Body Serenity: Deine Playlist für's Essstörungs-Tief

Caro, 23

Es gibt unzählige Selbstliebeplaylists, Songs to cry to, Wut- und dark mood-Playlists, Post-Break-up- und Female Empowerment-Playlists … Aber wo ist der Musikflow, der uns im Essstörungs-Tief auffängt und wieder aufbaut? Im Laufe meiner Recovery – an einem Aprilwochenende nach ein paar Schoko-Cookies – habe ich mich entschieden, sie selbst zu gestalten. 

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Body Serenity

Irgendwo zwischen verzerrter Selbstwahrnehmung, der Suche nach dem „genug“, und dem Ringen mit überfordernden Worten wie “Selbstwert” oder “Selbstliebe”, hat sich ein neuer Begriff geformt: Body Serenity. Auf deutsch vielleicht Körperfrieden, Körpersorglosigkeit, Körpergleichmut, oder ruhige Körpergelassenheit. Das finde ich liebevoller und inniger als Body Neutrality, und zugänglicher als Body Positivity. Und eine in sich ruhende Gelassenheit muss keine Fragen nach Wert stellen. Dazu brauchte ich dann natürlich die passende Playlist.

“When pain is over, the remembrance of it often becomes a pleasure.“ ~ Jane Austen

Eine Playlist für Körperfrieden

Die Body Serenity Playlist ist nicht dafür gedacht, in selbstzerstörerischen Gedankenkreisen hängen zu bleiben. Sie hilft mir vor allem dabei, mich wieder dort heraus zu feiern oder zu weinen, singen und tanzen, oder was auch immer ich gerade brauche. Das Zauberhafte an Musik ist, dass sie mir ganz von selbst zeigt, was ich gerade brauche, wenn ich es selbst nicht verstehe. Denn wofür Worte fehlen, lässt sich manchmal erst durch ein Lied richtig ausdrücken.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass diese Liedersammlung das auch für dich tun oder dich vielleicht sogar zu deiner eigenen Recovery Playlist inspirieren kann. Musik ersetzt keine Therapie – sie kann heilsame Zwischentöne schenken und die Stille umspielen. Dazu möchte ich dir in diesem Artikel einige der Lieder vorstellen für alle möglichen Phasen, die du in der Beziehung zu einer Essstörung und auf der Suche nach “Body Serenity” so durchmachen kannst. Die Blickwinkel der verschiedenen Songs sind dabei so einzigartig wie unsere Geschichten – probiere selbst, welche dich am besten tragen. Oft stehen ein paar Lyrics dabei, die den Vibe eines Liedes ganz gut andeuten oder zeigen, warum es gerade dann heilsam sein kann, wenn du Essen und Körperbild herausfordernd findest. Die Playlist selbst ist hier verlinkt. Auf Spotify kannst du übrigens Lieder, die du nicht hören willst, in der Playlist ausblenden.

 

Vorab noch eine Triggerwarnung: Vor allem die Lieder im ersten Abschnitt können auch sehr ernste Themen anschneiden, wie Ängste, Selbstverletzung oder depressive Gedanken (z.B. „Soap“, „Dollhouse“ und „Sippy Cup“ von Melanie Martinez, „How to never stop being sad“ von dandelion hands). In “All about that Bass” von Meghan Trainor schlägt Body Positivity leider in Skinny Shaming um. Das Wichtigste ist natürlich immer: Schau, was dir gut tut!

Woher kommst du und woGEGEN entscheidest du dich?

Kennst du das auch – deine Ansprüche an dich selbst wachsen mit deiner Recovery ständig mit und du vergisst schnell, wie viel du eigentlich schon geschafft hast? Und dass das alles andere als selbstverständlich ist?

Es kann unglaublich erleichternd sein, mich daran zu erinnern, wo ich eigentlich herkomme.
Es kann mich mit Stolz, Dankbarkeit und Glück erfüllen, den Weg zu sehen, der hinter mir liegt.

Immer mal wieder schafft die Essstörung es, mich davon zu überzeugen, wie elegant sie ist, wie schön das Leben mit ihr war, und wie verloren ich ohne sie bin. Die Lieder in diesem Abschnitt helfen mir, sie dann zurück auf den billigsten Platz in der hintersten Reihe zu weisen, wo sie hingehört. Und das mit viel Selbstironie, Sarkasmus und auch schwarzem Humor. So bringt die Essstörung mich meistens nur noch zum Lachen und verliert ihre Macht über mich.

Achtung: Diese Songs behandeln sehr explizit schwierige Themen. Hör sie nur, wenn du dich damit sicher und wohlfühlst.

“No one ever listens, this wallpaper glistens
Don’t let them see what goes down in the kitchen…
Places, places, get in your places
Throw on your dress and put on your doll faces
Everyone thinks that we’re perfect
Please don’t let them look through the curtains”

“But with my double vision, how was I supposed to see the way
Haven’t I given enough?
… Go and stretch out my arms long as they need to be
Turn off all alarms and lie to me”

“When I wake up, I’m afraid somebody else might take my place”

“Talk down on yourself whenever possible
My life is shit because I deserve it, right?
… If they really wanted to see you they’d come, but they won’t
Who cares?
Allow yourself to lose interest in the things you love
Watch as you begin to take a backseat
To the world around you, don’t fight it”

“The wasted years, the wasted youth
The pretty lies, the ugly truth”

“Third place isn’t winning, you know
Neither is first, the pressure and the thirst
For this skeleton’s show”

“And I’m happy for them, but then again, I’m not
… Co-comparison is killing me slowly
I think I think too much”

„I feel it coming out my throatGuess I better wash my mouth out with soap“

“All the makeup in the world won’t make you less insecure
You got weights in your pockets when you go to the doctor’s
Your favourite candy’s cotton that’s why all your teeth are rotten”

“Don’t be dramatic, it’s only some plastic
No one will love you if you’re unattractive
Oh, Mrs. Potato Head, tell me
Is it true that pain is beauty?
Does a new face come with a warranty?
Will a pretty face make it better?
Oh, Mr. Potato Head, tell me
How did you afford her surgery?
Do you swear you’ll stay forever
Even if her face don’t stay together”

“You couldn’t save me but you can’t let me go
I can crave you but you don’t need to know
… You hit me so hard
I saw stars
Think I took it too far
When I sold you my heart”

„Bring it back, take another crack at the lineHope I’ma get it right this time“

“Poor little Liddy used to always quit
But she never really quit
She’d just say she did”

Einige Lieder (wie z.B. „Scars to your Beautiful“ von Alessia Cara, „Smaller than this“ von Sara Kays) sind nicht Teil der Playlist, obwohl sie über Essstörungen aufklären oder für Body Positivity eintreten*. Denn in meinen Augen haben sie etwas Beschönigendes und machen es mir schwer, mich von der Essstörung abzugrenzen. Andererseits haben die Songs vielen aus dem Herzen gesprochen – vielleicht ja auch dir.

Bisschen chillen

Eines der Geschenke, das ich – so wie viele andere Betroffene – aus meiner Essstörungszeit mitnehme, ist eine ganz feinfühlige, sanfte und sehr, sehr dankbare Beziehung zu Essen, und zu Selbstfürsorge so ganz allgemein. Hier kommen zwei Lieder, die das an leichten Tagen gebührend feiern und an schwierigen Tagen helfen, ein bisschen entspannter snacken und chillen zu können.

„Und der ErdbeerkuchenDen musst du mal versuchenDer ErdbeerkuchenDen musst du mal probierenDer is‘ nicht mehr lange hier“

“… steh fast ne Stunde vor dem Obstregal
Ich nehme mir die Zeit nein ich bin nicht auf Diät
Ich genieße bloß die Auswahl seh sie als ein Privileg
… Denn kann es sein dass wenn die Ärzte zu uns sagen
Wir sollen bewusster leben nur damit meinen
Dass wir die Dinge auch bewusst erleben
Und kann es sein dass sie uns damit nur vermitteln wollen
Dass wir die Dinge einfach schätzen und genießen sollen”

Notbremse!

Meghan Trainor bringt in drei Minuten perfekt auf den Punkt, wie wir Sorgen, Grübeln, inneren Diet Talk, OCD – oder wie auch immer es in deinem Kopf heißt – zum Schweigen bringen können.

Eigentlich ist das Lied zwar eine Kampfansage an das Patriarchat. Trotzdem oder gerade deswegen hat sich meine Essstörung davon genauso angesprochen gefühlt. Vielleicht wird das ja dein neues inneres Mantra?

“’Cause you got your shit called out by this little lady
Yet your opinion’s so strong even when you’re wrong
Bet that feels like power to you
Must’ve forgot who you’re talkin‘ to
I am your mothеr
You listen to me
Stop all that mansplainin‘, no one’s listening (Shh)
Tell me, who gave you the permission to speak?
I am your mothеr
You listen to me”

Selbst-Verliebtheit

Egal, wo in deiner Recovery-Reise du stehst, es ist nie zu früh – oder die Essstörung zu stark – für ein bisschen Selbst-Verliebtheit (im allerpositivsten Sinne). Hier ein paar Anregungen, um musikalisch dein Gefühl zu vergolden, wie sehr du es lieben kannst, du selbst zu sein – egal, wie viel Mac’n’Cheese du heute gefrühstückt hast.

„Who says, who says you’re not perfect?
Who says you′re not worth it?
Who says you’re the only one that′s hurting?

