Body Positivity oder Body Acceptance?

Body Positivity und Body Acceptance: Wie du dich mit Körperunzufriedenheit auseinandersetzen kannst

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Unser Körper hat einen riesigen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen, kann unser Selbstwertgefühl und damit auch unsere mentale Gesundheit stark beeinflussen. Mit der Flut an Inhalten auf Social Media wird es immer wichtiger, sich kritisch mit Körperbildern auseinanderzusetzen, denn wir sind ständig mit Schönheitsidealen konfrontiert, die oft unrealistisch und überhöht sind. Wenn wir mehr über strukturelle Fettfeindlichkeit und die Wirkung der Diet-Culture wissen, können wir lernen, unseren Körper so zu akzeptieren, wie er ist, und eine gesündere, realistischere Beziehung zu ihm aufbauen. Und wie die beiden Bewegungen Body Positivity und Body Acceptance uns dabei helfen können, liest du in diesem Blogpost.

 

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Erstmal vorneweg: Beide Bewegungen bieten Ansätze dafür an, wie wir nicht nur unseren eigenen Körper, sondern auch die anderer Menschen betrachten können und auch wertschätzen sollten. Die Wurzeln beider Bewegungen liegen in der Fat-Acceptance-Bewegung der 1960er in den USA. Daraus entstand die Body Positivity-Bewegung, um eine breitere Palette von Körpermerkmalen einzuschließen und sich gegen Diskriminierung aufgrund von Körpergewicht und -form einzusetzen.

Body Positivity-Bewegung: Jeder Körper ist schön

Die Body Positivity-Bewegung möchte uns ermutigen, alle Körpertypen zu akzeptieren und zu feiern, egal welche Größe, Form, Hautfarbe, welches Geschlecht oder welche Behinderung man hat. Diese Bewegung schließt alle Körperformen und -größen ein und stellt die gängigen Schönheitsideale infrage. Die Botschaft ist klar: Jeder Körper ist schön, unabhängig von Gewicht, Alter oder körperlichen Besonderheiten.

Aber was, wenn man nicht jeden Teil seines Körpers liebt?

Kritik an der Body Positivity-Bewegung

Trotz ihrer guten Absichten bleibt ein Problem: Die Schönheitsideale existieren weiterhin, sie werden nur anders interpretiert. Die Bewegung betont zwar, dass man sein Aussehen positiv sehen soll, legt aber weiterhin viel Wert darauf, wie man aussieht. Dadurch entsteht ein neuer Druck, sich schön finden zu müssen, obwohl es doch eigentlich um viel mehr geht als nur ums Aussehen.

Jenseits vom Druck sich schön finden zu müssen

Anuschka Rees, Autorin des Buches „Beyond Beautiful“, betont: „Es ist zum einen keine gute Langzeitstrategie. Wenn ich Selbstwert daraus ziehe, dass ich mich schön finde, so wie ich heute bin – was bedeutet das, wenn ich in einem Monat zwei Kilo zugenommen habe? Und in zehn Jahren sehe ich womöglich komplett anders aus als jetzt.“  Und genau das ist die Grundlage für viele Menschen, sich eher der Body Acceptance-Bewegung zu verschreiben.

Body Acceptance-Bewegung: Respekt für jeden Körper

Die Body Acceptance-Bewegung konzentriert sich darauf, den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er ist – ohne den Druck, ihn verändern zu müssen. Hierbei wird der Selbstwert vom äußeren Erscheinungsbild getrennt. Diese Haltung bedeutet auch, dass sich Körper im Laufe der Zeit verändern und wir nicht immer alles daran schön finden müssen. Trotzdem sollten wir unseren Körper für das wertschätzen, was er leistet: zum Beispiel ein Kind zur Welt bringen, Verletzungen heilen oder einfach älter werden.

Der Fokus liegt hier nicht auf dem Äußeren, sondern darauf, dass unser Selbstwert nichts mit unserem Aussehen zu tun hat. Das ist eine realistischere Sichtweise, die den Druck nimmt und den Körper für seine Funktionen und Leistungen respektiert.

Es geht aber nicht nur darum, diese Einstellung für sich selbst zu entwickeln, sondern auch andere Menschen so zu behandeln. Jeder Mensch verdient Respekt, unabhängig davon, in welchem Körper er lebt. Die Body Acceptance-Bewegung setzt sich auch dafür ein, Gewichtsdiskriminierung abzulehnen und sich kritisch mit verinnerlichter Fettfeindlichkeit auseinanderzusetzen.

Was bedeutet das für dich persönlich?

Beide Bewegungen – Body Positivity und Body Acceptance – wollen die gesellschaftlichen Schönheitsideale hinterfragen und dich dazu ermutigen, deinen Körper unabhängig von festgelegten Normen zu sehen. Es geht darum, den Wert eines Menschen nicht vom Aussehen abhängig zu machen. Die Body Positivity-Bewegung sagt: Jeder Körper ist schön. Die Body Acceptance-Bewegung hingegen erlaubt auch, mal negative Gefühle gegenüber dem eigenen Aussehen zu haben und schätzt den Körper eher dafür, was er uns ermöglicht, statt nur danach, wie er aussieht.

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Wie kannst du eine bessere Beziehung zu deinem Körper aufbauen?

Hier sind ein paar Tipps:

  • Überlege dir, was dich wirklich ausmacht – jenseits deines Aussehens oder sogar ganz unabhängig davon.
  • Achte darauf, was dein Körper braucht – wie zum Beispiel einen gesunden Lebensstil.
  • Behalte im Blick, wie du über deinen eigenen Körper und den anderer sprichst – positive Sprache kann deine Wahrnehmung verbessern.
  • Hinterfrage, wie du Medien und Social Media nutzt – finde heraus, ob dich bestimmte Inhalte belasten oder negativ beeinflussen, und ändere das.
  • Hab‘ Geduld mit dir selbst, wenn du wertende Gedanken nicht sofort loslassen kannst – es ist normal, dass es Zeit braucht, um alte Denkmuster zu ändern. Lass dir Zeit und setz dich nicht unter Druck.

Wenn du dich mit anderen zu diesen Themen austauschen möchtest, dann nutze unsere Chat-Beratung und unsere Austauschgruppen.

Text: Maria Leidert

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Quelle: privat

Holly

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Wenn ADHS auf Essstörungen trifft: Verborgene Verbindungen und Herausforderungen

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

 

Essstörungen und ADHS scheinen auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun zu haben. Es gibt jedoch bedeutende Zusammenhänge, die großen Einfluss auf das Essverhalten haben können. Hier erfährst du mehr über Herausforderungen und Strategien für den Umgang mit beiden Erkrankungen sowie erste Schritte bis zur Diagnose.

Die Zusammenhänge zwischen ADHS und Essstörungen verstehen

Essstörungen und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) scheinen auf den ersten Blick erst einmal nicht viel miteinander zu tun zu haben. Allerdings gibt es signifikante Zusammenhänge zwischen ihnen, insbesondere in der Neurobiologie und bei Persönlichkeitseigenschaften wie Impulsivität und Emotionsregulierung.

Lukas Maher, systemischer Therapeut und Experte für ADHS, betont im schriftlichen Interview mit uns, dass ADHS und Essstörungen unterschiedliche Erkrankungen sind, sich jedoch in bestimmten Merkmalen überschneiden, die eine Essstörung begünstigen können. Symptome wie Impulsivität und Schwierigkeiten bei der Gefühlsregulierung können dazu führen, dass Personen, die ihre Emotionen nicht gut regulieren können, zu Essanfällen neigen. Insbesondere Frauen und Mütter mit ADHS können in einem Teufelskreis aus hohen Anforderungen und zwanghaftem Verhalten gefangen sein, was ihr Essverhalten beeinflussen kann.

Wichtig zu sagen ist, dass umgekehrt die Aspekte einer Essstörung nicht zu ADHS führen.

 

ADHS und Essstörung: Herausforderungen im Umgang mit der doppelten Diagnose

Betroffene, die sowohl unter ADHS als auch einer Essstörung leiden, sehen sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Klassische Behandlungsmethoden für Essstörungen wirken möglicherweise nicht so effektiv, wenn zusätzlich ADHS vorliegt. Eine der größten Schwierigkeiten ist die Aufrechterhaltung einer festen Mahlzeitenstruktur. So kann es Betroffenen schwerfallen, regelmäßige Essenszeiten einzuhalten oder richtig zu erkennen, wann man tatsächlich hungrig ist. Die Impulsivität und Ablenkbarkeit, die oft mit ADHS einhergehen, machen es schwierig, gesunde Essgewohnheiten zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Laut Maher kann dies unter Medikation noch problematischer werden, da viele während des Wirkzeitraums des Medikaments kein Hungergefühl verspüren. Dies kann besonders bei restriktiven Essstörungen gefährlich sein. Da eine medikamentöse Therapie bei ADHS allerdings sehr wirkungsvoll sein kann, ist eine umfassende Diagnostik umso wichtiger, um Essstörungen und ADHS klar voneinander abzugrenzen.

 

Schritt für Schritt zur Klarheit

Eine umfassende diagnostische Phase ist entscheidend, um zu erkennen, welche Symptome eher zu einer Essstörung und welche eher zu ADHS gehören. Eine große Herausforderung besteht darin, dass Betroffene aus Scham, bestimmte Symptome verschweigen oder aus einer anderen Motivation heraus, Symptome erfinden, die so nichtzutreffend sind. Als drastischsten Punkt sieht Maher allerdings, das Maskieren von ADHS-Symptomen. Dies kommt bei Erwachsenen im Allgemeinen und bei erwachsenen Frauen im Speziellen besonders häufig vor. Den Betroffenen ist demnach oft selbst nicht bewusst, dass übermäßiges Essen oder eine unregelmäßige Mahlzeitstruktur möglicherweise mit starker innerer Unruhe und der Unfähigkeit abzuschalten zu tun haben könnte. Sich über das Thema Maskierung zu informieren, kann also bereits helfen.

Die ersten Schritte von der Vermutung zur Diagnose liegen in erster Linie in der Recherche nach geeigneten Anlaufstellen. Für Klarheit und eine endgültige Diagnose braucht es aber leider viel Geduld, da Spezialsprechstunden von Ambulanzen aus Unikliniken oder ADHS-Zentren lange Wartezeiten haben. Diese kann man gut dazu nutzen, sich umfassend zu dem Thema zu informieren oder einen Selbsttest durchzuführen. Darüber hinaus gibt es viele Fachverbände und Selbsthilfegruppen, die Betroffenen eine Plattform für Austausch und Unterstützung bieten. Online-Gruppen, Webseiten und Foren dienen außerdem oft als erste und niedrigschwellige Anlaufstellen.

 

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Die Bedeutung einer Diagnose: Was sich für Betroffene verändert

Eine Diagnose kann das Leben von Betroffenen erheblich verändern. Besonders für Erwachsene und Frauen im speziellen kann sie zu einer neuen Sicht auf die eigene Lebensgeschichte führen. Lukas Maher berichtet, dass er den Satz „Es lag nicht an mir.“ häufig zu hören bekommt. Diesen beschreibt er als selbstfreundliche Erklärung und erklärt, dass Betroffene meist schon Erfahrung mit verschiedenen Therapieformen gemacht haben. Dort hatten sie meist bereits darüber gesprochen, dass sie das Gefühl hatten, es stimme irgendetwas nicht. In dem Zusammenhang weist Maher darauf hin, dass viele eine wenig bis gar nicht von Erfolg gekrönte Erfahrung mit Antidepressiva gemacht haben. Mit einer ADHS-Diagnose und speziell darauf abgestimmten Medikamenten können neue Wege der Behandlung – für Betroffene einer Essstörung – möglich sein.

 

Empfehlung – Selbsttest

! Selbsttests können eine erste Orientierung bieten, ersetzen jedoch keine professionelle Diagnose !

Eine empfehlenswerte Quelle ist der Selbsttest von adxs.org, da dieser im Vergleich zu vielen anderen sehr gut aufgebaut ist. Außerdem bietet die Website ein breites Angebot an Informationen und Selbsttests zu ADHS und weiteren Themen.

 

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Game-Changer Selbsthilfe

Beitrag aus der Redaktion

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Nora war lange depressiv und in Therapie. Für sie war der Besuch einer Selbsthilfegruppe ein echter Game-Changer und deswegen macht sie sich jetzt für das Thema stark. Mit InCogito hat sie über darüber gesprochen, was man durch eine Selbsthilfegruppe lernt und in einer Therapie vielleicht nie.

 

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InCogito: Nora, du bist seit vielen Jahren in der Selbsthilfe aktiv. Unter dem Begriff stellen sich viele Menschen oft Stuhlkreise in angestaubten Kellerräumen vor. Wie würdest du Selbsthilfe für dich definieren? 

