Ist Angst haben schlecht? Wie Emotionen unseren Alltag beeinflussen

Linda, 22

@linda_felizz

Die Gefühle, die jeder Einzelne von uns empfinden kann, sind ganz schön facettenreich! Ein ständiges Hin und Her und Auf und Ab. Eine reine Achterbahnfahrt, wie man so schön sagt. Das fällt mir als erstes auf, wenn ich mich mal alleine im Stillen hinsetze und versuche zu benennen, was da so den ganzen Tag an Regungen und Impulsen durch mich hindurch läuft und oft sogar ganz unbewusst mein Handeln bestimmt.

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Liebe und Angst

Da gibt es zum einen Wut, Trauer, Nervosität, Hass, Schuld, Neid und Misstrauen, um nur ein paar von „den Schlechten“ zu nennen. Auf der anderen Seite stehen Fröhlichkeit, Vertrauen, Gelassenheit, Vorfreude, Mut, Leichtigkeit. Womit ich auch schon bei meiner zweiten Beobachtung angekommen wäre. Diese bunte Palette an Gefühlen lässt sich gut in zwei Bereiche aufteilen. Ich persönlich finde da als Überbegriffe „Angst“ und „Liebe“ am passendsten. Natürlich erleben wir nicht zu jedem Zeitpunkt ausschließlich Emotionen aus diesen beiden, stark gegensätzlichen Feldern, sondern befinden uns meistens eher irgendwo dazwischen. Zu den starken Empfindungen der Liebe zählen für mich all jene, die sich fließend und befreiend anfühlen. Momente, in denen ich die Welt umarmen möchte, zuversichtlich bin und weiß, dass alles in Ordnung ist, so wie es gerade ist.

Im Gegensatz dazu stehen alle Gemütsbewegungen, die sich bei mir häufig im Bereich von Brustkorb oder Bauchregion ziemlich erdrückend und belastend anfühlen. Manchmal kommt es mir dann sogar so vor, als wäre es gerade das Schwerste tief und lange durchzuatmen. Die Lage scheint mir aussichtslos, wie festgefahren, und mein Verstand ist mit dieser „schwierigen“ und „komplizierten“ Erfahrung überfordert.

Was Gefühle mit uns machen

Angst, Wut, TrauerQuelle: Photo by Dmitriy Kolesnikov on Unsplash.comQuelle: Photo by Dmitriy Kolesnikov on Unsplash.comGrundsätzlich, ob schön oder unangenehm, leicht oder schwer, haben alle diese Emotionen eins gemeinsam. Sie haben eine wohl oft unterschätzte machtvolle Funktion. Sie sind essentiell für unser alltägliches Leben, geben in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen den Ton an und stehen im direkten Zusammenhang mit dem Zusammenspiel von Körper und Geist.  Mit Hilfe unserer Gefühle können wir Situationen subjektiv bewerten, schätzen sie ein und richten unser Handeln entsprechend aus. Sie helfen uns dabei, wichtige Entscheidungen etwa „aus dem Bauch heraus“ zu treffen, wie wir intuitives Handeln gerne auch bezeichnen. Zumindest mich hat das Hören auf mein Bauchgefühl bisher immer die im Endeffekt nachhaltigsten und sinnvollsten Lösungen wählen lassen. Alleine der Verstand und rationales Denken reichen für all das, was der Alltag für uns bereithält nämlich nicht aus.

Meine Ängste überwinden

Denke ich darüber nach, welche Situationen im Alltag für mich persönlich am belastendsten sind und mich immer wieder an meine Grenzen bringen, sind das tatsächlich jene, die in mir Emotionen der Angst auslösen. Ganz  besonders schwer sind für mich zum Beispiel Momente, in denen sich meine Mama nicht an Versprechen oder Abmachungen hält. Während meine Geschwister oder mein Papa da ganz gelassen bleiben können, werde ich dann von der einen auf die nächste Sekunde von einem Tsunami an Wut- und Enttäuschungsgefühlen überrollt. Mein Herz rast und ich fühle mich hilflos. Eigentlich weiß ich mittlerweile, dass sich diese Gefühle am besten mit Ruhe und ehrlicher Kommunikation behandeln lassen. Häufig aber kommt es stattdessen zu Streitereien, Schuldzuweisungen und Vorwürfen, weil ich unbeholfen und wie fremdgesteuert versuche, meine Emotionen an meiner Mama abzuladen und sie für meine Wut verantwortlich zu machen.

Angst ist gelernt

Später dann, wenn die Situation gerade noch so, aber ziemlich wackelig, über die Bühne gelaufen ist und ich alleine bin, habe ich schon mehrmals versucht zu reflektieren, woran meine heftige Reaktion hätte liegen können. Fest steht: meine Mama, oder wer auch immer der „Auslöser“ war, trägt hier nicht die Verantwortung. Auch klar ist, dass jegliche Art von Gefühl immer wie ein Wegweiser fungieren soll. Ich weiß, dass sich speziell hinter den negativen Emotionen, persönliche Schwachstellen oder mentale Grenzen verbergen: „Ich kann mich auf keinen verlassen/niemandem vertrauen.“, „Ich bin an allem Schuld.“ oder „Ich bin nicht genug.“ Solche sogenannten Glaubenssätze können durch Prägungen oder sogar Traumata aus der Kindheit entstanden sein. Wir haben sie in Momenten erlernt, in denen eines unserer Grundbedürfnisse, wie Zuneigung, Liebe oder Aufmerksamkeit, nicht erfüllt wurde. Auf rein biologischer Ebene hat der Körper diese damalige Erfahrung berechtigterweise als lebensbedrohlich bewertet und somit an ein Gefühl der Angst gekoppelt, welches uns daraufhin dazu veranlasst hat, Kompensations- und Vermeidungsstrategien zu entwickeln. In Situationen, die in ihrer Konstellation der vergangenen ähneln, kommt dieses Gefühl wieder hoch und überwältigt uns gleichermaßen, obwohl wir jetzt ja eigentlich in der Lage wären zu erkennen, dass keine Lebensgefahr mehr besteht und wir uns zum einen selbst die notwendige Liebe und Geborgenheit geben können, zum anderen auch die Möglichkeit haben, uns ehrlich mitzuteilen. Wir stecken dann in unserem kindlichen Ich fest und sind nicht in der Lage, erwachsen zu handeln.

