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Quelle: Anna Tarazevich

„Aber ich war doch immer eine gute Freundin!“ - Ein Gespräch mit der Magersucht

Quelle: privat

Melli

Was geht einem Menschen eigentlich durch den Kopf, wenn die Stimme der Essstörung laut wird?  Zum Heilungsprozess gehört es für InCogito-Autorin Melli dazu, sich mit diesen Denkmustern auseinanderzusetzen und zu unterscheiden, was der Magersucht zuzuschreiben ist und was ihrem gesunden Anteil. Daraus entstanden ist eine Seite voller Widersprüche, welche folgenden Dialog ergeben könnten:

 

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Ich: „Das war ein anstrengender Arbeitstag. Am liebsten würde ich jetzt eine kurze Pause machen und einen kleinen Snack essen, bevor ich weiter fahre zu meinem Freizeithobby. Das ist ja auch nicht gerade erholsam, sondern körperlich anstrengend.“

Magersucht: „Ähm… Entschuldige mal, aber du möchtest etwas essen?! Nachdem du den ganzen Tag im Büro gesessen hast und mittags auch noch in der Kantine warst??? Hast du dein Schritteziel denn überhaupt schon erreicht?“

„Was willst du denn hier? Ich hätte im Moment eigentlich gerne meine Ruhe. Kannst du heute vielleicht…“

„BITTE? Ich helfe dir gerade, deine Laune zu bessern und dich vor einem Schock zu bewahren, wenn du heute Abend auf die Waage schaust, und du maulst mich an? Jetzt schau auf deine Smartwatch und beantworte meine Frage!“

„Ich möchte heute einfach nur mal deine nervige Stimme nicht hören müssen. Aber mit der Waage hast du schon recht, das stört mich immer sehr… Ah, aber schau, das Schritteziel habe ich heute schon erreicht!“

„Tsss… Du weißt haargenau, dass das Erreichen des Schritteziels alleine nicht ausreicht, bei der Menge, die du täglich in dich reinstopfst. Also, hopp, hopp, umziehen und weiter geht´s! Und es wird vorher nichts mehr gegessen!“

„Aber ich habe Hunger… Du weißt doch, dass wir im Büro immer schon früher zum Mittagessen gehen… Und besonders groß war meine Portion nun auch wieder nicht.“

„Dafür hast du im Nachgang noch einen Müsliriegel verdrückt, ich meine, einen MÜSLIRIEGEL! Am Nachmittag! Wo kommen wir denn da hin?“

„Ach, LASS MICH DOCH EINFACH IN RUHE UND ERINNERE MICH NICHT NOCH DARAN!“

„Was soll denn das? Warum gehst du mich so an? Ich war immer eine gute Freundin, stets an deiner Seite, immer für dich da, in guten wie in schlechten Zeiten. Gemeinsam hatten wir viele tolle Erlebnisse. Und das ist nun der Dank dafür? Komm, stell dich auf die Waage, wenn du sowieso schon im Bad bist.“

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„Hrrmpff… Du hast ja recht. Tut mir leid. Aber da, schau. Ich wiege schon ziemlich wenig, meinst du nicht?“

„Naja, ein bisschen weniger könnte es schon noch sein. Nur noch ein kleines bisschen, dann passt es.“

„Meinst du wirklich? Mir geht es im Moment echt nicht gut, und ich glaube, da gibt es einen Zusammenhang…“

„Weißt du, was ich glaube? Dass du dir das alles nur wieder schlimmer redest, als es eigentlich ist. Ein bisschen Kopfschmerzen wegen des Wetters – schon bildest du dir wieder ein, es sei weil du zu wenig getrunken oder gegessen hast. Dein Herz klopft ein wenig – ach, was weiß ich, was mit dem los ist, aber beschweren kann es sich jedenfalls nicht, bei der Menge an Sport, die du treibst. Also, alles mindere Sorgen!“

„Ich bin mir nicht sicher, ob man das wirklich so abhandeln kann. Schließlich hat mich das bisschen Herzklopfen beinahe in die Knie gezwungen und die Kopfschmerzen arten in einem solchen Schwindel aus, dass ich fast umkippe! Aber vielleicht hast du recht… vielleicht bilde ich mir das nur ein…“

„Meine ich nämlich auch. Und jetzt kommt. Wir halten uns hier schon wieder viel zu lange auf.“

„Andererseits… was, wenn ich mir dich auch nur einbilde? Deine Forderungen? Wo soll das hier denn noch hinführen? Haben wir überhaupt noch ein Ziel? Ich denke, das Leben hätte noch mehr für mich übrig als dieses Hamsterrad, in dem wir beide uns nun schon so lange bewegen!“

„Pass auf, was du da sagst! Willst du etwa zunehmen??? Willst du dick und fett werden? Dein einziges Lebensziel verlieren, alles wofür du solange gekämpft hast? Wird man dich überhaupt noch ernstnehmen, dich beachten, wenn du auf einmal dastehst und nicht mehr die Person bist, die du heute bist?

„Heute fühle ich mich wie ein Versager. Morgen könnte ich glücklich sein. Ich könnte die Person sein, die ich immer gerne sein wollte und die Dinge tun, die ich aus Herzen gerne tun will und nicht weil du mir sagst, dass ich sie tun muss! Ich könnte frei sein.“

„Und warum bist du es dann nicht? Warum hängst du nach wie vor so sehr an mir, wenn es wirklich dein Wunsch ist, frei zu sein?“

„Es gab einmal eine Zeit, in der ich dich wirklich gebraucht habe. Was der Grund dafür war, kann ich mir bis heute selbst nicht erklären, aber vielleicht finde ich es eines Tages heraus. Jedenfalls warst du in dieser Zeit für mich da, und ich konnte mich ablenken. Aber jetzt hat sich das Ganze als Fehler herausgestellt. Ich bin ja regelrecht abhängig von dir geworden, und auf Dauer tut mir das nicht gut. Ja, um es offen und ehrlich zu sagen: Du schadest mir.“

„So einfach werde ich aber dennoch nicht aufgeben, das ist dir klar, oder? Denn ich brauche deine Lebenskraft, um selbst zu leben.“

„Ich weiß. Und ich bin auch noch gar nicht bereit, dich von heute auf morgen gehen zu lassen. So einfach ist das nicht. Dafür haben wir zu viel gemeinsam durchgemacht. Aber ich kann dich Stück für Stück ziehen lassen. An manchen Tagen wird es mir leichter fallen als an anderen, aber es zählt, dass ich den Willen dazu habe.“

„Aber ich werde kämpfen, um bei dir bleiben zu können.“

„Das kannst du gerne versuchen. Und ich weiß, dass ich mich in manchen Momenten nicht dagegen werde wehren können. Trotzdem musst du dich damit abfinden, dass ich dir irgendwann Lebewohl sagen werde.“

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Quelle: @binesteindor

Bine Steindor: „Du bist immer wertvoll“

Dilnoza

Die 26-jährige Content Creatorin Bine Steindor ist letztes Jahr nach Schweden ausgewandert und lebt dort mit ihren 4 Hunden und 4 Katzen in einem ruhig gelegenen Haus. In einem Interview habe ich mit ihr über Achtsamkeit, Selbstakzeptanz, Ängste, mentale Gesundheit und ihr Buch geredet.

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Auf deinem Instagram Profil berichtest du sehr offen darüber, dass du in therapeutischer Behandlung bist. Wie lange hat es für dich gedauert, bis du diese Hilfe von außen annehmen konntest? Und wie lange hat es gedauert, bis du dich auf diese Weise mitteilen konntest?

„In meinen frühen Zwanzigern suchte ich eine Therapeutin auf, das war zu Beginn meiner Ausbildung. Ich glaube, auf diesen Platz habe ich etwa 4 Monate gewartet. Rückblickend muss ich sagen, dass ich viel über meine Ängste gesprochen habe, aber noch nicht so weit war, tiefer in die Thematik einzusteigen. Das war mir erst mit meiner aktuellen Therapeutin möglich, mit der ich nun über mein Trauma spreche. Auf diese Therapie musste ich etwa 6 Monate warten. Da ich mich bei ihr wohler fühle, fiel es mir leichter, offen mit ihr zu sprechen. Ein entscheidender Punkt ist auch, dass das Verhältnis zu meiner Therapeutin sehr vertraut ist, was mir hilft, mich mehr zu öffnen und mitzuteilen.“

Du teilst auch sehr intime Momente auf deinem Profil, zum Beispiel, wenn du wieder deine Ängste spürst. Ist das Teil deiner Therapie? Inwiefern hilft es dir selbst, dass du mit anderen darüber sprichst?

„Es ist kein Teil meiner Therapie. Bevor ich offen mit meinen psychischen Erkrankungen, insbesondere meinen Ängsten umgegangen bin, wusste ich, dass ich mein Inneres versteckte. Ich versuchte, meine Ängste unter Kontrolle zu haben und habe, wenn überhaupt, nur mit meinen engsten Vertrauten darüber gesprochen. Als ich dann offen auf Instagram darüber sprach, begann ich gleichzeitig, in meiner Offline-Welt offen und transparent damit umzugehen. Das bedeutet nicht, dass ich jedem alles erzähle, aber ich gehe offen damit um, dass ich Ängste habe. Dieser Schritt war für mich sehr wichtig, da ich mich seitdem befreiter fühle. Und ich konnte endlich ich selbst sein, vor allem in meiner Offline-Welt.“

Es ist für viele Menschen sehr schwer, sich selbst zu akzeptieren so wie man ist. Aus deinen Instagram Beiträgen kann man erkennen, dass du mittlerweile dich selbst und deine Ängste annehmen kannst. Wie hast du deine Selbst-Akzeptanz und deine Selbstliebe gefunden? Wie zeigst du deine Wertschätzung dir selbst gegenüber?

„Ich bemühe mich häufig daran zu erinnern, gut zu mir selbst zu sein. Oft stelle ich mir vor, dass eine gute Freundin dasselbe Problem hat wie ich. Was würde ich ihr sagen? Dann fällt mir oft auf, dass ich mit ihr viel wohlwollender spreche, als mit mir selbst. Dadurch reflektiere ich meinen harschen Umgang mit mir selbst und gebe mir gleichzeitig die Chance, ebenso wohlwollend mit mir umzugehen. Mir ist bewusst geworden, dass ich meine Ängste nicht „besiegen“ oder wegdrücken kann. Sie sind einfach da. Und je mehr ich versuche, sie wegzudrücken, desto schlechter geht es mir. Für mich fühlt es sich so an, als würde ich, wenn ich versuche meine Ängste wegzudrücken, gleichzeitig einen Teil von mir selbst verleugnen und nicht annehmen. Denn meine Ängste sind immer da, mal leiser und mal lauter.“

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Als Social Media Creatorin bist du auch der Öffentlichkeit „ausgesetzt“, wenn du dich mitteilst, denn du bekommst ja auch mal fiese Kommentare und Nachrichten zugeschickt. Hat das noch Auswirkungen auf deine psychische Gesundheit und wenn ja, welche?

„Mit dieser Situation komme ich sehr schlecht zurecht. Ich nehme mir vieles zu Herzen und verspüre das Bedürfnis, mich zu rechtfertigen, obwohl ich das insbesondere gegenüber einer fremden Person nicht tun müsste. Es gibt Momente, in denen ich sogar einen ganzen Tag darüber nachdenke.“

Wie bist du am Anfang damit umgegangen und wie gehst du heute damit um? Was hat sich für dich selbst in deiner Entwicklung diesbezüglich verändert?

„Zu Anfang habe ich auf negative Nachrichten geantwortet. Jetzt jedoch ignoriere ich die meisten fiesen Nachrichten und lösche diese. Die Möglichkeit, diese bösen Nachrichten zu löschen, stellt für mich eine Art imaginäre Grenze dar. Dadurch schütze ich mich selbst. Mein erster Impuls ist jedoch immer, ein Gespräch mit den Absendern zu beginnen, aber ich erinnere mich daran, dass es mir danach oft schlechter geht als zuvor.“

Bei InCogito geht es vielen Betroffenen auch sehr um die Angst zuzunehmen, wenn sie Heilung zulassen. Du sprichst sehr offen über deine Gewichtszunahme als Nebenwirkung deiner Medikamente. Welchen Einfluss hat das auf dein eigenes Selbstbild?