Nora Fieling: Selbsthilfegruppe bedeutet für mich, dass ich einen Raum habe, wo ich sein darf wie ich bin – auch eben ängstlich oder depressiv. Während ich in der Therapie Therapieziele formuliert habe und in meinem privaten und beruflichen Alltag immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert bin, die ich bewerkstelligen möchte, kann ich in der Selbsthilfegruppe einfach mal so sein, wie ich gerade bin. Ohne etwas leisten zu müssen. Als ich damals noch in einer Selbsthilfegruppe zum Thema Depression und Ängste war, fand ich das enorm hilfreich, auch einfach mal da sein zu dürfen, ohne etwas sagen oder machen zu müssen.

In meiner jetzigen Selbsthilfegruppe – eine Gruppe zum Thema emotionale und körperliche Gewalt in der Kindheit und Kontaktabbruch zu den Eltern, sitzen wir auch in einem Stuhlkreis. Allerdings in einem freundlichen Gruppenraum in der zweiten Etage in der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in Berlin Pankow. Wir sind eine klassische Gesprächsgruppe. Durch meine Arbeit, wenn ich manchmal Gruppen in der Gründung begleite, weiß ich aber auch, dass es vielfältige kreative Methoden gibt, um so eine Runde etwas anders zu gestalten. Selbsthilfe ist so so so viel vielfältiger als es vor allem in Filmen und Serien dargestellt wird.

 Wie kommt es, dass du dich auf Instagram so stark für das Thema Selbsthilfe einsetzt?

Selbsthilfe ist ja ein ganz weites Feld und so viel mehr als „nur“ Selbsthilfegruppen. Vieles von dem, was ich jetzt weiß, hätte ich gerne schon als Teenager oder zumindest am Anfang meiner Therapie erfahren. Und vieles von dem stelle ich online vor – Dinge aus dem Bereich der Psychoedukation aber eben auch viel Richtung Selbsthilfe-Methoden.

Wir können als einzelne Personen schon einiges machen – nicht nur, wenn wir bereits erkrankt sind, sondern auch präventiv. Und ich bin überzeugt davon, dass Psychotherapie bzw. ärztliche Behandlung als auch individuelle Selbsthilfe-Strategien super ergänzen. „Individuell“ ist mir hierbei besonders wichtig – denn wir dürfen auch im Selbsthilfe-Bereich nichts pauschalisieren. Auch hier ist es ganz normal, dass nicht alles allen hilft, sondern die Selbsthilfe-Methode so individuell ist, wie der einzelne Mensch selbst.

Auf deinem Instagram-Kanal @nora_fieling sprichst du häufig über Stigmatisierung und Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen, im speziellen von Depression.  Welches Ziel verfolgst du damit?

Auf meinem Account spreche ich über die Symptome bzw. Erkrankungen mit denen ich Erfahrungen habe – allen voran Depression und Angststörung. Nur, wenn wir auch als Betroffene offen(er) darüber sprechen, können wir mit zur Enttabuisierung und Entstigmatisierung beitragen.

So oft heißt es, dass die Gesellschaft „schuld“ sei oder die Gesellschaft sich ändern muss. Natürlich bestehen in dem Bereich gesellschaftliche Probleme und noch viel Aufklärungsbedarf. Wir alle, jede einzelne Person von uns, sind aber Teil der Gesellschaft und können mit darauf einwirken. Auf ganz unterschiedlichen Ebenen – nicht jeder Mensch muss so einen offenen Blog wie ich betreiben. Aber sich informieren, auf sein nächstes Umfeld einwirken und mit der Entstigmatisierung (Selbststigmatisierung) können wir bei uns selbst anfangen.

Mein Ziel ist es, selbst offener über diese Tabu-Themen zu sprechen, Einblicke zu gewähren, aber zugleich auch Impulse zu Hilfestellungen zu geben. Und wenn ich nur eine Handvoll Menschen erreiche, die ihr Verhalten überdenken, sich eine der Inspirationen raussuchen und für sich und ihr Leben etwas mitnehmen, dann ist das schon super. Und hiermit spreche ich nicht nur die Außenstehenden oder Angehörigen an – vor allem, wenn ich von Betroffenen Nachrichten erhalte, so nach dem Motto, dass sie sich nun endlich getraut haben, fachliche Unterstützung zu suchen oder aufgrund meines Erfahrungsberichts mal eine Selbsthilfegruppe besucht haben, dann hat mein Tun seinen Sinn erfüllt.

 

Wie sind die Reaktionen auf deine Instagram-Arbeit? Bekommst du Rückenwind und musst du dich auch mit Hate auseinandersetzen?

Zu 95 % ist das positives und wertschätzendes Feedback. Natürlich gibt es hier und da ein paar Kommentare von Trollen oder von Menschen, die da eher eingeschränkt denken. Manchmal gehe ich in den Austausch mit ihnen, andere werden blockiert. Bis dato kam es zweimal vor, dass ich aufgrund von Hate-Nachrichten Anzeige bei der Polizei erstellt habe. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, wir müssen uns nicht alles gefallen lassen und auch hier muss man natürlich seine Grenzen setzen. Aber wie gesagt, mehr als der Großteil ist absolut wertschätzendes Feedback – sowohl von Betroffenen, Angehörigen und auch allgemein Interessierten oder Fachpersonal.

Du bist seit 2022 selbstständig und bietest deine Erfahrungen und Expertise für Einzelpersonen und Organisationen an. Was genau machst du da? 

Das dieser Bereich auch beruflich etwas für mich sein könnte, kam tatsächlich durch mein ehrenamtliches Engagement im Offenen Treff für Angst und Depression in Berlin. Dort war ich fünf Jahre lang Gastgeberin und erfuhr von einem Kollegen von der Fortbildung zur Ex-In-Genesungsbegleiterin. Nachdem ich ein paar Jahr vorher mein Studium der Sozialen Arbeit abgebrochen hatte, dachte ich ja lange, dass ich zu labil für diesen Bereich sei.

Aber durch ehrenamtliche Engagements merkte ich, dass mir die Arbeit mit anderen Erkrankten Freude macht, dass ich das kann. Daraufhin schloss ich die Fortbildung ab, später eine Fortbildung zur Resilienztrainerin und zur MHFA (Mental Health First Aid). Zwei Jahre arbeitete ich in der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in Pankow, bot dort die Peer-Beratung an und war in Teilzeit selbstständig. 2022 habe ich mich komplett selbstständig gemacht – mit der Peer-Beratung bzw. -Mentorings (mehrwöchige Begleitung von Betroffenen und/oder Angehörigen), biete Vorträge und Workshops an für allgemein Interessierte, Betroffene, Angehörige oder eben auch in Unternehmen.

Eine tolle Zusammenarbeit erfolgte hierbei auch mit den anderen Frauen vom Projekt „Seelische Erste Hilfe Leisten“ – neben den Ersthelfendenseminaren, bieten wir dort das Seminar zur Suizidprävention an, welches sich an Angehörige bzw. Außenstehende richtet und Menschen befähigt, andere in lebensmüden Krisen anzusprechen und an fachliche Unterstützung weiterzuleiten.

Ebenso bieten wir das Seminar zur Abgrenzung & Eigenschutz an, als auch das das zur Kommunikation mit Betroffenen von Partnerschaftsgewalt. Zudem bin ich ehrenamtlich im Berliner Netzwerk zur Suizidprävention tätig und seit 2023 Beirätin in der dortigen Fachstelle. Mit den Berliner Selbsthilfe-Kontaktstellen bin ich immer noch sehr gut vernetzt, unterstütze seit Anfang 2023 den Offenen Treff für Depression für junge Menschen in der Kontaktstelle in Berlin Mitte und begleite hier und da Gruppen in ihrer Gründung. Seit letztem Jahr steht mein selbst konzipiertes ANKER-Training, welches dieses Jahr in eine weitere Runde geht. ANKER steht für „Achtsam und nachhaltig durch Krisen mittels Emotionsregulation und Resilienz“ und ist ein mehrwöchiges Training, in denen Du Deinen Selbsthilfekoffer füllen kannst. Themen sind hierbei nicht nur jene, die in der Resilienztheorie gängig sind, wie beispielsweise Akzeptanz, Optimismus und Lösungsorientierung, sondern auch die Auseinandersetzung mit (Selbst-)Werten, Psychoedukation zum Zusammenhang von Gedanken, Gefühlen und Verhalten als auch das Entwickeln eines SOS-Krisenplans. Aktuell bin ich dabei, dies auch als Online-Kurs zu erstellen für jene, die sich nicht in Gruppen austauschen wollen.

All das hat sich so entwickelt – und ich freu mich total darüber. Durch mein Bloggen und Autorinnen-Dasein bin ich viel für mich allein und arbeite oft im Homeoffice, was mir total gut gefällt. Aber wenn ich eine Gruppengründung begleite, eine 1:1-Beratung führe oder einen Workshop gebe, genieße ich quasi die Zusammenarbeit mit Menschen und finde den Austausch total inspirierend.

Obwohl vor ein paar Jahren diverse Mitarbeitenden seitens der Bundesagentur für Arbeit oder auch Ärzt:innen, Therapeut:innen, Sozialarbeiter:innen meinten, dass ich doch anstatt mit Menschen lieber in einem Steuerbüro arbeiten sollte, bin ich total glücklich in meinem Job und freue mich, dass ich auf die Menschen damals nicht gehört habe. Leider geht es aber so noch vielen anderen Menschen. Noch zu oft heißt es, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung nicht in sozialen Berufen arbeiten sollten – das ist nicht nur pauschalisierend, sondern auch diskriminierend. Auch hier zeigt sich wieder, dass wir alle in unserer Erkrankung individuell sind und als solche auch behandelt werden sollten.

 

Du hast ein Buch zum Thema Depression geschrieben. Was wolltest du Menschen damit wissen lassen? Und hat das auch etwas mit Selbsthilfe zu tun?

Der Ursprung war, dass ich als Jugendliche selbst viele Betroffenenbücher und Ratgeber las, auf der Suche nach dem Buch, in dem ich mich wiederfinde. Ein Buch, welches mir zeigt, dass ich nicht unnormal oder anders bin. Ein Buch, welches mir zeigt, dass ich nicht allein mit diesen Symptomen bzw. der Erkrankung bin. Dadurch entstand erstmal mein Blog und später kam Anna vom Starks-Sture-Verlag auf mich zu und schlug mir das Buch-Projekt vor. Darin beantworte ich die Fragen, die ich selbst gerne am Anfang meiner Erkrankung beantwortet hätte: Warum ich? Was nun? Therapie oder Selbsthilfegruppe? Medikamente, ja oder nein? Psychologe oder Psychiater – welcher Arzt ist der richtige für mich? Wo finde ich die passende Hilfe? Welche Therapie wird von der Krankenkasse erstattet? Wie gehe ich mit dem Thema Arbeit und Krankheit um? Wie kann ich oder wie können meine Angehörigen mir helfen?

 

Neben fachlichen Infos berichte ich von meinen eigenen Erfahrungen – wie war das damals als Kind mit dieser Symptomatik? Wie fand ich Hilfe? Wie läuft das so in der Partnerschaft mit Depressionen? Warum waren und sind Tiere eine so große Unterstützung? Letzteres ist dann auch der Übergang zu Selbsthilfe-Methoden. Seien es die Tiere, das Schreiben oder auch der Besuch von Selbsthilfegruppen – Du erfährst, was ich ausprobiert habe und warum es mir hilft. Dies kann eine Anregung für andere sein.

Das Buch ist jedoch nicht nur für Betroffene geschrieben, sondern auch für Angehörige, die gezielt einige Kapitel erhielten. So beispielsweise, Impulse, wie man mit depressiv Erkrankten umgehen kann, aber auch, wie man sich selbst abgrenzt. Das Thema Suizidalität bzw. Suizidprävention ist mir sehr wichtig, weshalb auch dies einen größeren Raum erhalten hat: Ich räume mit den gängigen Vorurteilen auf und gebe Impulse, wie man im Sinne der Ersten Hilfe ein Gespräch mit Betroffenen führen kann.

Zudem kommen drei Personen aus dem fachlichen Kontext in Form von Interviews zu Wort:

Mein Psychiater, Herr Peters; beantwortete mir Fragen zu Psychopharmaka, las das Buch auf fachliche Richtigkeit hin Korrektur und schrieb mir das Vorwort. Die Klinik-Chefin und Post-Präsidentin der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychotherapie, Psychiatrie und Nervenheilkunde), Frau Dr. Hauth beantwortete mir Fragen zu genetischen Ursachen von Depressionen und mit der Heilpraktikerin für Psychotherapie, Jessica Exner, welche tiergestützte Therapie anbietet, sprach ich darüber, wie und warum Tiere einen positiven Einfluss auf Menschen mit Depressionen haben können.

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Buch Nora Fieling

Welchen Tipp, oder Rat würdest du Menschen geben, die überlegen an einem Selbsthilfeangebot teilzunehmen, aber noch nicht ganz überzeugt sind, Zweifel oder Vorurteile haben?

