Schluss mit dem Schweigen: Wie ich meine Stimme wiederfand

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Hast du ein Geheimnis? Oder gibt es etwas, worüber du nicht sprechen möchtest? Schämst du dich für eine bestimmte Sache? Und hast du oft das Gefühl, dich verstecken zu müssen? Wenn du eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, dann lies weiter.

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Zu viele Geheimnisse

Eine lange Zeit über habe ich sehr viele Geheimnisse mit mir herumgetragen. So lange, bis es irgendwann zu viele wurden. Es fühlte sich an, als hätte ich mich hinter einer Mauer versteckt, die von Jahr zu Jahr höher wurde. Bis sie irgendwann so hoch war, dass ich selbst nicht mehr drüberschauen konnte. Dass ich diese persönliche Geschichte so öffentlich teile, das ist das erste Mal für mich. Aber ich habe gelernt, dass es manchmal hilft, mutig zu sein.

Du fragst dich jetzt bestimmt, warum ich mich in dieser Zeit niemandem anvertraut habe: Ich hatte oft das Gefühl, irgendwie anders zu sein, nicht dazuzugehören. Das Gefühl, es nicht wert zu sein. Ich war sehr streng mit mir, habe mich oft mit anderen verglichen und kam schnell zu dem Schluss: Ich bin nicht so, wie die anderen.

Vom Gefühl, ausgegrenzt zu sein

Quelle: philm 1310 auf pixabay.comQuelle: philm 1310 auf pixabay.com

Bestimmt kennst auch du diese fiesen Mädelscliquen, die die Schule unsicher machen. Die Beliebten, die Hübschen, die Coolen. Ist man nicht mit ihnen befreundet, hat man eigentlich schon verloren. Und auch wenn es keine Gründe gibt, warum sie dich ausgrenzen sollten, sie finden welche. Die Tatsache, dass du nicht so bist wie sie, reicht aus, um dir die Schulzeit zu deiner persönlichen Hölle zu machenDie Selbstzweifel, die mich sowieso schon plagten, wurden durch genau solch eine Clique von außen bestätigt. Gerne hätte ich mich in dieser Zeit jemandem anvertraut. Aber blickte ich in meinen Freundeskreis, dann hatte ich das Gefühl, dass es den anderen noch viel schlechter geht als mir. Ich verharmloste also meine Sorgen, denn ich wollte niemandem zur Last fallen. Eine lange Zeit habe ich geglaubt, dass alles in mich hineinzufressen, die beste Lösung für alle sei. Heute weiß ich es besser!

Viele Freunde – aber nur im Netz

Ich zog mich zurück – ganz weit weg, hinter meine sicheren Mauern. Dort würde mir niemand wehtun, habe ich gedacht. Doch je höher die Mauer wurde, desto schwerer war es auch, sie zu überwinden. Meine Angst, über mich zu reden, wurde immer größer. Ich war so verzweifelt, dass ich mich Fremden im Internet anvertraute. In Tumblrgruppen traf ich Menschen, die mich verstanden, denen es genauso ging, wie mir  ̶  die so waren, wie ich.

Im Internet war ich beliebt. Ich hatte viele Freunde, mit denen ich offen über mich reden konnte. Meine Internetfreunde bauten mich nach einem anstrengenden Schultag wieder auf, machten mir Mut und stärkten mich.

Ich lebte online eine ganze Weile so weiter, bis mir mein Doppelleben zu viel wurde. Die Zeit, die ich online in Internetfreundschaften investierte, machte mich offline noch einsamer. Mir drängten sich Fragen auf, die ich nicht länger ignorieren konnte: Wer bin ich eigentlich? Kennt mich überhaupt irgendjemand? Sind meine Freunde überhaupt Freunde? Wissen meine Eltern überhaupt, wie es ihrer Tochter geht?

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Mit vielen kleinen Schritten zurück in die Offline-Welt

Ich beschloss, etwas zu ändern. So wollte ich einfach nicht weitermachen. Vielleicht kennst du das Sprichwort: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Ich habe gelernt, dass das so nicht stimmt. Die Mauer aus Schweigen, die ich jahrelang um mich errichtet hatte, versperrte mir die Sicht auf den Weg, den ich eigentlich gehen wollte. Doch um so eine dicke Mauer einzureißen, braucht es viel Kraft und Geduld. Und so musste ich auch erst einmal lernen, dass eine Veränderung mit vielen, kleinen Schritten anfängt. Das hat mir dabei geholfen:

  • Akzeptiere deine eigenen Schwächen. Erst dann kannst du an ihnen arbeiten und immer besser werden.
  • Lerne dich selbst lieben! Sei stolz auf dich und traue dich, deine Stärken selbstbewusst zu zeigen. Du kannst dir zum Beispiel überlegen, worin du so richtig gut bist. Was magst du an dir am meisten? Welche Eigenschaft macht dich ganz besonders?
  • Statt online mit Fremden über deine Sorgen zusprechen, versuche doch einmal, dich einem guten Freund oder Freundin anzuvertrauen.
  • Habe nicht übertrieben hohe Erwartungen an dich selbst.

Trau dich, deine Komfortzone zu verlassen

Sind die Mauern einmal eingerissen, gibt es kein Zurück mehr in die gute, alte Komfortzone. Jeder von uns hat eine. In ihr fühlen wir uns sicher und geborgen. Aber sie hindert uns auch daran, etwas Neues auszuprobieren. Also trau dich! Spring über deinen Schatten, raus aus deiner Komfortzone und hinein in die große weite Welt!

Zum Beispiel habe ich vorher noch nie so vielen Menschen, so persönlich von mir erzählt, wie in diesem Blogpost. Deswegen ist auch dieser Artikel eine große Herausforderung für mich. Und wenn ich es schaffe, das hier zu veröffentlichen, bin ich einen Riesenschritt nach vorne gegangen.

Lernen, offen zu Kommunizieren

Erst einmal mag es dir vielleicht unangenehm sein, jemandem direkt zu sagen, was dich stört oder bedrückt. Aber es ist sehr hilfreich, die eigenen Schwächen, Sorgen und Ängste seinem Gegenüber mitzuteilen. Denn so weiß dein Gegenüber genau, worauf es achten muss und kann viel besser auf deine Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Trau dich also, Unsicherheiten anzusprechen! Denn eine offene Kommunikation hat viele Vorteile: Sie bietet keinen Spielraum für Interpretation oder mögliche Missverständnisse, sondern schafft Klarheit. Offene Kommunikation stärkt das Vertrauen zu deinen Eltern und Freunden. Vielleicht gibt es sogar ein Thema, worüber sie sich bisher nicht getraut haben zu sprechen.

Und das Beste daran ist: Du wirst verstanden! Denn du bist nicht der oder die Einzige, der es so geht. Und wenn du dich jetzt immer noch mit der Frage quälst, was die anderen über dich denken, hier mein Geheimtipp: Lerne, mit dieser Ungewissheit umzugehen. Das ist ganz normal!

Was liegt dir auf dem Herzen?

Solltest du dich nicht trauen, deine Sorgen in deinem direkten Umfeld anzusprechen, findest du hier Hilfe oder einfach nur ein offenes Ohr:

Also hier mein Appell an dich:

 Reden ist Gold!

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Stefanie

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