Grund zum Feiern! Wir haben den sächsischen Selbsthilfepreis der Ersatzkassen gewonnen!

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Mit InCogito bieten wir direkte digitale Selbsthilfe für junge Erwachsene mit Essstörungen, und haben damit einen Raum geschaffen, indem unsere Community (also ihr) sich offen austauschen und sich gegenseitig unterstützen kann. Dafür wurden wir jetzt mit dem Sächsischen Selbsthilfepreis der Ersatzkassen, in der Kategorie „Innovativstes Projekt“ ausgezeichnet.

 

Was macht InCogito besonders? Unser Projekt richtet sich an junge Menschen ab 16 Jahren, die mit belastenden Themen wie Körperbild, Essverhalten und Selbstwertgefühl kämpfen oder erste Anzeichen einer Essstörung bei sich wahrnehmen. Gerade für Jugendliche ist der Zugang zu schnellen, passenden und modernen Unterstützungsangeboten entscheidend, um die Herausforderungen dieser sensiblen Lebensphase zu bewältigen. Hier setzt InCogito an – mit einem Konzept, das bewusst auf digitale Medien und Online-Selbsthilfegruppen setzt und so direkt in die Lebenswelt junger Menschen vordringt. In einer Zeit, in der digitale Plattformen eine immer größere Rolle im Leben junger Menschen spielen, hat InCogito erkannt, wie wichtig es ist, dort präsent zu sein, wo ihr euch aufhaltet.

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Durch diese Online-Angebote wollen wir es euch erleichtern anonym und ortsunabhängig unterstützt zu werden und bilden eine wertvolle Brücke, um Wartezeiten für weiterführende Behandlungsangebote zu überbrücken. Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zur mentalen Gesundheit und Prävention, sondern auch zur Entstigmatisierung von Essstörungen und Selbstwertproblemen.

 

Diese innovative Herangehensweise wurde von der Jury des Selbsthilfepreises gewürdigt. „Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen immer früher mit sozialen Medien und den Erwartungen an ein „perfektes“ Körperbild konfrontiert werden, ist es entscheidend, niederschwellige und moderne Angebote zur Verfügung zu stellen“, lobte Michél Henkel unser Projekt. „Mit InCogito schaffen sie einen geschützten Raum, in dem Betroffene Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und frühzeitig Hilfe finden können“, so Henkel weiter.

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Die Verleihung des Sächsischen Selbsthilfepreises 2024 unterstreicht die Bedeutung unserer Arbeit und motiviert uns, weiter für unsere Mission zu kämpfen. Wir bedanken uns beim Verbund der Ersatzkassen (vdek) für die Auszeichnung und die Unterstützung. Sie spornt uns an, weiterhin innovative Wege zu gehen, um die gesundheitliche Selbsthilfe voranzubringen und junge Menschen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu begleiten.

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Quelle: privat

Holly

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Der Versand von Nachrichten, egal ob per E-Mail oder per Whatsapp, erfolgt durch uns ausschließlich über die Beratungsplattform. Userlike speichert hierfür Nachrichten in eigenen Datenbanken und übermittelt diese direkt oder über Schnittstellen an die von euch gewählten Kommunikationsdienste.

Theoretisch kann auch Userlike als s.g. Auftragsdatenverarbeiter auf deine Daten bzw. unsere Kommunikation zugreifen. Um dies abzusichern, haben wir mit dem Dienstleister eine „Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung“ geschlossen, die die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung gewährleistet. Mehr dazu kannst du hier lesen.

Userlike nutzt bzw. speichert zur Bereitstellung des Dienstes die von euch bei den Kommunikationsdiensten hinterlegten personenbezogenen Daten, insbesondere Vor- und Nachnahme, Endgerät, Profilbild sowie die über Userlike ausgetauschten Nachrichten. Diese Daten werden in einer verschlüsselten Datenbank gespeichert. Weder Userlike, noch wir, werden jemals personenbezogene Daten von euch an die Kommunikationsdienste übermitteln!

Die o.g. Daten werden nur zur internen Fallbearbeitung bzw. für die Beantwortung eurer Nachrichten genutzt, wir geben sie nicht weiter und verwenden sie nicht anderweitig. Für andere Chat-Nutzer sind die o.g. Daten nicht sichtbar oder zugänglich, da wir keine Gruppennachrichten verschicken. Wenn du dich von dem Dienst abmeldest (s.u.) werden deine o.g. Daten aus der Datenbank gelöscht.

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Bitte beachte auch unsere ausführlichen Informationen in unseren Datenschutzbestimmungen. ( als Link: https://in-cogito.de/datenschutz/)

Die mediale Repräsentation von Essstörungen

Melanie

Abgemagerte, junge Frauen. Leicht bekleidet vor einem Spiegel. Die Körperhaltung leicht nach vorne gebückt. Die Augen verquollen und leer. Kein Lächeln, kein Ausdruck. Überall stehen die Knochen hervor. Stechen aus der Haut die aussieht wie helles, brüchiges Papier. Nächstes Foto. Nun noch von hinten. Jeder Wirbel sichtbar. Die dünnen Haare kleben am Rücken.

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Wo kommen diese Bilder her? Wo können sie gesehen werden? Wer kann sie sich anschauen? Was soll mit diesen Fotos bezweckt werden?

Ja es gibt sie. Abgemagerte junge Frauen, die sich tief in ihrer Magersucht zeigen. Jedes Foto mit eigener (Leidens-) Geschichte. Ihnen, denen vermutlich jeder Bissen schwerfällt, die in die Strudel von Bewegungsdrang, Sportsucht, Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, geraten und ernsthaft erkrankt sind. Wenn Betroffene sich selbst zeigen, dann verfolgen sie ihre eigenen Intentionen.

Doch welches Bild von Essstörungen wird von außen über die Medien präsentiert?

Eins ist klar: Essstörungen sind oft, aber eben nicht immer sichtbar. Es gibt sie in verschiedenen Ausprägungen und sie hören auch nicht einfach auf, wenn der Körper sein gesundes Gewicht erreicht. Betroffene haben lange mit dysfunktionalem Verhalten, Zwängen und „lauten“ Gedanken zu kämpfen. Eben auch dann, wenn der Körper und seine Funktionen wieder „hergestellt“ sind. Der Heilungsprozess ist ein Marathon, kein Sprint. Es braucht Geduld, Mut, Unterstützung und Zeit. Psycho-Somatik: Körper und Seele müssen gesund werden und das in unterschiedlichem Tempo.

Wir als Betroffene wollen ernstgenommen werden, auch wenn wir keinen BMI von (Achtung Ironie) -12 haben. Jede*r von uns. Essstörungen können töten und es ist an der Zeit das mediale Bild von Betroffenen von Stigma zu befreien. Es geht hier nicht darum die jungen Frauen, welche im starken Untergewicht sind zu verurteilen. Ganz im Gegenteil. Sie brauchen dringend Hilfe und Unterstützung.

Hier geht es aber darum das mediale Bild von Essstörungen von außen zu verändern, denn nur so können sich Betroffene rechtzeitig angesprochen und in ihrem Leidensdruck ernstgenommen fühlen. Sie sollten ermutigt werden sich Hilfe zu holen und nicht erst dann, wenn irreparable Schäden an Körper und Seele passiert sind.

Was brauchen wir als Betroffene? Gegenseitiges Empowerment. Plattformen, wo wir uns gesehen und gehört fühlen. Wir brauchen Medien, die richtig aufklären und Essstörungen in ihrer Gänze darstellen. Nur so können sie rechtzeitig entdeckt und behandelt werden und nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Fotos haben Macht und Wirkung. Lasst sie uns achtsam einsetzen.

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Amelie

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Die o.g. Daten werden nur zur internen Fallbearbeitung bzw. für die Beantwortung eurer Nachrichten genutzt, wir geben sie nicht weiter und verwenden sie nicht anderweitig. Für andere Chat-Nutzer sind die o.g. Daten nicht sichtbar oder zugänglich, da wir keine Gruppennachrichten verschicken. Wenn du dich von dem Dienst abmeldest (s.u.) werden deine o.g. Daten aus der Datenbank gelöscht.

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Wenn’s Zuhause nicht mehr geht: In einer WG für Menschen mit Essstörungen?

Julia Döhrer

Nach ihrem Klinikaufenthalt 2022 entschied sie sich, in eine WG zu ziehen – eine Entscheidung, die für Julia zur Notwendigkeit wurde. In der WG fand sie die nötige Unterstützung, um sich ihrer Essstörung zu stellen, und erlebte erstmals Verständnis für ihre persönliche Situation. Der Abstand zu Julia’s Familie, besonders zu ihrem empathielosen Vater, war entscheidend, um endlich Heilung und Respekt zu erfahren.

 

Als mir 2022 während meines stationären Klinikaufenthalts dringend empfohlen wurde, nach meiner Entlassung direkt in eine WG zu ziehen, stand ich vor einer unerwarteten, sehr spontanen Entscheidung. Doch im Prinzip hatte ich keine Wahl. Für mich gab es nur die eine Option: WG. In erster Linie musste und wollte ich den Abstand zu meiner Familie gewinnen, vor allem meinem Vater. Seit vielen Jahren litt ich physisch wie psychisch unter der prekären Familiensituation. Der Einzug in eine WG war DIE Chance. Am meisten hatte mich bereits damals motiviert, dass ich im Kampf gegen meine langjährige Essstörung Unterstützung bekomme.

Sei es in Situationen, in denen ich meiner Essstörung bewusst oder unbewusst zu viel Raum gebe. Es gibt immer Ansprechpartner:innen, die ich um Hilfe bitten kann. Außerdem fühle ich mich in der WG mit meiner Krankheit nicht so allein, weil die Mitbewohnerinnen ähnliche Probleme haben und aufgrund dessen, Verständnis zeigen. Zuhause bin ich mit meiner Essstörung nie wirklich ernst genommen worden. Das Miteinander in der WG war ein weiterer Grund, der mich dazu gebracht hat einzuziehen. Zuhause hat das nicht funktioniert, weil mein Vater vor niemandem wirklich Respekt hat und in keinerlei Hinsicht Empathie für andere zeigt.

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Aller Anfang war… für mich nicht schwer!