Sich vorab über die Gruppe bzw. deren Vorgehensweise informieren und ausprobieren. Viele Selbsthilfegruppen sind ja an Selbsthilfe-Kontaktstellen angegliedert, wo man ein Beratungsgespräch nutzen kann. Oftmals kann man auch die Gruppe selbst vorab kontaktieren und da nach einem Gespräch fragen. Ansonsten wirklich ausprobieren. Und wenn die erste Gruppe nicht so passt, dann auch mit einer weiteren mal ausprobieren. Das klingt vermutlich anstrengend und je nach Thema oder persönlicher Verfassung ist es das auch. Nur ist es so, wie es immer ist, wenn man etwas mit Menschen macht – die Chemie muss stimmen. Ansonsten ist hier natürlich weiter auch die Frage, warum ist die Person nicht überzeugt? Welche Zweifel oder Vorurteile bestehen? Und dann darüber mit jemanden zu sprechen – bei mir in der Peer-Beratung ist das oftmals ein Thema. Ich selbst hatte übrigens auch ziemlich große Vorurteile und dachte, dass mir 10 andere Menschen mit Depressionen in meiner depressiven Krisen ja nun wirklich nicht helfen können und das ich mich ja auch gar nicht abgrenzen kann. Aber es war dann alles anders, als gedacht und das mit der Abgrenzung habe ich nur gelernt, weil ich mich hier und da den Herausforderungen gestellt habe.

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Miriam

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Quelle: Cottonbro/Pexels

Recovery: Ein Tauziehen für das Leben?

Luna

„Wenn ich jetzt noch zunehme, wird doch alles nur noch schlimmer, oder nicht? Mir ging es vor der Essstörung doch nur schlecht, weil mein Körper so hässlich war! Ohne Essstörung habe ich sowieso gar nichts mehr…“All diese Gedanken und noch viele mehr führten jahrelang dazu, dass Luna von einer Klinik in die Nächste ging und dabei das Gefühl hatte, trotz aller Anstrengungen die Essstörung niemals loslassen zu können. Über ihre Erfahrung spricht sie hier.

 

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All die Jahre mit „Aus der Klinik – in die Klinik“ habe ich mich gefragt, was nicht mit mir stimmt und warum ich nicht weiterkam: „Bin ich einfach zu krank? Zu schwach? Zu blöd? Nicht dafür bestimmt…? Doch bei meinem letzten Klinikaufenthalt bekam ich langsam Hoffnung.

Die Essstörung als Schutzschild?

In der meiner Therapie habe ich gemeinsam mit meinen Therapeut:innen viel gearbeitet und nach und nach konnte ich erkennen, dass meine Essstörung viel tiefer liegende Wurzeln hat als schön oder dünn sein zu wollen. Ich durfte erfahren, dass meine Essstörung „lediglich“ versucht, mich zu beschützen, indem sie versucht meinen seelischen Schmerz durch das ewige beschäftigen mit Lebensmitteln, meinem Gewicht, meinem Aussehen zu kompensieren und sich dabei als „eine gute Freundin“ ausgibt.

Warum diese Erkenntnis erst nach einer so langen Zeit des Leidens kam? Ich weiß es nicht. Vielleicht war ich vorher einfach noch nicht bereit, hinzuschauen aufgrund des seelischen Schmerzes. Vielleicht war es auch das erste Mal, dass ich Vertrauen zu meiner Therapeutin haben konnte. Vielleicht war ich auch einfach noch zu jung.

Die Essstörung ist nicht meine Schuld!

Jedenfalls begann der Prozess dieser Erkenntnis irgendwann in mir und hat mir bezüglich vieler Ängste und Sorgen die Augen geöffnet. Endlich habe ich verstanden, dass die Entstehung meiner Krankheit nicht meine eigene Schuld und ihr Auslöser nicht mein „falscher“ Körper als Kind war. Außerdem habe ich erkannt, dass es nichts bringt, immer GEGEN die Essstörung zu kämpfen. Denn egal, wie stark mein gesundes Ich am einen Ende des Seils zog, die Essstörung gewann das Tauziehen am Ende sowieso.

 

Das Tauziehen mit der Essstörung beenden

Ich brauchte also eine andere Lösung. Was würde passieren, wenn ich das Seil einfach losließe und mich gar nicht erst auf ein Kräftemessen einließe? Was, wenn ich dieser gemeinen Stimme in mir Gehör schenke und mitfühlend auf ihre wahren Bedürfnisse eingehen könnte? Was, wenn ich trotz aller Ängste für meine Heilung losgehen kann, MIT der Essstörung im Gepäck?

Letztendlich habe ich für mich daraus gezogen, dass die Essstörung nicht meine Feindin ist und es nicht darum geht, gegen ihre ursprüngliche Intention und Verhaltensweisen anzukämpfen, sondern darum, mich FÜR das Leben zu entscheiden und die Essstörung auf dem Weg Stück für Stück loslassen zu lernen.

Die Essstörung durch Selbstmitgefühl heilen

Trotzdem ist es ganz wichtig, zwischen dem Verständnis für die Essstörung und der Art und Weise, WIE sie versucht einen zu beschützen, zu unterscheiden. Die Essstörung ist immer noch eine Krankheit, das darf ich mir auf meinem Weg auch wirklich immer wieder vor Augen führen.

Eine Essstörung stellt keine langfristige Lösung für meine Probleme dar, sondern lenkt mich nur von diesen ab, indem sie mich betäubt und mir jegliche Lebenskraft entzieht. Paradoxerweise fühlt es sich dennoch meist sicherer an, auf sie zu hören und ich hatte sehr lange – und habe oft immer noch – Angst, sie zu verlieren. Trotz allen Leids ist sie irgendwie meine treueste Begleiterin geworden.

Die Essstörung loszulassen fühlt sich demnach nicht selten so an, als würde man die beste Freundin, den einzigen Halt im Leben, verlieren, auch wenn es sich um eine selbstzerstörerische Freundschaft handelt. Was brauchte ich nun also, damit der Verlust weniger schmerzhaft ist? Wie kann ich mich wieder sicher fühlen? Was genau hat mir die Essstörung gegeben? Könnte ich mir diese Dinge vielleicht sogar selbst geben oder brauche ich Unterstützung?

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Eine Verbindung zu meinem Innersten finden

Je öfter ich mir diese Fragen stelle und meinen Bedürfnissen daraufhin wirklich nachgehe, desto mehr spüre ich die Entstehung einer tieferen, besseren Verbindung zu meinem Innersten. Ganz allmählich werde ich mir selbst eine gute Freundin, sodass die Notwendigkeit der Essstörung in gewisser Weise immer weiter schrumpft, da ich sie durch einen wohlwollenden Teil meines Selbst ersetzen kann.

Die Angst vor Veränderung

Wie bereits erwähnt, kann sich der „Verlust“ des altbekannten, vermeintlich sicheren Schutzschildes der Essstörung anfangs sehr angsteinflößend und schmerzhaft anfühlen, obwohl man eigentlich weiß, dass die Krankheit so viel mehr Schaden anrichtet. Einer der Gründe dafür ist häufig die Tatsache, dass im Zuge der Heilung lang unterdrückte Emotionen wieder hochkommen und dies zu einem starken Gefühl der Überforderung führt. Für mich persönlich hat es sich manchmal so angefühlt, als würde alles einfach nur noch schlimmer werden und die Sehnsucht nach der Essstörung wurde anfangs und teilweise immer noch in schwierigen Situationen fast unerträglich.

Versucht man allerdings, dieses Phänomen aus einer neutralen Perspektive zu betrachten, dann wird schnell klar, dass es ganz normal und verständlich ist, so zu fühlen. Niemand braucht sich selbst für seine Emotionen zu verurteilen. Erstens war es für mich beispielsweise sehr unangenehm wieder intensiver zu fühlen, weil ich mich so an diese Abgestumpftheit und Betäubung durch die Essstörung gewöhnt hatte, dass sich alles andere wie eine Bedrohung angefühlt hat. Zweitens kamen all die negativen Glaubenssätze, Ängste und Gedanken aus meiner Kindheit, die ich lange Jahre mit der Essstörung zu unterdrücken versucht habe, wieder hoch und ich habe mich genau wie das kleine hilflose Mädchen von damals gefühlt, das auch aufgrund seiner Körpers abgewertet und ausgeschlossen wurde.

Du bist nicht die:der Gefangene deiner Emotionen

Es hat viele Jahre gebraucht, bis ich mit diesem bedrohlichen Gefühl zurechtgekommen bin, ohne mich im letzten Moment immer wieder gegen das Leben zu entscheiden und die vermeintliche Sicherheit der Anorexie vorzuziehen. Hätte ich heutzutage die Möglichkeit, in der Zeit zurückzureisen, würde ich mein jüngeres Ich ganz fest drücken und ihr versichern, dass dieses Gefühl ihr nichts anhaben kann und dieser Abschnitt ihres Lebens VORBEI ist.

Denn egal, wie stark und schlimm sich ein Gefühl in dem Moment anfühlen mag, es geht wieder Vorüber. Wir sind nicht, niemals, die:der Gefangene unserer Emotionen. Dafür ist es außerdem sehr wichtig und ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen und Begleitung auf dem eigenen Weg anzunehmen. Mir hat beispielsweise meine Familie und letzte Therapeutin sehr dabei geholfen, über meinen eigenen Schatten zu springen und die ersten Schritte zu wagen, wofür ich extrem dankbar bin.

Die 90-Sekunden-Regel

In der Situation selbst fühlt es sich zwar nicht selten so an, aber es ist tatsächlich wissenschaftlich erwiesen, dass die jeweilige Emotion nur anderthalb Minuten im Körper bleibt und ihn anschließend wieder verlässt, wenn man sie vollständig akzeptiert und ihr den nötigen Raum zugesteht. Manchmal finde ich, dass eine solch nüchterne Betrachtung der wissenschaftlichen Fakten etwas Sicherheit schenken kann, da ich mich dadurch weniger „außerirdisch“ fühle. Es zeigt, dass mein Körper und mein Gehirn ganz legitim auf bestimmte Situationen, die oftmals durch Erfahrungen geprägt sind, reagieren und dabei immer in meinem Sinne arbeiten.

Am besten funktioniert diese 90-Sekunden-Regel, indem man…

  1. …ganz bewusst innehält, ruhig atmet und die Emotion wahrnimmt.
  2. Mir persönlich hilft es in solchen Momenten, mich gemütlich hinzusetzen, die Augen zu schließen…
  3. und meine Gedanken laut auszusprechen, z.B. „Ich fühle Angst. Es ist okay, dass sie da ist und hat eine Berechtigung. Es geht vorbei.“

Die ersten Male habe ich mich dabei ein wenig albern gefühlt, aber auch das wird durch regelmäßige Übung zur Routine und bringt mir wirklich viel.

Emotionen = Lebendigkeit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Umgang und die Beschäftigung mit der eigenen Gefühlswelt keineswegs einfach und meist ein langer Prozess ist. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb war und ist er für mich einer der wichtigsten Schritte auf meinem Heilungsweg. Ohne Trauer, keine Freude. Ohne Wut, keine Liebe. Ohne Angst, kein Spaß. Es gehören immer beide Seiten dazu, das eine schließt das andere nicht aus – im Gegenteil! Nur wenn man die Gegensätze des menschlichen Daseins zulassen und annehmen kann, lernt man die Freuden des Lebens zu schätzen und sich selbst wirklich erst kennen.

Emotionen sind ein ganz wichtiger Bestandteil der menschlichen Erfahrung und machen unser Leben so spannend, verrückt, aufregend, vielfältig – einfach ganz besonders. Mit der Essstörung wird man diese Vielfältigkeit, das bunte Leben, niemals erfahren können, da einem wegen der Krankheit schlicht die Kapazitäten, sowohl körperlich als auch mental, fehlen. Natürlich macht der Prozess Angst, da auch unverarbeitete Emotionen und alte Verletzungen im Zuge der Heilung wieder aufreißen können und es sehr schwierig sein kann, mit ebendiesen umzugehen.

Und auch das ist okay. Es muss nicht immer alles auf Anhieb perfekt laufen und auch ich habe einige Anläufe gebraucht, um mich meiner Innenwelt zu stellen, ohne immer wieder in die vermeintliche Komfortzone der dunklen Fänge meiner Essstörung zu flüchten.

Leben wagen – ohne Essstörung

Und auch wenn es immer wieder unglaublich angsteinflößend und schwer war, sind die Momente, in denen ich zum ersten Mal wieder aus tiefstem Herzen lachen konnte, bis der Bauch schmerzt, die ersten Freudentränen vor lauter Bewunderung der Natur sowie lange, tiefgründige Gespräche mit meinen liebsten Menschen einfach die beste Belohnung, die ich mir im Gegenzug für diesen harten Weg raus aus der Essstörung vorstellen könnte.

Du bist nicht falsch oder ein hoffnungsloser Fall, wenn sich ein Anteil in dir beim Gedanken an Freiheit und Lebendigkeit im wahrsten Sinne zu Tode fürchtet. Vielen Betroffenen geht es so, aber ich bin trotzdem der festen Überzeugung, dass wir alle die nötigen Ressourcen und den Mut in uns tragen, um unser Leben zu wagen.