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Gefühle als Schlüssel zum Ich

Durch vermeintlich harmlose Sätze wie: „Stell dich nicht so an“, „Reiß dich mal zusammen“ oder „Das ist doch kein Grund zu weinen“, lernen wir von klein auf, dass Gefühle wie Trauer, Wut, Enttäuschung in vielen Alltagssituationen unerwünscht sind. Ist man als kleines Kind noch sehr eng verbunden mit den eigenen Gefühlen, so dauert es dann nicht mehr lange bis die ersten Maßregelungen durch Eltern, Geschwister, Erzieher, Lehrer diesen leichten Zugang langsam aber sicher verschließen. Man lernt quasi die Emotionen zu unterdrücken, oder sie zumindest so sehr für sich zu behalten, dass man später als Erwachsener nicht mehr in der Lage ist, die eigenen Gefühle zu kommunizieren, geschweige denn sie überhaupt selbst zu fühlen.

Angst auflösenQuelle: Foto von Alexas_Fotos auf pixabay.comQuelle: Foto von Alexas_Fotos auf pixabay.comAll diese Strategien sind vielleicht logisch, und für ein kleines Kind automatisch das simpelste Mittel, sich anzupassen. Jedoch sind sie dauerhaft und auf (lebens-)lange Sicht gesehen folgenschwer und unglaublich schädlich. Wenn wir nämlich immerzu versuchen, von unseren Gefühlen „wegzukommen“, entfernen wir uns doch als Konsequenz auch immer weiter von uns selbst, unseren tiefen Bedürfnissen und Sehnsüchten. Diese Beziehung zu uns selbst ist aber so einzigartig und eigentlich ja die allerwichtigste im Leben. Darum sind wir auch ständig auf der Suche nach Erfüllung: mit dem neuesten Smartphone, tollen Klamotten oder einem perfekten Insta-Feed, weil wir glauben, das würde uns glücklich machen. Oder wir hoffen, dass andere Menschen uns das geben können, was uns fehlt: Liebe, Zuneigung, Aufmerksamkeit. Aber all das müssen wir uns selbst schenken, müssen uns uns selbst zuwenden, um echte Erfüllung erleben zu können. Auch wenn es manchmal schmerzhaft ist.

Unterdrückte Gefühle: Die Sache mit dem Luftballon

Das Schlimmste daran ist, dass die Intensität unserer unterdrückten Emotionen zunimmt, je mehr wir versuchen, sie zu unterdrücken. Ein treffender Vergleich, den ich hierzu schon oft gehört habe, sind Luftballons, die man nur mit sehr großer Anstrengung unter Wasser drücken kann. Einmal nachgelassen schießen sie ganz plötzlich und mit voller Wucht an die Oberfläche. Nimmt man also so einen Ballon und stellt sich vor, er sei die Wut, die wir mit aller Macht versuchen, unter Wasser zu halten, also niemandem zu zeigen, nicht mal uns selbst, fängt sie an, uns ungewollt zu kontrollieren. Denn wir brauchen viel Kraft, um sie zu unterdrücken. Haben wir dann mal keine Kraft dafür oder achten nicht darauf, taucht sie plötzlich auf und überrollt uns.

Alle Gefühle gehören dazu

Aber wie kann dann ein guter Umgang mit Angst aussehen? Natürlich kann ich nur von mir und meiner Erfahrung sprechen: Ich stehe selbst noch ziemlich am Anfang dieses Prozesses, der sich der Annäherung an meine eigenen Ängste und schmerzlichen Muster widmet. Was ich trotzdem definitiv schon jetzt sagen kann ist, dass auch, wenn diese Vorgehensweise sicherlich nicht die leichteste ist, sie für mich eine Reise darstellt, die mich zu mir selbst führt: Ankommen bei mir  und meinem „wahren Ich“. Für Konfliktsituationen, die mich heute emotional total mitnehmen, habe ich etwas scheinbar Simples, aber Effektives gelernt, das ich dann anwenden kann, wenn Wut und Angst hochkochen. Wie zum Beispiel manchmal im Kontakt mit meiner Mama: Ich fange dann (meistens) ganz bewusst gar nicht erst an, mir irgendwelche Gedanken zu machen und Grübeleien darüber anzustellen, wo diese bestimmte Empfindung jetzt wohl herkommen mag, sondern ich gebe dem Gefühl das, was es am aller meisten will: gefühlt werden. Das fällt mir am leichtesten, wenn ich erst einmal tief durchatme und dann versuche rauszufinden, an welcher Stelle in meinem Körper der emotionale Schmerz am stärksten auftritt. Indem ich mir vorstelle, diese Stelle mit meinem Atem ganz auszufüllen, schaffe ich Freiraum auf Körper- und gleichzeitig Emotionsebene.

Das, was uns passiert ist, können wir nicht mehr rückgängig machen, aber dafür gibt uns jeder neue Moment die Möglichkeit, frei zu entscheiden, in welche Richtung wir den Umgang mit uns selbst und speziell unserem Innenleben ausrichten wollen. Immerzu anstrengendes Wegdrücken, oder doch die bewusste Integration aller Gefühle, die da sind?

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