„Ehrlich gesagt? Nicht gut. Am Anfang meiner Gewichtszunahme habe ich mich nicht schön gefühlt. Ich dachte mir: „Wie hässlich ich bin. Ich bin so dick.“ Dies wurde insbesondere immer wieder ausgelöst, wenn ich mich in einer Umkleidekabine eines Bekleidungsgeschäfts umzog. Jetzt habe ich jedoch erkannt, dass dies die Nebenwirkungen meines Medikaments sind. Ich möchte diese nicht ändern, da sie mir sehr helfen. Ich versuche, meinem Körper regelmäßig zu danken, für all das, was er für mich leistet. Dafür, dass er mich durchs Leben trägt und dass ich Nahrung aufnehmen kann. Ich habe mit Joggen angefangen und fühle dadurch meinen Körper stärker. Gerade befinde ich mich an einem Punkt, an dem ich mich selbst und meinen Körper mehr akzeptieren kann.“

Bines 5 wichtigste Learnings beim Thema psychische Gesundheit

  1. Es ist okay sich Hilfe und Unterstützung zu suchen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du diese brauchst.
  2. Dass deine Gefühle dir immer etwas mitteilen möchten. Sie sind, wie Wegweiser, die dir zeigen, was dir wichtig und nicht so wichtig ist.
  3. Dein Wert ist nicht abhängig von einer Zahl. Unabhängig, was deine Kleidergröße, Gewicht oder deine Schulnote ist. Du bist immer wertvoll. Und auch, was andere Menschen über dich denken hat nichts mit dir zutun und ändert nicht deinen wert.
  4. Es in Ordnung und wichtig Grenzen zu setzen. Um dich selbst zu schützen, ist es wichtig, dich von Situationen und Personen zu distanzieren. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Selbstfürsorge und stärkt deinen Weg zu persönlicher Resilienz und Wohlbefinden.
  5. Feiere die kleinen Schritte, denn diese sind ebenso Fortschritte. Am Ende summieren sich diese kleinen Fortschritte zu großen Veränderungen. Und versuche auch stolz auf dich zu sein, wenn du versucht hast dich deinen Ängsten zu stellen. Der Versuch alleine schon, ist schon mal ein erster Schritt.

Im vergangen Jahr hat Bine Steindor zu diesen Themen ein Buch geschrieben und herausgebracht.

„Ich habe das Buch für junge Menschen geschrieben, die sich in ihrem Leben manchmal hilflos fühlen. Es soll vermitteln, dass jeder Mensch in seinem eigenen Tempo wächst und blüht und dass dieses Buch dich dabei unterstützt, dich selbst besser kennen- und akzeptieren zu lernen. Es gibt auch ein Kapitel, das sich dem Thema Angst widmet.“

Notiz an mich: Ich bin genug

Buch liegt auf TischQuelle: Alina BarthQuelle: Alina Barth

„Du bist genau richtig, so, wie du bist!

Hast du manchmal das Gefühl, dass dieser Satz nicht stimmt? Vergisst du im stressigen Alltag fürsorglich und liebevoll mit dir selbst umzugehen? Stellst du deine eigenen Bedürfnisse häufig hintan, um die Erwartungen anderer zu erfüllen? Dann ist dieses Buch für dich.

Es unterstützt dich dabei, dich selbst mit allen Stärken und Schwächen kennen- und akzeptieren zu lernen. Es möchte dir helfen, achtsam mit den Herausforderungen umzugehen, denen man als junger Mensch begegnet, und auch die kleinen Erfolge im Leben wieder zu feiern. Denn jede:r von uns wächst in einem eigenen Tempo und blüht zu einer anderen Zeit, aber jede:r hat es verdient, ein Leben voller Glücksmomente zu führen.“

Es ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt.

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Quelle: Alina Barth
Alina Barth mit Buch in der Hand

Mein Leben kann nicht so weitergehen, wenn ich leben möchte

PersonQuelle: Privat

Lilli

In dieser großen weiten Welt gibt es bestimmt viele Menschen, die gerade eine schwierige Phase durchleben. Jede:r einzelne von ihnen sollte die Chance haben, solche Phasen mit Hilfe durchzustehen, an ihnen zu wachsen und dadurch irgendwann mit sich ins Reine zu kommen. Alina erzählt uns in einem Interview von ihrer persönlichen Erfahrung mit ihrer einstigen Erkrankung.

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Eine ehemalige Betroffene namens Alina

„Liebevoll, aufrichtig, aufgeschlossen und ehrgeizig“ – so würde sich die junge Frau und seit neuestem auch Buchautorin Alina Barth (@_lariba) in vier Worten beschreiben. Momentan macht sie ihren Master in Wirtschaftsrecht, um sich weiterzubilden und arbeitet nebenbei in der Verwaltung. Das Lernen hat ihr schon immer viel Freude bereitet.

Vor allem ist sie sehr stolz darauf, dass sie lernen durfte, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, um so ihrer ehemaligen Erkrankung, der Magersucht, den Rücken zuzukehren.

Junge Frau sitzt in NaturQuelle: Alina BarthQuelle: Alina BarthBesonders das Reisen nimmt in Alinas Leben einen großen Teil ein, da es ihre absolute Leidenschaft ist. Es trägt dazu bei, dass sie durch die neu erkundeten Länder und Kulturen wachsen kann und erfüllt sie mit vielen positiven Gefühlen. Diese Gefühle verspürte sie jedoch nicht immer in ihrem Leben.

Mit 13 Jahren: Die Flucht in die Magersucht

So viele Menschen es geben mag, so viele verschiedene Gründe gibt es auch, eine Essstörung zu entwickeln. Bei Alina haben viele kleine Lebensumstände wie der Ehrgeiz während ihrer Schulzeit, aber auch mental schmerzhafte Erfahrungen in ihrem Freundeskreis dazu beigetragen, dass sie, wie sie sagt „schlichtweg flüchten wollte“. Ihre Flucht, weg von Gefühlen, führte sie hinein in die Magersucht.

Wenn du genauer wissen möchtest, was Magersucht eigentlich ist, dann kannst du gerne in unseren Blogbeitrag „Magersucht – Das steckt dahinter“ schauen.

„Wie fühlt sich etwas an, was dir dein Leben rettet, dich aber gleichzeitig dem Tod näherbringt?“ Ein „safe place“, der ihr Halt gab – da war sie nun, ihre stetige dunkle Begleiterin, die Magersucht. Sie gab Alina das Gefühl, Herrin über ihren eigenen Körper zu sein und ertränkte ihre psychischen Schmerzen, die sie zu dieser Zeit häufig fühlte. Die Magersucht gab ihr ein Gefühl der Stärke, während sie in ihrer Außenwelt die Dinge, die ihr diese Schmerzen bereiteten, nicht steuern konnte. Immer kreisten dieselben Gedanken in ihrem Kopf: „Wie viel habe ich heute schon gegessen? Wie viele Kalorien haben die Lebensmittel, die ich esse? Wie viel wiege ich heute?“

Ein Alltag von dem sich Alina erhoffte, abends die Bilanz „zufriedenstellend“ ziehen zu können – Fehlanzeige. Nichts mehr konnte sie genießen. Die Schmerzen tief in ihrem Inneren verwandelten sich in ein Meer von Traurigkeit und sie hatte das Gefühl, in ihrem Teufelskreis völlig allein zu sein. Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis sie gegen die zahlreichen negativen Gedanken und Gefühle ankämpfen konnte, aber ehrgeizig war sie eben schon immer.

Der Weg der Heilung

Natürlich wollte Alina nichts lieber als gesund werden, frei von der Last der Magersucht sein. Aber trotzdem fürchtete sie sich: „Wer bin ich ohne die Magersucht?“

Lange Zeit hinderten diese Gedanken Alina daran, Heilung zuzulassen, aber irgendwann stand sie an der Startlinie ihrer Genesung – nachdem ihre Eltern sie nach drei schweren Monaten zu einer Kinderärztin brachten und diese Alina nach weiteren drei Monaten in ein Krankenhaus einwies. Da der Handlungsbedarf bei Alinas Essstörung nicht zu übersehen war, erhielt sie glücklicherweise direkt einen verfügbaren Platz und befand sich ungefähr sechs Monaten nach Beginn ihrer Magersucht auf ihrem persönlichen Heilungsweg – in ein Leben ohne Magersucht: „Ich wollte nicht jeden Abend ins Bett gehen und nicht wissen, ob ich am nächsten Morgen wieder aufwachen würde.“

Zwar konnte sie sich dort körperlich langsam erholen, mental jedoch brauchte sie noch lange Zeit.

Natürlich wünscht sich jede:r Betroffene:r tief im Inneren ein Leben ohne eine Essstörung. In den meisten Fällen ist eine Essstörung ohne Hilfe jedoch nur schwer zu überwinden. An ihrem persönlichen Tiefpunkt, als es einfach keinen anderen Ausweg mehr gab, entschied Alina für sich, sie muss jetzt Hilfe annehmen, sonst ist es zu spät.

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Rückschritte sind okay

Die junge Frau ist fest davon überzeugt, dass die Genesung von einer Essstörung möglich ist, wobei jeder Heilungsweg anders aussieht und vor allem auch nicht geradlinig verlaufen muss. Sie findet:

„Die Essstörung an einigen Tagen zu vermissen ist okay. Zu zweifeln ist okay.“

Die Magersucht hat seit geraumer Zeit den großen Platz, welchen sie einst in Alinas Leben eingenommen hatte, verloren. Zwar ist diese Suchterkrankung Teil ihrer Lebensgeschichte, Einfluss auf ihr Essverhalten hat sie jedoch keinen mehr.

„Ich wollte wieder frei sein, lieben, lachen, glücklich sein. […] Darauf bin ich sehr stolz.“

Die Selbstfindung kann gelingen

Bewusstsein schaffen, das war für Alina damals das A und O. Sich bewusst damit auseinanderzusetzen, warum die Essstörung überhaupt zu diesem Zeitpunkt aufgetreten ist und warum immer dieselben negativen Gedanken im Kopf umherkreisten.

Ein ganz wichtiger Aspekt, welcher ihr auf ihrem Heilungsweg viel Kraft und Verständnis verschafft hat, war die aktive Arbeit an sich selbst und an ihrem Trauma, die jedoch erst Jahre später und ohne Hilfe von außen einsetzte – in diesem Zusammenhang schrieb sie auch ihr Buch. Einen Blick ins Innere werfen, sich selbst erst mal so richtig in jeder einzelnen Facette kennenlernen, sich zu akzeptieren, wie man ist und vor allem, sich selbst und das Leben lieben zu lernen. Das loslassen, was einen nur runterzieht und die Gedanken im Kopf negativ werden lässt: „Hierzu zählt beispielsweise auch die Waage.“

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Drei Reminder – Von Alina, für deinen persönlichen Heilungsweg

  • Nie sollte das Ziel, die Essstörung loszuwerden, aus den Augen verloren werden.
  • Auch kleine Hürden zu überwinden, stellt einen großen Erfolg im Kampf gegen eine Essstörung dar.
  • Sei stolz auf dich!

Body Up! Dein 100 TageBuch

Buch liegt auf TischQuelle: Alina BarthQuelle: Alina Barth

In Alinas Herzensprojekt, dem Tagebuch für Betroffene von Essstörungen, findest du viel Platz für Selbstreflexionen, persönliche Erfahrungen und Tipps, Input einer Psychologin, Tracker und wundervolle Motivationssprüche.

 

Vielleicht kann auch dir dieses TageBuch auf deinem Heilungsweg aus einer Essstörung eine Stütze sein und dazu beitragen, dich selbst lieben zu lernen.