 

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Celine

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Quelle: Ds Stories/Pexels

Diet-Culture: Wie gesellschaftliche Normen und Erwartungen uns beeinflussen

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Erst wenn ich in Kleidergröße 36 passe, darf ich zufrieden sein. Um im Urlaub im Bikini an den Strand gehen zu können, muss ich mindestens noch fünf Kilo abnehmen. Schlank macht glücklich! Kennst du diese Ideen vom Dünn = Glücklich-Ideal? Willkommen in der Diät-Kultur: Was Diet-Culture bedeutet, wie sie uns beeinflusst und wie wir freier davon werden können, lest ihr in diesem Blogpost.

 

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Was bedeutet überhaupt Diet-Culture?

„Diet-Culture“ oder auf Deutsch „Diät-Kultur“ meint die weit verbreitete gesellschaftliche Annahme, dass ein dünner, schlanker Körper automatisch mit Gesundheit, Glück und Erfolg verbunden ist. Also: Je dünner, leichter, athletischer ich bin, umso glücklicher bin ich. Dass das nicht sein kann, ist eigentlich kein Geheimnis, denn dann wären ja im Umkehrschluss alle dünnen Menschen glücklich. Und dass das nicht der Fall ist, dafür hat wahrscheinlich so ziemlich jeder ein Beispiel parat.

Wir sprechen von Diät-Kultur, weil dieses Phänomen verschiedenste Haltungen, Erwartungen und Normen rund um Ernährung und Körperideal zusammenfasst. Dazu gehören der Glaube daran, dass jeder Mensch mit irgendeiner der tausend Diät-Formen abnehmen kann, Programme rund ums Abnehmen und auch die Verherrlichung eines bestimmten Körperideals (was hier zur Zeit der weiße, sportlich-schlanke Körper ist).

Das Problem mit Diet-Culture

Diet-Culture beeinflusst unsere Einstellung zu unserem eigenen Körper permanent und auch ohne, dass wir das bewusst wahrnehmen. So werden dafür wie wir auszusehen haben seit jeher gesellschaftliche Standards gesetzt, die für die meisten Menschen und Körper unerreichbar und völlig unrealistisch sind. Das trägt dann dazu bei, dass wir ein negatives Selbstbild entwickeln und ungesunde Verhaltensweisen beim Thema Ernährung und Sport als normal erachten.

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5 Beispiele wie Diet-Culture beeinflusst, wie wir über unseren eigenen Körper denken

  1. Unrealistische Körperideale: Meist medial bekommen wir ein idealisiertes Bild davon gezeigt, wie der „perfekte“ Körper aussehen sollte. Durch Bildbearbeitung und Models mit extremen Körpermaßen wird dieses Ideal zusätzlich verstärkt.
  2. Förderung von Vergleichskultur: Durch die ständige Präsenz von perfektionierten Körperbildern im öffentlichen Raum, zum Beispiel auf Plakatwerbung, in den Medien und Social Media werden wir permanent mit Idealbildern konfrontiert – egal ob wir das wollen oder nicht – und dazu angeregt, uns mit diesem Ideal zu vergleichen. Das führt bei vielen dazu, dass wir uns unzulänglich, mangelhaft, einfach ungenügend fühlen. Dass das schlecht für unseren Selbstwert ist, liegt da nahe.
  3. Verbindung von Selbstwert mit äußerem Erscheinungsbild: Diet-Culture impliziert, dass unser Wert als Individuum von unserem Aussehen abhängt. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene tendieren dazu dann auch ihr Gewicht und ihr Aussehen als wichtige Kriterien für ihren Wert als Person mit in die Waagschale zu werfen. Andere Qualitäten wie Kompetenzen, soziale Kontakte und intellektuelle Erfolge werden häufig als nebensächlich wahrgenommen.
  4. Förderung von Diäten und restriktiven Essverhalten: Die Idee, dass Gewichtsverlust oder eine Veränderung des Körpers entscheidend für individuelles Glück und Erfolg sind, wird uns durch Diet-Culture suggeriert. Oft sind restriktives Essverhalten, obsessives Kalorienzählen und ein gestörtes Verhältnis zum Essen Folgen davon. Auch die Entwicklung einer Essstörung kann durch die Auswirkungen von Diet-Culture beeinflusst sein.
  5. Stigmatisierung bestimmter Körpertypen: Menschen, die nicht dem idealisierten Körperbild entsprechen, insbesondere Menschen mit größeren Körpern und einer anderen Hautfarbe als Weiß werden hier in Deutschland diskriminiert. Das wiederum beeinflusst, die psychische Gesundheit jener marginalisierten Gruppen und führt dazu, dass auch unsere sozialen Kontakte von Diet-Culture beeinflusst sind.

Wie du mit der Diät-Kultur umgehen und dich und andere schützen kannst

Es wird dich jetzt nicht überraschen, dass unter anderem ein hoher Konsum von Insta-Content mit körperbezogenen Inhalten, den negativen Einfluss von Diät-Kultur noch verstärkt.

Was kann also jeder einzelne tun, um sich selbst zu schützen und auch andere? Den ersten Schritt hast du gemacht, indem du dich über die Auswirkungen von Diet-Culture informierst: Du bist dir jetzt also schon viel klarer darüber, was Diet-Culture mit deinem Leben, mit deinem Alltag, mit deinen Einstellungen und Haltungen zu tun hat. Ganz wichtig ist: du bist nicht schuld daran, wenn du aktuell beispielsweise dünne Körper schön findest, viel Sport machst, um vielleicht auch irgendwann so auszusehen wie Influencer XY, denn wir alle sind diesen Haltungen und Normen tagtäglich ausgesetzt. Aber ab jetzt entscheidest du mit, ob du selbst Diet-Culture mit verbreitest oder ob du dich bewusst gegen den Einfluss einer milliardenschweren Diät-Industrie einsetzt.

Du könntest zum Beispiel deinen Feed aussortieren und bewusst auch Accounts folgen, die sich für ein diverses Körperbild einsetzen. Du könntest mit deinen Freunden darüber sprechen, das Thema diskutieren und gemeinsam mit ihnen schauen, worüber ihr sprechen wollt, anstatt über Themen aus dem Bereich Diet-Culture. Du kannst dich ab heute bewusst mit deinen Idealen auseinandersetzen und vielleicht ein „gut genug“ finden. Du kannst Zeit, die du bisher dafür eingesetzt hast, dich mit deinem und anderen Körpern auseinanderzusetzen, dafür verwenden, ein neues, spannendes Thema für dich zu entdecken. Spoiler: Sei geduldig mit dir und erwarte nicht, dass du von heute auf morgen frei von Diet-Culture bist. Denn sie lauert wirklich überall. Aber du wirst mit der Zeit deinen ganz persönlichen Scanner entwickeln, der dich davor schützt auf die Ideen von Diät-Kultur hereinzufallen.

Solltest du dich von den Themen Körper, Essen, Selbstwert stark beeinflusst und belastet fühlen. Empfehlen wir dir, dich mit anderen, denen es auch so geht in unseren Online-Gruppen auszutauschen.

Text: Nora Stankewitz

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Bianca

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Schön, dass du da bist. Dieser Text könnte dich sehr berühren. Wenn du eine Essstörung, eine Depression oder Suizidgedanken hast, könnte dieser Text dir gerade nicht guttun. Bitte überlege dir, ob du ihn wirklich lesen möchtest. Hast du Redebedarf? Dann hilft dir vielleicht unser Angebot hier weiter.

Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Quelle: Pexels - Alex Green

Der Tag, an dem ich magersüchtig wurde:

Das Gespräch mit Mama vor dem Spiegel

InCogito Autorin Olivia schildert, wie sie durch ein riesiges Missverständnis, Unsicherheit und unserem Ideal von schön und akzeptabel eine Magersucht entwickelte. Und wie sie heute mit ihrer Mutter umgeht.

 

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Ich war 12 Jahre alt und steckte mitten in meiner ziemlich frühen Pubertät, als dieses denkwürdige Gespräch mit meiner Mama vor dem Spiegel stattfand. Ich hasste meinen Körper so sehr dafür, dass meine Brüste viel früher als bei allen anderen anfingen zu wachsen, dass meine Achselhärchen sprießten, mich andere darauf ansprachen und ich einfach nichts dagegen tun konnte, was mein Körper da machte. Ich schrieb deshalb schon ein Jahr ständig in mein Tagebuch, wie unzufrieden ich mit meinem Busen und wie peinlich mir mein Körper war. Wie sehr ich mich selbst dafür hasste. Manchmal wünschte ich mir, meinen Busen einfach abschneiden zu können.

Die Ärzte sagten zu mir und meiner Mutter, dass ich meine Pubertät verlangsamen könnte, indem ich abnehmen würde. (Wenn ich das heute bei anderen Ärzten schildere, erhalte ich standardmäßig die Antwort: „Das kann nicht sein, dass das eine Ärztin gesagt hat.“ Doch, leider ja! – aber das ist ein anderes Thema.) Jedenfalls meinte meine Mutter es wirklich nur gut mit mir und achtete auf Ratschlag der Ärzt:innen darauf, dass ich nicht weiter zunehme, eher abnehme. Damit wurden Essen, Gewicht und Aussehen zu DEN Themen zwischen mir und meiner Mutter.

Schokoladenfondue zu essen ist mir peinlich

Tagebucheintrag von Dienstag, 30.08.

Direkt nach der Schule ist Kathi mit zu uns nach Hause gekommen. Das hat total viel Spaß gemacht. Wir wollen uns unbedingt mal wieder treffen. Da ich mit ihr nachmittags spontan Schokoladenfondue gemacht habe (es war Kathis Vorschlag), gab es heute Abend nur Salat. Natürlich waren Kathi und ich auch noch beim Leichtathletik-Training. Eben hat Mama mir auch noch eine Lektion übers Abnehmen erzählt.

Die Lektion übers Abnehmen

Mama hat mich gefragt, ob ich gesehen habe, wie meine Freundin Kathi sich im Spiegel angeschaut hat und ob ich weiß, worauf sie da geachtet hat. Was für eine Frage. Natürlich wusste ich, welche Antwort Mama jetzt hören wollte. Nämlich, dass Kathi sich ihren Po angeschaut hat, der zugegebenermaßen echt hübsch war. Töchter wissen, was Mütter hören wollen. Genauso wie Mütter zu wissen meinen, was gut für ihre Töchter ist. Auf Mamas Frage habe ich also mit „Ja“ geantwortet. Mama meinte dann mal wieder, dass sie mir das trotzdem nochmal ganz genau erklären muss: „Ja richtig, sie hat geschaut, dass ihr Po nicht zu dick ist.“ Ich habe mich von Mama für dumm gehalten gefühlt, als ob ich nicht wüsste, was Mama denken und sich von mir wünschen würde. Ich wusste es genau. Und weil ich genau wusste, dass ich ihren Erwartungen, so wie ich gerade war, eben nicht entsprach, fühlte ich mich gekränkt, nicht liebenswert und minderwertig. Ich wusste so genau, was sie sich für eine Tochter wünschte. Wie sie auszusehen und zu essen hatte. Das ich das nicht erfüllte, war mir schon lange klar. Zumindest kam es damals immer so bei mir an, obwohl meine Mutter es immer nur gut mit mir meinte. Heute sprechen meine Mutter und ich offen darüber. Es tut ihr wahnsinnig unbeschreiblich doll leid, ihr Körperideal so stark auf mich projiziert zu haben. Heute sehen wir die Entstehung meiner Anorexie als ein riesengroßes Missverständnis zwischen ihr und mir. Das Einzige, was Mama damals wollte war, dass ich aufgrund meines Aussehens nicht gemobbt werde oder selbst damit unzufrieden bin. Sie liebte mich immer so wie ich war. Sie wollte nur, dass es mir gut geht. Und sie nahm aufgrund ihres Schönheitsideals an, dass ich mich in meinem Körper nicht wohlfühlen könne und dass die Gefahr bestand, dass ich aufgrund meiner körperlichen Veränderungen gemobbt werden würde. Das wollte sie nicht für ihre geliebte Tochter. Bei mir kam aber an: „Du bist nicht gut so wie du bist.“ Deswegen habe ich mich während Kathi und ich zum Vorbereiten und Essen des Schokoladenfondues in der Küche waren, gegenüber Mama, die sich im Wohnzimmer nebenan aufhielt, sehr unwohl und peinlich beobachtet gefühlt. Auch wenn ich mir eigentlich bewusst war, dass ich ihre Wünsche an eine Tochter bezüglich Aussehen und Essen nicht erfüllte, tat es trotzdem immer dann ganz besonders sehr weh, wenn ich das so direkt zu spüren bekam wie in der folgenden Situation:

Tagebucheintrag von Mittwoch, 31.08.

Jetzt ist es ernst. Du musst abnehmen!

Es tut so weh, sich an diesen Tag, diese Situation zurückzuerinnern. Sie war für mich der definitive Auslöser meines ganzen Leidenswegs, der Tag, an dem ich magersüchtig wurde.