Um ehrlich zu sein, fiel es mir keineswegs schwer von zuhause auszuziehen. Lange hatte ich auf diesen Tag gewartet, denn immer häufiger und extremer kam es zum Streit zwischen meinen Eltern, die letztlich kaum noch zuhause waren und wenn, dann war es immer sehr laut (…). Ich hatte während der Zeit, in der ich in der Klinik war, eine Probeübernachtung in meiner zukünftigen WG, um zu schauen, ob ich mir das Konzept und den Alltag dort vorstellen kann. Damals am 15.07.2022 bin ich dann direkt eingezogen, ohne nochmal zuhause gewesen zu sein. Ich weiß noch sehr genau, dass sich am Anfang alles surreal – im Positiven – angefühlt hat. Obwohl ich den WG-Platz schon so gut wie safe hatte, kam in mir immer wieder die Angst auf, dass ich vonseiten der WG aus etwaigen Gründen doch nicht einziehen kann. Ich dachte, dass man nur sehr schwer in eine WG dieser Art kommt. Ich fühlte mich dafür viel zu „gesund“, ganz nach dem Motto „anderen geht es ja viel schlechter“. Ich kann mich kaum noch an die ersten Tage erinnern, zu schnell hatte ich mich eingelebt und wie zuhause gefühlt – ohne täglich Angst vor Gewalt haben zu müssen. Ich weiß, dass es an einem der ersten Tage ein Curry gab und ich es superlecker fand. Als ich einzog, stand eine Mitbewohnerin kurz vor ihrem Auszug. In den drei Tagen, in denen ich sie kennengelernt hatte, ist sie zu einer großartigen Freundin geworden. Wir haben bis heute Kontakt. Das ist das Schöne. Man knüpft neue Freundschaften mit Menschen, die sehr viel Empathie und Verständnis haben, zuhören können und auf die auch in Krisensituationen Verlass ist. Natürlich ist ein so harmonisches Miteinander nicht der Standard und hin und wieder kommt es zu Konflikten. Das gehört dazu. Eine WG-Gruppe ist ohnehin nicht konstant, weil Bewohner ein- und ausziehen.

Der Weg in eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Essstörungen

Veränderungsmotivation – die wichtigste Voraussetzung für den Einzug in eine WG, die auf bestimmte Krankheitsbilder spezialisiert ist. Ohne den eigenen Willen zur Genesung bringt die beste Unterstützung nichts. Meine WG bietet Plätze für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahre, wobei im Ausnahmefall davon abgewichen werden kann. Eine Bewohnerin war bei ihrem Einzug beispielsweise erst 13 Jahre. Aktuell ist meine WG eine reine Mädchen-WG, bezieht sich theoretisch aber auf beide Geschlechter gleichermaßen. Weitere Voraussetzungen sind das Bestehen einer der diagnostizierten Essstörungen Anorexia nervosa, Bulimia nervosa oder Binge-Eating-Disorder sowie ein BMI zwischen 17,5 und 40. Zudem muss das zuständige Jugendamt eine Kostenzusage erteilen. Je nach Spezialisierung der WG können sich die Voraussetzungen in ein paar Punkten unterscheiden. Ich kann jedem, der mit dem Gedanken spielt, in eine WG zu ziehen, empfehlen: Traut Euch, recherchiert, ruft an oder schreibt eine E-Mail, denn es lohnt sich und kann wortwörtlich Leben zum Besseren verändern. Wie in meinem Fall.

Selbstakzeptanz als großes Ziel: Der Fokus meiner WG-Zeit

Meine WG hat sich zum Ziel gesetzt, die Persönlichkeit und die Selbstakzeptanz der Bewohner:innen zu stärken, denn hier beginnt der Weg aus der Esstörung. Wir gehen ihn nicht für andere, sondern für uns selbst. Des Weiteren soll das Essverhalten normalisiert und ein gesundes Verhältnis zum Essen wiederhergestellt werden. Dafür wird an langfristig hilfreichen Lösungsstrategien gearbeitet, welche bereits vorhandenen oder aufkommenden Ängsten und Zwängen entgegenwirken. Während der physische und psychische Gesundheitszustand stabilisiert werden soll, gilt es vor allem, den Bewohner:innen einen Ort zu bieten, an dem sich ein Gefühl von Sicherheit entwickeln kann – sei es in Bezug auf das Elternhaus oder die Essstörung. In meiner WG ist Platz für 14 Bewohner:innen, die sich auf zwei WGs aufteilen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem gemeinsamen Kochen in wechselnden Kochteams sowie der gemeinsamen Mahlzeiteneinnahme, die durch Sozialpädagogen begleitet wird. Letztere bieten bei Bedarf natürlich auch individuelle Einzel- und Gruppengespräche an. Es gibt eine 24/7 Betreuung, also auch immer einen Nachtdienst. Neben wöchentlichen Wiegekontrollen erhält jede Bewohnerin einen individuellen Ernährungsplan und hat eine Bezugsbetreuerin, mit der wir verschiedene Themen besprechen können. Zum Team gehören eine Ernährungstherapeutin und eine Psychologin, die eine individuelle Unterstützung anbieten. Das hausinterne therapeutische Angebot wird durch ambulante Therapien ergänzt.

Fast wie zuhause: Alltag und Freizeit in der WG

Neben gemeinsamen Tagesausflügen wie Bowlingspielen oder Schwimmengehen, machen wir jedes Jahr eine mehrtägige Ferienfahrt. Auch hier können wir Vorschläge einbringen, wo es hingehen soll. Dieses Jahr verbrachten wir die Zeit in der Nähe von Kiel und Lübeck an der Ostsee. Nach individueller Absprache sind regelmäßige Beurlaubungen und Besuche von Freunden sowie der Familie möglich. Oft gehen Bewohnerinnen gerne auch zusammen in die Stadt zum Shoppen, zu Veranstaltungen oder ins Kino. Fast wie zuhause eben. Manche gehen zur Schule, Studieren, machen eine Ausbildung oder ein Praktikum.

Persönliche Entwicklung: Die Wohngemeinschaft als starke Unterstützung

Ich wohne aktuell seit über zwei Jahren in der WG, habe viel gelacht, geweint, gelebt. Von den Vorstellungen und Zielen, die ich nach meinem Einzug hatte, habe ich schon einiges erreicht. Ich habe angefangen, Leistung einen geringeren Stellenwert zu geben, Hobbys nachzugehen, Zeit mit Freunden zu verbringen, feiern zu gehen, Konzerte zu besuchen und generell ein ganzes Stück weiter vom Überleben wegzukommen. Ich bin im Normalgewicht, hatte die Kraft einen Schwimm- und Skikurs zu absolvieren und arbeite aktuell in einem Eiscafé. Seit Monaten zähle ich keine Kalorien mehr und stelle mich „Fear Foods“. Die Angst vor dem Essen ist weniger und viel seltener geworden. Und doch bin auch ich noch nicht am Ziel. Schließlich ist der Weg der Recovery ein langer und vor allem schwerer Weg, den jeder für sich gehen muss. Eine WG kann uns „nur“ dabei unterstützen und begleiten, um es einfacher zu machen. Gehen müssen wir unseren Weg letztlich selbst.

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Anna

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10 leichte Reaktionen auf schwere Gedanken

Melanie

Gedanken sind oft: fies, zerstörerisch, klein-machend, manipulierend, verunsichernd, und oft nicht der Realität entsprechend. Doch sie haben immer nur so viel Macht über uns, wie wir ihnen einräumen. In der Essstörung verliert sich die Resilienz, um sich gegen diese schweren Gedanken zu stellen. Doch: die lässt sich wieder zurückholen! Hier möchte ich meine Top 10 Akut-Reaktionen im Umgang mit schweren Gedanken teilen.

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1. Ino: Die Stimme (m)einer (besten) Freundin.

Ino ist meine beste Freundin seit Schultagen. Lange während der Essstörung konnte ich diese gute Stimme, die mir niemals etwas Böses wollen würde, nicht zulassen. Ich wollte und konnte nicht zuhören. Heute frage ich mich immer öfters, was Ino mir sagen, was sie mir raten würde. Meistens weiß ich dann, was ich NICHT tun sollte und setze diesen Gedankengängen somit ein Ende. Langfristig möchte ich mir selbst eine Ino sein, doch bis dahin rufe ich mir ihre Stimme in bestimmten Situationen ins Gedächtnis.

2. Statements: „Ich werde Kuchen essen.“

Statements beschreiben eine öffentliche Erklärung oder eine Anweisung mit gewisser Verbindlichkeit. Natürlich muss das Bewusstsein vorhanden sein, keine essgestörten Gedanken in Statements festzuhalten, sondern nur gesunde und heilende. Das Statement: „Ich werde Kuchen essen“, kann an bestimmten Tagen unterstützen, nicht davon abzuweichen und alle hinderlichen Gedanken kurz und knapp „abzuschmettern“. Das ist natürlich für jede Art an Vorhaben anwendbar: „Ich werde gut zu mir sein“, „Ich höre auf meinen Körper“, und so weiter.

3. Was gilt für mich als Betroffene?

In einer diätgeprägten Gesellschaft und in einem Umfeld, in dem kaum bis gar keine Sensibilität für Essstörungen herrscht, müssen wir uns als Betroffene immer wieder darauf berufen, dass für uns in bestimmten Situationen andere (Recovery-) „Regeln“ gelten. Nur wir selbst wissen, was wir im Heilungsprozess bereits gelernt und umgesetzt haben. Deshalb können auch nur wir für uns Handeln. Sich daran zu erinnern, dass jetzt Zeit für einen Snack ist oder Sport eben noch nicht wieder dran ist. Wie persönlich abgestimmte Medikamente, müssen wir als Betroffene unsere eigenen „Medikamente“ (ausreichend und regelmäßige Mahlzeiten, Snacks, Sport oder Sportpause) im Blick haben und „einnehmen“. Ganz egal, was Andere tun oder nicht tun.