Trust me, that’s the price of beauty
Who says you’re not pretty?
Who says you′re not beautiful?
Who says?“

“I don’t need to know who I am yet
I don′t need to have a solid plan yet
I don′t need to be the same as everyone else
I just need to motherfucking love myself”

“Sometimes I wake up late and don’t even brush my teeth
Just wanna stuff my face with leftover mac and cheese
You know I get depressed, are you impressed with my honesty?
Still I’ll wear what I wanna ‚cause I’m cool with what’s underneath, mmm”

“Can’t see what I am, I just see what I’m not
I’m guilty ‚bout everything that I eat (every single day)
Feelin‘ myself is a felony”

“Change the voices in your head
Make them like you instead”

“These little words, somehow they’re changing us”

„Gonna love myself, no, I don′t need anybody else (hey)
Gonna love myself, no, I don’t need anybody else (I love me)
Can′t help myself, no, I don’t need anybody else
Anytime that I like
(I love me)“

“Every tushy is a snowflake
Every nipple is a star
Every curve and swerve is beautiful
Every stretch mark, every scar
We’re smörgåsbord of gorgeousness
No two of us the same
God made us in her image and that girl ain’t got no shame!”

Hilfe!

Liebeslieder an all die Lieben, die dich unterstützen! Sei es dein bester Freund oder Partner, die Lehrerin, deine Selbsthilfegruppe, Therapeutin, Schwester, Mama, Opa oder auch dein Haustier – wer auch immer für dich da ist.
Vielleicht malen diese Lieder ihr Bild vor dein inneres Auge und geben dir Kraft, auch wenn diese Personen gerade nicht bei dir sein können. Oder sie tragen dich einfach wie eine musikalische Umarmung durch eine traurige Stimmung, wenn du dem Gefühl Raum geben möchtest.

„Lights will guide you homeAnd ignite your bonesAnd I will try to fix you“

“Did you see the sparks filled with hope?
You are not alone
‚Cause someone’s out there, sending out flares”

“You know I’d never ask you to change
If perfect’s what you’re searching for then just stay the same”

„Je te laisserai des motsEn dessous de ta porteEn dessous des murs qui chantentTout près de la place où tes pieds passentCachés dans les trous de ton divanEt quand tu es seule pendant un instant“

“Don’t know if you get it
‘Cause I can’t express how thankful I am
That you were always with me when it hurts, I know that you’d understand”

„I cannot promise there won’t be sadnessI wish I could take it from youBut you’ll find the courage to face the madnessAnd sing it because it’s true“

“Glaub mir, ich war, wo du bist
Und weiß, was es mit dir macht
… Du weißt wo immer wir auch sind
Dass ich dein Zuhause bin”

Selbst-Mitleid

Können wir bitte Selbstmitleid normalisieren? Mit-Leid ist doch auch nur eine Art von Mit-Gefühl, und von (Selbst-)Mitgefühl kann man ja bekanntlich nicht genug haben 😉
Dieses Lied ist für all die Tage, an denen du dich fühlst wie ein begossener Pudel. Auch die sind okay!

“Maybe it’s a cruel joke on me
Whatever, whatever
Just means there′s way more cake for me
Forever, forever
It’s my party and I’ll cry if I want to
Cry if I want to (cry, cry, cry)
I’ll cry until the candles burn down this place
I’ll cry until my pity party’s in flames”

Der musikalische Mittelfinger

Emotionen können wir uns ja vorstellen wie eine Welle, die abebbt, sobald sie einmal ihren Höhepunkt erreichen durfte. Nachdem wir uns also ausreichend unseren Gefühlen gewidmet und all der Überforderung Raum gegeben haben, darf der entspannte Teil kommen! Die Wohlfühl-Leichtigkeit einer wundervoll gleichgültigen Scheißegal-Haltung, das Leck-mich-doch an unsere Essstörung, der musikalische Mittelfinger an absurde Schönheitsideale und die Diätindustrie.

“Shut up, count your calories
I never looked good in mom jeans”

Jax hat dieses Lied für ihr Babysitterkind geschrieben: “She literally got in the car, hysterically crying to me, because this one little brat said something to her that made me cringe… So, I wrote a song for her, because when I was her age, I had a lot of eating problems, and I wish someone would have said these things to me.” https://www.youtube.com/watch?v=cIy_6bFECZw

“I see the magazines working that Photoshop
We know that shit ain’t real, come on now, make it stop”

Essstörung? Ich mache Schluss mit dir!!! Immer wieder.

Für alle, die bereit sind für den nächsten Schritt, wird es aufregend! Ich habe mir die Essstörung manchmal vorgestellt wie eine miese, auch ein bisschen bemitleidenswerte, aufmerksamkeitssüchtige “innere Bitch*”, mit der ich Schluss mache. Leider immer wieder und nicht nur einmal, da es eine sehr toxische Beziehung ist. Aber immer wieder! Es zählt, dass wir immer wieder mit diesen fiesen Ansprüchen in uns Schluss machen, und Schritt für Schritt werden auch sie mit uns Schluss machen und uns in Ruhe zu lassen. Mit jedem Mal Schluss machen distanzieren wir uns ein Stückchen weiter von dem selbstzerstörerischen Perfektionismus in uns und entscheiden uns für Lebendigkeit.

*Die Idee stammt aus dem Buch “Size Egal: Dein Selbstbewusstsein kann nicht groß genug sein” von Tanja Marfo und Carolin Matzko.

Der beste Essstörungs-Breakup-Song überhaupt!

“But there’s a side to you
That I never knew, never knew
All the things you’d say
They were never true, never true
And the games you’d play
You would always win, always win”

“Oh baby, your time is running out
I won’t let you turn around
And tell me now I’m much too proud
All you do is fill me up with doubt”

„I got the eye of the tiger, a fighterDancing through the fire ‚cause I am a championAnd you’re gonna hear me roarLouder, louder than a lion ‚cause I am the championAnd you’re gonna hear me roar“

“It’s like you’d do anything for my affection
You’re going all about it in the worst ways
I was into you, but I’m over it now
… But nothing’s getting through, so let me spell it out”

“I won’t cry for you
I won’t crucify the things you do
… See, when you’re gone, I’ll still be Bloody Mary”

das können Lyrics nicht beschreiben, es ist einfach ein Gefühl 🙂

Mutmacher

Schluss machen macht Angst, und Angst schreit nach Mut. Diese Lieder sind eine warme Einladung, dir selbst Mut zuzutanzen und deine ganz eigene Stärke – auch ohne Essstörung – wahrzunehmen.

„Ooh-ooh, so you wanna talk about power?Ooh-ooh, let me show you power“

„I’m here, I’m there, I’m everywhereBut you can’t catch me nowNo, you can’t catch me now“

“Don′t run, stop holding your tongue
Maybe there′s a way out of the cage where you live
Maybe one of these days you can let the light in
Show me how big your brave is”

Erkenne an, wie viel Mühe du dir gibst

… und wie anstrengend, aufreibend und zermürbend das manchmal sein kann – und dass du trotzdem weitermachst!

„And it’s hard to be at a party when I feel like an open woundIt’s hard to be anywhere these days when all I want is youYou’re a flashback in a film reel on the one screen in my town“

Essstörung? Lebewohl.

Nicht ganz so wütend wie Schluss machen, aber genauso kraftvoll ist es, deiner Essstörung Lebewohl zu sagen. „Lebewohl” wird zu Poesie in diesen Liedern:

Noch mehr Self-Empowerment!

Weil man davon nicht genug haben kann. Wie Selbstliebe, nur viel explosiver (und sehr tanzbar). Denn nachdem du mit einer Essstörung Schluss gemacht hast – oder ihr Lebewohl gesagt hast – braucht es eine neue Kraftquelle. Und es ist empowernd, zu dir selbst immer wieder Ja zu sagen, während du zu einer Sucht Nein sagst. Hier ein paar Lieder, mit denen du Kraft und Neugier für eine erfüllende Zukunft tanken kannst.

The bigger picture

Wie möchtest du eigentlich später auf dein Leben zurückblicken, jenseits aller Zahlen und Messwerte? Wenn nicht die Essstörung – was dann soll dich geprägt, geleitet, erfüllt haben? Ist ein bisschen cheesy, aber ich lieb’s <3

„I, I did it allI, I did it allI owned every second that this world could giveI saw so many placesThe things that I didYeah, with every broken boneI swear I lived“

“I’ll begin today, throw away the past
And the future I build will
Be something that will last
… And I’ll thank the world and remember when
I was able to begin again”

Ein Lied sagt mehr als tausend Worte – also mach es dir gemütlich, schnapp dir deine Lieblingskuscheldecke, eine gute Freundin oder ein großes Glas Erdnussbutter, und hör mal rein 🙂

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Kim Peerberaterin

Kim

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Hochsensibilität und MAgerscuht

Hochsensibilität und Anorexie: Wie das Persönlichkeitsmerkmal die Essstörung beeinflussen kann

Autorin Annalena

Annalena, 26

Jahrelang war die Anorexie meine treue Begleiterin. Sie gab mir Sicherheit, Bestätigung, Anerkennung und das Gefühl etwas zu leisten, einen Wert zu haben. Viele Versuche zu genesen waren gescheitert, da ich meine treue Begleiterin nicht gehen lassen konnte, sie war mein Schutzraum. Doch der Schutz vor was?

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Kannst du dich in der Hochsensibilität wiederfinden?

