Essstörung: Bin ich krank genug?

Krank genug? Wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist diese Frage eigentlich totaler Quatsch. Wieso muss man „krank genug“ sein, um Hilfe zu bekommen? Ganz egal, ob Fieber, Armbruch oder eine psychische Belastung: Wo soll krank genug denn anfangen?  Mich hat dieses „nicht krank genug“ sehr lange vom Gesundwerden abgehalten. Erst als ich verstanden habe, dass es „krank genug“ auch bei einer Essstörung nicht gibt, konnte ich mich wirklich auf meine Genesungs-Reise machen.

DU SUCHST AUSTAUSCH MIT ANDEREN?

In unseren Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen über Körper, Essen, Selbstwert oder Ängste unterhalten und gegenseitige Unterstützung erfahren.
Melde dich direkt hier dafür an!

Du siehst gar nicht essgestört aus

Ich habe mich immerzu mit anderen verglichen, die auch eine Essstörung haben. Für mich waren alle anderen aus irgendeinem Grund immer kränker als ich selbst. Für mich sahen sie dünner, blasser, bemitleidenswerter aus. Daraus schloss ich, dass ich selbst gar nicht essgestört bin. Gleichzeitig bin ich auch sehr oft mit Vorurteilen in Kontakt gekommen. Besonders der Satz: „Du siehst aber gar nicht essgestört aus“, ist ein ganz typisches Beispiel. Denn das, was Menschen, die überhaupt keine Erfahrung mit Essstörungen denken, ist: Essgestörte sind abgemagert bis auf die Knochen. Dass sie damit bei allen ein Riesendilemma auslösen können, wissen sie meist nicht. Aber das ist etwas anderes… Ich könnte hier vermutlich eine ewig lange Liste aus solchen Vorurteilen machen. Aber viel wichtiger ist das hier: Dein Gewicht ist KEIN Indikator dafür, wie krank du ist!

Nicht immer hilfreich: Diagnosekriterien für Essstörungen

Anorexie, Bulimie, Binge Eating usw. sind alles Essstörungen, die zu den psychischen Erkrankungen zählen. Nun ist es so, dass allen Essstörungen sogenannte Diagnosekriterien zugeordnet werden. Oft aber erfüllen Betroffene nicht den gesamten Katalog und fühlen sich deshalb nicht „krank genug“. Denn viele Menschen mit Essstörungen setzten sich mit diesen Kriterien sehr genau auseinander und streben dann sogar danach, alle zu erfüllen. Das kann den Zustand dann sogar verschlechtern. Aber Diagnosen sind nicht dazu da, euch einen Stempel auf die Stirn zu drücken, euch in einen inner circle zu holen oder euch „krank genug“ zu attestieren. Sie sollen lediglich die Kommunikation unter Ärzten und Krankenkassen erleichtern, damit ihr die richtige Behandlung bekommt!

Kann eine Essstörung wirklich atypisch sein?

Atypische Essstörungen sind eigentlich nichts anderes als Anorexie, Bulimie oder Binge Eating. Der einzige Unterschied ist der, dass einzelne der eben erwähnten Diagnosekriterien nicht erfüllt werden.

Wenn du also Essanfälle hast und dich danach erbrichst, das aber nicht so häufig tust, wie in den Diagnosekriterien beschrieben, dann würdest du die Diagnose „atypische Bulimie“ erhalten. Bei Magersucht wäre es der beispielsweise der Fall, wenn dein BMI höher wäre, als der Grenzwert.

Ihr seht, es sind Abweichungen von einem standardisierten Katalog, der niemals auf jeden zutreffen kann, denn Essstörungen sind so individuell wie wir Menschen eben. Dennoch hat mir das lange das Gefühl gegeben haben, nicht krank genug zu sein. Und das ist gefährlich. Denn so habe ich selbst den Genesungsprozess verzögert und viele Folgekrankheiten riskiert. Aber dazu später mehr.

DU HAST Redebedarf?