4. Faktencheck: Das kleine Gummibärchen.

Bevor eine Gedankenschleife einsetzt, kann ein kurzer Faktencheck abgehalten werden. Sind die Gedanken, die ich gerade habe wirklich der Realität entsprechend? Kann wirklich das einsetzen, was mir die Gedanken versuchen einzureden? Symbolisch hier das kleine Gummibärchen: Ist es wirklich so bedrohlich, wie meine Gedanken mir das versuchen zu erzählen? Ähnlich mit anderen Lebensmitteln, Portionsgrößen, etc. Oft sprechen harte, trockene Fakten gegen Gedankenmuster, die von der Essstörung gefestigt wurden. Trotzdem, mit Blick auf Punkt (3), immer auf den eigenen und individuellen Heilungsprozess achten.

5. STOP: Genug darüber nachgedacht!

Wenn die Gedanken immer wieder zurückkommen, einen nicht loslassen, dann ist es manchmal angebracht ihnen bewusst ein STOP vorzusetzen oder sie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Ich mache mir dann bewusst, wie lange ich schon darüber nachgedacht habe, entscheide, dass das nun erstmal genug ist und „beende“ diese Gedanken. Manchmal sage ich mir, dass ich mir erlaube, morgen wieder darüber nachzudenken (meistens sieht die Welt dann aber wieder ganz anders aus). Im besten Fall begleite ich dies mit einem physischen Vorgang, z.B. gehe ich einmal aus dem Raum, mache das Fenster auf oder hole mir ein Getränk. Mit dem Ende der Handlung, ganz egal wie diese dann aussieht, sollen symbolisch auch die Gedanken abgeschlossen oder erstmal vertagt werden.

6. Raus aus dem Kopf: Laut Aussprechen oder Aufschreiben.

Alles was im Kopf herumschwirrt kann besser zur Ruhe kommen, wenn es ausgesprochen oder zu Papier gebracht ist. Dabei sind ein Journal, leere Seiten, oder auch die Audiofunktion am Handy hilfreiche Mittel. Das aufgeschriebene muss nicht nochmal unbedingt gelesen werden. Es geht nicht darum einen zusammenhängenden Text zu verfassen mit dem ein Literaturpreis gewonnen werden soll, sondern darum den Gedanken die Schwere zu nehmen. Sprachnachrichten machen an Vertrauenspersonen ist manchmal auch hilfreich, weil so keine direkte Antwort kommt und einfach drauf losgesprochen werden kann, was auch schon die Gedanken erleichtern kann.

7. Ablenkung: Musik in die Ohren, in Bewegung kommen, kreativ werden, Filme oder Serien

Ablenkung kann manchmal wirklich heilsam sein. Lange habe ich mir das nicht erlaubt, nicht einmal in Erwähnung gezogen, weil ich zu viel Angst davor hatte, was passiert, wenn die Gedanken danach „wiederkommen“. Heute weiß ich, auch wenn sie wiederkommen, es wird anders, oftmals wieder besser, sein. Gut wirkt für mich laute Musik, am besten direkt auf die Ohren, da ich so das Gefühl habe, dass die Musik lauter ist als die Gedanken. Wirksam sind auch Treffen mit Freund*innen. Da kann natürlich auch (kurz) über die Gedanken gesprochen werden, aber im Vordergrund soll eine gemeinsame Aktivität, die gemeinsame Zeit stehen.

8. Let’s talk: Visualisieren und Platzieren.

Hilfreich war für mich auch mir meine Gedanken zu visualisieren und im Raum zu „platzieren“. Das klappt am besten, wenn die Gedanken als Gefühl (z.B. Angst, Zweifel, Wut) sich ausdrücken lassen. Als kleine Gefühlswesen können sie dann irgendwo in der näheren Umgebung platzieren werden. Ich stelle mir dann vor, wie ich sie „im Blick“ habe und fühle mich gleich sicherer. Einmal habe ich das so mit angstvollen Gedanken gemacht, sie im Raum ans Fenster gesetzt und irgendwann, so meine Vorstellung, ist ihnen langweilig geworden und sie sind vergangen.

9. Identifizieren: Das Gedankengut der Essstörung will mir nichts Gutes.

In der Erkrankung hatte ich einen prägenden Moment. In mir tobten alle möglichen Gedanken, die gesunden und die der Essstörung. Es war schwer auszuhalten, aber in diesem Moment habe ich verinnerlichen können, dass die Essstörung mir nicht Gutes will, dass sie lügt und mich in meinem Verhalten in die Irre führt. Seitdem hole ich mir das immer wieder ins Bewusstsein: Die Essstörung lügt. Sie will mir nichts Gutes und sie wird auch niemals zufrieden sein. An Tagen mit besonders schweren Gedanken erinnere ich mich daran.

10. Hilfe annehmen: Gedanken dürfen nicht unterschätzt werden.

Mit lauten, schweren und auch kranken Gedanken ist nicht zu spaßen. Gedanken erschaffen unsere Realität. Wenn ich mir permanent einrede, dass ich zu dick bin, und noch ganz andere Dinge dazu, dann glaube ich mir das natürlich auch und verschließe mich vor der Realität, werde krank. Beratungsstelle sind gute Anlaufstellen, wenn gedankliche Abwertung von Körper und Persönlichkeit vermehrt auftreten.

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David

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Körperscham: Einfluss von Schönheitsidealen und Wege zur Selbstakzeptanz

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Viele Menschen schämen sich für ihren Körper, vor allem in einer Welt voller Schönheitsideale und perfekter Bilder auf Social-Media. Schnell hat man das Gefühl, der eigene Körper sei nicht gut genug. Soll man sich verändern? Anuschka Rees hat schon 2019 mit ihrem Buch „Beyond Beautiful“ ausgearbeitet, wo Körperscham uns beeinflusst und wertvolle Impulse gegeben, wie wir unser Körpergefühl verbessern können.

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Was ist Körperscham?

Körperscham bedeutet, dass man sich für seinen Körper schämt oder sich unwohl mit ihm fühlt. Man hat das Gefühl, der eigene Körper sei nicht gut genug oder passe nicht zu den Vorstellungen von Schönheit. Diese Scham kann sich auf einzelne Körperteile oder den gesamten Körper beziehen und führt oft dazu, dass man sich unzufrieden und unsicher fühlt.

5 Anzeichen, dass Körperscham ein Problem ist:

  1. Du fühlst dich oft unsicher wegen deines Aussehens.
  2. Du vermeidest bestimmte Aktivitäten, wie Schwimmen gehen oder Fotos machen.
  3. Du ziehst dich von anderen zurück, um nicht beurteilt zu werden.
  4. Du hast Angst, was andere über deinen Körper denken könnten.
  5. Du beginnst, ungesunde Dinge zu tun, wie strenge Diäten oder zu viel Sport, um dein Aussehen zu verändern.

„Beyond Beautiful“


„Beyond Beautiful“ von Anuschka Rees ist ein hilfreiches Buch für alle, die sich wohler in ihrer Haut fühlen wollen. Es zeigt, wie man sich von den ständigen Schönheitsidealen befreien kann, die uns durch Medien und Gesellschaft vorgegeben werden. Statt sich selbst ständig zu kritisieren, lernt man, seinen Körper und sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist.

Das Buch bietet praktische Tipps und Übungen, um mit negativen Gedanken umzugehen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Es hilft, sich weniger um Aussehen zu sorgen und mehr darauf zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist: ein gutes Gefühl im eigenen Körper.

Wir empfehlen dieses Buch, weil es eine inspirierende und ermutigende Lektüre ist, die zeigt, wie man sich von gesellschaftlichem Druck löst und die eigene Schönheit neu entdecken kann.

Du kannst es in jeder Buchhandlung bestellen.

Ursachen von Körperscham

Soziale Normen und Ideale: Die Medien spielen eine zentrale Rolle dabei, ein bestimmtes Schönheitsideal zu propagieren. Schlanke, durchtrainierte und makellose Körper werden oft als das Nonplusultra präsentiert. Menschen vergleichen sich ständig mit diesen Bildern und empfinden Scham, wenn ihr eigener Körper nicht diesen Vorstellungen entspricht.

In dem Buch „Beyond Beautiful“ schreibt Anuschka Rees:

„Wir lehnen sexistische Werbung und diskriminierende Casting-Entscheidungen ab, haben aber kein Problem mit Marken, die uns auffordern, an unserem Aussehen zu arbeiten – solange es vermeintlich dem Selbstbewusstsein dient.“

Vergleiche im Alltag: Der ständige Vergleich mit anderen, egal ob in der Schule, auf der Arbeit oder auf Social Media, sorgt oft dafür, dass man sich nicht gut genug fühlt. Jeder Körper ist einzigartig, aber der Druck, einem bestimmten Ideal zu entsprechen, macht viele unsicher und unzufrieden.

Individuelle Unsicherheiten: Viele Menschen fühlen sich wegen bestimmter Körperteile unsicher. Das kann an Erlebnissen in der Kindheit liegen oder an Kommentaren von anderen. Mit der Zeit werden diese Unsicherheiten oft stärker. Sie führen dazu, dass man sich für den eigenen Körper schämt. Solche Schamgefühle sitzen oft tief. Viele Betroffene suchen sich Unterstützung um mit diesen Gefühlen einen konstruktiven Umgang zu lernen.

Das Aussehen verändern als Lösung?

Rees zeigt auf, wie häufig vermeintliche Selbstakzeptanz mit der Aufforderung zur Veränderung verbunden ist:

„Du fühlst dich unsicher in einem Bikini? Dieses zwölfwöchige Fitnessprogramm wird dir helfen, dich selbst zu akzeptieren!“

Diese Botschaften beeinflussen, dass äußere Veränderungen innere Unsicherheiten lösen. Dabei stellt sie klar:

„Wir fühlen uns nicht unsicher wegen unserer Beine, unseres Gesichts oder unserer Brüste. Wir sind unglücklich wegen der Millionen von Botschaften, die uns eingeredet haben, dass diese überhaupt irgendeinen Effekt auf unser Glück haben könnten.“

Selbstakzeptanz statt Perfektion

Der erste Schritt ist, zu akzeptieren, dass niemand perfekt ist. Jeder hat etwas Einzigartiges, das ihn oder sie schön macht. Was du vielleicht als Makel siehst, kann für jemand anderen besonders attraktiv sein. Deshalb ist es wichtig, deinen Körper mit Freundlichkeit und Liebe zu betrachten.