  • Verbringst du viel Zeit damit, dich und dein Umfeld zu reflektieren?
  • Verbringst du viel Zeit damit, deine und die Gefühle der anderen zu hinterfragen?
  • Bist du sehr gewissenhaft?
  • Hast Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen?
  • Bist in der Arbeit und Ausführung sehr perfektionistisch?
  • Denkst zu viel über vergangene Situationen nach?
  • Bist du bemüht, die Harmonie in Beziehungen aufrecht zu halten und vermeidest Konflikte?
  • Spürst du schnell eine Reizüberflutung und bist dadurch erschöpft?
  • Hast du das Gefühl „anders“ zu sein und dich dafür rechtfertigen zu müssen?

Wenn du die Mehrheit dieser Fragen mit Ja beantworten kannst, gehörst du mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den 15-20 Prozent der Gesellschaft, welche das Persönlichkeitsmerkmal der Hochsensibilität aufweisen.

TEST: HOCHSENSIBEL?

Was bedeutet Hochsensibilität, wie viele sind davon betroffen und wie kann der Alltag bei Hochsensiblen aussehen? Mache hier das Quiz.

Mein persönlicher Bezug zur Hochsensibilität

Ja, auch ich kann mich in den obigen Fragen widerfinden. Bevor ich all diese Eigenschaften der Hochsensibilität zuordnen konnte, dachte ich viele Jahre lang, dass ich falsch bin, dass ich nicht genug bin, nicht mithalten kann und keinen Wert habe. Um all diese Gefühle zu kompensieren, habe ich Sicherheit, Kontrolle und Anerkennung in der Anorexie gefunden. Lange Zeit konnte ich sie trotz vielen Interventionen nicht loslassen, bin immer wieder rückfällig geworden. Doch nun, durch die Integration der Hochsensibilität, kann ich einen anderen Blick auf die Anorexie und Genesung einnehmen, welchen ich gerne mit euch teilen möchte.

Was Expert:innen dazu sagen

Expert:innen verweisen darauf, dass hochsensible Menschen ein höheres Risiko für psychische Störungen haben und es demnach wichtig ist, dass sie über eine gute Emotionsregulation verfügen, damit ihre Psyche in Balance bleibt und die Entstehung möglicher psychischer Störungen geringgehalten wird. Diesen Aspekt möchte ich in dem Beitrag aufgreifen und die möglichen Einflüsse des Persönlichkeitsmerkmals Hochsensibilität auf das Krankheitsbild Anorexie darstellen.

Macht Hochsensibilität anfälliger für Anorexie?

Neben genetischen und gesellschaftlichen Faktoren zählen individuelle Merkmale zu den Faktoren, welche eine Essstörung bedingen. Die Hochsensibilität stellt ein solches Merkmal dar und kann demnach als ein Einflussfaktor für die Entstehung einer Anorexie gelten.

Hochsensible Personen nehmen die Welt und ihre unterschiedlichen Reize in einer höheren Intensität wahr. All diese Eindrücke können die betroffenen Personen teilweise überfluten und dadurch überfordern. Sie fühlen sich oft für die Gefühle der anderen verantwortlich und sind stets bemüht, dass es ihrem Umfeld gut geht. Dabei stecken sie ihre eigenen Bedürfnisse zurück und verdrängen diese, um Konflikte zu vermeiden und Harmonie zu bewahren.

Kinder werden durch wertende oder leistungsbezogene Aussagen wie „Wenn du das erfüllst, bekommst du das“ oder „Reiß dich mal am Riemen“ oft in ihrer Selbstwahrnehmung beeinflusst. Während solche Botschaften grundsätzlich herausfordernd sein können, treffen sie hochsensible Kinder oft besonders tief – sie nehmen subtile Zwischentöne intensiver wahr, hinterfragen sich stärker und entwickeln schneller das Gefühl, nicht richtig oder nicht genug zu sein.

So war es auch bei mir: Sätze wie „Als Frau macht man das nicht“ oder „Du bist das schwarze Schaf“ ließen mich glauben, ich müsse mich verändern, mehr leisten und mich anpassen, um akzeptiert zu werden.

Dadurch setzen sich die hochsensiblen Personen unter Druck, immer mehr zu leisten, um so ihren Wert sicher zu stellen. Oft fühlen sie sich schwächer, da sie angreifbarer und weicher als die Personen in ihrem Umfeld sind. Diese Selbstoptimierungsversuche spiegeln sich auch häufig im Essverhalten wider. Hierbei verlieren sich die Betroffenen oft in ihren eigenen hohen Ansprüchen und verfallen in eine Essstörung.

So verweisen auch Expert:innen von Fachkliniken für Essstörungen darauf hin, dass ein Leistungsbestreben und Perfektionismus Persönlichkeitsmerkmale vieler essgestörter Patient:innen sind. Zudem steht die Anorexie mit einem Kontrollbedürfnis, welcher sich in der Nahrungsaufnahme und des Gewichts widerspiegelt, in Verbindung.

Wie kann Hochsensibilität den Heilungsprozess unterstützen?

Viele hochsensible Personen, welche eine Anorexie entwickeln, hungern nach der Anerkennung ihrer Wahrnehmungsfähigkeit, Hungern für das Recht der Ruhe und Abgrenzung. Demnach spiegelt das Hungern auf der körperlichen Ebene das Hungern der Seele wider. „Weil sie sich klein, traurig, einsam oder ratlos fühlen, weil sie ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden oder weil sie sich reizüberflutet und dauergestresst fühlen und ihre stimmige Form der Abgrenzung noch nicht gefunden haben.“ (vgl. Dalhoff 2019, o.S.)

An dieser Stelle ist es mir wichtig zu verweisen, dass die von mir aufgelisteten Zusammenhänge der Hochsensibilität und Anorexie aktuell noch nicht wissenschaftlich belegt sind. Gleichzeitig würde ich aus eigener Erfahrung und der bislang vorhandenen Literatur gerne festhalten, dass das Persönlichkeitsmerkmal der Hochsensibilität mitunter ein Auslöser und aufrechterhaltender Faktor für die Anorexie darstellen kann. Gleichzeitig dient, die Integration und der achtsame Umgang mit diesem Merkmal auch als ein bedeutungstragender Baustein einer gelingenden Genesung.

Die Hochsensibilität – Hilfreiche Tipps gegen den (scheinbaren?) Fluch

Um mit den Schwierigkeiten, welche hochsensible Personen ausgesetzt sind besser zurecht zu kommen, möchte ich im Folgenden einige Tipps auflisten:

  • „Falschen“ Vergleiche unterbinden- reale Einschätzung der Stärken und Schwächen
  • Das Gedankenkarussell bewusst stoppen und hinterfragen
  • Achtsamkeitsübungen wie Yoga, Meditationen in den Alltag integrieren
  • Liebevoller Umgang mit sich selbst
  • Selbstverantwortung übernehmen und sein Leben eigenständig gestalten
  • Bewusste Erholungsphasen für die Auflösung der Denkblockaden

„Hochsensible können eine nach außen offene hochsensible Gewissenhaftigkeit leben, mit der sie ihren Alltag effektiv, verantwortungsbewusst und zielstrebig gestalten – ein echter Booster für das eigene Selbstwertgefühl.“ (vgl. Trissot o.J.)

Vom Fluch zum Segen – Hochsensibilität als Ressource nutzen

Die genannten Tipps wirken sich, meiner Erfahrung nach, auch positiv auf das Ziehen lassen der anorektischen Verhaltensweisen aus. Durch die Gedankenstopps und die achtsame Planung des Alltags haben wir Hochsensiblen eine andere Form von Sicherheit welches zur Reduzierung des Kontrollbedürfnisses führt. Durch die Grenzsetzung lernen die Betroffenen für sich einzustehen und müssen das Gefühl der Erniedrigung und das Gefühl der Demütigung, das Gefühl des Nicht-Genug-Sein nicht mehr ausgleichen.

Des Weiteren stellt die Kreativität vieler hochsensibler Personen eine Hilfe dar, um Ereignisse auf unterschiedliche Art und Weise zu verarbeiten. Ich habe viele Emotionen und Gefühle durch das kreative Schreiben und anschließende Gestaltung von Bildern verarbeitet. So wurden meine Emotionen für mich greifbar und verständlich. Die verhängnisvolle Perfektion kann in eine enorme Willenskraft und Durchhaltevermögen umgewandelt werden, welche es im Heilungsprozess der Anorexie bedarf, da das Loslassen von festgefahrenen Verhaltensmustern sowie das Aufbauen von Neuem sehr mühsam und anstrengend ist.

Auch wenn es manchmal aussichtslos erscheint, bin ich davon überzeugt, dass jede:r lernen kann, mit Hochsensibilität umzugehen und sie als persönliche Stärke einzusetzen.

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Kim

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Wie Du für Freund*innen mit einer psychischen Erkrankung da sein kannst

Autorin Annabell

Annabell, 24

Oft fragen mich Menschen, deren Freund*innen, Schwestern, Brüder an einer psychischen Erkrankung leiden, wie sie für ihre Liebsten da sein können. Auch ich, die ich auch betroffen bin, stelle mir diese Frage hin und wieder, wenn ich merke, dass eine meiner Freundinnen gerade leidet. Daher folgen nun einige Punkte, die ich in Austausch mit anderen Betroffenen in meinem Umfeld gesammelt habe:

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1. Validieren

Das bedeutet, Mitgefühl zu zeigen und Gefühle ernst zu nehmen. Es tut manchmal gut zu hören, dass mein Gegenüber ähnliche Zustände kennt und weiß, dass sich manche Gefühle sehr schwer aushaltbar anfühlen. Im besten Fall soll ein Gefühl von Du-bist-nicht-allein entstehen.