Es ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt und über diese Website: https://dein100tagebuch.wixsite.com/bodyup

Die Facetten von Einsamkeit

PersonQuelle: Privat

Lilli

Social Media, Liebeskummer oder Kontaktbeschränkungen – Einsamkeit kann viele Gründe haben. Vielleicht hast du sie auch schon mal gespürt: Einsamkeit. Sie kann jeder und jedem einmal begegnen, egal, ob jung oder alt. Dieses Empfinden ist alles andere als schön und es in Worte zu packen ist noch viel schwieriger.

 

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Was ist das eigentlich, diese Einsamkeit?

Wahrscheinlich ist dieses Gefühl gar nicht ganz eindeutig zu definieren und wir alle verstehen unter Einsamkeit etwas anderes. Jede:r von uns hat wahrscheinlich eine relativ konkrete Vorstellung und auch ein Bedürfnis, gesellschaftlich eingebettet zu sein. Wie unterschiedlich diese Vorstellungen sein können, lässt sich schon an den unterschiedlichen Lebensgeschichten eines Menschen ablesen: Während die eine Person mit mehreren Geschwistern aufgewachsen ist und den täglichen Trubel liebt, ist die andere Person lieber allein, aber auch zufrieden damit.

Vielleicht entsteht Einsamkeit also genau dann, wenn man sich die Art und Häufigkeit sozialer Kontakte anders wünscht, als es ist. Also wird in diesem Fall Einsamkeit subjektiv, von Betroffenen selbst, wahrgenommen.

Es kann auch nicht von DIESER EINEN Einsamkeit die Rede sein, weil sie so viele verschiedene Facetten besitzt. Je nach Empfindung einer speziellen Einsamkeit, können unterschiedliche Gründe als Auslöser dafür in Frage kommen:

  • Emotionale Einsamkeit: Person/Bindung fehlt, der man vertrauen kann
  • Soziale Einsamkeit: Beziehungen zu Freund:innen/Familie fehlt
  • Kollektive Einsamkeit: Zugehörigkeit zu einer Gruppe fehlt
  • Kulturelle Einsamkeit: Kulturelle/sprachliche Umgebung fehlt
  • Physische Einsamkeit: Körperliche Nähe fehlt

Allein sein und Einsamkeit – ist das dasselbe?

Oft werden die beiden Begriffe allein sein und Einsamkeit verwendet, um dasselbe auszudrücken. So richtig ist das jedoch nicht:

Wenn nämlich vom „allein sein“ gesprochen wird, kann eine bewusste Entscheidung gemeint sein, dass jemand allein sein will. Das ist an sich erstmal gar nicht schlimm – so kann ein Spaziergang allein in der Natur etwas Positives für dich selbst sein, da du dabei vielleicht entspannst und die Ruhe genießt, um aus dem Alltagsstress herauszukommen.

Einsamkeit hingegen ist etwas, das von Betroffenen als unfreiwillig und gar schmerzhaft empfunden wird.

Einsamkeit in Zahlen und Fakten

Einsamkeit ist keinesfalls eine klar erkennbare Krankheit, die von Ärzt:innen diagnostiziert werden kann. Mit Betroffenen sprechen oder allgemein nachfragen, ob sich jemand einsam fühlt, das funktioniert. Vielleicht werden wir erst in ein paar Jahren die Folgen der psychisch belastenden Corona- Pandemie zu Gesicht bekommen. Es gibt aber jetzt bereits Studien und Zahlen, welche die unschöne Wahrheit widerspiegeln:

  • In einer Online-Befragung (knapp 7.000 Befragte) der Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main gaben 60,7 Prozent der 15- bis 30-Jährigen an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen.
  • In einer weiteren Online-Befragung (knapp 5.000 Befragte) der Ruhr-Universität Bochum und der Humboldt Universität zu Berlin wurde deutlich, dass sich die Altersgruppe zwischen 15 und 30 Jahren mit am einsamsten während der Corona-Pandemie fühlte.

Einsamkeit ist keinesfalls ein Phänomen, welches nur am Rande in Erscheinung tritt. Bereits vor der Corona-Pandemie waren in Deutschland viele Menschen davon betroffen. Auch im Jahr 2017 zählten die unter 30-Jährigen mit 14,5 Prozent zu einer der Risikogruppen. Die pandemiebedingten Gegebenheiten könnten diesen Trend weiter beschleunigen.

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Folgen von Einsamkeit: Von Traurigkeit bis Depressionen

Die Auswirkungen von Einsamkeit können gravierend sein und dann zum Problem werden, wenn du dauerhaft mit diesen negativen Gefühlen zu kämpfen hast. Das kann sich nicht nur schlecht auf dein Sozialleben und deine Leistungen in Schule oder Arbeit auswirken, sondern auch auf deinen Körper und deine Psyche, sodass deine Gesundheit stark darunter leiden kann.

Einsamkeit überwinden – Tipps gegen „einsam sein“

ACHTUNG: Es gibt nicht DIE eine Methode, die Wunder bewirken kann und deine Einsamkeit im Nu wegzaubert. Einsamkeit hat viele Gesichter, welche unterschiedlich von Betroffenen wahrgenommen werden. Was jedoch immer gut ist, ist Hilfe und Unterstützung. Dafür gibt es einige Hilfs- und Beratungsangebote wie beispielsweise die Nummer gegen Kummer, an welche du dich jederzeit wenden kannst, wenn du Sorgen hast.

Offenes Buch in welches geschrieben wirdQuelle: Ylanite Koppens/Pexels

Wenn du dich selbst häufig einsam fühlst, dann kann es hilfreich sein:

  • einen geregelten Schlafrhythmus zu finden
  • Rituale in deinen Alltag zu integrieren
  • einen Plan für jeden Tag zu erstellen, an welchem du dich orientieren kannst
  • oder sich mit Freund:innen zu treffen, denen es vielleicht genauso geht wie dir
  • gemeinsam eine Runde an der frischen Luft gehen, ist hier immer eine gute Idee
Hände übereinanderQuelle: Andrea Piacquadio/Pexels

Wenn du selbst vielleicht gar nicht einsam bist, du jedoch mitbekommst, dass ein:e Freund:in einsam ist, dann kannst du trotzdem aktiv helfen:

  •  habe ein offenes Ohr
  • setze positive Impulse (biete einsamen Freund:innen gemeinsame Aktivitäten an, die gute Laune schaffen, z.B. Sport machen, Kochen, Backen oder Meditieren)
  • und verweise darauf, dass auf deine Unterstützung gezählt werden kann

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Instagram: Inspiration oder Manipulation?

Autorin Annabell

Annabell, 23

Annabell ist Teil der 81-Prozent der 20- bis 29-jährigen Unser:innen, die die App Instagram nutzen. Immer wieder fragt sie sich, weshalb ihr die sogenannte Social-App so wichtig ist oder ob sie einfach nur von ihr abhängig ist. Löschen, runterladen, swipen – ein Text über DIE Zerreiß-App.

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Im Jahr 2022 belegt Instagram den dritten Platz der meist genutzten Social-Media-Plattformen in Deutschland – nach WhatsApp und Facebook. Auch ich nutze sie. Phasenweise. Um eigene Storys oder Posts hochzuladen. Von meinem Urlaub am Meer. Von meinen neuesten Bildern. Für meine Freunde. Das finde ich nicht problematisch. Das stört mich nicht.

Was mich aber stört, ist, dass ich vielen verschiedenen Accounts folge, die mich scheinbar interessieren, gar inspirieren. Aber tun sie das wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Mir ist aufgefallen, dass die Zeit, die ich auf Instagram verbringe schnell mehr und mehr wird. So unbewusst. Da die App ja auch ganz bewusst so konzipiert ist, dass man weiter und weiter swipet und die Zeit dabei ganz vergisst. Und je länger die App geöffnet ist, desto mehr Werbung wird in den Feed eingespeist. Umso größer der Gewinn für Meta, den Mutterkonzern von Instagram.

Instagram als Lückenfüller

Ich erwische mich häufig dabei wie ich mir mit Instagram langweilige Pausen fülle: Die Bahn kommt erst in 4 min? Dann schau ich mir zum Zeitvertreib nochmal schnell auf Insta die neuesten Stories an! Werbung beim Streamen? Insta zeigt mir den neuesten (Bull)Shit. Ich habe das Gefühl, dass meine Hände in solchen Situationen schon völlig automatisiert diese vermaledeite Social-App öffnen. Und das 20- bis 30-mal täglich!

Instagram okay oder Zeitverschwendung?

Ich frage mich bei all diesem unbewussten Konsum von digitalen Inhalten: ist das (für mich) in Ordnung oder bin ich schlicht abhängig von dieser App? Ist das normal, weil es eben so viele tun? Oder ist das dann eigentlich noch viel bedenklicher?

Egal mit wem ich spreche, die Meinungen spalten sich. Auf der einen Seite sind die Komplett-Verweigerer:

„Ich habe Instagram gelöscht, mich immer nur verglichen und es tat mir nicht gut.“

 

Auf der anderen Seite die, die Insta regelmäßig nutzen und den permanenten Digi-Check anderer Leben einfach selbstverständlich finden. Gibt es also nur diese eine Lösung: Ganz oder gar nicht? Und wie ist es für mich: finde ich Instagram in Ordnung, da es inspirierende Seiten hat oder ist es eigentlich eine riesengroße Manipulation eines Riesenkonzerns, der sich vor allem die Vulnerabilität junger Menschen zunutze macht, um Gewinne in Milliardenhöhe einzufahren?

Möchte ich Instagram nutzen oder nicht?

53 Minuten. So viel Zeit verbrachten Nutzer:innen weltweit im Schnitt auf Insta pro Tag im Jahr 2018. Mir ist das zu viel. Ich will nicht fremdbestimmt immer wieder auf mein Smartphone glotzen, mir anderer Leute Fake-Leben reinziehen, nur um mir dann Werbung, die ich manchmal sogar richtig gut finde, reinzuzuiehen, die in mir so einen Mangel auslöst, dem ich mich nicht entziehen kann. Einen Mangel, der mir langsam aber stetig einbläut, dass mir doch etwas fehlt in meinem Leben, um glücklich zu sein. Steter Tropfen höhlt den Stein. Und dann wollte ich es wagen.

Ein Versuch: Ich lösche Instagram

Für zunächst mindestens 4 Wochen wollte ich die App löschen. Gesagt, getan. Erstmal habe ich tatsächlich relativ lange gebraucht, bis ich nicht mehr das Bedürfnis hatte, die App zu öffnen. Meine automatisierte Insta-Hand bemerkte mein Vorhaben erst, als das Insta-Symbol nicht mehr an der gewohnten Stelle auf mein Smartphone aufzufinden war. Da habe ich mein Gehirn gut ausgetrickst. In Gedanken bin ich immer wieder zu den verschiedenen Accounts geschweift, was mir die Vermutung bestätigte, dass ich relativ viel in den Welten anderer hängen geblieben war, indem ich mir ja täglich deren geteilte Lebensinhalte ansah. Ich steckte also in Gedanken bei vielen anderen und deutlich weniger bei mir selbst, in meinem Leben, was mich auf gewisse Weise ja auch von meinem Alltag und persönlichen Themen ablenkte. Was doch erschreckend ist, weil ich meine Zeit gedanklich bei Leuten verbrachte, die ich zum Teil nur online kenne.

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Mein Leben wird ruhiger ohne die Social-App

Nach rund zwei Wochen ohne Instagram stellte sich eine Art Entschleunigung ein: ich konzentrierte mich wieder mehr auf mich, lebte präsenter in meinem Leben und bekam erheblich weniger anderer virtuell mit. Ich war nicht mehr ständig abgelenkt und der Drang ließ nach, die App zu öffnen. In der Wartezeit auf die U-Bahn hing ich ein bisschen meinen Gedanken nach oder beobachtete meine Umwelt (die meisten anderen Menschen starrten in ihr Handy – by the way). Ich fing an, mir morgens und abends bewusst Zeit zu nehmen, um meinen Tag zu reflektieren, Tagebuch zu schreiben, mich mit mir und meinem Leben zu beschäftigen.