Mama, ihr Freund und mein Bruder und ich sitzen gemeinsam am Abendbrottisch in der Küche. Der Korb mit Brot steht auf dem Tisch. Dazu Käse, Aufschnitt und Gemüse. Ich habe vielleicht zwei Scheiben Brot gegessen. Ich habe noch Hunger. Und greife nach dem Brotkorb, um mir eine weitere Scheibe daraus zu nehmen. Ich erschrecke: „Nein, Olivia! Das reicht jetzt. Du hörst jetzt auf zu essen. Komm mal mit mir vor die Tür.“, fährt Mama dazwischen. Wir gehen zu zweit in den Flur. Mama zieht die Küchentür hinter sich zu. Im Flur erteilt sie mir nochmal eine Lektion übers Abnehmen: „Jetzt ist Stopp mit Essen. Zwei Scheiben Brot reichen. Jetzt musst du wirklich mal aufpassen, dass du nicht noch dicker wirst und noch weiter zunimmst. Jetzt ist mal Stopp. Du achtest jetzt mal mehr darauf, was und wie viel du isst. Es wird nicht mehr so viel genascht! Dieses ganze süße Zeug. Ich habe immer darauf geachtet, als ihr klein wart, dass ihr euch gesund ernährt. Du bist nicht so viel in Bewegung wie dein Bruder Torben. Deswegen verbraucht dein Körper nicht so viel wie seiner. Torben kann es ab, so viel zu essen, er verbrennt das ja auch und er ist ja auch noch im Wachstum. Männer verbrauchen sowieso mehr als Frauen. Ab heute wird abgenommen.

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Wir stehen im Treppenhaus gegenüber des Spiegels. Die anderen beiden sitzen währenddessen in der Küche und essen weiter Abendbrot oder lauschen. Ich weiß nicht, wie laut Mamas Stimme zu hören war. Mama hat die Angewohnheit, wenn ihr etwas wichtig ist, in einen nicht enden wollenden Redeschwall auszubrechen.

So ist es auch dieses Mal.

Mir stehen die Tränen in den Augen.

Ich lasse es über mich ergehen. 

Natürlich nehme ich mir das, was sie gesagt hat, sehr zu Herzen. Es ist immerhin meine Mutter, die möchte, dass ich abnehme und sie hat immer recht aus Sicht meines kindlichen Ichs. Wir gehen zurück in die Küche und setzen uns wieder zu den Männern an den gedeckten Abendbrottisch. Ich esse nichts mehr. Und warte einfach nur schweigend, bis wir endlich den Tisch abdecken und ich auf mein Zimmer verschwinden kann, um endlich zu weinen. Denn ich wusste: Gegenüber meinen Eltern muss ich stark sein.

Als ich endlich auf meinem Zimmer allein war, fing ich an zu heulen und schnappte mir mein Tagebuch und schrieb darin einen Abnehmplan für die nächste Woche auf. Ich sah zu, dass ich jeden Tag Bewegung einbaute und bereitete zwei Spalten für mein Gewicht vor: eine für morgens und eine für abends.

Ich begann, mich täglich zu wiegen. Vorher hatte ich das fast nie gemacht. Eigentlich nur beim Arzt und ab und zu auch schonmal heimlich zwischendurch mittags, bevor Mama von ihrer Arbeit nach Hause kam. Ich stürzte mich völlig unwissend darüber, was ich tat, Hals über Kopf in die Magersucht und wendete so all die angestaute Wut in mir im Kampf gegen mich selbst auf.

Ich richtete alle Wut gegen mich selbst

Schlussendlich war ich einfach wütend darauf, dass ich überhaupt ich bin. Dass ich in meinem „Scheiß-Körper“ lebe. Ich richtete all meine Wut gegen mich selbst. Vielleicht hatte ich gerade begonnen, mich mit meinem neuen Körper nach der Pubertät anzufreunden, aber meine Familie gestaltete mir das quasi als ein unmögliches Vorhaben.

MEIN Körper wurde zu einem gemeinsamen Familienthema. Als ob es nichts Spannenderes gäbe…Das Thema wurde immer wieder aufgewühlt. Ich wusste nicht, dass andere Familien nicht so sein könnten. Ich dachte, jede Familie ist so wie meine und das sei normal. Trotzdem wollte ich ENDLICH Aufmerksamkeit haben. Ich sehnte mich danach, ernst genommen zu werden mit meinen Wünschen und meinen Bedürfnissen. Ich wollte endlich, dass ich das machen und essen darf, was ich möchte und so viel wie ich möchte. Ich wollte, dass es meiner Seele jetzt sofort besser geht. Mein Körper war mir dabei egal. Ich habe erkannt, dass ich etwas an mir ändern muss, damit die Situation besser wird und dass ich die anderen nicht ändern kann. Mit der Magersucht ging es meiner Seele in dieser Situation besser.

Die Magersucht war für mich der einzige Ausweg daraus gewesen, es mit meiner Familie weiterhin auszuhalten, endlich keine Kritik mehr für mein Aussehen oder Essverhalten zu bekommen. Ich wusste, dass ich nichts an der Situation verändern konnte außer mein Verhalten. Jetzt war mir klar: wollte ich weiter um Anerkennung von meiner Familie kämpfen, muss ich abnehmen. Der anfängliche Wunsch abzunehmen, wurde schleichend und rasch zugleich zum Ausdruck meines Bedürfnisses nach Fürsorge und Aufmerksamkeit durch meine Eltern.

Meine Tagebucheinträge drehten sich von Tag zu Tag mehr um mein Gewicht:

Donnerstag, 08.09.

Heute morgen habe ich 300 Gramm weniger gewogen als die letzten beiden Tage. Gut, oder??? 

 

Freitag, 09.09.

Heute morgen habe ich wieder 300 Gramm weniger gewogen. Juhu. XX Kg geknackt.

 

Samstag, 17.09.

Minus 400 Gramm.

 

Mittwoch, 26.10.

Neuer Rekord! XX kg!

 

Mittwoch, 09.11.

Ich glaube, ich habe zu viel gegessen.

 

Freitag, 11.11.

Waage ist wieder heile und gleich neuer Rekord! Minus 1,7 kg!

 

Donnerstag, 01.12.

Minus 2,8 kg.

 

Freitag, 02.12.

Juhu! XX kg geknackt!!!

… meine „neuen Rekorde“ konnte ich schon bald nicht mehr bremsen.

Als ich das heute, 13 Jahre später, einer Freundin erzählte, sagte sie zu mir: „Es scheint fast so, als hätte die Tochter deiner Eltern nur magersüchtig werden können“. Damit will ich Magersucht nicht verherrlichen, sondern aufzeigen, wie eng verstrickt Essstörungen mit dem Familiensystem sein können.

Was ich Eltern gerne sagen möchte

Ich würde niemals wollen, dass meine Mutter sich schuldig fühlt, weil sie mit zur Entstehung meiner Essstörung beigetragen hat, indem sie ihr Körperbild bzw. das, was ihr durch die Gesellschaft beigebracht wurde, auf mich projiziert hat. Sie hat sich so oft dafür bei mir entschuldigt, mich mit ihrem Schönheitsideal so stark beeinflusst zu haben. Sie hat mir heute versprochen, dass sie mich immer lieben wird: egal, ob dick oder dünn, alt oder jung, klein oder groß, erfolgreich oder nicht erfolgreich, egal, was ich esse und was ich nicht esse. Es fällt mir manchmal zwar immer noch sehr schwer, ihrem Versprechen wirklich auch zu glauben, weil es meine ganze Kindheit und Jugend lang anders bei mir ankam. Doch es ist das Einzige, was meiner Mutter heute bleibt. Sie kann das Vergangene nicht ändern. Sie kann nur daraus lernen, ihr eigenes Verhalten reflektieren und ihr Verhalten heute ändern. Und dass sie das macht, dass sie sich darauf einlässt und gleichzeitig um sich selbst kümmert, macht sie aus meiner Sicht zu einer unglaublich starken Person. Es gehört einiges dazu, sich um sich selbst zu kümmern, sich eigene Fehler einzugestehen, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und sich immer wieder aktiv dafür einzusetzen, dieses Verhalten zu verändern.

Das ist wahrer Mut und wahre Stärke! Und das verbindet uns heute.

Wenn du ein Elternteil bist und dich um dein Kind sorgst in Bezug auf Essverhalten, Gewicht, Körperbild, dann bitten wir dich, dich möglichst bald dazu beraten zu lassen. Eine gute Anlaufstelle für Elternberatung bei Essstörungen ist zum Beispiel ANAD e.V

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Bianca Peerberaterin

Bianca

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Quelle: Pexels - SHVETS production

You can’t catch me now: Mein Umgang mit der Waage.

Melanie

Menschen, die von Essstörungen betroffen sind oder es einmal waren, machen sich im Prozess der Heilung auf den Weg die Verbindung zum eigenen Körper wieder herzustellen, das eigene Bauchgefühl wieder zu finden und zu lernen darauf wieder voll Vertrauen zu hören. Auf diesem Weg liegen kleinere und größere Steine, die es geduldig aus dem Weg zu räumen gilt. Einer dieser Steine ist die Konfrontation und der Umgang mit der Waage. Warum ich mir erlaubt habe, wieder zu lernen mir selbst und meinem Körpergefühl zu vertrauen, welche Rolle dabei die Waage spielt und was mir in diesem anhaltenden Prozess hilft, möchte ich hier teilen.

 

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Eine Körperwaage: sehr viel mehr als ein technisches Gerät

Für mich, wie auch für so viele andere Betroffene, ist die Waage leider nicht nur ein technisches Gerät, sondern aufgeladen mit verschiedensten Gefühlen, Gedanken und geknüpft an zwanghaftes Verhalten.

Ganz weit oben ist da Scham. In meiner ersten richtigen Therapie stellte mich die Therapeutin nach jeder Session auf die Waage. Ich erinnere mich an Momente peinlicher Stille, in denen ich meine Schuhe nicht ausgezogen bekam, an den Schnürsenkel panisch zerrte, (was die Sache natürlich nur zusätzlich verschlimmerte) und schon Hitze in meinen Kopf schießen spürte. Mit einem Mal waren mir meine bunten Socken unendlich peinlich und tausend Gedanken ratterten gleichzeitig durch meinen Kopf: Wie wird das kommentiert, wenn ich zugenommen habe? Wie wird das kommentiert, wenn ich abgenommen habe? Welche Konsequenzen wird das Ergebnis haben? Heute weiß ich, dass das in ein therapeutisches Setting zu verlegen eine gesunde und wichtige Entscheidung war. Es war durchaus eine Erleichterung mit dieser Herausforderung nicht alleine sein zu müssen. Trotzdem war das Wiegen vor externen Personen, egal ob besorgte Familienmitglieder, netten Ärzthelfer:innen oder professionellen Therapeut:innen, für mich beschämend. Nicht nur, weil die sich verändernde Zahl verschiedenste Gefühle und Gedanken in mir auslöste, ich schämte mich dafür, mich überhaupt in so einer Situation zu befinden. Bei etwas scheinbar so Banalem, Unterstützung zu benötigen.

Neben dem Gefühl der Scham löste das Wiegen auch Gefühle der Neugier und eine Art von kribbelndem Hochgefühl in mir aus. Hinter der vermeintlichen Neugier befand sich allerdings ein zwanghaftes Verhalten, was mich immer wieder auf die Waage zog. Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen mit Suchtcharakter und allein ein Blick auf die Waage als bloßes technisches Gerät, welches so unscheinbar im Bad, Schlafzimmer, bei Freud:innen, manchmal sogar in der Öffentlichkeit (!) oder sonst wo steht, kann Druck auslösen. Ich traute meiner Körperwahrnehmung überhaupt nicht, daher regelte unter anderem die Zahl auf der Waage das für mich. Habe ich mich längere Zeit nicht gewogen, fühlte ich mich irgendwie „verloren“ und unsicher. Dieses Nichtwissen nutzte die Stimme der Essstörung um mir ein unangenehmes Körpergefühl einzureden. Paradoxerweise erlebte ich dasselbe Gefühl auch dann, wenn ich über mein Gewicht Bescheid wusste. Egal wie das Ergebnis ausfiel, es blieb verunsichernd. Das beschriebene „Nach-dem-Wiegen-und-es-ist-weniger“ – Hochgefühl ist natürlich absolut trügerisch, kurzweilig und die Quelle dafür nicht das gesunde Selbst. An dieser Stelle ganz deutlich: die Essstörung ist niemals zufrieden und sie wird es auch niemals sein. Sie ist eine Erkrankung, welche den Körper und die Seele auszehrt.

Das Hochgefühl, wenn überhaupt, ist von nur sehr, sehr kurzer Dauer. Auch eine Gewichtsabnahme nutzt die Essstörung aus, um erneuten Stress und neuen Druck auszulösen. Kurzum: keine Chance sie zufriedenzustellen. Es ist ein ständiger Teufelskreislauf, ein Sog, gekoppelt an hartnäckige, fiese, selbstzerstörerische Glaubenssätze, und es fordert enorm viel Kraft und Mut da auszusteigen. Sich dem entgegenzustellen.

Last but not least war das Wiegen natürlich von einer konfusen, aber deswegen nicht weniger starken Angst begleitet, in der alle zuvor angeführten Gefühle irgendwie zusammenkamen.