2. Da sein

Für den anderen da zu sein, kann manchmal ganz simpel sein. Als eine meiner engsten Freundinnen 700 Kilometer weggezogen ist und ich wusste, dass sie gerade keine leichte Phase hat, habe ich ihr jeden Morgen eine kurze Nachricht getextet. Beispielsweise, dass ich ihr einen schönen Tag wünsche und ich sehr dankbar bin, dass es sie in meinem Leben gibt. Ich habe sie daran erinnert, dass sie einen Unterschied auf dieser Welt macht und geliebt wird. Das ist für eine Person, die mit vielen dunklen Gedanken zu kämpfen hat, manchmal wichtig zu hören. Inzwischen passiert es oft, dass ich ein Lied höre, eine Postkarte oder einen Dackel in der Wiese herumhüpfen sehe, der mich an eine bestimmte Person erinnert und ich zücke mein Handy, mache ein Foto und lass es die Person wissen. Oft bekomme ich ein Lächeln zurückgeschickt.

3. Direkt unterstützen

Es kann auch eine große Unterstützung sein, wenn du der Person Dinge abnehmen/erleichtern kannst, die für dich vielleicht klein erscheinen mögen, aber für besagte Person viel bedeuten. Es kommt darauf an, dass du auf sie zugehst, denn einige Betroffene nehmen sich als Belastung wahr, wenn sie selbst um Hilfe fragen. Frag daher konkret: Wie kann ich dich gerade unterstützen? Das kann sein, einen Anruf zu erledigen, der gedanklich ständig aufgeschoben wird, weil die Person sich nicht sozial-kompetent dafür in der momentanen Situation fühlt, ihr etwas zum Abendessen einzukaufen oder vorzukochen, ihr helfen das Zimmer aufzuräumen oder die Wäsche aufzuhängen, um endlich wieder frische Kleidung zu haben.

4. Aktiv da sein

„Melde dich jederzeit, wenn ich für dich da sein kann“, ist zwar ein nettes Angebot. Doch häufig fällt es Menschen in Krisen und psychischen Ausnahmesituationen besonders schwer, proaktiv um Hilfe zu bitten. Natürlich kannst du aber auch nicht hellsehen und wissen, wann welche Unterstützung passt. Thematisiert dieses Thema und vereinbart eine Art Codewort oder einen Emoji, den die Person verwenden kann, um dich um Hilfe, einen Rückruf, etc. zu bitten.

5. Balance finden

Versuche, mit deiner betroffenen Freundin, Schwester, Mutter, deinem Papa, Freund … eine verlässliche Beziehung zu führen und respektiere dabei auch ihren und deinen Freiraum – und eure Ressourcen. Wichtig ist, dass die betroffene Person die Wahl hat, beispielsweise bei einer gemeinsamen Unternehmung früher zu gehen oder mal kurzfristig abzusagen. Das ist keine Entscheidung gegen dich, sondern meist aufgrund der belastenden Erkrankung. Genauso sollst du auch auf dich achten. Brauchst du eine Pause oder fühlst dich selbst gerade nicht fit genug, für deine Freundin heute da zu sein, ist es wichtig, dass auch du wohlwollend und klar, deine psychische Gesundheit schützt.

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Fazit:

  • Für eine Person da zu sein, heißt auch für die Person im Leben präsent zu sein und immer wieder in den Kontakt zu gehen.
  • Das Wissen, das an einen gedacht wird, man einer Person wichtig ist, ist schon viel wert.
  • Du kannst für Entlastung sorgen, indem du die Person frägst, ob du im Alltag bei einer konkreten Aufgabe helfen oder diese übernehmen kannst.
  • Bleib geduldig und erkenne, dass es die Erkrankung ist, die das Leben der Person und auch zwischenmenschliche Beziehungen einschränkt, es ist nichts, was der/die Betroffene mit Absicht macht.
  • Achte beim Dasein unbedingt auch auf dich und deine Ressourcen.

Tipp: Falls du selbst betroffen bist, schick den Link zu diesem Artikel doch einfach an eine dir nahestehende Person weiter, die schon öfter gesagt hat, dass sie gerne für dich da wäre.

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Dilnoza

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Grund zum Feiern! Wir haben den sächsischen Selbsthilfepreis der Ersatzkassen gewonnen!

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Mit InCogito bieten wir direkte digitale Selbsthilfe für junge Erwachsene mit Essstörungen, und haben damit einen Raum geschaffen, indem unsere Community (also ihr) sich offen austauschen und sich gegenseitig unterstützen kann. Dafür wurden wir jetzt mit dem Sächsischen Selbsthilfepreis der Ersatzkassen, in der Kategorie „Innovativstes Projekt“ ausgezeichnet.

Personen auf dem Bild von links: Ronny Türk (Vorstand, jungagiert e.V.), Laura (Engagement inCogito), Nora Stankewitz (Mitgründerin und Projektleiterin, inCogito), Lucy (Engagement inCogito), Michél Henkel (Leiter Vertrtagsmanagement Nord/Ost, KKH)

Was macht InCogito besonders? Unser Projekt richtet sich an junge Menschen ab 16 Jahren, die mit belastenden Themen wie Körperbild, Essverhalten und Selbstwertgefühl kämpfen oder erste Anzeichen einer Essstörung bei sich wahrnehmen. Gerade für Jugendliche ist der Zugang zu schnellen, passenden und modernen Unterstützungsangeboten entscheidend, um die Herausforderungen dieser sensiblen Lebensphase zu bewältigen. Hier setzt InCogito an – mit einem Konzept, das bewusst auf digitale Medien und Online-Selbsthilfegruppen setzt und so direkt in die Lebenswelt junger Menschen vordringt. In einer Zeit, in der digitale Plattformen eine immer größere Rolle im Leben junger Menschen spielen, hat InCogito erkannt, wie wichtig es ist, dort präsent zu sein, wo ihr euch aufhaltet.

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Durch diese Online-Angebote wollen wir es euch erleichtern anonym und ortsunabhängig unterstützt zu werden und bilden eine wertvolle Brücke, um Wartezeiten für weiterführende Behandlungsangebote zu überbrücken. Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zur mentalen Gesundheit und Prävention, sondern auch zur Entstigmatisierung von Essstörungen und Selbstwertproblemen.

 

Diese innovative Herangehensweise wurde von der Jury des Selbsthilfepreises gewürdigt. „Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen immer früher mit sozialen Medien und den Erwartungen an ein „perfektes“ Körperbild konfrontiert werden, ist es entscheidend, niederschwellige und moderne Angebote zur Verfügung zu stellen“, lobte Michél Henkel unser Projekt. „Mit InCogito schaffen sie einen geschützten Raum, in dem Betroffene Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und frühzeitig Hilfe finden können“, so Henkel weiter.

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Die Verleihung des Sächsischen Selbsthilfepreises 2024 unterstreicht die Bedeutung unserer Arbeit und motiviert uns, weiter für unsere Mission zu kämpfen. Wir bedanken uns beim Verbund der Ersatzkassen (vdek) für die Auszeichnung und die Unterstützung. Sie spornt uns an, weiterhin innovative Wege zu gehen, um die gesundheitliche Selbsthilfe voranzubringen und junge Menschen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu begleiten.

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Bianca Peerberaterin

Bianca

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Die mediale Repräsentation von Essstörungen

Melanie

Abgemagerte, junge Frauen. Leicht bekleidet vor einem Spiegel. Die Körperhaltung leicht nach vorne gebückt. Die Augen verquollen und leer. Kein Lächeln, kein Ausdruck. Überall stehen die Knochen hervor. Stechen aus der Haut die aussieht wie helles, brüchiges Papier. Nächstes Foto. Nun noch von hinten. Jeder Wirbel sichtbar. Die dünnen Haare kleben am Rücken.

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Wo kommen diese Bilder her? Wo können sie gesehen werden? Wer kann sie sich anschauen? Was soll mit diesen Fotos bezweckt werden?

Ja es gibt sie. Abgemagerte junge Frauen, die sich tief in ihrer Magersucht zeigen. Jedes Foto mit eigener (Leidens-) Geschichte. Ihnen, denen vermutlich jeder Bissen schwerfällt, die in die Strudel von Bewegungsdrang, Sportsucht, Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, geraten und ernsthaft erkrankt sind. Wenn Betroffene sich selbst zeigen, dann verfolgen sie ihre eigenen Intentionen.

Doch welches Bild von Essstörungen wird von außen über die Medien präsentiert?

Eins ist klar: Essstörungen sind oft, aber eben nicht immer sichtbar. Es gibt sie in verschiedenen Ausprägungen und sie hören auch nicht einfach auf, wenn der Körper sein gesundes Gewicht erreicht. Betroffene haben lange mit dysfunktionalem Verhalten, Zwängen und „lauten“ Gedanken zu kämpfen. Eben auch dann, wenn der Körper und seine Funktionen wieder „hergestellt“ sind. Der Heilungsprozess ist ein Marathon, kein Sprint. Es braucht Geduld, Mut, Unterstützung und Zeit. Psycho-Somatik: Körper und Seele müssen gesund werden und das in unterschiedlichem Tempo.

Wir als Betroffene wollen ernstgenommen werden, auch wenn wir keinen BMI von (Achtung Ironie) -12 haben. Jede*r von uns. Essstörungen können töten und es ist an der Zeit das mediale Bild von Betroffenen von Stigma zu befreien. Es geht hier nicht darum die jungen Frauen, welche im starken Untergewicht sind zu verurteilen. Ganz im Gegenteil. Sie brauchen dringend Hilfe und Unterstützung.