Statt noch mehr Zeit und Geld in das eigene Aussehen zu investieren, fordert Anuschka Rees, den Fokus zu verändern:

„Anstatt Frauen dazu zu bringen, noch mehr Energie in ihr Aussehen zu stecken, müssen wir ihnen helfen, sich auch in einem Bikini, ungeschminkt oder nach der Schwangerschaft wertgeschätzt zu fühlen.“

Gesundheit als Priorität

Wenn du dich verändern möchtest, um gesünder zu werden, wie zum Beispiel durch mehr Bewegung oder eine bessere Ernährung, kann das sinnvoll sein. Zum Beispiel könnte jemand mit Bluthochdruck seine Lebensgewohnheiten ändern, um seine Werte zu senken und gesünder zu leben. Aber wenn der Wunsch nach Veränderung nur von Schönheitsidealen kommt, solltest du überlegen, warum du das wirklich möchtest. Was liegt hinter dem Wunsch?

Ansätze mit Körperscham umzugehen

Um mit Körperscham umzugehen, können einige Ansätze hilfreich sein:

  1. Negative Gedanken hinterfragen: Wenn du negative Gedanken über deinen Körper hast, frage dich, woher sie kommen. Oft stammen sie von unrealistischen Schönheitsidealen.
  2. Vergleiche vermeiden: Versuche, dich weniger mit anderen zu vergleichen. Jeder Mensch hat unterschiedliche körperliche Voraussetzungen, und Vergleiche führen oft zu unnötigem Druck und Unzufriedenheit.
  3. Positives Umfeld schaffen: Umgib dich mit Menschen, die dich so akzeptieren, wie du bist, und die eine gesunde Einstellung zu Körpern und Schönheit haben. Ein unterstützendes Umfeld kann dein Selbstbild positiv beeinflussen.
  4. Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden oder einem Therapeuten über deine Unsicherheiten. Du kannst auch unsere Chat-Beratung nutzen. Oft hilft es, die eigenen Gefühle zu teilen und Unterstützung zu bekommen.
  5. Selbstwert-Coach nutzen: Zum Beispiel unser Selbstwert-Coach kann dir helfen, deine Unsicherheiten besser zu verstehen und deinen Selbstwert gezielt zu stärken.

DU HAST Redebedarf?

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Körperscham ist weit verbreitet und wird oft durch äußere Einflüsse verstärkt. Ob du dich verändern möchtest, ist eine persönliche Entscheidung. Es ist wichtig, dass Veränderungen aus dem Wunsch nach Selbstfürsorge kommen und nicht, weil du einem bestimmten Ideal entsprechen musst. Jeder Körper ist gut, wie er ist.

Selbstakzeptanz und ein freundlicher Umgang mit deinem Körper sind entscheidend!

Text: Taisiia Nedzheria

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David

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Der Versand von Nachrichten, egal ob per E-Mail oder per Whatsapp, erfolgt durch uns ausschließlich über die Beratungsplattform. Userlike speichert hierfür Nachrichten in eigenen Datenbanken und übermittelt diese direkt oder über Schnittstellen an die von euch gewählten Kommunikationsdienste.

Theoretisch kann auch Userlike als s.g. Auftragsdatenverarbeiter auf deine Daten bzw. unsere Kommunikation zugreifen. Um dies abzusichern, haben wir mit dem Dienstleister eine „Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung“ geschlossen, die die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung gewährleistet. Mehr dazu kannst du hier lesen.

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Schön, dass du da bist. Dieser Text könnte dich sehr berühren. Wenn du eine Essstörung, eine Depression oder Suizidgedanken hast, könnte dieser Text dir gerade nicht guttun. Bitte überlege dir, ob du ihn wirklich lesen möchtest. Hast du Redebedarf? Dann hilft dir vielleicht unser Angebot hier weiter.

Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Über die Angst, keinen Hunger mehr zu haben

Recovery: Über die Angst, keinen Hunger mehr zu haben

Als InCogito-Autorin Olivia ihre Richtwerte für ihre täglich Kalorien-Zufuhr in ihrer Ernährungstherapie vorgeschrieben bekam, gab ihr das Sicherheit und gleichzeitig wurden in ihr auch altbekannte Ängste geweckt. Was, wenn sie keinen Hunger mehr haben würde?

 

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Vielleicht kennt ihr es. Ihr seid im Zunahmeprozess und wollt gesund werden. Ihr habt für euch geklärt, wofür es sich lohnt wieder zuzunehmen, Ängste zu überwinden, wieder teilzunehmen am Leben. Ihr habt einen Plan bekommen oder euch selbst einen erstellt, wie ihr eure Ziele erreichen könnt. Und dazu gehört essen.

In meinem ernährungstherapeutischen Prozess raus aus der Magersucht wurden 2.500 bis 3.500 Kilo-Kalorien pro Tag zum Richtwert erklärt. Für mich hat sich das im ersten Moment erstmal nach sehr viel angehört, ist es doch mehr als die 2.000 Kilo-Kalorien pro Tag, die auf nahezu jeder Lebensmittelverpackung als täglichen Richtwert für einen durchschnittlichen Erwachsenen angegeben werden.

Anfangs dachte ich, dass diese Gesamtmenge für mich ja zum Zunehmen reichen müsste. Und da meldete sich auch gleich die Angst. Was, wenn ich einmal mehr essen wollen würde als meine Therapeutin mir „verschrieben“ hatte? Ich hatte Angst, den Richtwert für meine Magersucht-Recovery zu überschreiten, weil ich dachte, dann am nächsten Tag nur weniger essen zu dürfen. Ich hatte Angst davor, später keinen Hunger mehr zu haben, wenn ich einmal mehr gegessen habe, Angst am davor, am nächsten Tag keinen Hunger mehr zu haben. Denn „keinen Hunger zu haben“ bedeutete, dass ich nichts zu essen brauchte, dass ich nichts mehr essen darf. Und nichts zu essen zu brauchen, war schlimm für mich. Sehr schlimm.

Was hat mein Leben noch für einen Sinn, wenn ich keinen Hunger mehr habe?

Als ich mich am tiefsten Punkt meiner Krankheit befand, war die Antwort auf diese Frage: keinen. „Bedeutete das im Rückschluss, das der Sinn meines Lebens Essen geworden war?“, fragte ich mich. Allein schon, dass ich mir diese Frage stellte, machte mich direkt traurig und verdeutlichte mir zugleich, wie sehr mein Körper im Moment nichts anderes als Nahrung benötigte. Das führte zu zwei Dingen, die für meinen Genesungsprozess von enormer Bedeutung waren:

  1. Dass ich mich fragte: Welchen Sinn hat mein Leben außer bei Hunger zu essen?

Gemeinsame Zeit verbringen, für andere da sein, Schreiben, Tanzen, Lachen, mich glücklich machen, schöne Erlebnisse zu Erinnerungen werden lassen, von denen ich mein Leben lang profitiere, …

  1. Ich erkannte, dass ich meinen Körper mit Essen glücklich machen kann. Mit dieser Erkenntnis begann das eigentlich Schwierige für mich: Zu lernen, dass ich meinen Körper überhaupt glücklich machen darf. Mein Körper darf glücklich sein, weil …

… ich damit niemandem wehtue,

… es mir dann besser geht,

… ich nur dann mein Leben leben kann,

… die Welt mich braucht.

Das Finden der Antworten auf diese beiden Fragen hat mir gezeigt, wie unwichtig Richtwerte im Vergleich zu anderen Dingen im Leben für mich sind. Ich will den Sinn von Richtwerten während des Recovery-Prozesses damit nicht bestreiten. Doch es sind und bleiben Richtwerte. Nicht mehr und nicht weniger aber eben auch mal mehr und mal weniger. Mir wurde klar, dass ich eines auf gar keinen Fall möchte: Dass sich mein Leben nach irgendwelchen Richtwerten richtet.

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Ich wollte kein Leben, das sich am Minimum orientiert. Ich wollte mein ganzes Leben auskosten. Auch mal mehr zu essen, war also gar nicht schlimm, sondern gab mir meine Freiheit zurück. In meiner Phase der Zunahme diente das Kalorienzählen anfangs dem Sicherstellen einer ausreichenden Nahrungszufuhr und wurde so zu einer Krücke auf dem Weg zum „mehr essen“. Das „mehr essen“ diente einfach dem Zweck, zurück zu meiner Intuition zu kommen, schneller zu heilen, für mich und meinen Körper da zu sein. Es erforderte viel, viel Mut, welcher schließlich mit Wohlbefinden und positiver Energie belohnt wurde.

Wenn du dich mit anderen zu diesen Themen austauschen möchtest, dann nutze unsere Chat-Beratung und unsere Austauschgruppen.

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Kim Peerberaterin

Kim

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Quelle: Cottonbro/Pexels

Recovery: Ein Tauziehen für das Leben?

Luna

„Wenn ich jetzt noch zunehme, wird doch alles nur noch schlimmer, oder nicht? Mir ging es vor der Essstörung doch nur schlecht, weil mein Körper so hässlich war! Ohne Essstörung habe ich sowieso gar nichts mehr…“All diese Gedanken und noch viele mehr führten jahrelang dazu, dass Luna von einer Klinik in die Nächste ging und dabei das Gefühl hatte, trotz aller Anstrengungen die Essstörung niemals loslassen zu können. Über ihre Erfahrung spricht sie hier.

 

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All die Jahre mit „Aus der Klinik – in die Klinik“ habe ich mich gefragt, was nicht mit mir stimmt und warum ich nicht weiterkam: „Bin ich einfach zu krank? Zu schwach? Zu blöd? Nicht dafür bestimmt…? Doch bei meinem letzten Klinikaufenthalt bekam ich langsam Hoffnung.

Die Essstörung als Schutzschild?

In der meiner Therapie habe ich gemeinsam mit meinen Therapeut:innen viel gearbeitet und nach und nach konnte ich erkennen, dass meine Essstörung viel tiefer liegende Wurzeln hat als schön oder dünn sein zu wollen. Ich durfte erfahren, dass meine Essstörung „lediglich“ versucht, mich zu beschützen, indem sie versucht meinen seelischen Schmerz durch das ewige beschäftigen mit Lebensmitteln, meinem Gewicht, meinem Aussehen zu kompensieren und sich dabei als „eine gute Freundin“ ausgibt.

