Setpoint und BMI

Von Set-Point, BMI und Körpergewicht

Autorin Annabell

Annabell, 24

Was würde eigentlich jemand vom Fach dazu sagen, was der Set-Point ist, ob man Angst haben muss von einer Essstörung in die nächste zu rutschen und was nötig ist, um die Drehtür Essstörungserkrankung zu verlassen? Annabell hat Ihrer Ernährungstherapeutin auf den Zahn gefühlt und viele spannende Antworten bekommen. Am besten du liest dir zunächst den ersten Teil des Interviews durch, wo schon viele grundlegende Fragen beantwortet wurden. 

DU SUCHST AUSTAUSCH MIT ANDEREN?

In unseren Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen über Körper, Essen, Selbstwert oder Ängste unterhalten und gegenseitige Unterstützung erfahren.
Melde dich direkt hier dafür an!

Annabell: „Schön, dass Sie sich nochmal die Zeit für mich genommen haben. Mir sind nach unserem letzten Treffen noch einige weitere Fragen eingefallen. Außerdem würde ich bei einigen Themen gerne noch tiefer einsteigen.“

Frau Pabst: „Super gerne. Die Welt der Ernährungstherapie ist unfassbar vielseitig und faszinierend.“

Kann es passieren, dass man während der Genesung in eine andere Essstörung rutscht, also zum Beispiel von der Anorexie in die Bulimie oder ins Binge Eating?

Es wäre gelogen zu sagen, dass das nicht passieren kann. Genauso wie es gelogen wäre zu sagen, dass Anorexie Erkrankte keine Essanfälle entwickeln können. Und um das nicht eintreten zu lassen, ist es ja so wichtig hinzuschauen, welche Themen wirklich hinter dem Essen/Nicht-Essen stecken, regelmäßig und genug zu essen und auf eine ausgewogene Lebensmittelauswahl zu achten. So kann die Angst einen ständigen Hunger zu spüren und in z.B. die Bulimie zu rutschen, minimiert werden. Symptome, egal ob restriktives oder übermäßiges Essverhalten, sind weder gut noch schlecht, sie sind immer dysfunktional. Jede Essstörung hat eine Funktion, die sich hinter diesen Symptomen versteckt.

Was würden Sie zu einer Patientin sagen, die an sich gesund werden will, aber Angst hat, endlos zuzunehmen?

Das ist tatsächlich eine Angst, die ich oft zu hören bekomme. Hier ist es wichtig auf die Vorgeschichte zu schauen. Wenn die Patientin zum Beispiel bereits vor der Essstörung übergewichtig war, eine unregelmäßige Mahlzeitenstruktur und eine ungesunde Lebensmittelauswahl hatte, ist die Angst angebrachter, als wenn die Patientin vor der Essstörung im Setpoint-Bereich lag und sich somit nur gefühlt im Übergewicht eingeschätzt hat. Denn wie bereits erwähnt, ist eine Essstörung ein Emotionsregulator, dem in diesem Fall nicht vertraut werden kann.

Um Ihnen diese Frage vollständig beantworten zu können, braucht es erstmal noch Hintergrundwissen zum Thema Körpergewicht, Wiegen, Set-Point und Co.

 

Okay, was sagen Sie denn zum Thema Gewicht und Wiegen? Und was ist der Set-Point überhaupt?

Zu Beginn sollte man das Gewicht im Blick behalten. Sprich, zunächst zweimal die Woche wiegen, dann einmal und später in größeren Abständen. Anhand der Gewichtskurve ist oft zu erkennen, dass das Gewicht zu Beginn der Ernährungstherapie einer Anorexie stärker ansteigt. Hier entwickeln sehr viele Patientinnen dann eben auch die Angst, dass es nie mehr aufhört. Doch das Steigen des Gewichts ist zu Beginn vollkommen normal. Ab dem 17/18er BMI normalisiert sich der Stoffwechsel und die Sättigungskurve stellt sich ein. Ab hier kann es teilweise sogar schwer werden noch weiter zuzunehmen. Viele Patientinnen sind dann der Meinung, ihren Set-Point erreicht zu haben. Das ist aber nicht richtig.