Hier geht es aber darum das mediale Bild von Essstörungen von außen zu verändern, denn nur so können sich Betroffene rechtzeitig angesprochen und in ihrem Leidensdruck ernstgenommen fühlen. Sie sollten ermutigt werden sich Hilfe zu holen und nicht erst dann, wenn irreparable Schäden an Körper und Seele passiert sind.

Was brauchen wir als Betroffene? Gegenseitiges Empowerment. Plattformen, wo wir uns gesehen und gehört fühlen. Wir brauchen Medien, die richtig aufklären und Essstörungen in ihrer Gänze darstellen. Nur so können sie rechtzeitig entdeckt und behandelt werden und nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Fotos haben Macht und Wirkung. Lasst sie uns achtsam einsetzen.

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Dilnoza

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Wenn’s Zuhause nicht mehr geht: In einer WG für Menschen mit Essstörungen?

Julia Döhrer

Nach ihrem Klinikaufenthalt 2022 entschied sie sich, in eine WG zu ziehen – eine Entscheidung, die für Julia zur Notwendigkeit wurde. In der WG fand sie die nötige Unterstützung, um sich ihrer Essstörung zu stellen, und erlebte erstmals Verständnis für ihre persönliche Situation. Der Abstand zu Julia’s Familie, besonders zu ihrem empathielosen Vater, war entscheidend, um endlich Heilung und Respekt zu erfahren.

 

Als mir 2022 während meines stationären Klinikaufenthalts dringend empfohlen wurde, nach meiner Entlassung direkt in eine WG zu ziehen, stand ich vor einer unerwarteten, sehr spontanen Entscheidung. Doch im Prinzip hatte ich keine Wahl. Für mich gab es nur die eine Option: WG. In erster Linie musste und wollte ich den Abstand zu meiner Familie gewinnen, vor allem meinem Vater. Seit vielen Jahren litt ich physisch wie psychisch unter der prekären Familiensituation. Der Einzug in eine WG war DIE Chance. Am meisten hatte mich bereits damals motiviert, dass ich im Kampf gegen meine langjährige Essstörung Unterstützung bekomme.

Sei es in Situationen, in denen ich meiner Essstörung bewusst oder unbewusst zu viel Raum gebe. Es gibt immer Ansprechpartner:innen, die ich um Hilfe bitten kann. Außerdem fühle ich mich in der WG mit meiner Krankheit nicht so allein, weil die Mitbewohnerinnen ähnliche Probleme haben und aufgrund dessen, Verständnis zeigen. Zuhause bin ich mit meiner Essstörung nie wirklich ernst genommen worden. Das Miteinander in der WG war ein weiterer Grund, der mich dazu gebracht hat einzuziehen. Zuhause hat das nicht funktioniert, weil mein Vater vor niemandem wirklich Respekt hat und in keinerlei Hinsicht Empathie für andere zeigt.

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Aller Anfang war… für mich nicht schwer!

Um ehrlich zu sein, fiel es mir keineswegs schwer von zuhause auszuziehen. Lange hatte ich auf diesen Tag gewartet, denn immer häufiger und extremer kam es zum Streit zwischen meinen Eltern, die letztlich kaum noch zuhause waren und wenn, dann war es immer sehr laut (…). Ich hatte während der Zeit, in der ich in der Klinik war, eine Probeübernachtung in meiner zukünftigen WG, um zu schauen, ob ich mir das Konzept und den Alltag dort vorstellen kann. Damals am 15.07.2022 bin ich dann direkt eingezogen, ohne nochmal zuhause gewesen zu sein. Ich weiß noch sehr genau, dass sich am Anfang alles surreal – im Positiven – angefühlt hat. Obwohl ich den WG-Platz schon so gut wie safe hatte, kam in mir immer wieder die Angst auf, dass ich vonseiten der WG aus etwaigen Gründen doch nicht einziehen kann. Ich dachte, dass man nur sehr schwer in eine WG dieser Art kommt. Ich fühlte mich dafür viel zu „gesund“, ganz nach dem Motto „anderen geht es ja viel schlechter“. Ich kann mich kaum noch an die ersten Tage erinnern, zu schnell hatte ich mich eingelebt und wie zuhause gefühlt – ohne täglich Angst vor Gewalt haben zu müssen. Ich weiß, dass es an einem der ersten Tage ein Curry gab und ich es superlecker fand. Als ich einzog, stand eine Mitbewohnerin kurz vor ihrem Auszug. In den drei Tagen, in denen ich sie kennengelernt hatte, ist sie zu einer großartigen Freundin geworden. Wir haben bis heute Kontakt. Das ist das Schöne. Man knüpft neue Freundschaften mit Menschen, die sehr viel Empathie und Verständnis haben, zuhören können und auf die auch in Krisensituationen Verlass ist. Natürlich ist ein so harmonisches Miteinander nicht der Standard und hin und wieder kommt es zu Konflikten. Das gehört dazu. Eine WG-Gruppe ist ohnehin nicht konstant, weil Bewohner ein- und ausziehen.

Der Weg in eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Essstörungen

Veränderungsmotivation – die wichtigste Voraussetzung für den Einzug in eine WG, die auf bestimmte Krankheitsbilder spezialisiert ist. Ohne den eigenen Willen zur Genesung bringt die beste Unterstützung nichts. Meine WG bietet Plätze für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahre, wobei im Ausnahmefall davon abgewichen werden kann. Eine Bewohnerin war bei ihrem Einzug beispielsweise erst 13 Jahre. Aktuell ist meine WG eine reine Mädchen-WG, bezieht sich theoretisch aber auf beide Geschlechter gleichermaßen. Weitere Voraussetzungen sind das Bestehen einer der diagnostizierten Essstörungen Anorexia nervosa, Bulimia nervosa oder Binge-Eating-Disorder sowie ein BMI zwischen 17,5 und 40. Zudem muss das zuständige Jugendamt eine Kostenzusage erteilen. Je nach Spezialisierung der WG können sich die Voraussetzungen in ein paar Punkten unterscheiden. Ich kann jedem, der mit dem Gedanken spielt, in eine WG zu ziehen, empfehlen: Traut Euch, recherchiert, ruft an oder schreibt eine E-Mail, denn es lohnt sich und kann wortwörtlich Leben zum Besseren verändern. Wie in meinem Fall.

Selbstakzeptanz als großes Ziel: Der Fokus meiner WG-Zeit

Meine WG hat sich zum Ziel gesetzt, die Persönlichkeit und die Selbstakzeptanz der Bewohner:innen zu stärken, denn hier beginnt der Weg aus der Esstörung. Wir gehen ihn nicht für andere, sondern für uns selbst. Des Weiteren soll das Essverhalten normalisiert und ein gesundes Verhältnis zum Essen wiederhergestellt werden. Dafür wird an langfristig hilfreichen Lösungsstrategien gearbeitet, welche bereits vorhandenen oder aufkommenden Ängsten und Zwängen entgegenwirken. Während der physische und psychische Gesundheitszustand stabilisiert werden soll, gilt es vor allem, den Bewohner:innen einen Ort zu bieten, an dem sich ein Gefühl von Sicherheit entwickeln kann – sei es in Bezug auf das Elternhaus oder die Essstörung. In meiner WG ist Platz für 14 Bewohner:innen, die sich auf zwei WGs aufteilen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem gemeinsamen Kochen in wechselnden Kochteams sowie der gemeinsamen Mahlzeiteneinnahme, die durch Sozialpädagogen begleitet wird. Letztere bieten bei Bedarf natürlich auch individuelle Einzel- und Gruppengespräche an. Es gibt eine 24/7 Betreuung, also auch immer einen Nachtdienst. Neben wöchentlichen Wiegekontrollen erhält jede Bewohnerin einen individuellen Ernährungsplan und hat eine Bezugsbetreuerin, mit der wir verschiedene Themen besprechen können. Zum Team gehören eine Ernährungstherapeutin und eine Psychologin, die eine individuelle Unterstützung anbieten. Das hausinterne therapeutische Angebot wird durch ambulante Therapien ergänzt.

Fast wie zuhause: Alltag und Freizeit in der WG

Neben gemeinsamen Tagesausflügen wie Bowlingspielen oder Schwimmengehen, machen wir jedes Jahr eine mehrtägige Ferienfahrt. Auch hier können wir Vorschläge einbringen, wo es hingehen soll. Dieses Jahr verbrachten wir die Zeit in der Nähe von Kiel und Lübeck an der Ostsee. Nach individueller Absprache sind regelmäßige Beurlaubungen und Besuche von Freunden sowie der Familie möglich. Oft gehen Bewohnerinnen gerne auch zusammen in die Stadt zum Shoppen, zu Veranstaltungen oder ins Kino. Fast wie zuhause eben. Manche gehen zur Schule, Studieren, machen eine Ausbildung oder ein Praktikum.

Persönliche Entwicklung: Die Wohngemeinschaft als starke Unterstützung

Ich wohne aktuell seit über zwei Jahren in der WG, habe viel gelacht, geweint, gelebt. Von den Vorstellungen und Zielen, die ich nach meinem Einzug hatte, habe ich schon einiges erreicht. Ich habe angefangen, Leistung einen geringeren Stellenwert zu geben, Hobbys nachzugehen, Zeit mit Freunden zu verbringen, feiern zu gehen, Konzerte zu besuchen und generell ein ganzes Stück weiter vom Überleben wegzukommen. Ich bin im Normalgewicht, hatte die Kraft einen Schwimm- und Skikurs zu absolvieren und arbeite aktuell in einem Eiscafé. Seit Monaten zähle ich keine Kalorien mehr und stelle mich „Fear Foods“. Die Angst vor dem Essen ist weniger und viel seltener geworden. Und doch bin auch ich noch nicht am Ziel. Schließlich ist der Weg der Recovery ein langer und vor allem schwerer Weg, den jeder für sich gehen muss. Eine WG kann uns „nur“ dabei unterstützen und begleiten, um es einfacher zu machen. Gehen müssen wir unseren Weg letztlich selbst.