Warum diese Erkenntnis erst nach einer so langen Zeit des Leidens kam? Ich weiß es nicht. Vielleicht war ich vorher einfach noch nicht bereit, hinzuschauen aufgrund des seelischen Schmerzes. Vielleicht war es auch das erste Mal, dass ich Vertrauen zu meiner Therapeutin haben konnte. Vielleicht war ich auch einfach noch zu jung.

Die Essstörung ist nicht meine Schuld!

Jedenfalls begann der Prozess dieser Erkenntnis irgendwann in mir und hat mir bezüglich vieler Ängste und Sorgen die Augen geöffnet. Endlich habe ich verstanden, dass die Entstehung meiner Krankheit nicht meine eigene Schuld und ihr Auslöser nicht mein „falscher“ Körper als Kind war. Außerdem habe ich erkannt, dass es nichts bringt, immer GEGEN die Essstörung zu kämpfen. Denn egal, wie stark mein gesundes Ich am einen Ende des Seils zog, die Essstörung gewann das Tauziehen am Ende sowieso.

 

Das Tauziehen mit der Essstörung beenden

Ich brauchte also eine andere Lösung. Was würde passieren, wenn ich das Seil einfach losließe und mich gar nicht erst auf ein Kräftemessen einließe? Was, wenn ich dieser gemeinen Stimme in mir Gehör schenke und mitfühlend auf ihre wahren Bedürfnisse eingehen könnte? Was, wenn ich trotz aller Ängste für meine Heilung losgehen kann, MIT der Essstörung im Gepäck?

Letztendlich habe ich für mich daraus gezogen, dass die Essstörung nicht meine Feindin ist und es nicht darum geht, gegen ihre ursprüngliche Intention und Verhaltensweisen anzukämpfen, sondern darum, mich FÜR das Leben zu entscheiden und die Essstörung auf dem Weg Stück für Stück loslassen zu lernen.

Die Essstörung durch Selbstmitgefühl heilen

Trotzdem ist es ganz wichtig, zwischen dem Verständnis für die Essstörung und der Art und Weise, WIE sie versucht einen zu beschützen, zu unterscheiden. Die Essstörung ist immer noch eine Krankheit, das darf ich mir auf meinem Weg auch wirklich immer wieder vor Augen führen.

Eine Essstörung stellt keine langfristige Lösung für meine Probleme dar, sondern lenkt mich nur von diesen ab, indem sie mich betäubt und mir jegliche Lebenskraft entzieht. Paradoxerweise fühlt es sich dennoch meist sicherer an, auf sie zu hören und ich hatte sehr lange – und habe oft immer noch – Angst, sie zu verlieren. Trotz allen Leids ist sie irgendwie meine treueste Begleiterin geworden.

Die Essstörung loszulassen fühlt sich demnach nicht selten so an, als würde man die beste Freundin, den einzigen Halt im Leben, verlieren, auch wenn es sich um eine selbstzerstörerische Freundschaft handelt. Was brauchte ich nun also, damit der Verlust weniger schmerzhaft ist? Wie kann ich mich wieder sicher fühlen? Was genau hat mir die Essstörung gegeben? Könnte ich mir diese Dinge vielleicht sogar selbst geben oder brauche ich Unterstützung?

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Eine Verbindung zu meinem Innersten finden

Je öfter ich mir diese Fragen stelle und meinen Bedürfnissen daraufhin wirklich nachgehe, desto mehr spüre ich die Entstehung einer tieferen, besseren Verbindung zu meinem Innersten. Ganz allmählich werde ich mir selbst eine gute Freundin, sodass die Notwendigkeit der Essstörung in gewisser Weise immer weiter schrumpft, da ich sie durch einen wohlwollenden Teil meines Selbst ersetzen kann.

Die Angst vor Veränderung

Wie bereits erwähnt, kann sich der „Verlust“ des altbekannten, vermeintlich sicheren Schutzschildes der Essstörung anfangs sehr angsteinflößend und schmerzhaft anfühlen, obwohl man eigentlich weiß, dass die Krankheit so viel mehr Schaden anrichtet. Einer der Gründe dafür ist häufig die Tatsache, dass im Zuge der Heilung lang unterdrückte Emotionen wieder hochkommen und dies zu einem starken Gefühl der Überforderung führt. Für mich persönlich hat es sich manchmal so angefühlt, als würde alles einfach nur noch schlimmer werden und die Sehnsucht nach der Essstörung wurde anfangs und teilweise immer noch in schwierigen Situationen fast unerträglich.

Versucht man allerdings, dieses Phänomen aus einer neutralen Perspektive zu betrachten, dann wird schnell klar, dass es ganz normal und verständlich ist, so zu fühlen. Niemand braucht sich selbst für seine Emotionen zu verurteilen. Erstens war es für mich beispielsweise sehr unangenehm wieder intensiver zu fühlen, weil ich mich so an diese Abgestumpftheit und Betäubung durch die Essstörung gewöhnt hatte, dass sich alles andere wie eine Bedrohung angefühlt hat. Zweitens kamen all die negativen Glaubenssätze, Ängste und Gedanken aus meiner Kindheit, die ich lange Jahre mit der Essstörung zu unterdrücken versucht habe, wieder hoch und ich habe mich genau wie das kleine hilflose Mädchen von damals gefühlt, das auch aufgrund seiner Körpers abgewertet und ausgeschlossen wurde.

Du bist nicht die:der Gefangene deiner Emotionen

Es hat viele Jahre gebraucht, bis ich mit diesem bedrohlichen Gefühl zurechtgekommen bin, ohne mich im letzten Moment immer wieder gegen das Leben zu entscheiden und die vermeintliche Sicherheit der Anorexie vorzuziehen. Hätte ich heutzutage die Möglichkeit, in der Zeit zurückzureisen, würde ich mein jüngeres Ich ganz fest drücken und ihr versichern, dass dieses Gefühl ihr nichts anhaben kann und dieser Abschnitt ihres Lebens VORBEI ist.

Denn egal, wie stark und schlimm sich ein Gefühl in dem Moment anfühlen mag, es geht wieder Vorüber. Wir sind nicht, niemals, die:der Gefangene unserer Emotionen. Dafür ist es außerdem sehr wichtig und ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen und Begleitung auf dem eigenen Weg anzunehmen. Mir hat beispielsweise meine Familie und letzte Therapeutin sehr dabei geholfen, über meinen eigenen Schatten zu springen und die ersten Schritte zu wagen, wofür ich extrem dankbar bin.

Die 90-Sekunden-Regel

In der Situation selbst fühlt es sich zwar nicht selten so an, aber es ist tatsächlich wissenschaftlich erwiesen, dass die jeweilige Emotion nur anderthalb Minuten im Körper bleibt und ihn anschließend wieder verlässt, wenn man sie vollständig akzeptiert und ihr den nötigen Raum zugesteht. Manchmal finde ich, dass eine solch nüchterne Betrachtung der wissenschaftlichen Fakten etwas Sicherheit schenken kann, da ich mich dadurch weniger „außerirdisch“ fühle. Es zeigt, dass mein Körper und mein Gehirn ganz legitim auf bestimmte Situationen, die oftmals durch Erfahrungen geprägt sind, reagieren und dabei immer in meinem Sinne arbeiten.

Am besten funktioniert diese 90-Sekunden-Regel, indem man…

  1. …ganz bewusst innehält, ruhig atmet und die Emotion wahrnimmt.
  2. Mir persönlich hilft es in solchen Momenten, mich gemütlich hinzusetzen, die Augen zu schließen…
  3. und meine Gedanken laut auszusprechen, z.B. „Ich fühle Angst. Es ist okay, dass sie da ist und hat eine Berechtigung. Es geht vorbei.“

Die ersten Male habe ich mich dabei ein wenig albern gefühlt, aber auch das wird durch regelmäßige Übung zur Routine und bringt mir wirklich viel.

Emotionen = Lebendigkeit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Umgang und die Beschäftigung mit der eigenen Gefühlswelt keineswegs einfach und meist ein langer Prozess ist. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb war und ist er für mich einer der wichtigsten Schritte auf meinem Heilungsweg. Ohne Trauer, keine Freude. Ohne Wut, keine Liebe. Ohne Angst, kein Spaß. Es gehören immer beide Seiten dazu, das eine schließt das andere nicht aus – im Gegenteil! Nur wenn man die Gegensätze des menschlichen Daseins zulassen und annehmen kann, lernt man die Freuden des Lebens zu schätzen und sich selbst wirklich erst kennen.

Emotionen sind ein ganz wichtiger Bestandteil der menschlichen Erfahrung und machen unser Leben so spannend, verrückt, aufregend, vielfältig – einfach ganz besonders. Mit der Essstörung wird man diese Vielfältigkeit, das bunte Leben, niemals erfahren können, da einem wegen der Krankheit schlicht die Kapazitäten, sowohl körperlich als auch mental, fehlen. Natürlich macht der Prozess Angst, da auch unverarbeitete Emotionen und alte Verletzungen im Zuge der Heilung wieder aufreißen können und es sehr schwierig sein kann, mit ebendiesen umzugehen.

Und auch das ist okay. Es muss nicht immer alles auf Anhieb perfekt laufen und auch ich habe einige Anläufe gebraucht, um mich meiner Innenwelt zu stellen, ohne immer wieder in die vermeintliche Komfortzone der dunklen Fänge meiner Essstörung zu flüchten.

Leben wagen – ohne Essstörung

Und auch wenn es immer wieder unglaublich angsteinflößend und schwer war, sind die Momente, in denen ich zum ersten Mal wieder aus tiefstem Herzen lachen konnte, bis der Bauch schmerzt, die ersten Freudentränen vor lauter Bewunderung der Natur sowie lange, tiefgründige Gespräche mit meinen liebsten Menschen einfach die beste Belohnung, die ich mir im Gegenzug für diesen harten Weg raus aus der Essstörung vorstellen könnte.

Du bist nicht falsch oder ein hoffnungsloser Fall, wenn sich ein Anteil in dir beim Gedanken an Freiheit und Lebendigkeit im wahrsten Sinne zu Tode fürchtet. Vielen Betroffenen geht es so, aber ich bin trotzdem der festen Überzeugung, dass wir alle die nötigen Ressourcen und den Mut in uns tragen, um unser Leben zu wagen.