Der Set-Point ist ein Gewichtsbereich, den der Körper von Natur aus anstrebt. Im Set-Point-Bereich laufen alle Körperfunktionen so ab, wie sie abzulaufen haben, sprich Kälte- und Wärmeregulation, Hormonhaushalt und störungsfrei funktionierende Organfunktionen. Im Normalfall liegt er im Normalgewicht, also über einem BMI von 20 und kann stabil zwischen ein bis drei Kilo schwanken. Je älter die Person, desto höher der Set-Point, da es im Alter natürlicherweise mehr Reserven braucht. Zudem spielt die Körperzusammensetzung, die sportliche Aktivität und das Geschlecht eine große Rolle. Denn Frauen haben von Natur aus einen höheren Fettanteil.

Sie haben den Begriff BMI erwähnt, inwieweit spielt dieser eine Rolle in der Ernährungstherapie?

Oft wird einem durch die Medien versucht darzustellen, dass ein BMI über 25 schon adipös sei, was für mich nicht unbedingt richtig ist. Es gibt noch ganz andere Einflussfaktoren auf das Gewicht. Beispielsweise haben Menschen mit einem höheren Muskelanteil auch einen höheren BMI, was aber nicht heißt, dass sie adipös sind. Und auch hier gilt sich die Frage zu stellen: möchte ich mich einschränken, nur um an einem niedrigen BMI festzuhalten? Ein BMI kann auch dadurch beeinflusst sein, wie ich mich entscheide zu leben. Legt eine Person großen Wert auf Genuss und möchte sich beispielsweise das tägliche zusätzliche Stück Kuchen am Nachmittag nicht verwehren, welches rein zur Lebensqualität beiträgt und nicht unbedingt für den individuellen Tagesbedarf notwendig wäre, dann sollte sich die Person auch bewusst sein, dass ihr BMI womöglich auch ein wenig höher liegen könnte.

Was sagen Sie zu der Aussage: Einmal Essstörung immer Essstörung?

Es kommt ganz darauf an wie sehr die Patientinnen bereit sind, dysfunktionale Verhaltensweisen aufzugeben, die ja eine Funktion erfüllt haben. Es gibt viele Patientinnen, die es aus der Essstörung raus schaffen, also möglich ist es auf jeden Fall. Je näher Betroffene dem Set-Point kommen und diesen auch beibehalten können, desto realistischer ist es, die Essstörungswelt immer mehr hinter sich zu lassen. Wenn Betroffene sich entscheiden mit der Krankheit zu leben und damit einen Kompromiss mit der Essstörung eingehen, kann dies funktionieren, ist aber deutlich anstrengender. Zum Beispiel wäre es ein Kompromiss mit der Essstörung zu sagen: Ja ich nehme bis zum Normalgewicht zu, aber bleibe im unteren Normalgewichtsbereich. Somit muss sich die Patientin beim Essen immer einschränken, um nicht weiter zuzunehmen. Ein anderes Beispiel wäre ein Kompromiss beim Thema Bewegung: Ja, ich esse genug. Aber nur dann, wenn ich auch mindestens meine x Schritte gegangen bin und mir somit das Essen verdient habe. Kompromisse einzugehen bedeuten also nicht gleich Freiheit. Zu sich selbst ehrlich zu sein, hat auch hier wieder eine super große Wichtigkeit! Die Aussage ist somit nicht wahr, aber auch nicht falsch. Es ist sehr individuell.

Vielen lieben Dank, dass Sie sich erneut die Zeit genommen haben. Ich glaube jetzt kann sie jeder ein Bild machen, was Ernährungstherapie bedeutet.

HIER GEHT ES ZU TEIL 1 DES INTERVIEWS

*******
In diesem Artikel haben wir uns der Einfachheit halber an die weibliche Form der Personen gehalten. Natürlich gibt es auch männliche Ernährungstherapeuten, Psychotherapeuten und Patienten.