Unsere ehrenamtliche Peer-Beratung ist für dich da. Hier kannst du jederzeit in WhatsApp jemandem schreiben.

Die Risiken werden oft unterschätzt!

Abgesehen davon, dass man Essstörungen nach außen meist nur über die Körperform, zum Beispiel besonders dünn oder dick sehen kann, fallen Essstörungen nach außen hin meistens gar nicht auf. Natürlich gibt es den ein oder anderen Aspekt, der auch nach außen auffallen kann, wie Haarausfall oder schlechte Zähne. Aber viele Schäden entstehen unter der Oberfläche – egal wie hoch oder niedrig der BMI ist, wie häufig jemand erbricht oder wie häufig die Essanfälle sind. Kein Mensch kann sehen, wie sehr dein Körper wirklich unter der schlechten Nahrungsversorgung leidet. Jeder von uns ist individuell und genauso sind es unsere Körper. Was ich damit sagen möchte: Nicht jeder Körper hält das Gleiche aus. Manch ein Körper ist belastbarer, andere weniger. Weder du, noch deine Eltern, noch deine Ärzte, geschweige denn irgendwelche Diagnosekriterien können voraussagen, wie dein Körper in zwei, fünf oder zehn Jahren auf eine zurückliegende Krankheit reagiert.

Mir passiert das ja eh nicht!

„Mir passiert das ja eh nicht!“, – das habe ich auch lange gedacht und ich glaube es gibt kaum jemanden mit einer Essstörung, der nicht auch so denkt (oder zumindest schon mal so gedacht hat). Im letzten Jahr wurde ich dann allerdings ein wenig überrascht, als mein Arzt mir mitteilte, dass meine Knochendichte zu niedrig sei. Eine typische Folge von Magersucht. Und das ausgerechnet bei mir. „So krank“ war ich doch nie – oder vielleicht doch?

Ich kenne einige Betroffene, die unter körperlichen Folgen der Essstörung leiden, auch wenn sie nur kurz erkrankt waren und in vielen Fällen nicht die vollständigen Diagnosekriterien erfüllt haben.

Essprobleme: Hilfe holen, aber wann, wie und bei wem?

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf PixabayQuelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Das richtige Hilfsangebot für sich zu finden, ist nicht immer einfach.

Ich kann dir nur raten: Wenn du auch nur im Ansatz das Gefühl hast, dass du kein „normales“ Verhältnis mehr zum Essen hast oder du bei einer Freundin oder einem Freund so etwas bemerkst, dann sprich darüber! Es spielt keine Rolle wie lange du schon darunter leidest. In dem Moment, in dem du das Gefühl hast, dass etwas nicht mehr stimmt, wird dir geholfen. So etwas wie krank genug GIBT ES NICHT! Wir alle haben ein Recht darauf, uns Unterstützung zu holen. Du musst nicht gleich den großen Schritt gehen und mit deinen Eltern oder einem Arzt darüber sprechen. Du kannst auch kleiner anfangen und mit einer Freundin oder einem Vertrauenslehrer an deiner Schule sprechen.

Darüber hinaus gibt es auch online Möglichkeiten, anonym mit Menschen zu schreiben oder zu sprechen. Für mich war es damals eine riesige Unterstützung, dass ich jemanden hatte, mit dem ich ganz unverbindlich schreiben konnte, der für mich da war und vor dem ich nichts verstecken musste.

Frag dich am besten immer, was du deiner besten Freundin oder deinem besten Freund raten würdest, wenn es ihr/ihm nicht gut gehen würde. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass der erste Schritt meistens der schwerste ist, aber auch der, der dich auf den richtigen Weg führt!

Schreib uns

Glaubst du, nicht krank genug zu sein?

Diese Themen beschäftigen dich und du möchtest dich mit uns dazu austauschen? Hier kannst du unsüber WhatsApp schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

Schreib uns! *

* dieser Link funktioniert nur auf deinem Mobiltelefon/Tablet, und du musst WhatsApp installiert haben.

Bitte beachte unsere Datenschutzhinweise.