Die Waage wurde so im Laufe der Zeit zu einer irrationalen Bedrohung, obwohl sie doch, im therapeutisch-ärztlichen Setting, den Heilungsprozess absichern soll. Auch zur langfristigen Stabilisierung kann sie durchaus konstruktiv eingesetzt werden. Und dann? Auch mit einem gesunden Gewicht, ist das noch keine Garantie dafür, dass der Kopf sich von einer übermäßigen Beschäftigung mit der Waage dauerhaft lösen kann. Die US-Amerikanische Psychotherapeutin Susan Schulherr schreibt in „Ess-Störungen für Dummies. Den Weg zurück ins Leben schaffen“ (Weinheim 2009): „Einer der wichtigsten Punkte auf dem Weg der Genesung ist es, andere Dinge an sich wertschätzen zu lernen als das Gewicht“.

Weniger „Gewicht“ aufs Gewicht

Ich habe für mich festgelegt, dass ich meinen Wert und mein WohlFÜHLEN nicht an nichtssagende Zahlen knüpfen möchte. Ich selbst möchte meine eigene Quelle sein aus der ich Sicherheit und Vertrauen in jedem Augenblick schöpfen kann. Ich möchte Veränderungen in mein Leben lassen, meiner Persönlichkeit und meinen Werten Raum geben. Ich möchte nicht den Idealen und Forderungen einer diätverherrlichenden Gesellschaft nachjagen, die ich sowieso niemals erfüllen kann und auch nicht erfüllen möchte.

Ich möchte mich in und mit meinem Körper wohlFÜHLEN.

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Drei konkrete Tipps im Umgang mit der Waage

  1. Konstruktive statt destruktiver Gedankenbilder
    Eine Möglichkeit sehe ich in der Kraft der Gedanken. Lange Zeit habe ich mir erfolgreich eingeredet, dass Gewichtsveränderungen etwas Schlechtes sind, dass mein Körper sich nicht verändern darf und dass ich nur über meinen sichtbar kranken Körper meine Bedürfnisse kommunizieren kann. Also kann ich mir das auch genauso gut erfolgreich wieder ausreden! Ein alternativer Zugang zu einem gesunden Körperempfinden, der es nicht nötig macht ständig auf die Waage zu steigen, sind Gedankenbilder. In ihnen kann ich mich an jeden beliebigen Ort stellen. Einzige Bedingung: ich muss mich dort wohl und sicher fühlen. Dabei stelle ich mir jedes Detail ganz genau vor. Was ich dort sehe, höre und rieche. Welche Kleidung ich trage, wie meine Haare aussehen, welche Körperhaltung ich einnehme. Ein Gedankenbild von mir ist beispielsweise eine Kulisse am Meer. Dort spüre ich den Wind auf meiner Haut und in meinen Haaren. Ich stelle mir vor was ich sehe und ich nehme mich selbst wahr. Diese Bilder in meinem Kopf gestalte ich bewusst so, dass ich mich darin frei und wohl fühle. An Tagen, an denen ein unangenehmes Körpergefühl übermächtig wird, hole ich mir die Gedankenbilder hervor. Sie sind dann eine konstruktive Alternative zu destruktivem Verhalten. Die von mir gestalteten Gedankenbilder sind, ebenso wie die Bilder, welche die Essstörung im Kopf ständig produziert, fiktiv, aber sie haben ganz entgegengesetzte Effekte. Mit der Zeit und mit etwas Übung, werden meine eigenen Gedankenbilder kräftiger und es fällt mir leichter mich diesen zuzuwenden. Wichtig ist sich etwas Zeit zunehmen, um diese Gedankenbilder zu kreieren. Ich habe sie mir zusätzlich aufgeschrieben, was ihnen nochmal mehr Intensität und Tiefe verleiht. Der Kreativität sind da aber natürlich keine Grenzen gesetzt.
  2. Gemeinsam „Grenzen“ überwinden
    Eine weitere Möglichkeit sehe ich darin gemeinsam „Grenzen“ zu überwinden. Mit „Grenzen“ meine ich in diesem Fall jene Gewichtsgrenzen, welche die Erkrankung „festlegt“. Das reicht von „Bevor ich nicht XY Gewicht erreicht habe, bin ich nicht krank genug“ bis zu „Okay, ich werde zunehmen, aber nur bis ich XY Gewicht erreicht habe“. Die Heilung einer Essstörung bedeutet aber viele, viele „Grenzen“ (oder „Hürden“, „Regeln“ etc.) ständig zu überwinden. Das erfordert viel Mut und ist mit viel Angst verbunden. Gerade dann, wenn krankhafte Grenzen (endlich!) gesprengt werden, tut es gut nicht alleine zu sein und aufgefangen zu werden. Alle Gedanken, Gefühle und Tränen sind okay, nur aus Angst vor dem Ungewissen sich wieder zurückzuziehen wäre fatal. Gerade dann, wenn „Neuland“ (Waage aus dem Haushalt verbannen, gesundes Gewicht erreichen etc.) betreten wird, wo so viel Schönes wartet (!), sind helfende Hände von lieben und vertrauten Menschen sehr wertvoll. Sich Unterstützung und Hilfe zu holen ist eine große Ressource. Es ist eine enorme Stärke, diese zu aktivieren.
  3. Die Lücke füllen
    Als mir bewusst geworden ist, dass mir dieses temporäre Hochgefühl des Wiegens (was immer es mir auch gab (Pseudokontrolle, Zuwendung, Aufmerksamkeit)), fehlt, wurde mir klar, dass ich etwas anderes finden muss, um die entstandene Lücke zu füllen. Zunächst muss ich mir selbst aber die Frage stellen, wofür die Waage in meinem Leben steht und welches Defizit sie auszugleichen versucht. So kann dann eine Alternative gefunden werden, die das vermeintliche, trügerische und kurzweilige Hochgefühl durch ein anhaltendes, starkes und echtes Gefühl austauschen kann. Ich muss nicht wissen wie viel ich wiege, um glücklich zu sein.

Der Waage ihre Macht nehmen

Jeder Krankheitsverlauf ist unterschiedlich und so gibt es auch nicht „den einen“ Umgang mit der Waage. Es soll gar nicht ausgeschlossen werden, dass ein gesunder Umgang mit ihr unmöglich ist. Manchmal kann aber auch das ärztliche Wiegen die Erkrankung zusätzlich anstacheln. Besonders in Kliniken in Deutschland wird viel Aufmerksamkeit auf Wiegen und Gewichtsregulation gelegt. Das ist bis zu einem gewissen Grad unabkömmlich, denn Körper, die sich auf Dauer im Defizit befinden, können fatale gesundheitliche Folgen bis hin zum Tod nach sich ziehen. Wird diese starke Aufmerksamkeit auf Waage und Gewicht von der Erkrankung ausgenutzt, sollte etwas verändert werden.

Durch das ehrliche Beantworten der folgenden Fragen wird schnell klar, ob es ein gesunder oder doch eher destruktiver Umgang ist.

Mit welcher Absicht steige ich jetzt auf die Waage?
Welche Gedanken und Gefühle löst die Zahl auf der Waage in mir aus?
Wie beeinflusst das Ergebnis meine Stimmung und mein Verhalten unmittelbar jetzt?
Wie bewerte ich Gewichtsschwankungen? Kann ich diese gleichermaßen annehmen?

Einmal kurz auf die Waage steigen mag verlockend sein, doch das ist nur die altbekannte Spitze des Eisbergs. Die Waage sollte nicht die Macht haben darüber zu bestimmen, welchen Wert wir haben, wie unsere Persönlichkeit ist und wie wir uns in unseren Körpern fühlen dürfen. Diese Macht gebe ich ihr über mich nicht (mehr).

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Carolin

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Quelle: Pexels - Karolina Grabowska

In der Klemme:

wie ich versuche zwischen Leistungsdruck und Bestätigungsbedürfnis meinen Weg zu finden

Simon

Ich habe bei allem, was ich getan habe immer einen hohen Leistungsdruck gespürt. Und auch wenn ich gerne Gegenteiliges behauptet habe, war es mir zumindest unterbewusst doch immer sehr wichtig, was andere über mich denken. Dadurch kam ich in die Situation, nie das Gefühl zu haben, dass das, was ich tue richtig oder wertgeschätzt würde. Wie ich heute damit umgehe, erfahrt ihr hier.

 

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Der Stress-Klassiker: Erstellen der Abizeitung

Ich war in der Oberstufe unseres recht kleinen Gymnasiums schon länger an verschiedenen Hebeln aktiv. Und so wurde ich zum Verantwortlichen für die Erstellung der Abizeitung gewählt. Auch, wenn ich diese Aufgabe freiwillig und sehr gerne übernommen habe, fühlte ich den Druck der ganzen Stufe auf mir lasten. Schließlich sollte dieses Erinnerungsstück so ästhetisch, modern und angemessen kitschig wie möglich sein, dass sie die etwas mehr als 10 Euro pro Exemplar wert wäre und alle zufrieden wären.
Unabhängig davon, ob es tatsächlich so war oder nur ich das Gefühl hatte: der Erwartungsdruck kam mir immens vor, ich fühlte mich verantwortlich für jedweden möglich Fehler und ich hatte große Angst am Ende bloßgestellt zu werden und alle zu enttäuschen.

Nachdem die Abizeitung geschafft war, blieb mir der innere Druck jedoch erhalten. Denn ich war wieder enttäuscht von mir selbst: zum einen war das Feedback zwar durchweg positiv, aber beschränkte es sich auf wenige Menschen aus meinem nahen Umfeld. Leider kam auch ihr Lob nicht wirklich bei mir an, denn ich wollte keinesfalls selbstgerecht wirken. Ich konnte mich also selbst in dem Moment, als ich das positive Feedback bekam, auf das ich so lange hingearbeitet habe, nicht zurücklehnen und freuen, sondern hakte es viel mehr einfach wie eine To Do-Liste ab. Es fühlte sich an, als hätte ich nur das Mindeste geschafft, was ich erreichen musste.

Später merkte auch noch ein Lehrer an, er fände, dass ihm und seinen Kolleg:innen zu wenig Platz zugekommen sei und mit Scham musste ich feststellen, dass die Kritik gerechtfertigt war und wir noch nicht einmal Liste mit Lehrern unserer Fächer in Oberstufe hatten. Diese eine negative unter vielen positiven Kritiken blieb noch lange an mir hängen und kommt jedes Mal wieder auf, wenn ich die Abizeitung in die Hand nehme. Obwohl ich mit dem Endresultat rational mehr als zufrieden war, konnte ich emotional nie wirklich meinen Frieden damit finden.

Der Leistungsdruck kam in Wellen

Es fühlte sich für mich eine ganze Zeit lang in meinem Leben so an, als würde ich mich in einer Klemmzwänge befinden mit Leistungsdruck auf der einen und dem Bedürfnis nach Bestätigung dafür auf der anderen Seite. Die Abizeitung ist dafür nur ein Beispiel, die emotionale Last war mehr eine immer wieder hochkommende Welle, als die Ausnahme.

Wer ist schuld an meiner Gefühlswelt?

Tatsächlich muss ich da wohl den Finger zu allererst auf mich selbst richten. Wenn auch nicht nur. Da ich es rational ja verstanden habe, wie unnötig meine Zweifel eigentlich sind, liegt es eigentlich vor allem an mir, dass nun auch so in mein Handeln zu übersetzen, dass es mir auf lange Sicht besser geht. Aber auch die spätkapitalistische Gesellschaft und was sie mit sich bringt, ist nicht ganz unschuldig. Sowohl in der Schule, als auch außerhalb davon wird uns jungen Menschen beigebracht, ständig in Konkurrenz zu denken. Das spiegelt sich dann darin wider, dass ich als ein sehr strebsamer Mensch mich auch mit 90 oder sogar 100 Prozent Leistung nicht zufriedengeben will, sondern mir selbst immer mindestens 110 Prozent abverlange. Was klingt wie der Leitspruch des „How to become Alpha“-Trainings eines Erfolgsgurus, ist für mich zum Dauerdruck im Alltag und Verhinderer von Zufriedenheit geworden.

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Wie kommt man aus dieser Misere heraus?

Der erste Schritt lautet natürlich immer, sich der Situation und den eigenen Gefühlen bewusst werden. Danach wird es konkret und damit ungemein schwieriger.

Die Bestätigungssuche abzuschalten ist wohl unmöglich und evolutionär auch nicht clever. Sorgt die Bestätigung von außen und Schamgefühle nach innen ja auch dafür, dass wir als soziale Wesen den Anschluss an unsere Gruppe erhalten können.

Vielleicht ist es machbar, auch schon die Erhaltung und den Ausbau von sozialen Beziehungen als Bestätigung des aktuellen Handelns zu sehen. Und vermeintlich kleine Dinge, wie das positive Empfinden beim Beisammensein mit anderen, schon als Bestätigung wahrzunehmen.