Schreib uns

Dilnoza

Beschäftigt dich dazu auch etwas?

Dich belasten Gedanken & Zweifel rund um die Themen Aussehen, Körper, Essen, Selbstwert? Hier kannst du uns 24/7 über WhatsApp schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

Schreib uns!*

* dieser Link funktioniert nur auf deinem Mobiltelefon/Tablet, und du musst WhatsApp installiert haben.

Dich belasten Gedanken & Zweifel rund um die Themen Aussehen, Körper, Essen, Selbstwert? Hier kannst du uns per E-Mail schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

* Pflichtfelder

Du hast selbst die Wahl, ob und über welchen Kanal du mit uns in Kontakt treten möchtest – entweder per WhatsApp oder per E-Mail. Insofern noch nicht erfolgt, musst du hierfür unabhängig von unserer Beratungsplattform bei einem Kommunikationsdienstleister deiner Wahl (z.B. Web.de, GMX.de, Gmail.com, Facebook/Meta, etc. ) eine E-Mail-Adresse bzw. einen WhatsApp-Account registrieren. Bitte beachte, dass du hierbei stets die Datenschutzbestimmungen der Kommunikationsdienste akzeptierst, die als „Datenverarbeiter“ die gesetzlichen Datenschutzauflagen (insbesondere der DSGVO) zu erfüllen haben.

Nachdem du uns über den „Kommunikationsdienst“ deiner Wahl angeschrieben hast, wird deine Nachricht automatisiert in einer zentralen Beratungsplattform ( Userlike ) gespeichert und verarbeitet.

Grundsätzlich können alle unsere Peer-Berater*innen auf deine Nachricht(en) und ggf. auch Kommunikationsdaten (z.B. Email-Adresse, Handy-Nummer) über diese Plattform zugreifen. Wir werden mit deinen Daten bzw. Informationen natürlich sehr vertraulich umgehen und diese niemals weitergeben oder außerhalb dieser Plattform speichern. Die einzige Ausnahme: Falls du im Gespräch mit den Berater*innen Suizidgedanken äußerst oder andeutest, sind wir dazu verpflichtet, deine E-Mail-Adresse, Handynummer oder IP-Adresse an die Polizei weiterzugeben.

Der Versand von Nachrichten, egal ob per E-Mail oder per Whatsapp, erfolgt durch uns ausschließlich über die Beratungsplattform. Userlike speichert hierfür Nachrichten in eigenen Datenbanken und übermittelt diese direkt oder über Schnittstellen an die von euch gewählten Kommunikationsdienste.

Theoretisch kann auch Userlike als s.g. Auftragsdatenverarbeiter auf deine Daten bzw. unsere Kommunikation zugreifen. Um dies abzusichern, haben wir mit dem Dienstleister eine „Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung“ geschlossen, die die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung gewährleistet. Mehr dazu kannst du hier lesen.

Userlike nutzt bzw. speichert zur Bereitstellung des Dienstes die von euch bei den Kommunikationsdiensten hinterlegten personenbezogenen Daten, insbesondere Vor- und Nachnahme, Endgerät, Profilbild sowie die über Userlike ausgetauschten Nachrichten. Diese Daten werden in einer verschlüsselten Datenbank gespeichert. Weder Userlike, noch wir, werden jemals personenbezogene Daten von euch an die Kommunikationsdienste übermitteln!

Die o.g. Daten werden nur zur internen Fallbearbeitung bzw. für die Beantwortung eurer Nachrichten genutzt, wir geben sie nicht weiter und verwenden sie nicht anderweitig. Für andere Chat-Nutzer sind die o.g. Daten nicht sichtbar oder zugänglich, da wir keine Gruppennachrichten verschicken. Wenn du dich von dem Dienst abmeldest (s.u.) werden deine o.g. Daten aus der Datenbank gelöscht.

Mehr Informationen und die Datenschutzerklärung von Userlike findest du hier.

Du kannst dich jederzeit vom Dienst abmelden und deine Einwilligung zur Datenverarbeitung widerrufen. Sende dazu einfach in deinem Messenger die Nachricht „STOPP“. Wenn du zusätzlich auch alle Daten löschen möchtest, sende „Alle Daten löschen“.