Junge Frau formt Herz mit ihren HändenQuelle: Hassan OUAJBIR/PexelsQuelle: Hassan OUAJBIR/Pexels

Vier Wochen später: Nach dem Ohne-Insta-Experiment

Als die vier Wochen vorbei waren, lud ich mir sie wieder runter – die Sucht-App. Sortierte erstmal radikal die Accounts aus, die mich 1. eigentlich gar nicht interessierten, an die ich 2. nicht mehr gedacht habe (so wichtig sind sie offensichtlich nicht und hart ausgedrückt, meine Zeit nicht „wert“) und 3. die mich irgendwie negativ beeinflussten, hemmten, bei denen ich mich verglich etc., aber bisher immer dachte, dass sie mir noch irgendwas „bringen“ und 4. die, die mich nerven. Ich spürte bei jedem einzeln in mich hinein, welchen Mehrwert er mir bringt und entschied nach meinem Bauchgefühl.

Warum ich mir Instagram trotz allem wieder geholt habe? Es ist eine Mischung aus Neugier, Dazugehören wollen und Spaß. Ehrlich:  ich will wissen, was ich „verpasst“ habe, ich sorge mich darum, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein und ich will selbst wieder meine schönsten Bilder mit meinen Freund:innen teilen: Sonnenuntergang am Gardasee, das letzte Mädelstreffen oder die schönen Herbstfotos mit den tollen Farben. Mir macht es Spaß eine Story zu drehen, die passende Musik auszusuchen, ein bestimmtes Gefühl festzuhalten. Und: Smartphones, Apps und Games gehören zur Lebensrealität nicht nur meiner Generation.

Instagram und Lebensqualität?

Der psychologische Mechanismus, der Instagram so erfolgreich macht, ist von seinen Macher:innen raffiniert ein- und umgesetzt. Aber bringt sie mich für mein Leben wirklich weiter? Oder wird vor allem mein virtueller Freundeskreis erweitert, meine bewusste Wahrnehmung getäuscht und das was mir angezeigt wird, doch relativ viel von der App manipuliert?! Ist es für mich so wichtig zu wissen, wann Person xy in welchem Café sitzt oder wie toll die Terrasse von xy mit dem neuen Anstrich aussieht? Bekomme ich so etwas nicht auch mit, wenn ich mich auf ganz altmodische Art mit jemandem unterhalte, vielleicht sogar über Videotelefonie oder die Person womöglich einfach besuche? Ich finde es oft reizüberflutend und viel zu schnell die Story durchklickend an einem vorbeiziehen, zack bin ich mit dem Kopf schon wieder bei der nächsten. Es ist als könnte ich in den Leben tausender Menschen mitspazieren, ihnen zu den unterschiedlichsten Themen zuhören, ihr Essen sehen oder was sie sonst so treiben. Aber dabei rückt mein eigenes Leben, alles womit ich mich gerade beschäftige, in den Hintergrund. Und mal ehrlich: was hat höhere Priorität? Mein Leben aktiv zu erleben oder mich durch das tausend anderer über den Bildschirm durchzuklicken?

Instagram: Yes or no?

Ich kann für mich momentan keine endgültige Entscheidung treffen, ob ich die App nun behalte oder für immer lösche. Dennoch ist mir heute viel klarer, wie achtsam und kritisch hinterfragend ich mit meiner Zeit auf sozialen Netzwerken umgehen sollte, möchte und werde.

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Schön, dass du da bist. Dieser Text könnte dich sehr berühren. Wenn du eine Essstörung, eine Depression oder Suizidgedanken hast, könnte dieser Text dir gerade nicht guttun. Bitte überlege dir, ob du ihn wirklich lesen möchtest. Hast du Redebedarf? Dann hilft dir vielleicht unser Angebot hier weiter.

Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Quelle: Pexels: Engin Akyurt

Skinny Shaming – Wenn Menschen deinen Körper abwerten

Elisabeth, 24

„Iss mal was!“ „Echte Frauen haben Kurven“ „Du bist so dürr!“ „Bist du magersüchtig?“ „Du siehst krank aus!“ „Wie dünn ist bitte dein Handgelenk?!“. Einige wenige Aussagen, die über meinen Körper im Internet, sowie auch in der realen Welt, gemacht wurden. Ich entspringe einer Familie mit schlanken Frauen. Meine Oma: Groß und schlank. Meine Mutter: groß und schlank. Und nun bin auch ich groß und schlank geworden. Natürlich denkt ihr jetzt „Toll, dass du groß und schlank bist!“. Doch meinen Körper so zu akzeptieren wie er ist, war ein schwieriger Weg. Aber es hat sich gelohnt!

 

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Wie andere damit anfingen über meinen Körper zu urteilen

Ich war schon immer sehr schlank. Nur hat das bis zu Pubertät für mich gar keine Rolle gespielt. Ich war ein sogenannter „Spätzünder“. Alle Mädchen in meinem Umfeld entwickelten allmählich die typischen weiblichen Eigenschaften an ihrem Körper. Da wurde mir zum ersten Mal der Unterschied bewusst. Denn da wo sich bei anderen Rundungen ausstülpten, blieb bei mir alles flach. Ab da wurde es plötzlich für alle Leute in meinem Umfeld legitim, sich ein Urteil über meinen Körper zu erlauben und ungefragt Kommentare abzugeben. Plötzlich achtete auch jeder auf mein Essverhalten, obwohl ich völlig normal und gesund aß.

Du Stock!

Ich liebte sogar Schokolade so sehr, dass ich gern mal ein bisschen zu viel aß. Aber Leute sahen nur, wenn ich mal keinen großen Hunger hatte: „Kein Wunder, dass du so dünn bist. Du isst ja nichts.“ Auch bei Familienfeiern fielen mir die wehleidigen Blicke der Verwandten auf. Bei einem Geburtstag, an dem ich mich nicht so wohl fühlte und mal raus ging, um frische Luft zu schnappen, wurde meine Mutter gefragt ob ich jetzt „brechen“ gehe.

Das schwindende Selbstbewusstsein

Das Ganze nagte damals schon ziemlich an meinem Selbstbewusstsein. Gerade wenn man in die Pubertät kommt und sich alles verändert, ist es schwierig damit klar zu kommen. Als Social-Media dann langsam ein Thema wurde, kamen noch die Meinungen und Kommentare vieler anderer hinzu. Ich entwickelte leider immer mehr Probleme mit meinem Körper. Ich bekam das Gefühl, dass ich nicht „weiblich“ genug bin. Das führte auch dazu, dass ich mir „Super-Push-up-BHs“ kaufte, um wenigstens ein bisschen Brüste zu haben. Doch das machte mich immer unsicherer. Ich fühlte mich einfach nicht mehr wohl in meinem eigenen Körper.

Skinny-Shaming ist Body-Shaming?

Quelle: PexelsQuelle: Pexels

Heute weiß ich, dass ich (leider) nicht allein bin, obwohl es sich damals so angefühlt hat. Auf Instagram gibt es über 9.300 Beiträge mit dem Hashtag „skinnyshaming“. Der Hashtag „bodyshaming“ ist noch viel bekannter mit über 157.000 Instagram Beiträgen. Denn wir wissen alle, dass es auch in die andere Richtung gehen kann.

„Fatshaming“ ist auch immer noch ein Problem in der heutigen Gesellschaft. So werden stark adipöse Menschen beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt und bei der Wohnungssuche diskriminiert wie eine Studie zeigt. Jedoch wird die Bodypositivity-Bewegung immer größer. Wir sehen Frauen, die sich so zeigen, wie sie sind. Alles inklusive Dehnungsstreifen, Cellulite und Fettpölsterchen.

Wir sollten auch Skinnyshaming verurteilen

In der Modeindustrie sieht man nun auch „curvy“, also kurvig, und Menschen verurteilen Fatshaming. Und das ist auch gut so! Wir sehen so viele perfektionierte Menschen in den Medien und haben schnell vergessen, dass dies nicht die reale Welt ist. Doch genau so wie wir Fatshaming verurteilen, sollten wir auch Skinnyshaming verurteilen. Denn Floskeln wie „Iss mal weniger“ und „Du bist so dick“ würden uns heute nicht mehr über die Lippen gehen. Warum dann Floskeln wie „Du bist so dürr“? Angenommen dieser Kommentar trifft eine Person, die wirklich eine Essstörung hat. Das würde die Situation vielleicht noch verschlimmern.

Abgesehen davon kann man eine Essstörung nicht immer an der Körperstatue festmachen. Skinnyshaming zählt wie Fatshaming auch zum Body-Shaming und sollte aus dem Internet und der realen Gesellschaft verbannt werden. Schlanke Menschen sind nicht gleich magersüchtig genauso wie beleibte Menschen nicht faul sind. Und wenn du einer Person mit Essstörung oder einer adipösen Person begegnest, gibt dir das ebenfalls nicht das Recht darüber zu urteilen. Kein Mensch sollte diskriminiert werden.

Wie ich gelernt habe meinen Körper zu akzeptieren

Mein Selbstbewusstsein als jugendliches Mädchen war vernichtend gering. In den schlimmsten Zeiten trug ich immer weite Jacken, um meine dünnen Arme zu überdecken. Selbst wenn es extrem warm war, ließ ich sie an, weil ich mich sonst unglaublich unwohl fühlte. Ich bildete mir ein, dass alle meine Arme sehen und über mich urteilen. Mich überkam nach und nach das Gefühl, dass ich allgemein etwas an der Situation ändern musste. Denn so konnte es für mich nicht weitergehen.

Im Netz sah ich viele starke und selbstbewusste Frauen. Sie waren es, die mir den Mut gaben, mich zu öffnen. Meine erste Handlung war es, alle meine Push-up-BHs zu verschenken und garkeinen oder einen normalen BH zu tragen. Ich bewegte mich also aus meiner Komfortzone heraus und stellte mich meinen Unsicherheiten. Um alles zu verarbeiten, schrieb ich all meine Gedanken in meinem eigenen kleinen Onlineblog nieder. Vielleicht habe ich damit auch anderen ein bisschen Mut gemacht. Dann wollte ich mich meinem Körper stellen und fing an, ihn zu zeigen. So fing ich mit dem Modeln an. Hier kann man seinen Körper nicht verstecken und jeder sieht ihn. Das hat einerseits etwas Beängstigendes, aber hat mich auch gestärkt. Ich sah mich auf den Bildern als attraktive Frau trotz meiner „Makel“. Denn die machen einen Menschen erst einzigartig und besonders.

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Mein Umgang mit Hate

Aber natürlich stieß ich dadurch auch auf Negativität. Wenn man sich öffentlich zeigt, meinen auch mehr Menschen Kommentare abgeben zu dürfen. Laut einer Studie der „jugendkultur.at“ finden 15- bis 19-jährige Jugendliche, dass negative Kommentare „Part oft the game“ sind. Das heißt, wer etwas ins Netz stellt, muss damit rechnen negative Kommentare zu bekommen. Dabei wird jedoch Bodyshaming als Teil von Cybermobbing beschrieben, was laut § 185 StGB strafbar ist. Es gilt als genauso beleidigend wie Anspucken. Also muss man sich wenigstens nicht einfach damit abfinden. Trotzdem können diese Kommentare einen innerlich fertig machen. Sie kratzen am Ego und gerade wenn man ein niedriges Selbstbewusstsein hat, ist es sehr verletzend.

In diesen Momenten muss man sich ins Gedächtnis rufen, wer diese Kommentare verbreitet. Denn Menschen, die mit sich selbst im Reinen sind, äußern nicht solche Kommentare. Oft ist ihr Handeln im Bezug auf dich nur eine Projektion ihrer selbst. Neid und Missgunst können dabei eine Rolle spielen. Den Kommentaren nachzugehen, wird dir nicht helfen, sondern es nur schlimmer machen. Viel wichtiger ist es, darüber nachzudenken was du an deinem Körper alles magst und schätzt. Dein Körper vollbringt am Tag unglaubliche Leistungen. Das solltest du ihm danken.

Das können wir gegen Skinnyshaming tun

Quelle: Pexels: MikotorawQuelle: Pexels: Mikotoraw

Sicherlich habt ihr solche Kommentare auch schon mal gehört, auch wenn sie nicht an euch gerichtet waren. Vielleicht habt ihr ja sogar schon mal selbst solche Kommentare gemacht ohne groß darüber nachzudenken. In beiden Fällen ist es wichtig, sich damit auseinander zu setzten und es als Diskriminierung zu identifizieren, auch als Außenstehender.