 

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Anina

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Quelle: Ds Stories/Pexels

Diet-Culture: Wie gesellschaftliche Normen und Erwartungen uns beeinflussen

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Erst wenn ich in Kleidergröße 36 passe, darf ich zufrieden sein. Um im Urlaub im Bikini an den Strand gehen zu können, muss ich mindestens noch fünf Kilo abnehmen. Schlank macht glücklich! Kennst du diese Ideen vom Dünn = Glücklich-Ideal? Willkommen in der Diät-Kultur: Was Diet-Culture bedeutet, wie sie uns beeinflusst und wie wir freier davon werden können, lest ihr in diesem Blogpost.

 

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Was bedeutet überhaupt Diet-Culture?

„Diet-Culture“ oder auf Deutsch „Diät-Kultur“ meint die weit verbreitete gesellschaftliche Annahme, dass ein dünner, schlanker Körper automatisch mit Gesundheit, Glück und Erfolg verbunden ist. Also: Je dünner, leichter, athletischer ich bin, umso glücklicher bin ich. Dass das nicht sein kann, ist eigentlich kein Geheimnis, denn dann wären ja im Umkehrschluss alle dünnen Menschen glücklich. Und dass das nicht der Fall ist, dafür hat wahrscheinlich so ziemlich jeder ein Beispiel parat.

Wir sprechen von Diät-Kultur, weil dieses Phänomen verschiedenste Haltungen, Erwartungen und Normen rund um Ernährung und Körperideal zusammenfasst. Dazu gehören der Glaube daran, dass jeder Mensch mit irgendeiner der tausend Diät-Formen abnehmen kann, Programme rund ums Abnehmen und auch die Verherrlichung eines bestimmten Körperideals (was hier zur Zeit der weiße, sportlich-schlanke Körper ist).

Das Problem mit Diet-Culture

Diet-Culture beeinflusst unsere Einstellung zu unserem eigenen Körper permanent und auch ohne, dass wir das bewusst wahrnehmen. So werden dafür wie wir auszusehen haben seit jeher gesellschaftliche Standards gesetzt, die für die meisten Menschen und Körper unerreichbar und völlig unrealistisch sind. Das trägt dann dazu bei, dass wir ein negatives Selbstbild entwickeln und ungesunde Verhaltensweisen beim Thema Ernährung und Sport als normal erachten.

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5 Beispiele wie Diet-Culture beeinflusst, wie wir über unseren eigenen Körper denken

  1. Unrealistische Körperideale: Meist medial bekommen wir ein idealisiertes Bild davon gezeigt, wie der „perfekte“ Körper aussehen sollte. Durch Bildbearbeitung und Models mit extremen Körpermaßen wird dieses Ideal zusätzlich verstärkt.
  2. Förderung von Vergleichskultur: Durch die ständige Präsenz von perfektionierten Körperbildern im öffentlichen Raum, zum Beispiel auf Plakatwerbung, in den Medien und Social Media werden wir permanent mit Idealbildern konfrontiert – egal ob wir das wollen oder nicht – und dazu angeregt, uns mit diesem Ideal zu vergleichen. Das führt bei vielen dazu, dass wir uns unzulänglich, mangelhaft, einfach ungenügend fühlen. Dass das schlecht für unseren Selbstwert ist, liegt da nahe.
  3. Verbindung von Selbstwert mit äußerem Erscheinungsbild: Diet-Culture impliziert, dass unser Wert als Individuum von unserem Aussehen abhängt. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene tendieren dazu dann auch ihr Gewicht und ihr Aussehen als wichtige Kriterien für ihren Wert als Person mit in die Waagschale zu werfen. Andere Qualitäten wie Kompetenzen, soziale Kontakte und intellektuelle Erfolge werden häufig als nebensächlich wahrgenommen.
  4. Förderung von Diäten und restriktiven Essverhalten: Die Idee, dass Gewichtsverlust oder eine Veränderung des Körpers entscheidend für individuelles Glück und Erfolg sind, wird uns durch Diet-Culture suggeriert. Oft sind restriktives Essverhalten, obsessives Kalorienzählen und ein gestörtes Verhältnis zum Essen Folgen davon. Auch die Entwicklung einer Essstörung kann durch die Auswirkungen von Diet-Culture beeinflusst sein.
  5. Stigmatisierung bestimmter Körpertypen: Menschen, die nicht dem idealisierten Körperbild entsprechen, insbesondere Menschen mit größeren Körpern und einer anderen Hautfarbe als Weiß werden hier in Deutschland diskriminiert. Das wiederum beeinflusst, die psychische Gesundheit jener marginalisierten Gruppen und führt dazu, dass auch unsere sozialen Kontakte von Diet-Culture beeinflusst sind.

Wie du mit der Diät-Kultur umgehen und dich und andere schützen kannst

Es wird dich jetzt nicht überraschen, dass unter anderem ein hoher Konsum von Insta-Content mit körperbezogenen Inhalten, den negativen Einfluss von Diät-Kultur noch verstärkt.

Was kann also jeder einzelne tun, um sich selbst zu schützen und auch andere? Den ersten Schritt hast du gemacht, indem du dich über die Auswirkungen von Diet-Culture informierst: Du bist dir jetzt also schon viel klarer darüber, was Diet-Culture mit deinem Leben, mit deinem Alltag, mit deinen Einstellungen und Haltungen zu tun hat. Ganz wichtig ist: du bist nicht schuld daran, wenn du aktuell beispielsweise dünne Körper schön findest, viel Sport machst, um vielleicht auch irgendwann so auszusehen wie Influencer XY, denn wir alle sind diesen Haltungen und Normen tagtäglich ausgesetzt. Aber ab jetzt entscheidest du mit, ob du selbst Diet-Culture mit verbreitest oder ob du dich bewusst gegen den Einfluss einer milliardenschweren Diät-Industrie einsetzt.

Du könntest zum Beispiel deinen Feed aussortieren und bewusst auch Accounts folgen, die sich für ein diverses Körperbild einsetzen. Du könntest mit deinen Freunden darüber sprechen, das Thema diskutieren und gemeinsam mit ihnen schauen, worüber ihr sprechen wollt, anstatt über Themen aus dem Bereich Diet-Culture. Du kannst dich ab heute bewusst mit deinen Idealen auseinandersetzen und vielleicht ein „gut genug“ finden. Du kannst Zeit, die du bisher dafür eingesetzt hast, dich mit deinem und anderen Körpern auseinanderzusetzen, dafür verwenden, ein neues, spannendes Thema für dich zu entdecken. Spoiler: Sei geduldig mit dir und erwarte nicht, dass du von heute auf morgen frei von Diet-Culture bist. Denn sie lauert wirklich überall. Aber du wirst mit der Zeit deinen ganz persönlichen Scanner entwickeln, der dich davor schützt auf die Ideen von Diät-Kultur hereinzufallen.

Solltest du dich von den Themen Körper, Essen, Selbstwert stark beeinflusst und belastet fühlen. Empfehlen wir dir, dich mit anderen, denen es auch so geht in unseren Online-Gruppen auszutauschen.

Text: Nora Stankewitz

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Quelle: Mutimbauch

"Ich habe keine Angst vor Essen"

Quelle: privat

Sina spricht auf Instagram, in Videos und ihrem Blog offen über ihre Vergangenheit mit einer Essstörung, zeigt herrlich ehrliche Bilder von ihrer kleinen Familie und inspiriert durch positive Selbstauffassung dazu, im Sinn des Lebens mehr zu sehen als nur einen möglichst dünnen Körper. Natalie hat mit ihr gesprochen und unter anderem erfahren woran Sina merkt, dass sie mit ihrem Körper im Reinen ist.

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NATALIE für In-Cogito: Hey Sina, schön, dass wir miteinander sprechen können. Danke, dass du dir die Zeit für unseren Blog nimmst. Wie geht’s dir?

SINA: Ich freue mich auch. Mir geht’s super. Ich bin ein bisschen müde, aber das ist halt so, wenn ein Baby dein Leben auf den Kopf stellt. Es ist auch sehr schön.

NATALIE: Du teilst auf deinem Instagram-Profil, wo dir über 10.000 Menschen folgen, herrlich ehrliche und berührende Beiträge, wo man auch deine Familie inklusive Hunde bestaunen darf. Du sprichst dort aber auch offen davon, dass du jahrelang auf Kriegsfuß mit deinem Körper standest. Kannst du uns ein bisschen davon erzählen?

SINA:  Ich kann mich ganz eindeutig daran erinnern, dass ich meinen Körper von klein auf überhaupt nicht mochte. Ich habe mich immer zu dick gefühlt und mich ständig mit anderen verglichen, sogar bereits im Kindergarten. Schon von ganz früh an fand ich, dass mein Bauch irgendwie viel dicker ist als der von anderen Mädchen. Da habe ich mich immer mehr rein gesteigert, bis ich schließlich mit zwölf Jahren meine erste Diät begonnen habe. Ich hatte nur ein Ziel: Abnehmen. Bezug zu meinem Körper hatte ich absolut nicht. Das wurde dann auch die nächsten Jahre immer schlimmer.

NATALIE: Auch professionelle Hilfe war gar nicht so hilfreich für dich, oder? Warum nicht?

SINA: Es war auf keinen Fall so, dass es mir überhaupt nichts gebracht hat. Sie hat mir unheimlich viele Erfahrungen ermöglicht. Ich konnte dort sehr ausführlich über meine Probleme sprechen und mich selbst viel besser kennen lernen. Wenn man Auge zu Auge so intensiv mit jemandem über seine Sorgen und Ängste spricht und sein Verhalten und die Konsequenzen reflektiert, dann ist das eine immense Hilfestellung. Also es hat definitiv was gebracht, war aber eben nicht der einzige Schlüssel zur Genesung.

NATALIE: Wie war es denn für deinen Partner, das mitzuerleben?

