Instagram: Inspiration oder Manipulation?

Autorin Annabell

Annabell, 23

Annabell ist Teil der 81-Prozent der 20- bis 29-jährigen Unser:innen, die die App Instagram nutzen. Immer wieder fragt sie sich, weshalb ihr die sogenannte Social-App so wichtig ist oder ob sie einfach nur von ihr abhängig ist. Löschen, runterladen, swipen – ein Text über DIE Zerreiß-App.

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Im Jahr 2022 belegt Instagram den dritten Platz der meist genutzten Social-Media-Plattformen in Deutschland – nach WhatsApp und Facebook. Auch ich nutze sie. Phasenweise. Um eigene Storys oder Posts hochzuladen. Von meinem Urlaub am Meer. Von meinen neuesten Bildern. Für meine Freunde. Das finde ich nicht problematisch. Das stört mich nicht.

Was mich aber stört, ist, dass ich vielen verschiedenen Accounts folge, die mich scheinbar interessieren, gar inspirieren. Aber tun sie das wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Mir ist aufgefallen, dass die Zeit, die ich auf Instagram verbringe schnell mehr und mehr wird. So unbewusst. Da die App ja auch ganz bewusst so konzipiert ist, dass man weiter und weiter swipet und die Zeit dabei ganz vergisst. Und je länger die App geöffnet ist, desto mehr Werbung wird in den Feed eingespeist. Umso größer der Gewinn für Meta, den Mutterkonzern von Instagram.

Instagram als Lückenfüller

Ich erwische mich häufig dabei wie ich mir mit Instagram langweilige Pausen fülle: Die Bahn kommt erst in 4 min? Dann schau ich mir zum Zeitvertreib nochmal schnell auf Insta die neuesten Stories an! Werbung beim Streamen? Insta zeigt mir den neuesten (Bull)Shit. Ich habe das Gefühl, dass meine Hände in solchen Situationen schon völlig automatisiert diese vermaledeite Social-App öffnen. Und das 20- bis 30-mal täglich!

Instagram okay oder Zeitverschwendung?

Ich frage mich bei all diesem unbewussten Konsum von digitalen Inhalten: ist das (für mich) in Ordnung oder bin ich schlicht abhängig von dieser App? Ist das normal, weil es eben so viele tun? Oder ist das dann eigentlich noch viel bedenklicher?

Egal mit wem ich spreche, die Meinungen spalten sich. Auf der einen Seite sind die Komplett-Verweigerer:

„Ich habe Instagram gelöscht, mich immer nur verglichen und es tat mir nicht gut.“

 

Auf der anderen Seite die, die Insta regelmäßig nutzen und den permanenten Digi-Check anderer Leben einfach selbstverständlich finden. Gibt es also nur diese eine Lösung: Ganz oder gar nicht? Und wie ist es für mich: finde ich Instagram in Ordnung, da es inspirierende Seiten hat oder ist es eigentlich eine riesengroße Manipulation eines Riesenkonzerns, der sich vor allem die Vulnerabilität junger Menschen zunutze macht, um Gewinne in Milliardenhöhe einzufahren?

Möchte ich Instagram nutzen oder nicht?

53 Minuten. So viel Zeit verbrachten Nutzer:innen weltweit im Schnitt auf Insta pro Tag im Jahr 2018. Mir ist das zu viel. Ich will nicht fremdbestimmt immer wieder auf mein Smartphone glotzen, mir anderer Leute Fake-Leben reinziehen, nur um mir dann Werbung, die ich manchmal sogar richtig gut finde, reinzuzuiehen, die in mir so einen Mangel auslöst, dem ich mich nicht entziehen kann. Einen Mangel, der mir langsam aber stetig einbläut, dass mir doch etwas fehlt in meinem Leben, um glücklich zu sein. Steter Tropfen höhlt den Stein. Und dann wollte ich es wagen.

Ein Versuch: Ich lösche Instagram

Für zunächst mindestens 4 Wochen wollte ich die App löschen. Gesagt, getan. Erstmal habe ich tatsächlich relativ lange gebraucht, bis ich nicht mehr das Bedürfnis hatte, die App zu öffnen. Meine automatisierte Insta-Hand bemerkte mein Vorhaben erst, als das Insta-Symbol nicht mehr an der gewohnten Stelle auf mein Smartphone aufzufinden war. Da habe ich mein Gehirn gut ausgetrickst. In Gedanken bin ich immer wieder zu den verschiedenen Accounts geschweift, was mir die Vermutung bestätigte, dass ich relativ viel in den Welten anderer hängen geblieben war, indem ich mir ja täglich deren geteilte Lebensinhalte ansah. Ich steckte also in Gedanken bei vielen anderen und deutlich weniger bei mir selbst, in meinem Leben, was mich auf gewisse Weise ja auch von meinem Alltag und persönlichen Themen ablenkte. Was doch erschreckend ist, weil ich meine Zeit gedanklich bei Leuten verbrachte, die ich zum Teil nur online kenne.