Ich bin mir sicher, dass viele solcher Kommentare nicht böse gemeint sind. Aber man muss akzeptieren, dass sie nun mal auch nicht als Kompliment gesehen werden. Vielleicht fangt ihr bei euch selbst an und hinterfragt, welche Vorurteile ihr gegenüber anderen Körpern habt. Welches Gefühl vermittelt euch ein bestimmter Körpertyp? Warum vermittelt er euch dieses Gefühl? Schnell wird dann klar, dass dieses Schubladendenken nicht wirklich funktioniert.

Denn nicht jeder sportliche Körper ist schlank und nicht jeder ungesunde Körper ist dick. Aber auch nicht jeder schlanke Körper ist ungesund und jeder dicke Körper gesund. Solltest du dann einmal wieder solche Kommentare in der Gesellschaft hören, kannst du die Menschen respektvoll über die Thematik aufklären und anderen zeigen, wie schwerwiegend die Folgen solcher unbedachten Aussagen sein können.

Im Netz auf Social Media Plattformen kann man ähnlich verfahren: Wenn du als Außenstehender einen Skinnyshaming Kommentar findest, kannst du mit Aufklärung einerseits die betroffene Person stärken und andererseits den Usern die Augen öffnen. Du zeigst, dass es nicht okay ist. Bist du selbst die betroffene Person wirst du merken, dass es nichts bringt auf jeden solcher Kommentare einzugehen.

Wenn du magst, kannst du natürlich auf die Thematik aufmerksam machen. Sollte es aber schlimmer werden, trenne dich von diesen Usern, indem du die Kommentare löschst oder meldest und die Accounts blockierst. Sollte es in Mobbing ausarten, dann sichere die Beweise und geh zur Polizei und wende dich an eine Beratungsstelle oder Hilfshotline, die das für dich übernimmt. Infos findest du zum Beispiel bei jugendschutz.net. Und denk immer daran: An dir ist nichts falsch. Du bist genau so richtig wie du bist!

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Mein Weg aus der Essstörung: Jetzt will ich anderen Mut schenken

Quelle: privat

Jenny, 26

Ihre vier Klinikaufenthalte hat Jenny nicht in der besten Erinnerung – rückblickend hat jeder einzelne davon ihr jedoch geholfen, ihre Essstörung loszulassen. Ihren Weg möchte sie teilen, um anderen Mut zu machen.

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Heute

Ich sitze an dem Arbeitsplatz in meinem Zimmer, den Laptop aufgeklappt und tippe die ersten Worte ein. Letztes Semester, Abschlussarbeit. Mein grobes Thema: Die Bedeutung einer guten Nachsorge bei essgestörten Patientinnen und Patienten. Während ich schreibe, bemerke ich den Kloß in meinem Hals. Nicht ohne Grund habe ich speziell Essstörungen in den Fokus meiner Arbeit gestellt. Ich bin keine, die viel recherchieren muss. Die vor lauter Fachbegriffen nicht weiß, worauf sie Bezug nimmt. Oh doch, das weiß ich – nur zu gut. An meinen Füßen hockt der kleine Mischling einer Freundin, neben mir steht eine Tasse Tee und wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich weit draußen die einmalig schöne Silhouette meiner Heimatstadt. Dass ich heute, jetzt hier so sitze, war nicht immer klar. Ich schließe die Augen und denke zurück an eine Zeit, die mir immer so vorkommt, als hätte ich sie nicht selbst erlebt.

Irgendwas ist mit dir

„Irgendwas ist mit dir.“ So ging es los und so nahm es seinen Lauf. Ich startete gerade in die Sekundarstufe II (die Jahre vor dem Abitur), als meine Mutter mich ansprach. Ich sei so verändert, zurückgezogen. Einige Monate später kam zum ersten Mal das Wort „Essstörung“ durch eine Therapeutin ins Spiel. Ich bemerkte, dass ich launischer war und selbstverständlich wusste ich auch, dass es mit dem Essen zusammenhing. Als ich mitten in den Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen steckte, lernte ich einen tollen Mann kennen und versprach mir durch ihn und seine Liebe wieder mehr zu mir und meinem alten fröhlichen „Ich“ zurückzufinden. Er gab mir Kraft, Vertrauen und ein warmes Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Dennoch schaffte auch er es nicht, alle anderen Gedanken in meinem Kopf wegzupusten. Nach dem Abitur wollte ich durchstarten und bemerkte, wie ich an meinem Berufswunsch scheiterte. Für mich war es sehr schwer, mit Verlusten und großen Entscheidungen umzugehen. Durch diese für mich sehr bedeutende Niederlage fühlte ich mich zurückgeworfen. Die große Frage „Was möchte ich eigentlich im Leben machen?“ stand im Raum, und ich konnte sie nicht beantworten. Zweifel und Unsicherheiten bezüglich der Zukunft machten sich in mir breit. Zudem wurde mein Verhältnis zu Essen wieder schlechter und ich zog mich zurück. Nicht nur meine Stimmung, sondern auch die Beziehung litt darunter. Einen Plan, wie ich die Kurve bekomme, hatte ich nicht. Ich ließ mich hängen und wollte ausbrechen. Es war einfach zu viel. Und zum ersten Mal begann ich, meiner Essstörung einen größeren Raum als je zuvor zu geben.

Das Thema Klinik kommt auf

Mich beschäftigte der Gedanke, fort zu wollen. Ich fühlte mich unverstanden. Ständig wurden die Essstörung und meine Wesensveränderung thematisiert, doch das brachte mich nur mehr gegen meine Familie und meinen Freund auf. Mit Sicherheit war es auch für sie nicht einfach. Aber das sah ich damals nicht. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt, in der Beziehung zu funktionieren, meine Eltern nicht durch mein Essverhalten zu verletzen und allen gut gemeinten Ratschlägen Folge zu leisten. Als mir all das zu viel wurde, wäre ich gerne einige Wochen nur für mich gewesen. So entstand der Gedanke, nach Kliniken zu suchen. Im ersten Moment erhoffte ich mir davon einfach nur eine Auszeit. Wie sehr ich durch die Essstörung gezeichnet war, wie schlecht es mir tatsächlich mental und physisch ging, das sah ich nicht. Meine Krankheitseinsicht war gleich Null. Meine Werte beim Arzt waren alle im gesunden Rahmen. Ich verdrückte auch mal eine Pizza und erbrach mich nicht danach. Ich zerstückelte mein Essen nicht. War ich überhaupt „krank genug“ für eine Klinik? Der Gedanke nagte sehr an mir und ich hungerte, um mir meinen Aufenthalt auch verdienen zu dürfen. Was zunächst wie eine Flucht, eine Befreiung erschien, schnürte mir letztlich nur noch mehr die Kehle zu. So bescheuert, so dumm, aber das waren die verdammten Tücken meiner Essstörung. Eine gute Freundin unterstützte und bestärkte mich schließlich, den Weg zu gehen. Ich bekam die Chance auf eine recht schnelle Aufnahme und ehe ich es mir anders überlegen konnte, stimmte ich dem Termin zu.

Als es soweit war und ich in die Klinik kam, erschien mir die Entscheidung wie ein Rettungsanker. Es gab Menschen, die mich verstanden und ich konnte mich fallen lassen. Sechs Wochen später revidierte ich meinen anfänglichen Eindruck. Nach dieser Erfahrung wollte ich nie wieder in solch eine Einrichtung. Warum auch, ich schaffe es bestimmt gut zuhause! Davon war ich jedenfalls überzeugt. Schlussendlich folgten nach dem ersten Klinikaufenthalt noch drei weitere.

Meine Erfahrungen – schmerzlich, erschütternd, ein Aufrütteln?

Diese Zeit war und ist immer noch prägend für mich. Mit Schmerz, Wut im Bauch und einem Kloß im Hals denke ich teilweise an Schlüsselmomente zurück. Momente, die mich verändert und meinem kranken Handeln Raum gegeben haben.

Es begann so harmonisch und hätte der Grundstein für unbeschwerte Jahre werden können – mein erster Aufenthalt. Ich war vorzeigefähig durch mein gutes Essverhalten, wurde gemocht und war die Starke. Was, die ist so dünn, kommt hier her und vertilgt aber ihr Essen bis auf den letzten Krümel?! Respekt! Respekt, ja, den bekam ich – anfangs. Nach und nach manövrierte ich mich jedoch in das kranke Denken hinein. Sah zu viel, hörte zu viel, passte mich an und machte ihre Gedanken zu meinen. Oder aber mir wurde einfach nur schmerzlich bewusst, dass ich doch essgestörter war als ich zu glauben vermochte.

Kurze Zeit später ließ ich Essen liegen und redete ich mich raus – genau wie ich das bei allen anderen auch beobachtet hatte. Sachen vertuschen war aber keine gute Eigenschaft in der Gruppe. Von der vorbildlichen Person war ich dadurch zur Zielscheibe geworden. Ich wurde gemieden und ausgegrenzt. Also mit dem Kopf durch die Wand, ich gegen alle – das kannte ich bereits sehr gut. Mit meiner Motivation ging es stetig bergab, die Zurückweisungen schmerzten.

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Die Geschichte mit dem Zwang

Ich sollte weg  und wollte schließlich auch weg. Diese erste Erfahrung mit Kliniken verfolgte mich von da an als abschreckendes Beispiel. Leider funktionierte es zuhause überhaupt nicht mehr. Ich hatte meine eigenen Regeln und ließ mir von niemandem etwas sagen. Dadurch reduzierte sich die von mir aufgenommene Nahrungsmenge auf ein Minimum, was letztlich zum Tiefpunkt meines Gewichts führte. Ich sah selber ein, dass ein Weiterkommen ohne Hilfe aussichtlos war. Auch die ärztliche Seite sprach dringend die Empfehlung eines weiteren stationären Aufenthalts aus. Also auf ein Neues.

Bei der zweiten Klinik wurde es dann so unmenschlich, dass mir noch heute das Herz schmerzt. Mit genügend Abstand kann ich beschreiben, was ich dort erlebt habe. Es gab zum Beispiel einen Vertrag, der mit Strafen arbeitete, wenn das Gewicht nicht geschafft wird. Als dieser Fall zweimal bei mir eintrat, bekam ich die Konsequenzen schmerzhaft zu spüren: eingesperrt auf meinem Zimmer, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt, kein Briefverkehr, kein Telefon, keine Therapien und kein gemeinsames Essen.  Die Mahlzeiten wurden auf dem Zimmer serviert, dort war ich ihnen alleine ausgesetzt. Kein Lächeln, keine aufmunternden Worte oder Gehör von Mitpatienten oder Therapeuten. Mein Highlight am Tag war beschränkt auf das „aus-dem-Fenster-schauen.“ Mein größter Wunsch war so klein: einmal wieder die Sommersonne auf der blassen Haut spüren. Mein Herz hegte keine großen Ansprüche – es wollte nur Menschlichkeit erfahren.

Als ob das nicht bereits genug für meine Seele war, kam irgendwann das Thema Zwangsernährung auf. Ich war wie vor den Kopf gestoßen – ich, zwangsernährt? Es riss mir den Boden unter den Füßen weg. In seltenen Fällen kann über Zwangsmaßnahmen wie beispielsweise die Zwangsernährung bei Anorexie bestimmt werden. Dies geschieht meist dann, wenn Krankheitsfolgen und die bestehende lebensbedrohliche Situation nicht realitätsnah von Patientinnen und Patienten eingeschätzt werden oder sie sich weigern, überhaupt (stationäre) Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Wahl hatte ich nicht. Ein weiterer Tiefpunkt, der mich zum Nachdenken anregte. Ich hatte mich doch freiwillig in die Klinik begeben. Ich war motiviert, etwas zu ändern – es klappte nur nicht wie gewollt. Und dennoch musste ich diese Maßnahme über mich ergehen lassen. Die Sonde wurde zunächst für zwei Wochen gelegt und sollte kurzfristigen Erfolg für mein Gewicht bedeuten, im Kopf jedoch sorgte sie für Aufbäumen und Sträuben gegen diese Klinik. Mir wurde schmerzlich bewusst, dass die Essstörung mir Freiheiten und jegliche Kontrolle nahm.