SINA: Am Anfang unserer Beziehung wusste er von garnichts. Es hat gut ein halbes Jahr gedauert, bis ich ihm dann erzählt habe, womit ich ringe. Davor hat er halt nur mitbekommen, dass ich mich komisch verhalte, und das ist natürlich irritierend. Man weiß gar nicht, was der Partner hat und ob man was falsch gemacht hat. Nach diesem Gespräch war er zumindest dahingehend erleichtert. Er ist in der ganzen Zeit nicht von meiner Seite gewichen und hat mich immer unterstützt, mir zugehört und mir versichert, dass wir da gemeinsam durchkommen. Aber insgesamt war es trotzdem ein krasses auf und ab. Es gab schon den ein oder anderen Moment, wo wir an der Beziehung gezweifelt haben. Ein Problem war, dass ich das Gefühl hatte „Er weiß ja sowieso nicht, worum es geht“. Das ist schon eine gewisse Barriere. Aber es ist ja alles gut gegangen.

NATALIE: Ja, als Außenstehender fühlt man sich da auch total hilflos. Was genau war dann letztendlich der zündende Funke, der das Feuer der Veränderung in dir entfacht hat?

SINA: Der lag zwischen dem Moment, als ich ganz klar beschlossen habe, dass ich etwas gegen meine Essstörung unternehmen muss und dem Zeitpunkt, ab dem ich keine Rückfälle mehr hatte. Dazwischen liegen zwei Jahre. In diesen Jahren war ich allerdings noch nicht gesund. Das waren Jahre des Kämpfens, in denen ich immer noch extrem stark auf meine Kalorieneinnahme geachtet habe, Essen ganz genau im Blick hatte und so weiter. Davon konnte ich mich überhaupt nicht losreißen.

In dem Zeitraum bin ich dann für ein Praktikum nach Österreich gezogen. Der Tapetenwechsel in Kombination mit einem sehr schlimmen privaten Ereignis haben mich rückfällig werden lassen. Und dann ging es mit dem Erbrechen wieder los. Aber da kam dann dieser eine Punkt, als ich mir selbst in die Augen geschaut hab und meinte „Hey, das hilft alles nichts, egal wie oft ich über der Kloschüssel hänge, all die Dinge, die passiert sind, werden nicht rückgängig gemacht dadurch, dass ich mich so quäle.“

NATALIE: Und auslöschen kann man die ja auch nicht. Auf deiner Website schreibst du, dass du heute “voller Stolz sagen [kannst], dass du im Reinen mit deinem Körper bist: schlank und trotzdem entspannt im Umgang mit Essen.” Bewusst provokativ gefragt: Schlank sein ist dir trotzdem wichtig?

SINA:  Das habe ich ganz bewusst so formuliert, weil ich eben genau weiß, dass die größte Angst von essgestörten Menschen ist, durch die Umstellung auf eine gesunde Ernährung übergewichtig zu werden. Diese Angst wollte ich ihnen nehmen. Damit wollte ich aktiv eine Hürde hin zum Heilungsweg adressieren und klar machen, dass das nicht zwingend der Fall sein muss. Und dann kommt da noch die Assoziationen, die ich persönlich mit bestimmten körperlichen Adjektiven habe. Ich bin heute „schlank“. Das bedeutet für mich, dass ich eine gesunde Ernährung genieße und keine Angst vor Essen habe. Es gibt keine Verbote, alles ist erlaubt. Im Gegensatz dazu wollte ich früher „dünn“ sein. Dieses Wort war mein Feind, mit dem ich ständig gerungen habe. Grundsätzlich aber ist mir etwas anderes noch viel wichtiger: diese Worte sollten wertfrei sein, und das gilt nicht nur für dünn und schlank, sondern auch für dick, pummelig und so weiter. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der solche Adjektive keine negativen Konnotationen mehr haben, sondern allenfalls positiv.

NATALIE:  Heute bist du nicht nur im Einklang mit dir selbst, du möchtest auch anderen Menschen, die mit ähnlichen Dämonen kämpfen, helfen. Wie genau gestaltest du diese Mission?

SINA: In einem ersten Schritt ist es für mich zuallererst wichtig, zu beurteilen, wie hilfsbedürftig der Mensch ist, der meine Hilfe sucht. Am besten wäre es nämlich, wenn diese Person bereits Therapie in Anspruch nimmt und ich dann das zusätzliche Coaching anbieten kann. Meine Leistung soll auf keinen Fall eine Therapie ersetzen. Ich bin dann für die Menschen da und höre zu und kann wirklich aus eigener Erfahrung nachvollziehen, was die Person gerade durchmacht. Zusätzlich zur empathischen Unterstützung sind meine Ratschläge auch noch insofern qualifiziert, als dass ich ausgebildete Heilpraktikerin für Psychotherapie und Ernährungsberaterin bin. Dadurch entsteht eine gemeinsame Basis, die Person fühlt sich wirklich verstanden, UND bekommt professionelle Unterstützung. Die Behandlung insgesamt ist dann natürlich immer individuell auf den Menschen angepasst, der Hilfe sucht, das möchte ich hervorheben. Das ist mir einfach wichtig.

NATALIE: Wenn du damals jemanden zur Seite gehabt hättest, der du heute für andere sein möchtest, so, wie du es beschrieben hast, welche Message hätte dir da besonders geholfen?

SINA: Da muss ich kurz überlegen. Ich glaube, alleine jemanden zu sehen, der es geschafft hat, aus dieser wahnsinnig finsteren Phase rauszukommen, wäre für mich bahnbrechend gewesen. Weißt du, als essgestörte Person hat man immer das Gefühl „So krass gestört wie ich kann doch niemand anderes sein“. Aber dann einfach den eigenen Kampf und den Erfolg bei jemand anderem zu sehen, das wäre enorm kräftespendend und treibend für mich gewesen. Damals gab es leider noch kein Social Media, wo ich auf Menschen hätte stoßen können, die die Arbeit leisten, die ich und andere heute machen. Vor Augen geführt zu bekommen „Schau mal, ich habe auch dies und jenes gemacht, und heute steh ich trotzdem hier und bin stark, gesund und unabhängig und lass mich nicht mehr von Essen kontrollieren. Es ist kein Hexenwerk, die Essstörung zu besiegen. Bleib dran und setzte dich mit dir auseinander. Auch wenn es verdammt hart und anstrengend ist, es wird es wert sein“. Das ist eine machtvolle Nachricht, die ich mir jetzt im Nachhinein gewünscht hätte.

NATALIE:  Wo wir jetzt schon bei Social Media sind. Du bist ja jetzt einer dieser tollen Menschen, die diese Botschaft in die Welt hinaustragen. Was ist dir denn wichtig, wenn du all die besprochenen Dinge auf deinen Plattformen kommunizierst?

SINA: Ich lege darauf Wert, deutlich zu machen, dass all die Dinge, von denen ich erzähle, meinen persönlichen Weg beschreiben. Auch ich habe keine universelle Lösung für Essstörungen. Die gibt es nicht. Grundsätzlich würde ich schon, sagen man kann sich irgendwie vergleichen, wenn man sich anschaut, wie jemand ein Problem in Angriff nimmt zum Beispiel. Aber es gibt auch Fragen, die würde ich nicht beantworten, weil es niemandem hilft:
– „Wie lange hat der extreme Hunger bei dir angedauert?“
– „Wann hat deine Periode wieder eingesetzt?“
– „Wieviel hast du dann und da gegessen?“
Man kann keinen Heilungsweg pauschalisieren. Jeder Körper ist anders.

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NATALIE: Gibt es denn Accounts, die du den Lesern von in-cogito.de empfehlen kannst? Die, die uns zum Lachen bringen, zum Nachdenken, und uns Mut machen, ganz so wie deiner?

SINA: Also da wären bodyposipanda, Ellen Fisher, jiggyjules, vonkopfbisfuss_ und kim____Hoss. Von denen dreht sich nur der erste Account um Körperakzeptanz und das sind auch alles keine Recovery Accounts, bei denen es um den Weg aus der Essstörung geht. Vielmehr sind das einfach erwachsene Frauen, die sich so akzeptieren, wie sie sind. Mit allen Fehlern und Schwächen. So etwas finde ich unglaublich inspirierend. Außerdem liebe ich es, die Stories dieser Accounts zu schauen, die sind einfach nur toll.

NATALIE: Gab es eigentlich nach dem “großen Wendepunkt” mal Rückschläge? Hattest du zum Beispiel vor oder während deiner Schwangerschaft mal Panik, wenn du an die körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaften gedacht hast, und wie bist du damit umgegangen?

SINA: Meine letzten Rückfälle hatte ich 2014, das ist inzwischen fünf Jahre her. Von denen gab es aber einige. Das war nicht unbedingt die Bulimie, sondern ich habe stattdessen eine Sportsucht entwickelt und meine Ernährung immer noch krass kontrolliert. Das war mir auch bewusst, aber ich habe das in Kauf genommen, weil es für mich das kleinere Übel war. Aber auch da hatte ich große Angst, dass ich da nicht mehr rauskomme. War ja aber zum Glück nicht so.

Meine Schwangerschaft begann 2018 und da war das überhaupt kein Thema mehr, das hat alles super geklappt. Ich habe mich ja auch bewusst entschieden, ein Kind zu bekommen. Ich war mir vollkommen im Klaren darüber, was mit meinem Körper geschehen würde und habe auch alles dafür getan, gesundheitlich bestens darauf vorbereitet zu sein, ein Kind auszutragen. Ich war da schon zu 100 Prozent mit mir im Reinen.

NATALIE:  Das Thema Ernährung beschäftigt dich ja heute immer noch, aber nicht mehr aus einem negativen Antrieb heraus. Du lebst inzwischen vegan. War das für dich eine Hilfe, die Essstörung hinter dir zu lassen?

SINA: Auf eine vegane Ernährung bin ich 2012 umgestiegen. Das hat sich zum Teil mit der schlimmsten Phase meiner Essstörung überschnitten, war aber zum damaligen Zeitpunkt eine rein ethische Entscheidung. Mit meiner Ernährung per se hatte das da noch nichts zu tun. Allerdings hat mir das enorm geholfen, weil ich mich mal richtig mit Lebensmitteln beschäftigt habe: Wie kauft und kocht man frisch, welche tollen Rezepte gibt es? Vegane Ernährung beinhaltet unheimlich viel frisches Obst und Gemüse. Das hat mir die Angst genommen, bestimmte Sachen essen zu „müssen“, die ich nicht essen wollte, es gab keinen Zwang mehr, jetzt unbedingt die fette Pizza mit Käse oder das Schäuferle zu essen. Veganismus alleine war nicht meine Rettung, aber dafür eine enorme Erleichterung.