Diese Themen beschäftigen dich und du möchtest dich mit uns dazu austauschen? Hier kannst du uns eine SMS schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

Schreib uns! *

* dieser Link funktioniert nur auf deinem Mobiltelefon/Tablet.

Bitte beachte unsere Datenschutzhinweise.

Diese Themen beschäftigen dich und du möchtest dich mit uns dazu austauschen? Hier kannst du uns eine Nachrichtüber Threema schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

Schreib uns! *

* dieser Link funktioniert nur auf deinem Mobiltelefon/Tablet.

Bitte beachte unsere Datenschutzhinweise.

Damit unsere Peer-Berater:innen mit dir schreiben können, nutzen wir Userlike - ein Online-Tool, bei dem alle Anfragen gebündelt ankommen und zentral beantwortet werden können. Grundsätzlich können alle unsere Peer-Berater auf deine Nachricht(en) und ggf. auch Kommunikationsdaten (z.B. Email-Adresse, Handy-Nummer) über diese Plattform zugreifen. Wir werden mit deinen Daten bzw. Informationen natürlich sehr vertraulich umgehen und diese niemals weitergeben oder außerhalb dieser Plattform speichern. Die einzige Ausnahme: Falls du im Gespräch mit den Berater*innen Suizidgedanken äußerst oder andeutest, sind wir dazu verpflichtet, deine E-Mail-Adresse, Handynummer oder IP-Adresse an die Polizei weiterzugeben.

Userlike nutzt bzw. speichert zur Bereitstellung des Dienstes die von euch bei WhatsApp, Threema oder beim Textnachrichten-Provider hinterlegten personenbezogenen Daten, insbesondere Vor- und Nachnahme, Endgerät, Profilbild sowie die über Userlike ausgetauschten Nachrichten. Diese Daten werden in einer verschlüsselten Datenbank gespeichert.

Die o.g. Daten werden nur für die Zustellung unserer Nachrichten genutzt, wir geben sie nicht weiter und verwenden sie nicht anderweitig. Für andere Chat-Nutzer sind die o.g. Daten nicht sichtbar oder zugänglich, da wir keine Gruppennachrichten verschicken. Wenn du dich von dem Dienst abmeldest (s.u.) werden deine o.g. Daten aus der Datenbank gelöscht.

Wichtig: WhatsApp Threema, und andere Textnachricht-Provider erheben diese Daten grundsätzlich und unabhängig von uns. Userlike fragt diese personenbezogenen Daten nur ab. Weder wir noch Userlikeübermitteln proaktiv eure personenbezogenen Daten an diese Dienste!

Mehrüber Zweck und Umfang, Verarbeitung und Nutzung, deine Rechte und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre erfährst du u.a. in der WhatsApp-Datenschutzrichtlinie, der allgemeinen Datenschutzerklärung Threema und der Twilio-Datenschutzerklärung

Theoretisch kann auch Userlike als s.g. Datenverarbeiter auf deine Daten bzw. unsere Kommunikation zugreifen. Um dies auszuschließen, haben wir mit dem Dienstleister eine „Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung“ geschlossen, die die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung gewährleistet. Mehr dazu kannst du hier lesen.

Mehr Informationen und die Datenschutzerklärung von Userlike findest du hier.

Du kannst dich jederzeit vom Dienst abmelden und deine Einwilligung zur Datenverarbeitung widerrufen. Sende dazu einfach in deinem Messenger die Nachricht „STOPP“. Wenn du zusätzlich auch alle Daten löschen möchtest, sende „Alle Daten löschen“.

Chat-
Beratung
Gesprächs-
Gruppen
Schreib-
Gruppe

Damit wir unseren Blog stetig weiterentwickeln können, erfassen wir anonymisiert und DSGVO-konform verschiedene Nutzungsstatistiken (Web-Tracking). Informationen und Widerrufsmöglichkeiten findet ihr in unserer Datenschutzerklärung. Des Weiteren setzen wir auf dieser Webseite technisch notwendige Cookies ein. (Informationen & Einstellungen.)