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Mein Leben wird ruhiger ohne die Social-App

Nach rund zwei Wochen ohne Instagram stellte sich eine Art Entschleunigung ein: ich konzentrierte mich wieder mehr auf mich, lebte präsenter in meinem Leben und bekam erheblich weniger anderer virtuell mit. Ich war nicht mehr ständig abgelenkt und der Drang ließ nach, die App zu öffnen. In der Wartezeit auf die U-Bahn hing ich ein bisschen meinen Gedanken nach oder beobachtete meine Umwelt (die meisten anderen Menschen starrten in ihr Handy – by the way). Ich fing an, mir morgens und abends bewusst Zeit zu nehmen, um meinen Tag zu reflektieren, Tagebuch zu schreiben, mich mit mir und meinem Leben zu beschäftigen.

Junge Frau formt Herz mit ihren HändenQuelle: Hassan OUAJBIR/PexelsQuelle: Hassan OUAJBIR/Pexels

Vier Wochen später: Nach dem Ohne-Insta-Experiment

Als die vier Wochen vorbei waren, lud ich mir sie wieder runter – die Sucht-App. Sortierte erstmal radikal die Accounts aus, die mich 1. eigentlich gar nicht interessierten, an die ich 2. nicht mehr gedacht habe (so wichtig sind sie offensichtlich nicht und hart ausgedrückt, meine Zeit nicht „wert“) und 3. die mich irgendwie negativ beeinflussten, hemmten, bei denen ich mich verglich etc., aber bisher immer dachte, dass sie mir noch irgendwas „bringen“ und 4. die, die mich nerven. Ich spürte bei jedem einzeln in mich hinein, welchen Mehrwert er mir bringt und entschied nach meinem Bauchgefühl.

Warum ich mir Instagram trotz allem wieder geholt habe? Es ist eine Mischung aus Neugier, Dazugehören wollen und Spaß. Ehrlich:  ich will wissen, was ich „verpasst“ habe, ich sorge mich darum, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein und ich will selbst wieder meine schönsten Bilder mit meinen Freund:innen teilen: Sonnenuntergang am Gardasee, das letzte Mädelstreffen oder die schönen Herbstfotos mit den tollen Farben. Mir macht es Spaß eine Story zu drehen, die passende Musik auszusuchen, ein bestimmtes Gefühl festzuhalten. Und: Smartphones, Apps und Games gehören zur Lebensrealität nicht nur meiner Generation.

Instagram und Lebensqualität?

Der psychologische Mechanismus, der Instagram so erfolgreich macht, ist von seinen Macher:innen raffiniert ein- und umgesetzt. Aber bringt sie mich für mein Leben wirklich weiter? Oder wird vor allem mein virtueller Freundeskreis erweitert, meine bewusste Wahrnehmung getäuscht und das was mir angezeigt wird, doch relativ viel von der App manipuliert?! Ist es für mich so wichtig zu wissen, wann Person xy in welchem Café sitzt oder wie toll die Terrasse von xy mit dem neuen Anstrich aussieht? Bekomme ich so etwas nicht auch mit, wenn ich mich auf ganz altmodische Art mit jemandem unterhalte, vielleicht sogar über Videotelefonie oder die Person womöglich einfach besuche? Ich finde es oft reizüberflutend und viel zu schnell die Story durchklickend an einem vorbeiziehen, zack bin ich mit dem Kopf schon wieder bei der nächsten. Es ist als könnte ich in den Leben tausender Menschen mitspazieren, ihnen zu den unterschiedlichsten Themen zuhören, ihr Essen sehen oder was sie sonst so treiben. Aber dabei rückt mein eigenes Leben, alles womit ich mich gerade beschäftige, in den Hintergrund. Und mal ehrlich: was hat höhere Priorität? Mein Leben aktiv zu erleben oder mich durch das tausend anderer über den Bildschirm durchzuklicken?

Instagram: Yes or no?

Ich kann für mich momentan keine endgültige Entscheidung treffen, ob ich die App nun behalte oder für immer lösche. Dennoch ist mir heute viel klarer, wie achtsam und kritisch hinterfragend ich mit meiner Zeit auf sozialen Netzwerken umgehen sollte, möchte und werde.

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Nadine

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