Umdenken und Schritte nach vorn

Die letzte von vier Kliniken besuchte ich zweimal hintereinander. Sie gab mir ein Stück Normalität und Hoffnung zurück. In den Therapien war ich mit einer Gruppe aus hauptsächlich Gleichaltrigen zusammen. Wir hatten ähnliche Gedanken und Probleme – Loslösung von zuhause, eigenständig leben, etwas verändern wollen und herausfinden, was uns tatsächlich auszeichnet. Das Essen war wichtig – natürlich. Aber es nahm uns nicht komplett ein. Auch anderen Themen wurde Raum geschenkt.

Irgendwann kam dann der Tag, an dem ich die Nase voll hatte. Ständig kamen neue Patientinnen und Patienten. Immer die gleichen Geschichten, oftmals das gleiche Versteckspiel am Esstisch. Ich konnte und wollte es nicht mehr sehen. Zum ersten Mal wollte ich nach Hause. Davor beherrschte mich immer die Angst, dass es in der Klinik funktionierte und daheim nicht. Doch diesmal war es anders. Ich fühlte mich stark genug für ein Leben in der Heimat. Ich wollte es wagen, die Essstörung loszulassen.

Wer bin ich ohne die Essstörung?

In meiner Therapie erstellte ich eine Mindmap zum Thema „Wer bin ich ohne die Essstörung?“ Zunächst tat es mir weh, dass ich keine Antwort darauf fand. Doch damit wollte ich mich nicht abfinden. In den Kliniken hatte ich wieder meine Liebe zur Musik gefunden und beschäftigte mich außerdem mit der Hochzeit meiner Schwester. Tag für Tag arbeitete ich noch in der Klinik an einem Buch für sie und ihren zukünftigen Mann und stellte eine knapp einstündige Show auf die Beine. Ich fühlte mich dabei in frühere Zeiten zurückversetzt, wo ich gewitzt, selbstbewusst und voller Ideen war. Dieses Leben wieder in mir zu spüren war einmalig. Dieses unbeschreibliche Gefühl – ich wünsche es jedem.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass jede und jeder der Betroffenen einen eigenen Krankheitsverlauf hat und auch möglicherweise andere Beweggründe für einen klinischen Aufenthalt. Ich möchte niemandem den Mut nehmen, sich für diesen Schritt zu entscheiden, auch wenn ich teilweise negative Erfahrungen gemacht habe. Er kann unheimlich bedeutend für das Vorankommen sein! Jede Klinik verfolgt ein individuelles Konzept und dem einen Menschen wird es helfen, dem anderen nicht. Auch ich selbst habe Fehler gemacht und Mist gebaut, mich runterziehen lassen, anstatt die Gegebenheiten als Kampfansage für mein Leben zu nehmen. Macht ihr es besser – und solltet ihr Rückschläge erfahren, dann denkt dran: Das macht euch auf dem langen Weg nur stärker!

Von mir – für Euch

Aufgrund meiner Erfahrungen möchte ich euch gerne noch zwei Tipps an die Hand geben, falls auch ihr euch in einer ähnlichen Situation befindet.

  • Eine Klinik finden: Es gibt zahlreiche Kliniken mit verschiedenen Schwerpunkten. Holt euch Informationen darüber ein und versucht euch ehrlich zu betrachten: Ist mehr Verantwortung nötig oder nicht? Würdet ihr euch selbst belügen, wenn die Klinik Freiheiten bietet? Ich hätte es damals nicht zugegeben, aber für mich wusste ich immer, wieviel ich alleine „kann“ und wo noch die Essstörung spricht. Lasst euch drauf ein und redet lieber über die Dinge, die euch schwerfallen, anstatt sie zu vertuschen. Verheimlichen ist oft der einfache Weg, aber leider auch der kranke. Und stellt euch die Frage nach der Motivation. Wärt ihr bereit, die Essstörung ziehen zu lassen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch nur dann der Weg für eine Therapie tatsächlich frei ist.
  • Kommunikation: Wie bereits erwähnt, ist Reden Gold wert. Seien es die Mitpatient*innen, die Klinikleitung, die Betreuerinnen und Betreuer. Ihr müsst nichts herunterschlucken und nicht alles über euch ergehen lassen. Die Krankheit ist tückisch und lässt euch zeitweise auch „dumme Sachen“ machen. Deshalb seid ihr als Mensch dennoch wichtig! Ihr dürft zugeben, wenn ihr gerade zwei Schritte rückwärts macht. Ihr dürft sagen, was euch belastet oder wenn ihr euch ungerecht behandelt fühlt. Bestenfalls werdet nicht nur ihr euch befreiter fühlen, sondern auch die anderen schätzen euch für eure Ehrlichkeit und können Unterstützung bieten.

Wie ich meinen Herzenswunsch verfolge

Zusammenfassend kann ich sagen: Es ist eine schmale Gratwanderung zwischen der medizinischen Verantwortung, dem Klinikkonzept und den Bedürfnissen des Kranken – bzw. des Menschen, der dahintersteckt. Damals empfand ich nur Unverständnis für die Verantwortlichen. Wie konnte man mich so behandeln? Heute sehe ich es in großen Teilen noch immer so, bin aber wesentlich reflektierter und versuche auch die andere Seite zu verstehen. Genau an diesem Punkt setzte ich vor knapp drei Jahren an, als ich mich entschloss, ein Studium im Bereich Gesundheitsmanagement aufzunehmen. Ich wollte danach bereit sein, Veränderungen loszutreten und auf all die Missstände, die ich persönlich erlebt habe, hinzuweisen. Ich wollte beruflich mit den Essgestörten in Kontakt kommen, ihnen zur Seite stehen und das alles in großem Rahmen: ich wollte eine Klinik für Essstörungen leiten und den Hut aufhaben. Die Zügel in der Hand halten. Ein Konzept etablieren, das es erlaubt, noch den Menschen zu betrachten, Zeit zu schenken und Zuversicht.

Meine Erfahrungen haben mich geprägt und geformt, aber vor allem haben sie mir eines vermittelt: die Schmerzen und die Umstände, die „verlorenen Jahre“ müssen nicht umsonst gewesen sein. Wenn es mir gelingt, auch nur einen Menschen zu erreichen und ihm Mut zu schenken – dann sitzt auch er vielleicht bald am Fenster, lächelt gedankenverloren und spürt wieder, was Glückseligkeit bedeutet. Das wäre es mir wert.

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Quelle: Stefan Schwope

Wie der Sport und ich wieder Freunde wurden

Quelle: privat

Als Jana anfängt, Sport wieder für sich zu machen, und nicht für einen „perfekten“ Körper, findet sie wieder Freude daran. Hier kommen ihre Tipps!

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Als Kind bin ich regelmäßig zum Leichtathletik und Turnen gegangen und habe später mit Fußball angefangen.  Ich habe Sport geliebt, war jedoch nie eine der Besten. Je älter ich wurde, desto mehr wurde Sport durch den ständigen Vergleich mit anderen für mich zu einem Wettkampf. Ich habe mich immer mehr angestrengt, um besser zu sein als alle anderen. Mein Fokus lag nur noch auf Leistung und nicht mehr auf dem Spaß. Sport wurde für mich zur Hölle. Ich wollte mich nicht ständig schlecht fühlen und für meinen Körper schämen, weshalb ich mit dem Sport aufgehört habe.

Daraufhin nahm ich sehr viel an Gewicht zu und meine Lebensfreude verschwand mit jedem zusätzlichen Kilo mehr. Irgendwann habe ich wieder Sport gemacht, um abzunehmen. Aber auch das wurde durch Gedanken über mein Aussehen beim Sport und meine Leistung geprägt.

Ich habe mich jedes Mal wie auf einem Präsentierteller gefühlt – hilflos, klein und schwach. Spaß? Fehlanzeige. Alles drehte sich nur noch darum den anderen zu zeigen, dass ich doch sportlich bin und auch mit mehr Gewicht mithalten kann. Doch innerlich war ich davon überzeugt, dass ich es nicht kann. Ich habe an mir und meinen Fähigkeiten gezweifelt, mich für mein Übergewicht geschämt und wollte am liebsten bei jeder Sporteinheit im Boden versinken.

Meine größte Motivation war es, durch Sport den „perfekten“ Körper zu bekommen, wie das Model in der Sportzeitung. Aber ganz egal wie ich aussah, ich hatte das Gefühl, dass ich mich mehr anstrengen und vor allem mehr abnehmen muss, um Anerkennung für meine Leistung zu erhalten.

Quelle: Stefan SchwopeQuelle: Stefan Schwope

Erst als ich Yoga für mich entdeckt habe, habe ich plötzlich gemerkt, dass es gar nicht darum geht zwei Stunden im Fitnessstudio ein Workout zu machen, sondern darum Spaß zu haben, etwas für seine Gesundheit und den Körper zu tun.

Die Meinung anderer über meinen Körper und meine Fähigkeiten rückten plötzlich in den Hintergrund. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich wieder Freude daran, meinen Körper bewusst wahrzunehmen ohne das Ziel zu haben, perfekt zu sein oder abnehmen zu müssen. Ich habe so endlich eine gesunde Motivation zum Sport entwickelt. Durch Bewegung und Sport lernte ich, meinen Körper für das zu lieben was er kann, anstatt ihn dafür zu hassen, was er nicht kann. Durch diese Erfahrung stieg auch meine Lebensfreude wieder.

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Was ist der Unterschied zwischen Bewegung und Sport?

Als Bewegung wird jede physische Aktivität bezeichnet, die wir im Alltag machen. Beispiele dafür sind Spaziergänge, Tanzen, Fahrrad fahren aber auch Hausarbeit. Sport ist gekennzeichnet durch eine höhere physische Intensität als Bewegung.  Zu sportlichen Betätigungen kann zum Beispiel Joggen, Fußball, Workouts und Turnen gezählt werden.
Während Sport oft das Ziel hat, den Körper zu verändern oder leistungsfähiger zu machen, ist Bewegung etwas Essentielles und Natürliches. Schon die Neandertaler nutzten Bewegung als Mittel für die Jagd oder zum Sammeln von Beeren und Kräutern. Ohne Bewegung wären sie nicht überlebensfähig gewesen. Sport wie wir ihn heute kennen, gab es da noch nicht. Sie waren nicht auf Fitnessstudios angewiesen, da sie auch ohne genug Bewegung bekamen.

Bewegung tut gut

Heute werden uns die meisten Aktivitäten durch Technologien oder moderne Fortbewegungsmittel abgenommen und auch in Jobs und Freizeit kommen wir mehr und mehr ohne Bewegung aus. Das führt zu steigendem Bewegungsmangel.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat herausgefunden, dass Bewegungsmangel auf der ganzen Welt weiter verbreitet ist denn je. Deutschland schneidet hier besonders schlecht ab, da sich nur 42,2% der Bevölkerung ausreichend bewegt. Laut Definition der WHO bedeutet das mindestens 150 Minuten moderaten Sport in Form von Gassi gehen, Tanzen oder Hausarbeit oder 75 Minuten intensive Bewegung, wie Teamsport, Joggen oder Fahrrad fahren. Alle Angaben beziehen sich auf eine Woche.

Als ungefähre Richtlinie für ausreichende Bewegung werden 10.000 Schritte pro Tag empfohlen. Doch warum bewegen sich immer weniger Menschen ausreichend, obwohl die Sportangebote steigen und auch das Wissen und die Wichtigkeit von Bewegung in den Medien immer mehr thematisiert werden?

Einer der Gründe für Bewegungsmangel ist besagter technischer Fortschritt. Außerdem zeigen uns die Medien ein immer unnatürlicheres Bild von Sport. Es wird mit harter Arbeit, Willenskraft und großem Zeitaufwand assoziiert. Ein Ideal wird erschaffen, das für viele Menschen  ohne hohen Einsatz unmöglich zu erreichen ist. Das führt zu Frustration und langfristig zu weniger Motivation.

