Leidenschaften: Auf dem Weg aus der Essstörung zu sich finden
Beim Malen ist Lina bei sich, ihren Gedanken und Gefühlen und kann sich so eine Auszeit vom Alltag und ihren Sorgen nehmen. In diesem Beitrag erfährst du, inwiefern Lina in ihrer Leidenschaft fürs Malen und Zeichnen ein Ventil gefunden hat, das ihr hilft, die Essstörung zu bewältigen.
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Während der stationären Therapie in einer psychosomatischen Klinik, durfte ich an der Kunsttherapie teilnehmen. Ich freute mich darauf, da ich mich vorher bereits mit Kreativität beschäftigte. Das Malen fördert meinen emotionalen Ausdruck und trägt zu meinem Selbstwertgefühl bei. Das ist mir besonders wichtig, da sich meine Gefühle durch die Essstörung unzugänglich anfühlten. Der Fokus meiner Aufmerksamkeit lag lange Zeit auf der Symptomatik und auch mein Selbstwert hing vom Körperbild ab.
Kreativität als Therapiebegleitung
Wenn ich mich kreativ beschäftige, kann ich meine Gedanken auf das Malen richten und mich von Sorgen distanzieren. Während der Behandlung von Essstörungen kommen zudem häufig Fragen über die eigene persönliche Entwicklung auf. Die Essstörung nimmt bei Betroffenen viel Raum und Zeit ein, sodass Unsicherheiten über die eigene Persönlichkeit und eigene Interessen bestehen.
Wenn Symptome abgebaut werden, kann das Zweifel auslösen und es kann als Herausforderung erlebt werden, die eigene Persönlichkeit ohne die Essstörung zu ent-wickeln. Mir persönlich hilft während der Bewältigung der Essstörung neben der Psychotherapie, besonders das Ausleben von Interessen, wie das Malen, und das Pflegen sozialer Kontakte.
Zugang zu Emotionen finden
In der Kreativität, wozu ich unter anderem Malen, Tanzen und kreatives Schreiben zähle, kann ich nicht nur meinen Kopf abschalten, sondern auch einen Zugang zu emotionalen Themen finden. Auch beim Malen erlebe ich den Prozess der Loslösung von Perfektionsstreben und Selbstzweifeln. Ich möchte mich dabei gerne darauf konzentrieren, einen anderen Zugang zu Themen zu finden, die mir schwer fallen, in Worte zu fassen. Beim Malen bin ich bei mir: meinen Gedanken und Gefühlen und kann mir so eine Auszeit vom Alltag und meinen Sorgen nehmen. Wenn ich diese kreativen Tätigkeiten in meinen Alltag einbeziehe, hilft es mir, Emotionen zu regulieren und die Verarbeitung von Belastungen zu unterstützen. Für mich ist das ein wichtiger Baustein auf meinem Weg, der die Psychotherapie begünstigt, und mir vor allem hilft, Zugang zu mir zu finden.
Bildinformation: Durch dieses Bild hat Lina die Ambivalenz der Essstörung als sicheren Ort vs. der Abschirmung nach Außen visualisiert.
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Die Essstörung auf Papier bringen
Die Essstörung löst bei mir ein Gefühl der Isolation aus, welches ich vor allem durch kreative Mittel ausdrücke. Diese Themen werden ebenfalls in der Therapie bearbeitet und auch die Bilder fließen dort mit ein, indem ich Therapieaufgaben gestalterisch umsetzen kann. So habe ich zum Beispiel einerseits die Essstörung visualisiert und andererseits eine Collage erstellt, die mich unabhängig von dieser repräsentiert. Das finde ich besonders wichtig, da für mich die persönliche Entwicklung zur Bewältigung der Essstörung beiträgt. Die Kunst ist für mich dabei ein Interesse, das mir hilft, mit Veränderungen umzugehen. Wenn die Kompensation von psychosozialen Belastungen nicht mehr über Symptome der Essstörung erfolgt, ist es mir wichtig ein anderes Ventil zu finden. Auf diese Weise bringe ich Themen, die mich beschäftigen zu Papier oder ich gestalte ganz frei, um mich von Stress abzulenken und zu erholen.
Bildinformation: Dieses Bild hat Lina gemalt, als sie sich mit der Wertschätzung ihres Körpers und Ihrer Emotionen auseinandergesetzt hat.
Persönlichkeitsentwicklung durch Malen fördern
Die Kunst hat mich bisher in verschiedenen Lebenssituationen begleitet. In besonders belastenden Zeiten, habe ich mich durch das Malen ein Stück weit von den Umständen gelöst und diese so zunächst verdrängt. Da war der Malprozess auch mal eher konfus oder chaotisch und ich habe spät abends abstrakt gemalt. Das mag erst einmal nicht zielführend klingen, doch auch das war Teil meiner Entwicklung und es hat mir geholfen, mit scheinbar unlösbaren Konflikten umzugehen. Zu anderen Zeiten hat sich besonders mein Perfektionismus gezeigt, in dem es mir schwer fiel, mich von Vorlagen zu lösen. Mittlerweile gehe ich strukturierter und freier zugleich an kreative Tätigkeiten heran. Mir kommt eine Idee oder ein Thema, welches ich gerne umsetzen möchte und somit komme ich in den Fluss des Schaffens. Unter anderem habe ich Selbstporträts, die verschiedene Emotionen widerspiegeln gemalt oder die Essstörung visualisiert. Um mich gut künstlerisch auszudrücken, verwende ich neben Pastellkreide auch andere Mittel, wie Acrylfarbe oder Aquarell und probiere mich somit aus.
Bildinformation: Hier hat Lina Landschaften als Symbol ihrer Entwicklung gemalt.
Recovery: Finden, was guttut
Mir ist es wichtig, zu schauen, welche Aktivitäten mir zu welchem Zeitpunkt gut tun und welche Bedürfnisse ich habe. Daher wandelt sich auch die Ausübung meiner Interessen. Ebenfalls achte ich darauf, mich nicht zu sehr in meinen Interessen zurückzuziehen und im Austausch mit anderen zu bleiben. Dennoch sind die Zeiten, in denen ich bewusst alleine kreativ werde, wichtige Kraftquellen.
Woraus wir Menschen Kraft ziehen ist ganz individuell. Bei mir ist es unter anderem Kreativität. In diesem Beitrag hast du erfahren, was kreative Prozesse für meine Entwicklung bedeuten. Insgesamt geht es mir dabei vor allem um die Auseinandersetzung mit persönlichen Themen und dem Ausdruck von Emotionen. Bedeutsam ist es, Mittel und Wege zu finden, sich zu entwickeln und mit Belastungen umzugehen.
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