
Vorurteile: Wie wir mit Schubladendenken umgehen können
Denkst du auch, du bist eigentlich sehr tolerant und offen? Hast keine Vorurteile gegenüber Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, ihres Alters oder Aussehens? Oder wurde vielleicht schon mal über dich selbst zu schnell und unfair geurteilt? Tatsächlich denkt jeder von uns in fest verankerten Stereotypen, die bereits im Kindesalter entstehen. Dass Vorurteile sowohl negative als auch positive Seiten haben und warum wir unser Denken differenziert betrachten sollten, erfährst du in diesem Text.
Wer als Reinigungskraft arbeitet, kann eben nichts Besseres? Und Kevin von nebenan mit seinen Tattoos und Piercings schafft bestimmt die Schule nicht!
Wir alle haben Vorurteile, denken in Schubladen und urteilen somit unbewusst ̶ auch über unsere Mitmenschen. Das ist völlig normal und vor allem menschlich – kann aber auch durchaus ein Problem sein.
Keine Angst, das wird jetzt kein Vortrag darüber, dass du ein schlechter Mensch bist, weil du Vorbehalte gegenüber bestimmten Dingen, Situationen oder eben auch Menschen hast. Vielmehr hoffe ich, dir durch diesen Text einen Anreiz geben zu können, um dir dein Urteilsvermögen situationsbedingt zunutze zu machen oder auch kritisch zu hinterfragen.
Woher kommen unsere Vorurteile eigentlich?
Zuallererst sollte vielleicht gesagt werden, dass niemand frei von Vorurteilen ist und es wohl auch nicht werden kann. Was wir aber beeinflussen können, ist, wie wir mit ihnen umgehen. Dafür ist es sinnvoll, zu verstehen, warum wir alle manchmal lieber in Schwarz-Weiß denken und unser Umfeld in Gruppen kategorisieren, als Menschen individuell zu betrachten.
Bereits in unserer frühen Kindheit festigen sich erste Vorurteile. Das liegt zum einen an unserer Umwelt, da das Leben in unserer Gesellschaft über erste schnelle Einschätzungen funktioniert. Dieser Schutzmechanismus unseres Gehirns stammt noch aus uralten Zeiten, in der wir bei lebensbedrohlichen Situationen, wie zum Beispiel der Konfrontation mit gefährlichen Tieren, schnell und instinktiv reagieren mussten. Die typische Reaktion von Mensch aber auch Tier ist dabei Flucht oder Kampf. Unsere Denkfähigkeit wird sozusagen zu unserem Schutz teilweise ausgeschaltet. Wir konzentrieren uns nur noch auf das Überleben. Heutzutage ist diese Reaktion in den meisten Fällen völlig übertrieben. Das heißt, wir müssen unsere Vernunft einschalten.
Orientierung = Stereotype?
Gleichzeitig dient die Einteilung unserer Umwelt in Gruppen unserer Orientierung und verschafft uns somit ein notwendiges Gefühl von Sicherheit und Halt. Bereits als Kleinkind wird uns vermittelt, dass Mädchen ruhiger und ordentlicher sind, gerne malen oder Zöpfe flechten. Die wilden Jungs dagegen verbinden wir mit schnellen Sportarten, wir finden sie draußen auf dem Fußballfeld oder in der Bauecke. Es gibt Bücher mit guten und bösen Hexen, süßen kleinen schlanken Elfen und dicken, faulen Kobolden, Mathe und Physik liegt eher den Jungs, Kunst und Musik den Mädchen.
Auf diese ersten Kategorisierungen folgen dann oft Stereotype: Wir verknüpfen die Frau im Kopftuch mit Schüchternheit und schlechter Aussprache, den Bauarbeiter mit geringem Intellekt und schätzen ihn als grobmotorisch und wenig feinfühlig ein. Die Einteilung in Gruppen hilft uns, unser Gegenüber und damit eine eventuell ausgehende Gefahr einzuschätzen. Wie gesagt, hat diese Gefahr nichts mehr mit einem steinzeitlichen Raubtier zu tun und wir müssen weder angreifen noch fliehen.
Vorschnelle Verurteilungen erkennen
Wichtig ist deshalb, sich dem eigenen Urteil und dem Denken in Stereotypen bewusst zu werden und es kritisch zu reflektieren sowie bestehende Ansichten zu hinterfragen. Der hektische Mann im Anzug heute Morgen war ja so unfreundlich, der sollte mal seinen Job überdenken. Und die dicke Frau im Bus sollte dringend mal etwas anderes essen als den Schokoriegel, den sie in der Hand hielt.
Aus der Orientierung und den Stereotypen werden schnell Vorurteile. Und die sind kontraproduktiv.
Wir wissen ja gar nicht, was dem Mann im Anzug heute Morgen vielleicht schon alles passiert sein kann, ob er nicht vielleicht sogar auf dem Weg zu einer Beerdigung ist oder einfach einen schlechten Tag hat. Und ob die Frau mit Schokoriegel vielleicht eine ernsthafte Essstörung hat und dringend Hilfe braucht. Uns fehlt schlicht das nötige Hintergrundwissen, um die komplexe Gesamtsituation dieser Personen beurteilen zu können.
Vorurteile machen den Alltag schwer
Wie ein Mensch aussieht oder sich in einem winzigen Tagesausschnitt verhält, sollte niemals die Grundlage dafür sein, um über diesen Menschen zu urteilen. Leider neigen wir dazu, Menschen nach ihrem Äußeren zu bewerten, wir stecken sie in Schubladen und bilden uns nach dem ersten schnellen Blick ein Urteil über unsere Mitmenschen. Das verzerrt die Realität und erschwert ein soziales Miteinander. Je häufiger wir diese Muster nutzen und auf „Altbekanntes“ zurückgreifen, statt neu zu bewerten und genauer hinzusehen, desto einfacher machen wir es uns und desto öfter werden wir diese Assoziationen immer wieder verwenden. Diskriminierung ist immer der einfachere und bequemere Weg, jedoch keineswegs fair oder hilfreich.
Den Teufelskreis durchbrechen
Wenn ich selbst nun merke, dass ich gerade gegenüber jemandem unfair urteile oder in Schubladen denke, dann halte ich inne und versetze mich in die Lage meines Gegenübers. Ich versuche, die Situation im Gesamtkontext zu betrachten, um meine Reaktion angemessen darauf anzupassen.
Und wenn wir uns daran erinnern, wie wir uns selbst fühlen in diesen Schubladen, von anderen ausgegrenzt und abgestempelt zu werden, sollte es uns eigentlich gar nicht mehr schwerfallen, anderen ein bisschen offener zu begegnen.
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