NATALIE: Auf was legst du bei deiner Ernährung heute wert, neben dem Offensichtlichen (vegan)?

SINA: Der Veganismus hat mich gelehrt, wie essenziell die Nährstoffe in unserer Nahrung sind. Und das praktiziere ich heute jeden Tag. Nährstoffbewusstsein ist für mich als Ernährungsberaterin natürlich eine Selbstverständlichkeit. Das ist auch wirklich wichtig, aber es gibt keine Verbote. Ich versuche so gut es geht, immer frisch zu kochen, auch mit meiner Tochter in der Küche. Wenn die Prioritäten an einem Tag jedoch mal anders gesteckt werden müssen, dann gibt’s halt zweimal Brot zum Essen für mich. Das ist völlig okay. Insgesamt geht es für mich ja um eine ausgewogene Ernährung und das heißt auch, dass es keine Verbote gibt. Das schließt zum Beispiel Industrie-Zucker ein. Wenn ich jetzt Lust auf das vegane Eis habe, dann wird dieses Gelüst befriedigt und das Eis genossen, oder der Kuchen. Was auch immer. Auch meiner Tochter werde ich niemals etwas verbieten. Wenn sie etwas bestimmtes essen möchte, soll sie das tun.

NATALIE:  Hast du abschließend noch etwas hinzuzufügen, was dir auf dem Herzen liegt?

SINA: Eigentlich nicht, du hast so tolle Fragen gestellt, dass ich nichts mehr hinzuzufügen habe.

NATALIE: Über das Kompliment freu ich mich. Vielen Herzlichen Dank für dieses wundervolle Gespräch!

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Julia

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Schön, dass du da bist. Dieser Text könnte dich sehr berühren. Wenn du eine Essstörung, eine Depression oder Suizidgedanken hast, könnte dieser Text dir gerade nicht guttun. Bitte überlege dir, ob du ihn wirklich lesen möchtest. Hast du Redebedarf? Dann hilft dir vielleicht unser Angebot hier weiter.

Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Klinik für Essstörung: Vorurteile und eigene Erfahrungen

Quelle: privat

Caroline hatte oft das Gefühl, dass sie sich für ihre Klinikaufenthalte schämen muss. In diesem Beitrag räumt sie mit Vorurteilen auf und sagt auch: Kliniken für Essstörungen sind nichts Schlimmes, nur leider auch keine Garantie für dauerhafte Heilung. Was sie erlebt hat.

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Klinik, Krankenhaus, Klapse, Psychiatrie, Psychosomatik, Therapie-Zentrum…, wer lange genug sucht, findet noch eine Menge mehr Begriffe für den Ort, an den jemand geht, der Zuhause nicht mehr seiner Essstörung fertig wird. Und gleich vorweg: Es ist kein Versagen, sich Hilfe zu holen, Hilfe zu bekommen oder anzunehmen.

Zu mir und meinen Aufenthalten: Ich selbst war zweimal in Psychosomatischen Kliniken, die auf Essstörungen spezialisiert waren. In der ersten, Anfang 2018, war ich sieben Wochen stationär. Das heißt, ich habe in der Klinik gewohnt und meine Familie nur am Wochenende gesehen. In der zweiten Klinik war ich Anfang 2019 nochmals zwölf Wochen stationär. Falls du gerade selbst überlegst, ob eine Klinik das richtige für dich ist, findest du hier unkompliziert Rat und Hilfe.

Vorurteile gibt es in vielen Bereichen, bloß habe ich das Gefühl, es gibt besonders viele rund um Kliniken. Die unten aufgeführten Vorurteile sind mir so oder so ähnlich auch begegnet. Ob in meinem Freundeskreis, in der Schule oder bei Verwandten. Bei mir kam dann immer das Gefühl auf, dass man mich nicht versteht, dass Kliniken „komisch“ sind oder dass ich mich dafür schämen müsste. Deshalb möchte ich nun versuchen, mit einigen dieser Vorurteile aufzuräumen.

Beispielsweise, dass…

… man in einem Stuhlkreis sitzt und alle zur Begrüßung im Chor deinen Namen sagen – so wie bei den Anonymen Alkoholikern.

Das kann ich nach meinen persönlichen Erfahrungen nicht bestätigen. Es gibt Gruppentherapie, wo auch meist in einem Kreis gesessen wird, das allerdings nur, damit man allen zuhören kann. Diese „typische“ Begrüßung ist mehr ein verbreiteter Filmmythos, der noch dazu ziemlich einstudiert wirkt.

… man mit Essen vollgestopft wird und dann nach Hause geht.

Für Außenstehende mag es immer so einfach klingen: Gibt den Menschen doch einfach was zu essen, und alles ist wieder gut. Allerdings ist das „nicht essen wollen“, meist nur ein Symptom. Dahinter steckt eine psychische Erkrankung. In einer Klinik geht es aber trotzdem auch darum, wenn es nötig ist, wieder ins Normalgewicht zu kommen. Dies ist ganz individuell nach Größe und Alter berechnet. Und ja, dafür muss man essen, allerdings nicht in übermäßigen Mengen oder nur Fast Food. Man wird wieder an ein normales Essverhalten mit geregelten Zeiten gewöhnt. Für einige ist ein Bestandteil des Aufenthalts die Gewichtszunahme, für mich war es das damals auch. Allerdings ist das nicht das einzige Ziel, sondern vor allem die Therapie und das Herausfinden der Hintergründe, warum man in die Essstörung gerutscht ist.

… man rauskommt und dann geheilt ist.

Auch das kann ich nur nach meinen persönlichen Erfahrungen beschreiben. Jeder Mensch braucht seine individuelle Zeit. Trotzdem ist eine Klinik auch nur Schritt auf einem langen Weg der Besserung. Auch mein Umfeld hat gedacht, dass ich wieder die bin, die ich vorher war, wenn ich den Aufenthalt beende. So, als wäre nichts gewesen. Das ist allerdings nicht möglich. Man verändert sich in diesem Prozess, was auch gut ist. Manche brauchen keine Klinik, damit es besser wird. Manche brauchen, zwei, drei oder mehr Anläufe. Die Klinik ist wie eine Glocke, ein sicherer Hafen, ein Paralleluniversum. Zuhause ist dann die Aufgabe, das Gelernte umzusetzen.

… man dort nur unter „Gestörten“ und „Verrückten“ ist.

Auch das habe ich oft gehört. Man lebt dort mit Menschen, die ähnliche Probleme haben wie man selbst. Wie in einer Schulklasse kann man dort sehr gute Freunde finden, aber auch Menschen treffen, die man danach nie wiedersieht. Jeder hat mit seinen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber man ist so viel mehr als seine Krankheit und definiert sich deshalb ja nicht nur dadurch. Es kann helfen, mit Menschen zusammen zu sein, die deine Ängste und Sorgen teilen, die vielleicht besser nachvollziehen können wie es dir geht, als dein Umfeld Zuhause. Es kann aber auch anstrengend sein, tagtäglich mit den Problemen von anderen konfrontiert zu sein.

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Kliniken sind nichts Schlimmes

Was ich damit ausdrücken möchte: Kliniken sind nichts Schlimmes, nur leider auch keine Garantie für dauerhafte Heilung. Rückfälle gehören dazu, das habe ich selbst auch erfahren. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Trotzdem heißt das nicht, dass man Angst vor einem stationären Aufenthalt zu haben braucht. Es sind Erfahrungen, es gibt dir Hilfestellung und du befasst dich nochmal ganz anders mit dir und deinen Problemen.

Falls du selbst in nächster Zeit in eine Klinik gehst: Versuche dich darauf einzulassen. Es ist eine Chance, etwas zu verändern. Nur du selbst kannst die Entscheidung treffen, gesund zu werden, niemand kann das für dich tun.

Falls du jemanden in deinem Umfeld hast, der in eine Klink geht: Versuche, ihm einfach zur Seite zu stehen, und verteufle die Klinik nicht von vorneherein. Dies verunsichert ungemein, und kann alles noch viel schwieriger machen.

Mir selbst hat vor allem mein zweiter Aufenthalt sehr viel gebracht. Beim ersten Mal in einer Klinik war ich davon überzeugt, gesund zu sein, ohne mein Zielgewicht erreicht zu haben. Ich wollte alles alleine schaffen.

Auf’s Gesundwerden fokussieren

Beim zweiten Mal habe ich dann bis zum Ende durchgezogen, und bin danach nicht sofort wieder in alte Muster zurückgefallen. Man ist in einer Klinik in einer ganz neuen Umgebung, und kann sich nur auf sich und aufs Gesundwerden fokussieren. Durch Arbeits- oder Schulstress wird das oft hintenangestellt. Auch ist es für mich persönlich, und auch für viele andere gut gewesen, diese Menge an Gewicht mit ständiger Unterstützung zuzunehmen. Es dauert nämlich eine Weile, sich mit seinem „neuen“ Gewicht abzufinden.

Seid ehrlich zu euch!

Aber auch für Leute mit Bulimie oder Binge-Eating-Störung, wo kein Untergewicht im Spiel ist, kann ein Klinikaufenthalt ratsam sein. Die Verantwortung wird erstmal von einem genommen und dir Schritt für Schritt wieder zurückgeben. Du wirst auf deinen Alltag vorbereitet. Die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) ist eine Sucht, bei der es zu Heißhunger-Attacken kommt. Es werden in kurzer Zeit große Menge an Nahrung konsumiert, die durch Erbrechen, exzessiven Sport oder Abführmittel ausgeglichen werden. Bei Binge Eating wiederum hat man selbst nicht mehr die Kontrolle über sein Essverhalten und konsumiert eine große Menge Nahrung in kürzester Zeit. Dabei werden allerdings keine gewichtsreduzierenden Maßnahmen.

Ein letzter Rat von mir: Seid ehrlich zu euch! Nur dann könnt ihr die Essstörung hinter euch lassen. Leugnen und Verheimlichen, wie es einem geht und wie es läuft, trägt nur zur Aufrechterhaltung der Krankheit bei.

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Julia

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