Der Leistungsdruck lässt sich vielleicht dadurch verringern, indem man versucht, andere Menschen und deren Leistungen und vermeintlichen Erwartungen erstmal auszublenden. Sich auf sich und das, was für einen selbst am besten ist, zu fokussieren. Wenn man das schafft, ist sicher schon viel gewonnen, da man dann nicht darauf wartet, dass alle an dem, was man tut etwas auszusetzen haben.

Der Wunsch nach Anerkennung hat seine Berechtigung

Ich muss zugeben, dass ich in diesem Idealzustand bei Weitem noch nicht angekommen bin. Gleichzeitig finde ich, dass das wahrscheinlich auch okay so ist. Denn der Mechanismus, dass man sich besser fühlt, wenn man von anderen Bestätigung bekommt, ist evolutionär bedingt und schafft uns Zugehörigkeit ohne die wir nicht überleben könnten. Es sollte eben nur nicht darin ausarten, dass das Bedürfnis nach Bestätigung von außen so immens wird, dass man eigene Vorstellungen davon, was gut war und was nicht, überhaupt nicht mehr wahrnehmen und werten kann.

Abstand als Heilmittel

Für mich ganz persönlich hat sich herausgestellt, dass ich dem Druck durch mein Freiwilligenjahr im Ausland ein Stück weit entweichen konnte. Er ist immer noch da und sucht sich teilweise noch seine Bahnen in meinen Kopf, aber der Wechsel in eine unbekannte Umgebung – sozial, wie geographisch und kulturell – hat mir geholfen, mich mit dem erworbenen Wissen aus der Selbstreflektion ein Stück weit neu zu erfinden.

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Carolin

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"Menschen verbinden sich an Stellen, wo sie kaputt gegangen sind"

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Durch Abnehm-Kuren in ihrer Kindheit, Verletzungen beim Sport, unzähligen Diäten und einem geringen Selbstwert entwickelte Nicole Jäger eine Binge-Eating-Störung. Heute liegt ihr letzter Essanfall über fünf Jahre zurück und sie ist als Comedienne und Autorin mehr als erfolgreich. Mit InCogito hat sie über ihre Erfahrung mit ihrer Essstörung gesprochen, was ihr Selbstwertgefühl damit zu tun hat und was ihr das Schreiben gibt.

 

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InCogito: Bisherige Interviews mit dir beginnen oft damit, dass Du über dich selbst sagst „Ich bin eine fette Frau“. Wofür findest du es wichtig, deinen Körper so zu beschreiben?

Nicole Jäger: Ich finde das gar nicht wichtig. Meistens startet das Interview aber mit einer Frage zu meinem Körper. Und ich überlasse wirklich nur ungern die Kommunikationshoheit über mich jemand anderem. Deshalb stelle ich das zu Beginn gleich klar. Ich würde aber nie von selbst ein Interview so beginnen. Denn das ich übergewichtig bin, ist nicht das was mich ausmacht.

Was gab dir damals, als du begonnen hast, dich mit dir und deiner Essstörung auseinanderzusetzen die Zuversicht, dass du auch ohne Adipositas-Operation eine reelle Chance hast, gesund zu werden?

Ich bin überzeugt davon, dass Adipositas-Chirurgie nicht die Antwort auf eine Essstörung ist. Denn selbst wenn du operiert bist, bist du trotzdem essgestört. Die OP nimmt dir, dem Suchtdruck nachzukommen und vielleicht auch ein bisschen Druck von außen, weil du dann relativ schnell schlanker bist.

Aber es gibt ja einen Grund, warum Menschen, die solch eine OP hatten, danach in andere Süchte fallen, warum viele nach einer Operation so stark mit Suizidgedanken strugglen. Es ist eben nicht nur eine Operation. Eine Essstörung passiert nicht im Magen. Für mich war immer klar, wenn mein Magen nicht das Problem ist, wird auch eine OP an meinem Magen nicht die Lösung sein.

Ich glaube einfach, dass das Heil nicht im Schlank sein liegt. Denn im Umkehrschluss wären alle schlanken Menschen glücklich und das ist einfach nicht der Fall. 2 Prozent aller Menschen mit Adipositas weltweit schaffen es ohne Magen-OP. Das ist eine riesige Zahl. Und ja, warum sollte ich nicht dazugehören, mit dem nötigen Wissen und Geduld.

Das heißt dein Ziel war nicht abzunehmen, sondern der Essstörung zu begegnen? Denn oft wird in den Medien deine Gewichtsabnahme in den Vordergrund gestellt.

Ich glaube, das liegt daran, dass Essstörung immer noch gern weggelächelt werden. Und es gibt auch ein mir völlig unerklärbares Ranking der verschiedenen Formen von Essstörungen. Magersüchtig zu sein ist nicht so schlimm wie bulimisch zu sein. Bulimisch zu sein, ist aber viel schlimmer als esssüchtig zu sein. Das ist alles so ein Bullshit. Ich glaube, dass Essstörungen überhaupt nicht so wahrgenommen werden, als das was es ist. Nämlich als eine Störung, die für Betroffene ein ernsthaftes Problem ist. Viel mehr als nur ein Gewichtsproblem à la der oder die isst zu wenig oder zu viel. Und gerade dann, wenn wir von Binge-Eating-Disorder sprechen. Denn übergewichtig zu sein ist gesellschaftlich hoch problematisch. Deswegen sprechen wir darüber am allerwenigsten, denn Dicke sollen einfach abnehmen. Punkt. Und wenn Betroffene Gründe angeben, warum eine Abnahme nicht funktioniert, sind die nur vorgeschoben. Das ist die allgemeine gesellschaftliche Meinung. Und Essstörungen bei denen die Betroffenen schlank sind, sind dann gesellschaftlich legitim, weil die Personen eben schlank sind.

Dass der Körper von Menschen mit Essstörungen „nur“ ausdrückt, dass da was nicht in Ordnung ist, der Körper ein sichtbares Symptom ist und dass dahinter eine richtig krasse Geschichte steckt, erfährt gesellschaftlich meist überhaupt keine Würdigung. Am krassesten ist das der Fall, wenn wir über Esssüchte sprechen, bei denen Betroffene übergewichtig sind. Diese Menschen haben gesellschaftlich jede Legitimation verloren.

War es dein Ziel, abzunehmen als du begonnen hast, etwas anders zu machen? Wie bist du gestartet?

Am Anfang ging es bei mir schon auch um Gewichtsverlust. Doch ich musste, mich gleich zu Beginn auch mit der gesamten Thematik Essstörung beschäftigen, weil ich zu diesem Zeitpunkt schon 20 Jahre Diätkarriere hinter mir hatte – das hätte mich fast umgebracht. So konnte es für mich nicht weitergehen. Ich musste rausfinden, was eigentlich das verdammte Problem ist. Denn ich bin intelligent genug um zu verstehen, dass ein Apfel weniger Kalorien hat als Schokolade. Ich bin ja nicht blöd. Also musste ich mich damit auseinandersetzen, was denn sonst bei mir los ist. Ich musste rausfinden:Wofür steht das Essen bei mir.

War dir klar, dass du eine Essstörung hast?

Für mich war das ein sehr langer Prozess, anzuerkennen, dass das bei mir auch wirklich eine Essstörung ist. Und eben nicht: Ich bin nur zu faul. Andere schaffen es ja auch. Damit habe ich mich auch am Anfang auseinandergesetzt. Und dann musste ich herausfinden, was ich anders machen muss, damit ich überhaupt eine Chance habe. Denn ich wusste, Diäten machen es definitiv nur schlimmer. Das ist wie Öl ins Feuer zu gießen. Ich habe dann festgestellt, dass ich an das Mentale ranmuss. Ich brauchte eine Krankheitseinsicht und konnte dann die Haltung entwickeln: Wie kann ich mit meiner Essstörung gemeinsam einen Weg finden? Wie gehe ich mit dieser Erkrankung um?

Kannst du beschreiben, wie sich deine Essstörung heute im Vergleich zu vor deiner großen Abnahme anfühlt?

Die Essstörung fühlt sich heute nicht mehr so bedrohlich an. Sie fühlt sich meistens nicht mehr größer an als ich. Das habe ich in meinem Buch „Nicht direkt perfekt“ thematisiert. Ich sehe mich heute als Mensch und dieser lebt mit einer Essstörung. Sozusagen in friedlicher Koexistenz.

Ich habe für mich verinnerlicht, dass ich schon jetzt ein vollständiger Mensch bin und nicht nur, wenn die Essstörung komplett passé ist.

Bedeutet das für dich, dass du einen Teil deines Lebens mit der Essstörung teilst?

Ja, und das ist kein Aufgeben. Im Gegenteil. Ich werde sicher kein Mensch werden, der nie über essen nachdenkt. Denn das mache ich schon seit meinem 5. Lebensjahr. Mein Weg raus aus der Sache ist: zu wissen und zu fühlen: Essen tut mir nichts und ich bin okay. Ich bin jetzt an dem Punkt, dass ich mich nicht mehr schäme zu essen. Und eben auch der Punkt zu fühlen, dass es in Ordnung ist, übergewichtig zu sein.

Es wäre natürlich cool, wenn ich morgens aufwachen würde und denken würde: Essstörung? Nee weiß ich nicht, wie sich das anfühlt. Aber das glaube ich nicht. Ich denke, dass ich immer ein bisschen Awareness brauche, um nicht wieder dorthin zurückzufallen, wo es ganz schlimm war. Und dafür ist Essen immer ein bisschen mein Thema, aber es ist nicht mehr das Hauptthema.

Und ich glaube durchaus, dass Menschen da rauskommen können, was die Essstörung Negatives mit ihnen macht. Ich selbst bin auch keine Binge-Eaterin mehr. Mein letzter Anfall ist fünf Jahre her. Und trotzdem: Die Art wie ich esse, ist sehr Ausdruck dafür, wie es mir geht. Und das hilft mir auch, auf mich zu achten.

Derzeit ist Nicole Jäger mit ihrem Programm „Walküre“ in ganz Deutschland auf Tour. Wir können euch ihre Show, Bücher und zahlreichen Interviews nur wärmstens ans Herz legen.

Was hat dein Selbstwertgefühl mit deiner Genesung zu tun?

Die Frage danach ist eine sehr große. Ich weiß, ich war kein gewolltes Kind und ich glaube, ich bin kein sehr erwünschtes Kind gewesen. Und das habe ich gespürt. Ich habe als Kind verinnerlicht, dass mein Wert von meiner Leistung abhängt. Ich als Mensch muss mir meinen Wert und Liebe erarbeiten. Und weil ich auch noch übergewichtig bin, bin ich noch wertloser, weil mein Körper mich weniger liebenswert macht. Und das war dann auch meine feste Überzeugung. Ich musste erstmal herausfinden, dass mein Wert unabhängig ist von der Meinung einer anderen Person und unabhängig von meiner Leistung, und dass diese Überzeugung sehr stark mit meinem Essverhalten verbunden war.

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Und wie hast du das herausgefunden?

Ich habe begonnen, mir Fragen zu stellen: Warum bin ich mir es selbst nicht wert, mich gut um mich zu kümmern? Ich habe mich um andere gut kümmern können, aber nicht um mich. Mir wurde auch erst später klar, dass, wenn man isst, bis es einem nicht mehr gut geht, das ja auch eine Form von selbstverletzendem Verhalten ist. Ich musste mich fragen, weshalb ich Essen gegen mich nutzte, anstatt für mich.

An meinem Wert zu arbeiten und genug Respekt mir selbst gegenüber zu entwickeln, das war meine Aufgabe. Heute habe ich diesen Respekt vor mir selbst und kann auch diesem Schuldgefühl Einhalt gebieten und sagen: es geht um mein Recht auf Essen, auf mein Leben. Und seit ich das nicht nur kognitiv, sondern auch emotional verstanden habe, seitdem wird es besser.

Kannst du beschreiben, wie du an deinem Selbstwert gearbeitet hast?

Ich habe begonnen, mich mitzuteilen, mir Hilfe zu suchen. Ich durfte erfahren, dass ich darüber sprechen kann, ohne dass die Welt untergeht. Ich habe mich geöffnet, gesagt, was mir unangenehm ist, wofür ich mich schäme. Und dann wurde es einfacher, weil mein Gegenüber mich besser verstehen konnte. Das Gefühl in mir, das so ohrenbetäubend laut war, wurde leiser. Ich habe Mitwisser geschaffen. So konnte das Gefühl raus aus mir.

Du sprichst heute über sehr persönliche Themen in der Öffentlichkeit, in deinen Büchern, Shows und Interviews. Fällt dir das leicht?

Das was ich mache, ist für mich immer eine Überwindung, weil es so persönlich ist. Und ich bin sehr emotional und sensibel und man kann mich verletzten. Ich bin nicht kugelsicher. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, genau darum eine Mauer zu bauen. Ich war ein sehr rougher Mensch und habe festgestellt, dass ich damit unglaublich unglücklich bin. Mit dem Gewicht, das ich verlor – heute ungefähr 190 Kilogramm, wurde ich auch angreifbarer und habe festgestellt, dass das gar nicht schlimm ist.