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Du bist mit deinen Gedanken nicht allein. Im Heilungsprozess ist es wichtig zu wissen: So wie wir Betroffene uns das Gedankengut der Essstörungen angeeignet haben, so können wir das erfolgreich auch wieder ablegen. Denn Gedanken können auch sein: schmeichelnd, aufbauend, inspirierend, liebevoll, zärtlich, wohlwollend, bestärkend. Also sei gut zu dir! Auch und gerade in und mit deinen Gedanken, denn sie schaffen dir deine Realität.

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Anina

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10 leichte Reaktionen auf schwere Gedanken

Melanie

Gedanken sind oft: fies, zerstörerisch, klein-machend, manipulierend, verunsichernd, und oft nicht der Realität entsprechend. Doch sie haben immer nur so viel Macht über uns, wie wir ihnen einräumen. In der Essstörung verliert sich die Resilienz, um sich gegen diese schweren Gedanken zu stellen. Doch: die lässt sich wieder zurückholen! Hier möchte ich meine Top 10 Akut-Reaktionen im Umgang mit schweren Gedanken teilen.

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1. Ino: Die Stimme (m)einer (besten) Freundin.

Ino ist meine beste Freundin seit Schultagen. Lange während der Essstörung konnte ich diese gute Stimme, die mir niemals etwas Böses wollen würde, nicht zulassen. Ich wollte und konnte nicht zuhören. Heute frage ich mich immer öfters, was Ino mir sagen, was sie mir raten würde. Meistens weiß ich dann, was ich NICHT tun sollte und setze diesen Gedankengängen somit ein Ende. Langfristig möchte ich mir selbst eine Ino sein, doch bis dahin rufe ich mir ihre Stimme in bestimmten Situationen ins Gedächtnis.

2. Statements: „Ich werde Kuchen essen.“

Statements beschreiben eine öffentliche Erklärung oder eine Anweisung mit gewisser Verbindlichkeit. Natürlich muss das Bewusstsein vorhanden sein, keine essgestörten Gedanken in Statements festzuhalten, sondern nur gesunde und heilende. Das Statement: „Ich werde Kuchen essen“, kann an bestimmten Tagen unterstützen, nicht davon abzuweichen und alle hinderlichen Gedanken kurz und knapp „abzuschmettern“. Das ist natürlich für jede Art an Vorhaben anwendbar: „Ich werde gut zu mir sein“, „Ich höre auf meinen Körper“, und so weiter.

3. Was gilt für mich als Betroffene?

In einer diätgeprägten Gesellschaft und in einem Umfeld, in dem kaum bis gar keine Sensibilität für Essstörungen herrscht, müssen wir uns als Betroffene immer wieder darauf berufen, dass für uns in bestimmten Situationen andere (Recovery-) „Regeln“ gelten. Nur wir selbst wissen, was wir im Heilungsprozess bereits gelernt und umgesetzt haben. Deshalb können auch nur wir für uns Handeln. Sich daran zu erinnern, dass jetzt Zeit für einen Snack ist oder Sport eben noch nicht wieder dran ist. Wie persönlich abgestimmte Medikamente, müssen wir als Betroffene unsere eigenen „Medikamente“ (ausreichend und regelmäßige Mahlzeiten, Snacks, Sport oder Sportpause) im Blick haben und „einnehmen“. Ganz egal, was Andere tun oder nicht tun.

4. Faktencheck: Das kleine Gummibärchen.

Bevor eine Gedankenschleife einsetzt, kann ein kurzer Faktencheck abgehalten werden. Sind die Gedanken, die ich gerade habe wirklich der Realität entsprechend? Kann wirklich das einsetzen, was mir die Gedanken versuchen einzureden? Symbolisch hier das kleine Gummibärchen: Ist es wirklich so bedrohlich, wie meine Gedanken mir das versuchen zu erzählen? Ähnlich mit anderen Lebensmitteln, Portionsgrößen, etc. Oft sprechen harte, trockene Fakten gegen Gedankenmuster, die von der Essstörung gefestigt wurden. Trotzdem, mit Blick auf Punkt (3), immer auf den eigenen und individuellen Heilungsprozess achten.

5. STOP: Genug darüber nachgedacht!

Wenn die Gedanken immer wieder zurückkommen, einen nicht loslassen, dann ist es manchmal angebracht ihnen bewusst ein STOP vorzusetzen oder sie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Ich mache mir dann bewusst, wie lange ich schon darüber nachgedacht habe, entscheide, dass das nun erstmal genug ist und „beende“ diese Gedanken. Manchmal sage ich mir, dass ich mir erlaube, morgen wieder darüber nachzudenken (meistens sieht die Welt dann aber wieder ganz anders aus). Im besten Fall begleite ich dies mit einem physischen Vorgang, z.B. gehe ich einmal aus dem Raum, mache das Fenster auf oder hole mir ein Getränk. Mit dem Ende der Handlung, ganz egal wie diese dann aussieht, sollen symbolisch auch die Gedanken abgeschlossen oder erstmal vertagt werden.

6. Raus aus dem Kopf: Laut Aussprechen oder Aufschreiben.

Alles was im Kopf herumschwirrt kann besser zur Ruhe kommen, wenn es ausgesprochen oder zu Papier gebracht ist. Dabei sind ein Journal, leere Seiten, oder auch die Audiofunktion am Handy hilfreiche Mittel. Das aufgeschriebene muss nicht nochmal unbedingt gelesen werden. Es geht nicht darum einen zusammenhängenden Text zu verfassen mit dem ein Literaturpreis gewonnen werden soll, sondern darum den Gedanken die Schwere zu nehmen. Sprachnachrichten machen an Vertrauenspersonen ist manchmal auch hilfreich, weil so keine direkte Antwort kommt und einfach drauf losgesprochen werden kann, was auch schon die Gedanken erleichtern kann.

7. Ablenkung: Musik in die Ohren, in Bewegung kommen, kreativ werden, Filme oder Serien

Ablenkung kann manchmal wirklich heilsam sein. Lange habe ich mir das nicht erlaubt, nicht einmal in Erwähnung gezogen, weil ich zu viel Angst davor hatte, was passiert, wenn die Gedanken danach „wiederkommen“. Heute weiß ich, auch wenn sie wiederkommen, es wird anders, oftmals wieder besser, sein. Gut wirkt für mich laute Musik, am besten direkt auf die Ohren, da ich so das Gefühl habe, dass die Musik lauter ist als die Gedanken. Wirksam sind auch Treffen mit Freund*innen. Da kann natürlich auch (kurz) über die Gedanken gesprochen werden, aber im Vordergrund soll eine gemeinsame Aktivität, die gemeinsame Zeit stehen.

8. Let’s talk: Visualisieren und Platzieren.

Hilfreich war für mich auch mir meine Gedanken zu visualisieren und im Raum zu „platzieren“. Das klappt am besten, wenn die Gedanken als Gefühl (z.B. Angst, Zweifel, Wut) sich ausdrücken lassen. Als kleine Gefühlswesen können sie dann irgendwo in der näheren Umgebung platzieren werden. Ich stelle mir dann vor, wie ich sie „im Blick“ habe und fühle mich gleich sicherer. Einmal habe ich das so mit angstvollen Gedanken gemacht, sie im Raum ans Fenster gesetzt und irgendwann, so meine Vorstellung, ist ihnen langweilig geworden und sie sind vergangen.

9. Identifizieren: Das Gedankengut der Essstörung will mir nichts Gutes.

In der Erkrankung hatte ich einen prägenden Moment. In mir tobten alle möglichen Gedanken, die gesunden und die der Essstörung. Es war schwer auszuhalten, aber in diesem Moment habe ich verinnerlichen können, dass die Essstörung mir nicht Gutes will, dass sie lügt und mich in meinem Verhalten in die Irre führt. Seitdem hole ich mir das immer wieder ins Bewusstsein: Die Essstörung lügt. Sie will mir nichts Gutes und sie wird auch niemals zufrieden sein. An Tagen mit besonders schweren Gedanken erinnere ich mich daran.

10. Hilfe annehmen: Gedanken dürfen nicht unterschätzt werden.

Mit lauten, schweren und auch kranken Gedanken ist nicht zu spaßen. Gedanken erschaffen unsere Realität. Wenn ich mir permanent einrede, dass ich zu dick bin, und noch ganz andere Dinge dazu, dann glaube ich mir das natürlich auch und verschließe mich vor der Realität, werde krank. Beratungsstelle sind gute Anlaufstellen, wenn gedankliche Abwertung von Körper und Persönlichkeit vermehrt auftreten.

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Du bist mit deinen Gedanken nicht allein. Im Heilungsprozess ist es wichtig zu wissen: So wie wir Betroffene uns das Gedankengut der Essstörungen angeeignet haben, so können wir das erfolgreich auch wieder ablegen. Denn Gedanken können auch sein: schmeichelnd, aufbauend, inspirierend, liebevoll, zärtlich, wohlwollend, bestärkend. Also sei gut zu dir! Auch und gerade in und mit deinen Gedanken, denn sie schaffen dir deine Realität.