Bitte beachte auch unsere ausführlichen Informationen in unseren Datenschutzbestimmungen. ( als Link: https://in-cogito.de/datenschutz/)

Ernährungstherapie bei Essstörungen

„Ernährungstherapie bei Essstörungen kommt häufig viel zu kurz“

Autorin Annabell

Annabell, 24

Du bist an einer Essstörung erkrankt und denkst Ernährungstherapeut:innen wollen dir nur etwas über gesunde Ernährung erzählen, was du doch eh schon längst weißt? Du denkst in der Ernährungstherapie geht es nur um Essprotokolle und du musst dich ab jetzt penibel an das halten, was deine Ernährungstherapeutin möchte, während die Essstörung auch noch im Hintergrund tobt?

InCogito Autorin Annabell hat eine ganz andere Erfahrung gemacht: In diesem Beitrag erfährst du, welche wichtige Rolle eine Ernährungstherapie bei deiner Essstörungs-Recovery einnehmen kann.

DU SUCHST AUSTAUSCH MIT ANDEREN?

In unseren Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen über Körper, Essen, Selbstwert oder Ängste unterhalten und gegenseitige Unterstützung erfahren.
Melde dich direkt hier dafür an!

Annabell: „Um was geht es in so einer Ernährungstherapiestunde bei Ihnen eigentlich? Wie kann ich mir eine Therapiestunde vorstellen? Sprechen wir erstmal Ernährungsprotokolle durch und Sie geben mir einen Ernährungsplan, an den ich mich dann halten muss?“

Frau Pabst: „Ernährungspläne mache ich persönlich gar nicht, weil mir Eigenverantwortung sehr wichtig ist. Ich arbeite zumeist begleitend mit einer App. In dieser kann man unter anderem mit Fotos digital einen Überblick gewinnen, festhalten wie die Tage essenstechnisch so liefen. Ich kann Sie da auch besser begleiten, Unsicherheiten klären oder Bilder kommentieren, die Sie mir schicken. In einer Therapiestunde bei mir bekommen Sie erstmal Richtmengen-Orientierungen, um wieder einen Bezug dazu zu bekommen, was eine „normale“ Portionsgröße ist oder welche Komponenten in jeder Mahlzeit enthalten sein sollten (Kohlenhydrate, Eiweiß, Vitamine, Fett). Zudem sprechen wir über eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur und wie diese im Alltag passend umgesetzt werden kann. Bei der Anorexie geht es aber dennoch erstmal um eine Gewichtsnormalisierung, da im Untergewicht die Emotionen nicht so spürbar sind, was eine wichtige Grundlage für die Psychotherapie ist. Später geht’s auch um Einkaufstraining, Expositionen einbauen, gemeinsames Essen gehen und Kochen. Meistens gehe ich in folgenden drei Schritten vor: als Erstes wird die Mahlzeitenstruktur etabliert, als Zweites schauen wir uns die Richtmengen an (die Portionsgrößen und Komponenten) und erst dann gehen wir die Lebensmittelauswahl an inklusive der Flexibilisierung und Einbau von verbotenen Lebensmitteln. Das bedeutet die Richtmengen in den Alltag zu integrieren, intuitiv nach Hunger und Sättigung zu essen oder auf Gelüste zu hören.“

Wann macht Ernährungstherapie Sinn, gibt es den richtigen Zeitpunkt, um sich Hilfe zu holen?