Dabei gibt es viele Gründe, Bewegung in den Alltag einzubauen. Bewegung und Sport haben für Menschen aus allen Altersklassen körperliche und psychische Vorteile. Bewegung fördert die Gesundheit unseres Herz-Kreislaufsystems, stärkt unser Immunsystem, kann Übergewicht, Verspannungen, Verdauungsprobleme, Diabetes und sogar Krebs vorbeugen. Bewegung wirkt sich außerdem positiv auf dein Selbstwertgefühl, deine Stimmung und Konzentration aus und kann sogar Depressionen vorbeugen. Ein gesundes Maß kann auch Müdigkeit, Energielosigkeit und Antriebslosigkeit verringern. Ein weiterer Vorteil ist, dass man durch Sport auch neue Leute kennenlernen und sich mit ihnen austauschen kann. Bei mir hat Sport vor allem zu mehr Selbstliebe und Selbstannahme geführt. Ich lernte meinen Körper anders wahrzunehmen und ihn zu schätzen.

Warum Bewegung eher Freiheit als Zwang bedeutet

Wir sehen Sport oft als Mittel an, um abzunehmen oder unseren Körper zu verändern – mir ging es ja selbst so. Dabei vergessen wir oft, dass es außerdem ein Weg ist, uns mit unserem Körper zu verbinden und für ihn zu sorgen. Erst wenn wir in unserer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, beispielsweise durch Krankheiten, fehlende Zeit für Sport oder durch räumliche Einschränkungen, merken wir, wie sehr wir auf Bewegung angewiesen sind und welche positiven Auswirkungen sie auf unseren Körper hat.

Dadurch, dass wir die Möglichkeit haben unseren Körper zu bewegen, sind wir frei. Frei in vielen unserer Entscheidungen und Möglichkeiten. Bewegung ist ein Privileg, welches wir nutzen sollten.

Sport hat mich von der Abwertung meines Aussehens befreit. Mir hat Yoga vor allem gedankliche Freiheit gegeben. Durch das achtsame Beobachten meiner Gedanken habe ich die Möglichkeit meine Gedanken zu hinterfragen und zu verändern. Es kann dir die Freiheit geben herauszufinden wer du bist und was du magst. Durch die unzähligen sportlichen Möglichkeiten kannst du frei entscheiden welcher Sport zu dir und deinen Bedürfnissen passt. Zwang entsteht, wenn wir in dieser Freiheit eingeschränkt sind. Beispielsweise durch den Einfluss von Eltern oder Freunden, die uns „vorschreiben“ welchen Sport wir ausüben sollten, durch die Medien, die ein unnatürliches und meist unerreichbares Körperbild darstellen und durch uns selber, indem wir uns ein zu hohes Ziel setzen.

 Wie ich seitdem Bewegung in meinen Alltag integriere

Inzwischen ist Bewegung und Sport wieder ein wichtiger und nicht mehr wegzudenkender Teil in meinem Alltag. Es gibt keinen festen Plan, wann ich zum Sport gehe oder wie viel ich mich bewege, denn die Entscheidung überlasse ich zu 100 Prozent meinem Körper. Ich bin in einem Fitnessstudio angemeldet, das verschiedene Kurse wie Yoga, Zumba, Workouts, Spinning, Fußball oder Volleyball anbietet. Dadurch kann ich entscheiden, wann und worauf ich Lust habe. Allerdings suche ich mir wirklich nur Kurse aus, die zu meiner Leistungsfähigkeit passen und die mich gut in meinem Körper fühlen lassen.

Don’t think about it, just move your body.

In Zeiten, in denen ich weniger Zeit habe für Sport, versuche ich trotzdem mich regelmäßig zu bewegen. Das kann bei einem kurzen Spaziergang sein, indem ich das Fahrrad anstatt das Auto benutze oder aber ich mache mein absolutes Lieblings-Gute-Laune Lied an und tanze ausgelassen durch die Wohnung. Denn wie Meghan Trainor in meinem Lieblingslied singt „Don’t think about it, just move your body“.

Aber auch ich habe natürlich wie jeder andere Mensch auch manchmal überhaupt keine Lust mich zu bewegen oder Sport zu machen, sondern einfach mit Chips auf der Couch zu sitzen und einen Film zu gucken. Und das ist in Ordnung. Wie gesagt, Bewegung sollte etwas sein, das dir Freude bereitet und dich wohlfühlen lässt. Der Unterschied zu früher ist, dass ich mich nicht mehr schuldig fühle, wenn ich mal keine Lust habe, denn ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich in den nächsten Tag wieder mehr Motivation haben werde.

Und jetzt wünsche ich dir ganz viel Freude beim Ausprobieren!

5 Tipps wie du Bewegung in deinen Alltag integrieren kannst

Einen Tipp, den ich dir geben kann ist: Ausprobieren. Gerade am Anfang ist es schwierig einen Sport zu finden, der einem wirklich Spaß macht oder zu wissen, wie viel Bewegung für dich gut ist. Durch Ausprobieren wirst du immer besser darin. Vielleicht hast du, als du jünger warst etwas gemacht, was dir sehr viel Freude bereitet hat.

Egal ob das Trampolin springen, Inliner fahren, Schwimmen gehen, Federball spielen oder auch Fahrrad fahren war, probiere es heute einfach mal aus. Je mehr du ausprobierst, desto eher findest du den Sport der zu dir passt. Ein paar weitere Ideen sind Basketball spielen, Seil springen, Wandern, Ski fahren im Winter oder Surfen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt! Ich freue mich schon sehr darauf, in den nächsten Monaten neue Sportarten auszuprobieren. Ganz oben auf meiner Liste stehen Skateboard fahren, Tennis und Bouldern (Klettern ohne Sicherung).

 

Beziehe deine Fähigkeiten mit in die Wahl eines geeigneten Sports ein. Vielleicht bist du besonders gut im Laufen, weshalb Fußball, Leichtathletik oder Joggen das Richtige für dich sein könnten. Wichtig ist außerdem, dass du herausfindest, ob du eher ein Teamplayer oder ein „Einzelkämpfer“ bist. Während du unabhängiger von anderen bist, wenn du alleine trainierst, kann es deine Motivation und den Spaß steigern, zu festen Zeiten in einer Mannschaft oder Gruppe zu trainieren. Auch eine Kombination aus beidem ist möglich.

Auch online gibt es viele Angebote, wie zum Beispiel Yoga mit Mady Morisson, Tanzworkouts mit TheFitnessMarshall oder Workouts für Anfänger von AnneBodykiss und Pamela Reif. Für mich können allerdings Online-Workouts ein Trigger für Selbstzweifel und negative Gedanken sein. Zu sehen wie sportlich oder schlank die Instruktor in den Videos sind, führt häufig dazu, dass ich mich und meine Fähigkeiten mit ihnen vergleiche. Dann mache ich mir klar, dass hinter ihren Körpern und Fähigkeiten ein Lebensstil steckt, den sie wahrscheinlich schon seit Jahren verfolgen. Ich muss nicht mit ihnen mithalten können. Außerdem waren mir häufig selbst Anfänger Online-Workouts zu intensiv. Entweder habe ich dann meine eigene, einfachere Variante der Übungen gemacht oder nur einen Teil, bestehend aus Übungen die mir Spaß machen, gemacht.

Ich bin mir sicher, dass, sobald du etwas findest, das dir wirklich Spaß macht, die Motivation wie von alleine kommt. Fang am besten langsam und achte darauf wie dein Körper reagiert. Wichtig ist, dass Sport und Bewegung in einem für dich gesundem Maß praktiziert werden sollten. Sowohl zu viel als auch zu wenig Sport kann einen negativen Einfluss auf deine Gesundheit haben. Aus dem Grund ist es wichtig, dass du auf deinen Körper hörst, der dir meistens zeigt wie viel Sport dir gut tut. Ich schließe für mich inzwischen jegliche Form von exzessivem Sport  und Leistungssport aus. Für mich ist und bleibt Sport ein Hobby, dass ich in meiner Freizeit praktizieren möchte.

Meiner Meinung nach ist das Wichtigste, dass du aufhörst an die ganzen Fitness-Mythen zu glauben. „Sport ist Mord“, „no pain, no gain”, „Unter 30 Minuten bringt Ausdauertraining nichts”, “Für Yoga muss man flexibel sein”, “Ich sollte mindestens vier Mal pro Woche Sport machen, um abzunehmen.“ „Es gibt nur einen richtigen Weg, Kraftsport zu machen“. All das ist totaler Quatsch. Sport ist vielfältig, genau wie jeder einzelne von uns. Finde deinen Weg und lass dir von niemandem (auch nicht von dir selbst) einreden, dass du etwas nicht schaffen könntest. Sport ist für dich und deine Gesundheit, nicht um irgendeine Bestleistung zu erzielen. Du darfst Spaß an Sport haben ohne dich schlecht zu fühlen für deinen Körper oder deine Fähigkeiten. Du bist gut so wie du bist.

 

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Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

Quelle: Marie Böse

Zurück ins Sein

Quelle: privat

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Wir schreiben das Jahr 2017: eine 30-tägige Reise nach Schweden, in Beziehung mit einem Musiker

Schweden… 30 Tage Natur, 30 Tage durchatmen, 30 Tage das klare Nass der eiskalten Seen, das Lagerfeuer in den rosa Morgenstunden, der köchelnde Tee. Wanderungen zwischen Moor und Moos, zwischen Farn und Fels. Das Lagerfeuer in den goldenen Abendstunden, die Süßkartoffeln in der Glut, der Blick in die Ferne auf das klare Nass.

Nächte im Heu, Nächte im satten Grün. Du und ich, eine Liebe verbunden durch Natur und Musik, durch Kunst und Krankheit. Mein Gewicht, eine Zahl die mich begleitete, eine Zahl die es unmöglich schienen ließ die Reise zu überleben, in Haut und Knochen gekleidet. Ein Schatten meiner Selbst, eine Hülle grau und kraftlos und dennoch so unendlich, so unfassbar stark und stur. Ein Kampf gegen mich selbst.

Rückblick: der Beginn des Achtgebens in Bezug auf meine Nahrung

Ich war noch ein Kind, gerade sechs Jahre alt geworden. Diagnose: Pilz im Magen, gefüttert und verbreitet durch den Konsum von Zucker, hieß es. Es begann: die erste Maßnahme auf meine Ernährung Acht zu geben, Verzicht zu üben. Der Pilz verschwand unter Kontrolle. Ich wurde älter, vergaß den Pilz und machte mir vorerst keine Gedanken mehr. Meine Zeit als Teenager verbrachte ich zwischen Chips und nur der nötigsten Bewegung.

Dann: mein erster Freund. Ärztesohn. Fassade eines Modells. Ein Urlaub auf Borkum mit seinen Eltern. Sein Vater warf mir dann auf der schönen Insel Borkum, zwischen Moor und Dünen, ungefragt an den Kopf, dass mich Übergewicht kleidete. Schlagartig hörte ich auf zu essen. Seine Worte wurden zu meiner Wahrheit, zu meiner Wahrnehmung. Zurück zu Hause begann meine erste Diät. Haferflocken, Honig und Obst am Morgen und Spargel zu Mittag.

Mit der Anmeldung im Fitnessstudio trat ich dann meine Reise in das Leben zwischen Kontrolle und der Angst vor dem Verlust dieser an. Zwischen Ernährung, der intensiven Auseinandersetzung damit und unachtsamem Training. Nach meinem Fachabitur und der Trennung des Ärztesohnes fand ich mich im Theater wieder, baute Bühnen, nahm die Assistenz einer Regie an, trieb weiter Sport und genoss die Zeit mit den Menschen an meiner Seite. Ich achtete auf meine Ernährung diesmal anders, intensiver. Fitnessmodels schlichen sich als Vorbilder in meine Gedankengänge. Dann verlor ich den Genuss und begann Essen in Mathematik umzuformen. Einmal die Woche entwickelte sich aus Mathematik Kontrollverlust und Unvernunft. Ein Tag, an dem ich es zuließ Zuckerbomben in mich hinein zu lassen. Cheatday. Ich baute eine Fassade auf, Ziegelsteine aufeinandergesetzt, aufgesetzt. Ich begann mir eine Maske zu kreieren, verklebt und verspachtelt, verzierte sie nur mit den schönsten Steinchen und Federn.