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Kim

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Körperscham: Einfluss von Schönheitsidealen und Wege zur Selbstakzeptanz

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Viele Menschen schämen sich für ihren Körper, vor allem in einer Welt voller Schönheitsideale und perfekter Bilder auf Social-Media. Schnell hat man das Gefühl, der eigene Körper sei nicht gut genug. Soll man sich verändern? Anuschka Rees hat schon 2019 mit ihrem Buch „Beyond Beautiful“ ausgearbeitet, wo Körperscham uns beeinflusst und wertvolle Impulse gegeben, wie wir unser Körpergefühl verbessern können.

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Was ist Körperscham?

Körperscham bedeutet, dass man sich für seinen Körper schämt oder sich unwohl mit ihm fühlt. Man hat das Gefühl, der eigene Körper sei nicht gut genug oder passe nicht zu den Vorstellungen von Schönheit. Diese Scham kann sich auf einzelne Körperteile oder den gesamten Körper beziehen und führt oft dazu, dass man sich unzufrieden und unsicher fühlt.

5 Anzeichen, dass Körperscham ein Problem ist:

  1. Du fühlst dich oft unsicher wegen deines Aussehens.
  2. Du vermeidest bestimmte Aktivitäten, wie Schwimmen gehen oder Fotos machen.
  3. Du ziehst dich von anderen zurück, um nicht beurteilt zu werden.
  4. Du hast Angst, was andere über deinen Körper denken könnten.
  5. Du beginnst, ungesunde Dinge zu tun, wie strenge Diäten oder zu viel Sport, um dein Aussehen zu verändern.

„Beyond Beautiful“


„Beyond Beautiful“ von Anuschka Rees ist ein hilfreiches Buch für alle, die sich wohler in ihrer Haut fühlen wollen. Es zeigt, wie man sich von den ständigen Schönheitsidealen befreien kann, die uns durch Medien und Gesellschaft vorgegeben werden. Statt sich selbst ständig zu kritisieren, lernt man, seinen Körper und sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist.

Das Buch bietet praktische Tipps und Übungen, um mit negativen Gedanken umzugehen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Es hilft, sich weniger um Aussehen zu sorgen und mehr darauf zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist: ein gutes Gefühl im eigenen Körper.

Wir empfehlen dieses Buch, weil es eine inspirierende und ermutigende Lektüre ist, die zeigt, wie man sich von gesellschaftlichem Druck löst und die eigene Schönheit neu entdecken kann.

Du kannst es in jeder Buchhandlung bestellen.

Ursachen von Körperscham

Soziale Normen und Ideale: Die Medien spielen eine zentrale Rolle dabei, ein bestimmtes Schönheitsideal zu propagieren. Schlanke, durchtrainierte und makellose Körper werden oft als das Nonplusultra präsentiert. Menschen vergleichen sich ständig mit diesen Bildern und empfinden Scham, wenn ihr eigener Körper nicht diesen Vorstellungen entspricht.

In dem Buch „Beyond Beautiful“ schreibt Anuschka Rees:

„Wir lehnen sexistische Werbung und diskriminierende Casting-Entscheidungen ab, haben aber kein Problem mit Marken, die uns auffordern, an unserem Aussehen zu arbeiten – solange es vermeintlich dem Selbstbewusstsein dient.“

Vergleiche im Alltag: Der ständige Vergleich mit anderen, egal ob in der Schule, auf der Arbeit oder auf Social Media, sorgt oft dafür, dass man sich nicht gut genug fühlt. Jeder Körper ist einzigartig, aber der Druck, einem bestimmten Ideal zu entsprechen, macht viele unsicher und unzufrieden.

Individuelle Unsicherheiten: Viele Menschen fühlen sich wegen bestimmter Körperteile unsicher. Das kann an Erlebnissen in der Kindheit liegen oder an Kommentaren von anderen. Mit der Zeit werden diese Unsicherheiten oft stärker. Sie führen dazu, dass man sich für den eigenen Körper schämt. Solche Schamgefühle sitzen oft tief. Viele Betroffene suchen sich Unterstützung um mit diesen Gefühlen einen konstruktiven Umgang zu lernen.

Das Aussehen verändern als Lösung?

Rees zeigt auf, wie häufig vermeintliche Selbstakzeptanz mit der Aufforderung zur Veränderung verbunden ist:

„Du fühlst dich unsicher in einem Bikini? Dieses zwölfwöchige Fitnessprogramm wird dir helfen, dich selbst zu akzeptieren!“

Diese Botschaften beeinflussen, dass äußere Veränderungen innere Unsicherheiten lösen. Dabei stellt sie klar:

„Wir fühlen uns nicht unsicher wegen unserer Beine, unseres Gesichts oder unserer Brüste. Wir sind unglücklich wegen der Millionen von Botschaften, die uns eingeredet haben, dass diese überhaupt irgendeinen Effekt auf unser Glück haben könnten.“

Selbstakzeptanz statt Perfektion

Der erste Schritt ist, zu akzeptieren, dass niemand perfekt ist. Jeder hat etwas Einzigartiges, das ihn oder sie schön macht. Was du vielleicht als Makel siehst, kann für jemand anderen besonders attraktiv sein. Deshalb ist es wichtig, deinen Körper mit Freundlichkeit und Liebe zu betrachten.

Statt noch mehr Zeit und Geld in das eigene Aussehen zu investieren, fordert Anuschka Rees, den Fokus zu verändern:

„Anstatt Frauen dazu zu bringen, noch mehr Energie in ihr Aussehen zu stecken, müssen wir ihnen helfen, sich auch in einem Bikini, ungeschminkt oder nach der Schwangerschaft wertgeschätzt zu fühlen.“

Gesundheit als Priorität

Wenn du dich verändern möchtest, um gesünder zu werden, wie zum Beispiel durch mehr Bewegung oder eine bessere Ernährung, kann das sinnvoll sein. Zum Beispiel könnte jemand mit Bluthochdruck seine Lebensgewohnheiten ändern, um seine Werte zu senken und gesünder zu leben. Aber wenn der Wunsch nach Veränderung nur von Schönheitsidealen kommt, solltest du überlegen, warum du das wirklich möchtest. Was liegt hinter dem Wunsch?

Ansätze mit Körperscham umzugehen

Um mit Körperscham umzugehen, können einige Ansätze hilfreich sein:

  1. Negative Gedanken hinterfragen: Wenn du negative Gedanken über deinen Körper hast, frage dich, woher sie kommen. Oft stammen sie von unrealistischen Schönheitsidealen.
  2. Vergleiche vermeiden: Versuche, dich weniger mit anderen zu vergleichen. Jeder Mensch hat unterschiedliche körperliche Voraussetzungen, und Vergleiche führen oft zu unnötigem Druck und Unzufriedenheit.
  3. Positives Umfeld schaffen: Umgib dich mit Menschen, die dich so akzeptieren, wie du bist, und die eine gesunde Einstellung zu Körpern und Schönheit haben. Ein unterstützendes Umfeld kann dein Selbstbild positiv beeinflussen.
  4. Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden oder einem Therapeuten über deine Unsicherheiten. Du kannst auch unsere Chat-Beratung nutzen. Oft hilft es, die eigenen Gefühle zu teilen und Unterstützung zu bekommen.
  5. Selbstwert-Coach nutzen: Zum Beispiel unser Selbstwert-Coach kann dir helfen, deine Unsicherheiten besser zu verstehen und deinen Selbstwert gezielt zu stärken.

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Körperscham ist weit verbreitet und wird oft durch äußere Einflüsse verstärkt. Ob du dich verändern möchtest, ist eine persönliche Entscheidung. Es ist wichtig, dass Veränderungen aus dem Wunsch nach Selbstfürsorge kommen und nicht, weil du einem bestimmten Ideal entsprechen musst. Jeder Körper ist gut, wie er ist.

Selbstakzeptanz und ein freundlicher Umgang mit deinem Körper sind entscheidend!

Text: Taisiia Nedzheria

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Bianca

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Schön, dass du da bist. Dieser Text könnte dich sehr berühren. Wenn du eine Essstörung, eine Depression oder Suizidgedanken hast, könnte dieser Text dir gerade nicht guttun. Bitte überlege dir, ob du ihn wirklich lesen möchtest. Hast du Redebedarf? Dann hilft dir vielleicht unser Angebot hier weiter.

Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Über die Angst, keinen Hunger mehr zu haben

Recovery: Über die Angst, keinen Hunger mehr zu haben

Als InCogito-Autorin Olivia ihre Richtwerte für ihre täglich Kalorien-Zufuhr in ihrer Ernährungstherapie vorgeschrieben bekam, gab ihr das Sicherheit und gleichzeitig wurden in ihr auch altbekannte Ängste geweckt. Was, wenn sie keinen Hunger mehr haben würde?

 

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Vielleicht kennt ihr es. Ihr seid im Zunahmeprozess und wollt gesund werden. Ihr habt für euch geklärt, wofür es sich lohnt wieder zuzunehmen, Ängste zu überwinden, wieder teilzunehmen am Leben. Ihr habt einen Plan bekommen oder euch selbst einen erstellt, wie ihr eure Ziele erreichen könnt. Und dazu gehört essen.

In meinem ernährungstherapeutischen Prozess raus aus der Magersucht wurden 2.500 bis 3.500 Kilo-Kalorien pro Tag zum Richtwert erklärt. Für mich hat sich das im ersten Moment erstmal nach sehr viel angehört, ist es doch mehr als die 2.000 Kilo-Kalorien pro Tag, die auf nahezu jeder Lebensmittelverpackung als täglichen Richtwert für einen durchschnittlichen Erwachsenen angegeben werden.

