstörung haben, emotional sehr herausfordernd. Wenn’s dir nach dem Essen reicht, dann verabschiede dich. Wenn du dich ganz okay fühlst, dann nimm die Einladung zur Bescherung gerne an. Vielleicht ist es ja ganz schön, noch etwas zusammenzusitzen. Dort gibt es aber noch mehr essen? Ja, und? Jetzt kannst du wirklich ganz entspannt ablehnen. Die Hauptmahlzeit war sicher üppig und reicht den ganzen Tag vor.
Ich hoffe so sehr, dass dir diese Anregungen und Tipps helfen, deine Adventszeit zu gestalten und ein Weihnachtsfest zu verbringen, dass vielleicht gar nicht so furchtbar war. Ich wünsche es dir sehr. Und wer weiß, vielleicht wirst du diese Tipps nächstes Jahr wieder beherzigen und ganz zu Beginn feststellen, dass es dir schon viel besser geht?
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David
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