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Zeit für mich: Auch mal "Nein" sagen

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Egal ob beim Planen deiner Freizeitaktivitäten, oder wenn andere um einen Gefallen bitten: Es ist wichtig, nicht immer zu allem Ja zu sagen. Das kann sonst schnell auf Kosten der eigenen Gesundheit gehen. Dabei ist das gar nicht so knifflig, wie man sich das manchmal vorstellt. Hier gibt’s ein paar Denkanstöße.

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Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf steht

Erst kürzlich ist es nach langer Zeit wieder passiert: Ich habe einen Blick in meinem Kalender geworfen und mir wurde ein bisschen mulmig dabei, zu sehen, dass ich in den nächsten Wochen keinen Abend für mich haben werde. Ich habe viele Freunde und sehe alle von ihnen unheimlich gerne. Allerdings brauche ich auch viel Zeit für mich. Nur einen Abend in der Woche für mich zu haben reicht mir einfach nicht. Generell bin ich aber ein “Möglichmacher”: auf keinen Fall möchte ich, dass wegen mir etwas nicht stattfinden kann.

Früher hatte ich immer ein ganz schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, ich könnte “Nein” zu einem Terminvorschlag sagen. Auch, wenn ich einen ruhigen Abend bitter nötig hatte, habe ich immer zugesagt. Ich hatte Angst, dass meine Freunde sonst denken, dass ich mir keine Zeit für sie nehmen will. Ich hätte dann das Gefühl gehabt, bei einer Absage meine Freunde im Stich zu lassen. Für manche ist aber auch die Angst, etwas zu verpassen, ein Problem: “Haben die gerade Spaß ohne mich?” “Reden die über mich und dass ich nicht kommen konnte/wollte?”.

Das Resultat meiner bedingungslosen Offenheit gegenüber Unternehmungen? Oft war ich Wochen im Voraus ausgebucht, Zeit für mich war die Ausnahme. Absagen kam für mich überhaupt nicht in Frage. Das hatte verheerende Folgen.

Freizeit-Stress ist schlecht für Körper und Geist

So ein Verhalten ist alles andere als gesund. Ich habe mich in den letzten Jahren ganz oft dabei ertappt, wie ich nach längeren Phasen des übermäßigen Sozialisierens unruhig wurde, schlechte Laune hatte und mich abgestumpft fühlte. Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch, dann kannst du dich hier mit anderen dazu austauschen. Die psychische Belastung hat mich jedenfalls auch physisch stark beeinträchtigt: von Kopfschmerzen bis zur totalen körperlichen Erschöpfung war alles dabei. Meine Schlafqualität sank rapide ab und in der Uni und auf der Arbeit fiel es mir oft schwer, mich zu konzentrieren. Sportliche Betätigung, die mir wichtig ist und mich grundsätzlich geistig und körperlich fit und gesund hält, wurde nicht selten zu einer zusätzlichen Plage – abgesehen davon, dass mir die Energie dafür oft sowieso völlig gefehlt hat. Wenn ein Treffen abgesagt wurde, war das für mich wie ein 6er im Lotto.

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Selfcare-Abende sind ein fester Termin

Zum Glück habe ich mir schließlich ein Herz fassen können und mir ganz konkret gesagt, dass das so nicht weitergehen kann. Ich habe ein paar Herangehensweisen in meinem Kopf jongliert und dann schließlich eine ganz einfache Methode entwickelt, die mich schützen soll.
Wenn ich heute neue Termine ausmache, achte ich immer darauf, dass ich zwischendurch regelmäßig Luft für mich habe. Wenn ich merke, dass es eng wird, trage ich mir abends “SELFCARE” ein. Der Tag steht dann schlichtweg nicht als Option für ein Treffen zur Verfügung. Sollte spontan ein Termin ausfallen, sehe ich das als ein Zeichen. Oft suche ich mir keinen Ersatz, sondern genieße es einfach, zuhause ein paar Dingen nachzukommen und ganz entspannt zu kochen und ein Buch zu lesen.

Auch überlege ich mir bei größeren Unternehmungen wie Ausflügen, Konzerten oder ähnlichem, ob der Termin wirklich etwas ist, was ich wahrnehmen will. Eine unmittelbare Entscheidung ist bei solchen Dingen manchmal nicht die beste Idee. Stattdessen ist es gut, erstmal in sich hinein zu hören. Ich überlege mir vorher “Wird mir das guttun?” “Will ich das auch in einem Monat noch?”.