Ich glaube, dass wir auch als Gesellschaft weiterkommen würden, wenn wir uns trauen würden, uns gegenseitig die Sachen zu zeigen, die nicht so schön an uns sind, dich nicht leicht sind. Denn Menschen verbinden sich an den Stellen, wo sie kaputt gegangen sind. Und nicht an den schönen Stellen. Und es ist immer eine Überwindung darüber zu sprechen.

Hier bei InCogito bieten wir Schreibworkshops als Selbsthilfe an. Wie machst du dir das Schreiben zunutze?

Ich brauchte einen Ausdruck, ich wollte darüber sprechen, und ich wollte nicht, dass Menschen die in einer ähnlichen Situation sind, sich einsam fühlen. Wenn wir uns trauen verletzlich zu sein, dann erlauben wir unserem Gegenüber die Schilde runterzufahren.

Schreiben ist meine persönliche Delphin-Therapie. Im Schreiben habe ich die Chance, mich auszudrücken – mit so viel Zeit wie auch immer ich brauche, ich kann mich immer wieder korrigieren. Und vor allem – ich kann hinterher von außen drauf gucken, zurücktreten, Abstand nehmen.

Du möchtest das Schreiben gemeinsam mit anderen ausprobieren? Dann komm in unsere Schreib-Workshops!

Das Interview führte Nora Stankewitz

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Jil

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Quelle: Pexels - Karolina Grabowska

Retter in der Not: Meine Essstörung, das Antidepressivum und ich

Hannah

Nichts ist für Menschen mit Essstörung so beängstigend, wie Medikamente zu nehmen, die angeblich dick machen. Aber Antidepressiva können Leben retten. Lass dich nicht von Vorurteilen leiten, sondern von Selbstliebe!

 

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Klar, frische Luft, Bewegung, Freizeit mit Freunden, Routinen, meinetwegen auch Therapie. Aber Tabletten? Nein danke! So dachte ich viele Jahre – eigentlich den größten Teil meines Lebens, meines Lebens mit einer Angststörung, mit Depressionen und ganz viel Selbsthass.

Tabletten, nein danke?

Die Geschichte meiner emotionalen Krisen reicht so weit zurück wie die meiner Essstörung. Trotzdem ließ sich der Verzicht auf Psychopharmaka lange gut begründen: Ich funktionierte. Nicht für mich selbst, nicht unbedingt für meine Freunde und Partner, aber, wie sagt man so schön, ich hatte mein Leben trotzdem ziemlich gut, mehr als nur gut im Griff.
Es gibt eine Million Vorurteile gegenüber Antidepressiva und ich glaubte sie alle: Sie machen dumm, sie machen stumpf, sie nehmen dir deine Persönlichkeit, deine Kreativität, deine Träume, deine Sexualität und natürlich machen sie dich dick wie eine selbstzufriedene Wohnungskatze. Oh Boy, lag ich daneben.
Als ich mich endlich – endlich! – entschloss, es doch zu versuchen und die Tabletten in mein Leben zu lassen, erlebte ich ein kleines Wunder. Das erste Mal seit meiner frühesten Kindheit war ich entspannt, zufrieden und nahezu angstfrei. Mein Medikament war mein Retter in der Not, und das, obwohl die eine oder andere Befürchtung sich bewahrheitete.

Du musst das nicht aushalten

Der Tag, an dem ich nicht mehr konnte, war ein Freitag. Ich war seit einer Woche ständigen Panikattacken ausgesetzt, lag im Bett und weinte ins Telefon, an dessen anderem Ende mein bester Freund besorgt zuhörte.
An diesem Tag sprach besagter Freund die magischen Worte: „Du musst das nicht aushalten.“ Natürlich beweist es Stärke, sich selbst aus Krisen befreien zu können, aber es ist erlaubt, sich helfen zu lassen, wenn nötig auch mit Medikamenten. Endlich verstand ich, dass ich der ganzen Misere nicht hilflos ausgesetzt war. Also vereinbarte ich einen Termin bei einem Psychiater.

Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva werden auch „Stimmungsaufheller“ genannt. Sie wirken gegen eine ganze Reihe von Beschwerden, die mit Depressionen zusammenhängen. Jedes Gehirn besteht aus unzähligen Nervenzellen, die durch sogenannte Botenstoffe, zum Beispiel Serotonin oder Noradrenalin, miteinander kommunizieren. Wenn das Gleichgewicht dieser Botenstoffe gestört ist, können Depressionen entstehen.
Jetzt wird es etwas technisch: Es gibt viele unterschiedliche Wirkstoffgruppen von Antidepressiva, die bei verschiedenen Symptomkombinationen verschrieben werden. Welche die passende ist, muss ein:e Ärzt:in gemeinsam mit den Patient:innen entscheiden. Da die Medikamente erst nach zwei bis sechs Wochen ihre Wirkung entfalten, braucht es ein wenig Geduld und manchmal auch die Bereitschaft, mehrere Wirkstoffe auszuprobieren.
Jedes Antidepressivum hat Nebenwirkungen. Die sind in einer langen Liste in der Packungsbeilage aufgezählt. Weil diese Liste ziemlich gruselig ist, empfehlen Psychiater*innen manchmal, sie nicht selbst zu lesen, sondern das Freund:innen oder Angehörigen zu überlassen. Die können dann auch reagieren, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte.

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Nebenwirkung: Gewichtszunahme

Eine dieser Nebenwirkungen ist bei manchen Präparaten Gewichtszunahme. Um es gleich vorauszuschicken: Antidepressiva, die heute verschrieben werden, sind viel besser verträglich als noch vor 10, 20 oder 30 Jahren. Früher wurden zum Beispiel besonders oft sogenannte Trizyklika verordnet, die für ihre negativen Auswirkungen auf das Körpergewicht bekannt sind*. Diese Wirkstoffgruppe existiert zwar immer noch (überarbeitet und verbessert), Psychiater:innen greifen aber in der Regel auf deutlich verträglichere Medikamente zurück.
Diejenigen Medikamente, die hauptsächlich nach wie vor Gewichtszunahme verursachen können, sind SSRIs, selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, und SSNRIs, selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Beide erhöhen den Serotoninspiegel.
Serotonin ist ein Botenstoff, der für sehr viele Prozesse im Körper verantwortlich ist. Es steuert Schlaf, Appetit und Verdauung, regelt soziales Verhalten und ist für Glücksgefühle verantwortlich*. Wenn du dich in eine warme Badewanne legst, schüttet dein Gehirn jede Menge Serotonin aus. Du fühlst dich wohlig und geborgen. Zu wenig Serotonin kann depressiv machen.

Mehr Selbstliebe bitte!

Wenige Wochen nachdem ich mein Antidepressivum (ein SSRI) angesetzt hatte, ging es mir deutlich besser. Das erste Mal in meinem Leben konnte ich kampflos ein- und durchschlafen, Probleme fühlten sich weniger existenziell an, ich wurde umgänglicher und weniger neurotisch. Leider nahm ich auch zu.
Das passierte nicht sofort, was unter anderem daran lag, dass ich bestens über diese für mich beängstigendste aller Nebenwirkungen informiert war und fleißig gegensteuerte. Ich praktizierte quasi permanentes Intervallfasten, sparte an Fett, aß so gut wie gar nichts Süßes. Ich hatte gelesen, die Gewichtszunahme sei lediglich ein Ergebnis des gesteigerten Appetits. Ich arbeitete also gegen mich selbst und gegen einen Appetit, der, das denke ich rückblickend, vor allem dadurch gesteigert war, dass ich kaum etwas aß. Hello again, Essstörung! Trotzdem nahm ich nach etwa sechs bis acht Monaten langsam zu.
Achtung! Das passiert bei weitem nicht allen. Es gibt sogar Personen, die unter SSRIs abnehmen. Jeder Körper reagiert anders. Es lohnt sich also eigentlich überhaupt nicht, sich schon vor Beginn der Einnahme darüber Sorgen zu machen.
Eine ganze Weile bildete ich mir ein, ich könne das Problem allein in den Griff bekommen, noch weniger essen, mehr Bewegung, reiß dich zusammen! Es half nicht. Die Zwickmühle war gigantisch. Mir ging es gut, richtig gut, und trotzdem fühlte ich mich hässlich, absolut nicht liebens- und schon gar nicht begehrenswert. Ich konnte die Vorstellung, dass jemand mich in Unterwäsche oder sogar nackt sehen würde, überhaupt nicht ertragen.
Heute denke ich: Mehr Selbstliebe bitte!

Du hast es verdient, nicht depressiv zu sein

Denn jetzt folgen ein paar gute Nachrichten: Erstens: Wie genau Antidepressiva wirken und wie ihre Nebenwirkungen entstehen, ist bisher weitreichend ungeklärt. Sätze wie „Patient:innen, die von Antidepressiva zunehmen, müssen einfach nur auf ihre Ernährung achten“ sind totaler Unsinn. Wir wissen, dass Serotonin die Verdauung und den Stoffwechsel beeinflussen kann. Mehr oder weniger Serotonin im Hirn kann (muss aber nicht!) dazu führen, dass du ein guter oder schlechter Futterverwerter wirst, ohne dass du durch dein Verhalten daran etwas ändern kannst. Serotonin kann auch auf den weiblichen Hormonzyklus wirken und reguliert den Schlaf – beides hat Einfluss auf das Körpergewicht. Solltest du durch Antidepressiva ein paar Kilo zugelegt haben, ist es wichtig, dass du dir immer wieder klarmachst: Du bist nicht schuld!

Zweitens: Niemand, der vorher gertenschlank war, wird unter Antidepressiva adipös. Vielleicht schwankt dein Gewicht ein wenig, vielleicht aber auch nicht. Hier wie sonst auch im Leben gilt: Horrorszenarien sind unrealistisch.

Drittens: Keine Depressionen zu haben, ist wichtiger als Körpergewicht. Solltest du überlegen, ob du Medikamente ausprobierst, stell doch lieber dein Glück in den Vordergrund als die Frage, wie andere Menschen dich sehen könnten. Ich weiß, das ist gar nicht so einfach. Vor allem dann, wenn man an einer Körperschemastörung leidet und schon ein Kilo mehr auf der Wage im Spiegel doppelt und dreifach zählt. Auch Depressionen helfen nicht dabei, sich selbst zu mögen. Trotzdem solltest du dir immer wieder klarmachen, dass du es wert bist, dass es dir gut geht, dass du schlafen und dich freuen kannst. Du hast es verdient, nicht depressiv zu sein.

Viertens: Eine merkliche Gewichtszunahme zählt zu unerwünschten Nebenwirkungen, vor allem dann, wenn sie eine Ess- und/oder Körperschemastörung triggern. Wenn du davon betroffen bist, kannst du mit deiner Ärztin über Alternativen sprechen. Es gibt Wirkstoffe, bei denen diese Nebenwirkung nicht auftritt und sogar solche, die eher Gewichtsabnahme verursachen. Du bist nicht dazu verdammt, entweder mit mehr Gewicht oder mit Depressionen zu leben. Es gibt immer Alternativen.

Fünftens: Die wenigstens Menschen nehmen Antidepressiva ihr ganzes Leben lang. In der Regel klingen die Symptome ab. Die ärztliche Empfehlung lautet dann, noch ungefähr sechs Monate mit dem Absetzen zu warten und die Medikamente dann langsam ausschleichen zu lassen. Ich habe die zusätzlichen Kilos in den ersten Monaten nach dem Absetzen ganz problemlos wieder verloren. Der Stoffwechsel stellt sich ganz von allein wieder um. Keine Nebenwirkung bleibt dauerhaft.

Alles hängt zusammen

Psychische Probleme sind ein komplexes System. Essstörungen, Depressionen, Ängste, alles hängt miteinander zusammen. Wenn du Hilfe brauchst, solltest du sie in Anspruch nehmen. Belaste dich nicht mit dem Anspruch, alles allein schaffen zu wollen. Das müssen nicht immer Medikamente sein. Es gibt sehr wirkungsvolle Therapiemethoden und andere Behandlungsmöglichkeiten. Wenn du nicht gleich einen Termin bei einem Psychiater machen möchtest, sprich doch erst einmal mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt. Es ist völlig okay, sich für eine Behandlungsmethode zu entscheiden, mit der du gut leben kannst. Keine Entscheidung ist dabei endgültig. Wenn du dich mit einer Therapeutin nicht wohlfühlst, musst du nicht weiter hingehen. Wenn du mit den Nebenwirkungen eines Medikaments unglücklich bist, musst du es nicht mehr nehmen. Du ganz allein entscheidest dich für die Form der Therapie und Behandlung.

Disclaimer: Nur approbierte Ärztinnen und Ärzte dürfen Antidepressiva verschreiben. Du solltest dich niemals allein behandeln. Wenn du ein Medikament nehmen oder absetzen, die Dosierung ändern oder den Wirkstoff wechseln willst, solltest du immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Die Einnahme von Psychopharmaka muss medizinisch überwacht werden. Nimmst du Medikamente von Freunden oder anderen Personen an, bringst du dich selbst in Gefahr.

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Katrin

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