Ernährungstherapie im Rahmen einer Essstörungserkrankung, macht bei Patient:innen fast immer Sinn. Am meisten jedoch dann, wenn Betroffene an ihrem Essverhalten etwas verändern wollen und dazu professionelle Unterstützung benötigen. Fakt ist, es gibt kein „zu früh“ um sich Hilfe zu holen. Auch für Personen, die schon über Jahre mit einer Essstörung zu kämpfen haben, kann es eine gute Anlaufstelle sein, sich für schwierige Zeiten Hilfe zu holen.
Die meisten kommen das erste Mal im teilstationären Setting mit Ernährungstherapie in Berührung. Das ist auch ein Rat, den ich jeder Patientin mitgeben würde: nach einem stationären Aufenthalt zum Step-down, in eine Tagesklinik zu wechseln. Denn im Gegensatz zum stationären Setting, wo man sich gefühlt in einer Käseglocke befindet, geht es in der Tagesklinik darum, den Tag selbst zu planen, die Struktur einzuhalten, die Mahlzeiten in einer Lehrküche und später auch zuhause selbst zuzubereiten. Sprich es geht in erster Linie darum, Eigenverantwortung wieder zu übernehmen und das Gelernte selbstständig im Alltag umzusetzen. Hierfür ist Ernährungstherapie ein elementarer Bestandteil.

Wie und wo kann ich Ernährungstherapie in Anspruch nehmen?

Wie bereits erwähnt findet Ernährungstherapie hauptsächlich im teilstationären Setting statt. Selten wird die Therapie in einem vollstationären Setting engmaschig von dem Baustein der Ernährungstherapie mitbegleitet. Ambulant erklären sich leider nur wenige Krankenkassen dazu bereit, die Kosten zu bezuschussen. Ich appelliere aber an jede einzelne Patientin sich zu überlegen, wie viel ihr die eigene Gesundheit wert ist und ob sie die Ernährungstherapie aus eigener Tasche finanzieren möchte. Ganz arg wichtig ist es allerdings, sich eine Ernährungstherapie zu suchen, die Erfahrung im Bereich Essstörungstherapie hat.

 

Welche Rolle spielt die Ernährungstherapie auf dem Heilungsweg von einer Essstörung aus Ihrer Perspektive?

Ich finde, dass sie eine sehr wichtige Rolle spielt, die aber oft deutlich zu kurz kommt, was man ja schon daran sieht, dass die wenigsten Krankenkassen eine Ernährungstherapie bezahlen. Generell geht es bei der Ernährungstherapie im Bereich von Essstörungen eher weniger darum, was man essen soll, um Nährwerte oder welche Lebensmittel mehr oder weniger Energie haben. Das wissen die meisten selbst ziemlich gut. Psychotherapie und Ernährungstherapie gehen so gut wie immer Hand in Hand und laufen zweigleisig ab. Daher ist mir die Zusammenarbeit mit der behandelnden Psychologin auch so wichtig. Vieles was sich eigentlich auf die Psyche bezieht – Emotionen, wie Ängste, Wut, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Einsamkeit oder auch unerfüllte Bedürfnisse, nach Sicherheit, Kontrolle, Stabilität oder Autonomie bilden sich beim Essen ab. Dadurch findet man dann auch Themen beim Essen wieder, die da eigentlich gar nicht hingehören, die Patientin aber nicht berichten würde, weil es ihr gar nicht bewusst ist. Oft sind Patient:innen überrascht, wenn ich rein anhand Ihres Essverhaltens ziemlich sicher sagen kann, womit es ein Thema auf psychologischer Ebene geben könnte.

Warum brauchen Patient:innen die Ernährungstherapie und können nicht direkt mit der Psychotherapie starten? Sie wissen doch selbst schon so viel über Ernährung und Essen.

Das ist ganz einfach zu beantworten, weil die Patient:innen selbst so viel Fokus aufs Thema Essen legen. Damit Sie das besser verstehen, hier folgende Metapher:

Stellen Sie sich vor, Sie haben in Ihrer Wohnung ein Zimmer und da sind all die Erinnerungen, Erlebnisse, Glaubenssätze und Emotionen drinnen, die sie bisher in Ihrem Leben gesammelt haben. Sowohl Positives als auch Negatives. Anfangs war der Raum offen und es war legitim, dass jeder einen Blick reinwerfen durfte. Mit der Zeit ist das Zimmer aber immer voller geworden und dann passiert es, dass man die Tür hinter diesem Chaos schnell zumacht, um niemandem mehr einen Einblick zu gewähren. Allerdings drückt von innen das Durcheinander gegen die Tür. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Symptomatik auftritt. Damit die Tür zu bleibt, stellen Sie Stuhl für Stuhl vor die Tür, was im übertragenen Sinne die Symptome sind: Emotionsregulation. Das können nicht nur Symptome der Essstörung sein, sondern auch andere psychische Erkrankungen. Und hier komme ich mit der Ernährungstherapie ins Spiel. Zusammen mit Ihnen räume ich die Essstörungsstühle vor der Tür auf die Seite, damit Sie mit Ihrer Psychotherapeutin hinter die Tür und in den Raum schauen können, um dort aufzuräumen. Bei diesem Prozess werden uns immer wieder kleine Monsterchen in den Weg springen, die sich wehren und die ernst zu nehmen sind, weil sie uns etwas sagen wollen. Diese Monsterchen sind in dieser Geschichte, die prägnantesten Themen, die zur Entwicklung der Erkrankung beigetragen haben. Zudem kann man sich vorstellen, dass die Monsterchen sich an die Tür drücken und quasi von innen schon einen Abdruck durchdrücken, den man sieht, wenn man genau hinschaut. Aber die Patient:innen schauen sich oft nicht das Monsterchen an, sondern die Tür und reden die ganze Zeit nur von dieser, sprich dem Essen, um das es eigentlich gar nicht geht. Deshalb müssen wir uns das Essen schon anschauen, weil es da präsent ist, aber eigentlich wollen wir schauen, was bildet sich da in Form dieses Monstercherns, sprich welches Thema, ab.

Deswegen braucht es oft eine parallele Ernährungstherapie: Um in der Psychotherapie die tieferliegenden Themen zu bearbeiten. Die Genesung geht wesentlich schneller und einfacher, wenn man sich die Symptome in der Ernährungstherapie anschaut.

Was ist Essen in Ihren Augen?

Essen ist mehr als nur eine reine Nahrungszufuhr. Vielmehr ist es auch ein sozialer Wert und eine Genusskomponente. Essen sollte im Normalfall Spaß machen und mit angenehmen Gefühlen in Verbindung gebracht werden. Nehmen wir das Beispiel eines Mädels-Abend mit Cocktails. Der Cocktail führt in erster Linie Energie zu, aber er schmeckt eben auch gut und wird meist in Verbindung mit Freunden, einer tolleren Location und schönen Atmosphäre getrunken. Somit ist dieses Getränk etwas Besonderes und weckt angenehme Verknüpfungen.

Vielen Dank Frau Pabst, dass Sie sich die Zeit genommen haben und mir meine Fragen so detailliert beantworten konnten. Ich habe noch so viel mehr, was ich Sie gerne fragen möchte. Aber ich denke, dafür setzen wir uns wann anders nochmal zusammen, denn das waren schon wirklich viele Informationen.

ZU TEIL 2 DES INTERVIEWS GEHT ES HIER (Verlinkung folgt)

Schreib uns

Amelie

Möchtest du eine Ernährungstherapie machen?

Dich belasten Gedanken & Zweifel rund um die Themen Aussehen, Körper, Essen, Selbstwert? Hier kannst du uns 24/7 über WhatsApp schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

Schreib uns!*

* dieser Link funktioniert nur auf deinem Mobiltelefon/Tablet, und du musst WhatsApp installiert haben.

Dich belasten Gedanken & Zweifel rund um die Themen Aussehen, Körper, Essen, Selbstwert? Hier kannst du uns per E-Mail schreiben. Jede Nachricht wird beantwortet! Bitte beachte, dass wir kein Krisendienst sind. Falls du dich in einer akuten Krise befindest, Suizidgedanken hast oder sofort Hilfe brauchst, ruf bitte umgehend die Telefonseelsorge an: 0800 1110111 (kostenlos).