So kümmerst du dich um dich selbst

  • Nutze deinen Kalender nicht nur für Termine mit anderen, sondern auch, um Zeit für dich zu planen.
  • Halte dich an Selfcare-Termine und behandle sie wie Verabredungen mit anderen.
  • Nimm Absagen entspannt und nutze sie als Gelegenheit, runterzukommen.
  • Erlaube dir Bedenkzeit, bevor du zu Unternehmungen zusagst.
  • Wenn es dir schlecht geht, quäle dich nicht unnötig: Absagen ist keine Schande, wenn es einen guten Grund hat.
  • Hab keine Angst, etwas zu verpassen: Deine Freunde bleiben deine Freunde.

Am Anfang hatte ich noch Schwierigkeiten, mich an diese Abende zu halten und vor Zusagen erstmal zu überlegen, aber nach der Zeit war das überhaupt kein Problem mehr für mich. Ich habe außerdem gelernt, dass es auch okay ist, einen Termin abzusagen, wenn es mir nicht so gut geht. Natürlich ist es wichtig, sich an Abmachungen zu halten. Die andere Person hält sich den Termin frei und verlässt sich auf dich, aber kein richtiger Freund wird dir einen Vorwurf machen, wenn es wirklich einen Grund gibt. Wenn dir alles über den Kopf steigt, du körperlich nicht fit bist oder ein Notfall dazwischenkommt, darfst du deine Prioritäten guten Gewissens umstecken.

Du musst nicht immer alles möglich machen

Das gilt nicht nur für Treffen, sondern auch, wenn Leute dich um einen Gefallen bitten. Ich betrachte es keineswegs als negativ, wenn meine Freunde meine Hilfe erfragen. Für mich ist das ein Zeichen von Vertrauen. Andere zu unterstützen ist das Natürlichste auf der Welt für mich, aber auch hier gilt es, Grenzen zu ziehen.

Wenn Leute wirklich kategorisch meine Energie und meine Kraft aufsaugen, versuche ich ähnlich dem Schema oben vorzugehen. Ein direktes Gespräch, in dem du klar deinen Standpunkt kommunizierst, ist oft die beste Lösung, Differenzen aus dem Weg zu räumen. Ein guter Anfang ist “Du weißt, mir ist die Freundschaft zu dir sehr wichtig. In letzter Zeit fühle ich mich aber oft überlastet.” Ein sanfter aber bestimmter Ton ist dabei wichtig, um die andere Person nicht zu verletzen. Reagiert dein Freund/deine Freundin aber sehr stark und greift dich womöglich an, gibt es vielleicht ein größeres Problem, dass ihr weiter ausloten müsst. Wirft die Person dir vehement vor, dass du eine schlechte Freundin wärst und versucht, dich zu manipulieren, solltest du dir überlegen, ob du es nicht vielleicht mit einer toxischen Freundschaft zu tun hast. In den schlimmsten Fällen helfen da auch die längsten Gespräche und die größten Bemühungen nicht.

Wenn du ausgeglichen bist, profitieren alle

Ich habe gemerkt, dass ich mir selbst und anderen viel eher eine Freude und gute Freundin bin, wenn ich gut gelaunt und erwartungsvoll zu den Treffen komme. Durch mein neues Zeitmanagement habe ich oft wesentlich höhere Energiereserven und kann mich reger an Diskussionen beteiligen. Auch mein zwischenmenschliches Gespür ist viel geschärfter: Ich merke sofort, wenn einem meiner Freunde etwas auf dem Herzen liegt.

Natürlich passiert es trotzdem ab und an, dass ich mir unabsichtlich zu viele Termine ohne Pause eintrage. Ich besinne mich dann aktiv nochmal auf meine Checkliste zurück und stelle sicher, dass das in Zukunft nicht nochmal passiert. Es gibt auch Wochen, an denen ich gar keine andere Wahl hab, als alles durchzutakten, weil Geburtstage, Arbeit und Uni wichtige Termine vorgeben, auf die ich nicht verzichten kann und will.

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