Anfangs dachte ich, dass diese Gesamtmenge für mich ja zum Zunehmen reichen müsste. Und da meldete sich auch gleich die Angst. Was, wenn ich einmal mehr essen wollen würde als meine Therapeutin mir „verschrieben“ hatte? Ich hatte Angst, den Richtwert für meine Magersucht-Recovery zu überschreiten, weil ich dachte, dann am nächsten Tag nur weniger essen zu dürfen. Ich hatte Angst davor, später keinen Hunger mehr zu haben, wenn ich einmal mehr gegessen habe, Angst am davor, am nächsten Tag keinen Hunger mehr zu haben. Denn „keinen Hunger zu haben“ bedeutete, dass ich nichts zu essen brauchte, dass ich nichts mehr essen darf. Und nichts zu essen zu brauchen, war schlimm für mich. Sehr schlimm.

Was hat mein Leben noch für einen Sinn, wenn ich keinen Hunger mehr habe?

Als ich mich am tiefsten Punkt meiner Krankheit befand, war die Antwort auf diese Frage: keinen. „Bedeutete das im Rückschluss, das der Sinn meines Lebens Essen geworden war?“, fragte ich mich. Allein schon, dass ich mir diese Frage stellte, machte mich direkt traurig und verdeutlichte mir zugleich, wie sehr mein Körper im Moment nichts anderes als Nahrung benötigte. Das führte zu zwei Dingen, die für meinen Genesungsprozess von enormer Bedeutung waren:

  1. Dass ich mich fragte: Welchen Sinn hat mein Leben außer bei Hunger zu essen?

Gemeinsame Zeit verbringen, für andere da sein, Schreiben, Tanzen, Lachen, mich glücklich machen, schöne Erlebnisse zu Erinnerungen werden lassen, von denen ich mein Leben lang profitiere, …

  1. Ich erkannte, dass ich meinen Körper mit Essen glücklich machen kann. Mit dieser Erkenntnis begann das eigentlich Schwierige für mich: Zu lernen, dass ich meinen Körper überhaupt glücklich machen darf. Mein Körper darf glücklich sein, weil …

… ich damit niemandem wehtue,

… es mir dann besser geht,

… ich nur dann mein Leben leben kann,

… die Welt mich braucht.

Das Finden der Antworten auf diese beiden Fragen hat mir gezeigt, wie unwichtig Richtwerte im Vergleich zu anderen Dingen im Leben für mich sind. Ich will den Sinn von Richtwerten während des Recovery-Prozesses damit nicht bestreiten. Doch es sind und bleiben Richtwerte. Nicht mehr und nicht weniger aber eben auch mal mehr und mal weniger. Mir wurde klar, dass ich eines auf gar keinen Fall möchte: Dass sich mein Leben nach irgendwelchen Richtwerten richtet.

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Ich wollte kein Leben, das sich am Minimum orientiert. Ich wollte mein ganzes Leben auskosten. Auch mal mehr zu essen, war also gar nicht schlimm, sondern gab mir meine Freiheit zurück. In meiner Phase der Zunahme diente das Kalorienzählen anfangs dem Sicherstellen einer ausreichenden Nahrungszufuhr und wurde so zu einer Krücke auf dem Weg zum „mehr essen“. Das „mehr essen“ diente einfach dem Zweck, zurück zu meiner Intuition zu kommen, schneller zu heilen, für mich und meinen Körper da zu sein. Es erforderte viel, viel Mut, welcher schließlich mit Wohlbefinden und positiver Energie belohnt wurde.

Wenn du dich mit anderen zu diesen Themen austauschen möchtest, dann nutze unsere Chat-Beratung und unsere Austauschgruppen.

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Body Positivity oder Body Acceptance?

Body Positivity und Body Acceptance: Wie du dich mit Körperunzufriedenheit auseinandersetzen kannst

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Unser Körper hat einen riesigen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen, kann unser Selbstwertgefühl und damit auch unsere mentale Gesundheit stark beeinflussen. Mit der Flut an Inhalten auf Social Media wird es immer wichtiger, sich kritisch mit Körperbildern auseinanderzusetzen, denn wir sind ständig mit Schönheitsidealen konfrontiert, die oft unrealistisch und überhöht sind. Wenn wir mehr über strukturelle Fettfeindlichkeit und die Wirkung der Diet-Culture wissen, können wir lernen, unseren Körper so zu akzeptieren, wie er ist, und eine gesündere, realistischere Beziehung zu ihm aufbauen. Und wie die beiden Bewegungen Body Positivity und Body Acceptance uns dabei helfen können, liest du in diesem Blogpost.

 

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Erstmal vorneweg: Beide Bewegungen bieten Ansätze dafür an, wie wir nicht nur unseren eigenen Körper, sondern auch die anderer Menschen betrachten können und auch wertschätzen sollten. Die Wurzeln beider Bewegungen liegen in der Fat-Acceptance-Bewegung der 1960er in den USA. Daraus entstand die Body Positivity-Bewegung, um eine breitere Palette von Körpermerkmalen einzuschließen und sich gegen Diskriminierung aufgrund von Körpergewicht und -form einzusetzen.

Body Positivity-Bewegung: Jeder Körper ist schön

Die Body Positivity-Bewegung möchte uns ermutigen, alle Körpertypen zu akzeptieren und zu feiern, egal welche Größe, Form, Hautfarbe, welches Geschlecht oder welche Behinderung man hat. Diese Bewegung schließt alle Körperformen und -größen ein und stellt die gängigen Schönheitsideale infrage. Die Botschaft ist klar: Jeder Körper ist schön, unabhängig von Gewicht, Alter oder körperlichen Besonderheiten.

Aber was, wenn man nicht jeden Teil seines Körpers liebt?

Kritik an der Body Positivity-Bewegung

Trotz ihrer guten Absichten bleibt ein Problem: Die Schönheitsideale existieren weiterhin, sie werden nur anders interpretiert. Die Bewegung betont zwar, dass man sein Aussehen positiv sehen soll, legt aber weiterhin viel Wert darauf, wie man aussieht. Dadurch entsteht ein neuer Druck, sich schön finden zu müssen, obwohl es doch eigentlich um viel mehr geht als nur ums Aussehen.

Jenseits vom Druck sich schön finden zu müssen

Anuschka Rees, Autorin des Buches „Beyond Beautiful“, betont: „Es ist zum einen keine gute Langzeitstrategie. Wenn ich Selbstwert daraus ziehe, dass ich mich schön finde, so wie ich heute bin – was bedeutet das, wenn ich in einem Monat zwei Kilo zugenommen habe? Und in zehn Jahren sehe ich womöglich komplett anders aus als jetzt.“  Und genau das ist die Grundlage für viele Menschen, sich eher der Body Acceptance-Bewegung zu verschreiben.

Body Acceptance-Bewegung: Respekt für jeden Körper

Die Body Acceptance-Bewegung konzentriert sich darauf, den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er ist – ohne den Druck, ihn verändern zu müssen. Hierbei wird der Selbstwert vom äußeren Erscheinungsbild getrennt. Diese Haltung bedeutet auch, dass sich Körper im Laufe der Zeit verändern und wir nicht immer alles daran schön finden müssen. Trotzdem sollten wir unseren Körper für das wertschätzen, was er leistet: zum Beispiel ein Kind zur Welt bringen, Verletzungen heilen oder einfach älter werden.

Der Fokus liegt hier nicht auf dem Äußeren, sondern darauf, dass unser Selbstwert nichts mit unserem Aussehen zu tun hat. Das ist eine realistischere Sichtweise, die den Druck nimmt und den Körper für seine Funktionen und Leistungen respektiert.

Es geht aber nicht nur darum, diese Einstellung für sich selbst zu entwickeln, sondern auch andere Menschen so zu behandeln. Jeder Mensch verdient Respekt, unabhängig davon, in welchem Körper er lebt. Die Body Acceptance-Bewegung setzt sich auch dafür ein, Gewichtsdiskriminierung abzulehnen und sich kritisch mit verinnerlichter Fettfeindlichkeit auseinanderzusetzen.

Was bedeutet das für dich persönlich?

Beide Bewegungen – Body Positivity und Body Acceptance – wollen die gesellschaftlichen Schönheitsideale hinterfragen und dich dazu ermutigen, deinen Körper unabhängig von festgelegten Normen zu sehen. Es geht darum, den Wert eines Menschen nicht vom Aussehen abhängig zu machen. Die Body Positivity-Bewegung sagt: Jeder Körper ist schön. Die Body Acceptance-Bewegung hingegen erlaubt auch, mal negative Gefühle gegenüber dem eigenen Aussehen zu haben und schätzt den Körper eher dafür, was er uns ermöglicht, statt nur danach, wie er aussieht.

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Wie kannst du eine bessere Beziehung zu deinem Körper aufbauen?

Hier sind ein paar Tipps:

  • Überlege dir, was dich wirklich ausmacht – jenseits deines Aussehens oder sogar ganz unabhängig davon.
  • Achte darauf, was dein Körper braucht – wie zum Beispiel einen gesunden Lebensstil.
  • Behalte im Blick, wie du über deinen eigenen Körper und den anderer sprichst – positive Sprache kann deine Wahrnehmung verbessern.
  • Hinterfrage, wie du Medien und Social Media nutzt – finde heraus, ob dich bestimmte Inhalte belasten oder negativ beeinflussen, und ändere das.
  • Hab‘ Geduld mit dir selbst, wenn du wertende Gedanken nicht sofort loslassen kannst – es ist normal, dass es Zeit braucht, um alte Denkmuster zu ändern. Lass dir Zeit und setz dich nicht unter Druck.

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Text: Maria Leidert

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