* Pflichtfelder

Du hast selbst die Wahl, ob und über welchen Kanal du mit uns in Kontakt treten möchtest – entweder per WhatsApp oder per E-Mail. Insofern noch nicht erfolgt, musst du hierfür unabhängig von unserer Beratungsplattform bei einem Kommunikationsdienstleister deiner Wahl (z.B. Web.de, GMX.de, Gmail.com, Facebook/Meta, etc. ) eine E-Mail-Adresse bzw. einen WhatsApp-Account registrieren. Bitte beachte, dass du hierbei stets die Datenschutzbestimmungen der Kommunikationsdienste akzeptierst, die als „Datenverarbeiter“ die gesetzlichen Datenschutzauflagen (insbesondere der DSGVO) zu erfüllen haben.

Nachdem du uns über den „Kommunikationsdienst“ deiner Wahl angeschrieben hast, wird deine Nachricht automatisiert in einer zentralen Beratungsplattform ( Userlike ) gespeichert und verarbeitet.

Grundsätzlich können alle unsere Peer-Berater*innen auf deine Nachricht(en) und ggf. auch Kommunikationsdaten (z.B. Email-Adresse, Handy-Nummer) über diese Plattform zugreifen. Wir werden mit deinen Daten bzw. Informationen natürlich sehr vertraulich umgehen und diese niemals weitergeben oder außerhalb dieser Plattform speichern. Die einzige Ausnahme: Falls du im Gespräch mit den Berater*innen Suizidgedanken äußerst oder andeutest, sind wir dazu verpflichtet, deine E-Mail-Adresse, Handynummer oder IP-Adresse an die Polizei weiterzugeben.

Der Versand von Nachrichten, egal ob per E-Mail oder per Whatsapp, erfolgt durch uns ausschließlich über die Beratungsplattform. Userlike speichert hierfür Nachrichten in eigenen Datenbanken und übermittelt diese direkt oder über Schnittstellen an die von euch gewählten Kommunikationsdienste.

Theoretisch kann auch Userlike als s.g. Auftragsdatenverarbeiter auf deine Daten bzw. unsere Kommunikation zugreifen. Um dies abzusichern, haben wir mit dem Dienstleister eine „Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung“ geschlossen, die die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung gewährleistet. Mehr dazu kannst du hier lesen.

Userlike nutzt bzw. speichert zur Bereitstellung des Dienstes die von euch bei den Kommunikationsdiensten hinterlegten personenbezogenen Daten, insbesondere Vor- und Nachnahme, Endgerät, Profilbild sowie die über Userlike ausgetauschten Nachrichten. Diese Daten werden in einer verschlüsselten Datenbank gespeichert. Weder Userlike, noch wir, werden jemals personenbezogene Daten von euch an die Kommunikationsdienste übermitteln!

Die o.g. Daten werden nur zur internen Fallbearbeitung bzw. für die Beantwortung eurer Nachrichten genutzt, wir geben sie nicht weiter und verwenden sie nicht anderweitig. Für andere Chat-Nutzer sind die o.g. Daten nicht sichtbar oder zugänglich, da wir keine Gruppennachrichten verschicken. Wenn du dich von dem Dienst abmeldest (s.u.) werden deine o.g. Daten aus der Datenbank gelöscht.

Mehr Informationen und die Datenschutzerklärung von Userlike findest du hier.

Du kannst dich jederzeit vom Dienst abmelden und deine Einwilligung zur Datenverarbeitung widerrufen. Sende dazu einfach in deinem Messenger die Nachricht „STOPP“. Wenn du zusätzlich auch alle Daten löschen möchtest, sende „Alle Daten löschen“.

Bitte beachte auch unsere ausführlichen Informationen in unseren Datenschutzbestimmungen. ( als Link: https://in-cogito.de/datenschutz/)

Chat-
Beratung
Gesprächs-
Gruppen
Spenden

Damit wir unseren Blog stetig weiterentwickeln können, erfassen wir anonymisiert und DSGVO-konform verschiedene Nutzungsstatistiken (Web-Tracking). Informationen und Widerrufsmöglichkeiten findet ihr in unserer Datenschutzerklärung. Des Weiteren setzen wir auf dieser Webseite technisch notwendige Cookies ein. (Informationen & Einstellungen.)