2016 : ein Jahr zwischen Theater und Bühnenbau, Sport und Missachtung meines Körpers, erste Untersuchungen

Mein Körper wurde schwächer, mein Blut verlor die Kontrolle und ich mitten drin. Erste Diagnose: Verdacht auf Knochenmarkkrebs. Da saß ich nun, in der Onkologie, bemitleidet von zwei älteren Herren, die der Krebs bereits eingenommen hatte.

Drei Monate späte: kein Krebs. Es begann eine Untersuchung nach der anderen, ein Krankenhaus nach dem nächsten, ein Arzt, der es besser wusste als der nächste und ich mitten drin. Ich flüchtete mich in die nächste Liebe und rutschte ab, rutschte tief und weit. Ich begann mich zu verlieren. Verlor mich in dieser Seele, in dieser Liebe und in Marihuana. Es begann eine Zeit des unaufhaltsamen Treibenlassend, eine Zeit in der ich mich halbierte und die Übelkeit unaushaltbar wurde. Ich zog mit ihm, dem freien und doch so klammernden Musiker in das Haus seiner Mutter. Wir lebten mit ihr unter einem Dach, mein Herz wurde schwer, meine Augen trüb und meine Lebensfreude verbarg sich unter einem grauen Schleier, der sich über das ganze Haus zu legen schien. Ich bemerkte es selbst nicht, hatte jedes Gefühl für das Außen verloren – und da war er, ein Spiegel , golden verziert, stehend in meinem kleinen Atelier, in den ich schaute und mich fragte wie das nur passieren konnte. Jeden Tag fiel ich mehr zusammen, wurde grauer und schwächer. Entzog mich jedem Kontakt, nur er, er durfte bei mir sein.

Die regelmäßigen Arzttermine seit meiner ersten Diagnose waren geprägt von Vermutungen, von Angst und Hoffnung. Es schlich sich das Gefühl ein, auf der Suche nach Licht zu sein, umhüllt und erfüllt von Dunkelheit. Ich gab die Arbeit im Theater auf und plötzlich fand ich mich auf dem Hof seiner Tante wieder. In den Morgenstunden suchte ich Halt bei den Hühnern, half mittags der Goldschmiedin bei der Arbeit und hörte mit Hazy, der kleinen Taube auf meiner Schulter Hörbücher. Ich verlor mich am Nachmittag in der Kunst, malte, erfüllt von Sonne und Farben.

Erst der Abend sollte dem Essen gehören. Bis dahin war wieder ein Tag vergangen, an dem eine ayurvedische Hafermilch bis zum Sonnenuntergang mein System zu versorgen versuchte. Ich verspürte keine Lust, keinen Hunger kein Gefühl, keinen Sinn. Abends ging es dann, plötzlich und viel.

Meine Familie wollte ich nicht sehen, Freunde nur selten. Trüb und bekifft, mager und grau, wollte ich niemandem begegnen. Ich sah mich genau so, eingefallen und grau, sah dass mein Umgang mit mir, meinem Körper und der Nahrungsaufnahme krank war, sah wie schlimm es um mich stand und hatte dennoch keinen Willen dies zu ändern. Trotzdem begann ich eine Ausstellung vorzubereiten, mit letzter Kraft malte und zeichnete ich. Alle waren eingeladen, alle waren da, alle waren schockiert mich so zu sehen. An diesem Tag verlor ich eine weitere Ladung an Kraft und fand mich am Abend beim Lagerfeuer wieder, rauchend, trinkend und wieder hungrig.

Das Wechseln von Arzt zu Arzt, von Untersuchung zu Untersuchung ging weiter. Eine Diagnose nach der anderen wurde in den Raum gestellt. 24 Stunden Urin, Körpertemperatur, Puls am Morgen. Stress, Herzrasen und Verlust meines Blutdrucks. Mein Überleben stand in Frage. Schafgarbe und Melisse sollten nun ein Weg zur Heilung sein. Der Anthroposophische Ansatz der Naturmedizin, ließ mich hoffen. In diesem Zustand realisierte ich  meine Reise gegen  die Vernunft und in die Mooslandschaften Schwedens.

Meine Rückkehr aus Schweden und das Leben danach.

30 Tage. Wanderungen Stunde um Stunde, das Waschen in den kalten Seen und das Sammeln von Holz ließen meinen Körper kämpfen. Ich kam zurück aus den Wälder. Ich versuchte zu leben. Weitere Untersuchungen begannen erneut, das Blut floss in die Röhrchen. Die Zeit bei ihm und seiner Mutter wurde unerträglich. Ich verlor Tag für Tag mehr von mir. Ich bröckelte ab, spürte den Verlust meines Seins, hörte das Rauschen meines Blutes und die Kälte.  Ich existierte bloß. Mein Atem flach. Die Zeit verging und mein Körper kämpfte jeden Tag, um mich am Leben zu halten.

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2018: Meine Mutter holte mich zurück zu sich

Da saß ich, schlief ich, lebte ich, bei meiner Mutter im Arbeitszimmer. Weiß nicht wie ich hier hingekommen bin. Meine neues, altes zu Hause. Die folgende Zeit wechselte ich von Couch zu Couch, von Mensch zu Mensch, von Wein zu Wein. Dann fuhr ich fort, einfach weg, zu meiner Cousine aufs Land, um meine Umgebung nicht weiter ertragen zu müssen, um mich abzugrenzen von diesem Mann. Ich trank mehr, rauchte mehr, aß mehr und verlor mich, rutschte tiefer. Ich reiste zurück, immer wieder mit dem Gefühl es mit letzter Kraft getan zu haben. Zurück in der Heimat folgte eine Ausleitung von Schadstoffen, basierend  auf der Vermutung, eine Bleivergiftung entdeckt zu haben. Eine Woche verging und mein Gewicht sank. Wieder ein Missbrauch meines Vertrauens in die Medizin.

Ich wurde 21: Wir waren getrennt, ich war frei und stand vor einer Entscheidung

Dann stand es im Raum: Klinik. Nein. Krank unter Kranke, um Heilung zu finden – in diesem Augenblick , für mich ein Gefühl, dass keine Alternative zuließ. Eine solche Entscheidung ist sehr individuell und mit Vorsicht und Acht anzugehen. Ich wollte lieber allein sein. Ich wollte mich kennen lernen. Wollte mich heilen. Dieser Weg schien für mich in diesem Moment, in meiner Situation richtig zu sein. Ich zog allein in eine kleine Wohnung am Wald, isolierte mich einige Monate und versank zwischen Wein, Malerei und Reflektion. Die Nächte gehörten der Heilung meiner Seele, zwischen Staffelei, Mondschein und dem gefüllten Weinglas.

 

In Behandlung des anthroposophischen Arztes trank ich tagsüber Kannen gefüllt mit Schafgarbe, neigte zum Überfluss und floss über. Während dieser Zeit verschwand mein Arzt und damit auch der anthroposophische Ansatz in den Ruhestand, also war ich gezwungen erneut zu wechseln. Voller Vertrauen suchte ich eine Ärztin auf, die ich aus meiner Jugend kannte. Auch hier unterzog ich mich vielen Untersuchungen. Die Diagnose jetzt: Toxische Leber. Heilkräuter vergifteten mich, durch meinen unachtsamen Umgang, mein Körper war kraftloser denn je. Notaufnahme.

Dem Tode eine Hand anreichend alberte ich mit den Ärzten herum, denn egal was bis hierhin passiert war, mein Lachen hatte ich noch nicht verloren. Plötzlich geschah etwas: Ich realisierte den Ernst der Lage. Oft genug habe ich mir ausgemalt zu sterben, doch nun war ich diesem Gefühl, diesem Licht, dieser Dunkelheit so nah, dass mein Instinkt zu überleben reagierte. Mein Entschluss für mich, für mein Sein in dieser Welt, um Geschichte zu schreiben, Worte zu formen, zu formulieren und dessen Schönheit weiter zu geben stand fest. Ich suchte Hilfe. Bat um Grammangaben für meine Nahrung, denn jegliches Gefühl, jegliche Wahrnehmung einer normalen Menge war von Augenblick zu Augenblick in diesem Jahr verloren gegangen. Der Wein wandelte sich in Traubensaft, die Drogen in Lavendel. Haferflocken und Kartoffeln prägten nun die Tage, denn das Gift sollte so gezogen werden. Ich wog ab, ich begann Kontrolle zu gewinnen und verlor mich darin. Da war sie wieder, die Mathematik.

Die Heilung begann mit mir, in mir.

Die Leinwände, die mich auch durch dunkle Zeiten begleitet hatten, wurden bunt, von Licht erfüllt, die Zeichnungen von schwach zu intensiv. Die Tagebücher füllten sich mit Gedanken und Gefühlen, mit Reflexion. Die Nächte wurden kürzer und der Schlaf erholsamer, die Morgende erfüllt von Yoga und Tee.

Und dann kam der Tag, an dem ich den Mut aufbringen konnte an die vegane Schokoladenmanufaktur „Das Bernsteinzimmer“ zu schreiben,. Ein Traum, den ich mir erfüllen durfte. Ich begann, Pralinen herzustellen, Genuss und das Kreieren wiederzufinden. Heilung schlich sich ein und ich merkte, wie Gewicht und Visionen sich umarmten. Meine Werte normalisierten sich, mein Körper war erfüllt von Glück und Heilung. Ich spürte mich, spürte die Schönheit des Lebens, begann das Gefühl von Liebe zu mir und Geborgenheit neu zu entdecken und bemerkte wie Wünsche sich zu Visionen formten und Visionen zu Realität. Meine Realität.

Der Moment der Veränderung

Da stand ich, an der Bushaltestelle, ließ die Sonne meine Nase kitzeln und verspürte den Wunsch zu tanzen. Eine Woche später fand ich mich im Ballettsaal wieder und spürte erneut den Unsinn des Lebens. Ich begann zu schwimmen, begann zu genießen. Meine Wohnung eröffnete ich für Menschen, die ich wieder zu lieben lernte. Doch die Kontrolle durfte noch nicht schwinden. Sie war ein Teil von mir, irgendwie Sicherheit.

Es vergingen Momente des Entdeckens, des Lernens und Liebens, des Schreibens und des Austauschs. Eine Busfahrt, in Gedanken versunken und plötzlich war es so klar, so greifbar. Plötzlich wusste ich wohin, wusste welchen Weg ich einschlagen möchte und ich begann zu kämpfen. Eine Woche die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, geprägt von Bewerbungen, Gesprächen und Belohnung. Ich war also Studentin, eingeschrieben und angenommen: Soziale Arbeit. Ich wusste nicht wohin mit all den Glücksgefühlen, die mich plötzlich einnahmen wie tausende Insekten, die es sich zur Aufgabe machten all meine verwelkten Blumen gleichzeitig zu bestäuben, um sie in allen Farben erblühen zu lassen.

Ein weiterer Wandel folgte, ein Umzug. Eine WG. Für mich und meine Krankheit bislang unvorstellbar. Menschen – Menschen, die mich beobachten, die mich auf mein Essverhalten und die ausgiebige Auseinandersetzung mit gesunden und zugleich veganen Lebensmitteln reduzieren könnten. Eine Herausforderung, die ich annehmen wollte, um selbst zu beobachten, um Normalität zu erfahren und die Mathematik in Genuss zu verwandeln. Es begann eine weitere intensive Zeit der Selbstreflexion, des Entdeckens. Eine Zeit des Zurücksteckens, eine Zeit in der Abgrenzung zur Kunst des Lebens wurde, eine Zeit erfüllt durch Magie, durch Schönheit und Momente, erfüllt von Liebe und grenzenloser Leichtigkeit. Die Zahlen wurden unwichtig, die Liebe zum Essen, zu Genuss und dazu Kreationen zu erschaffen, stieg ins Unermessliche. Die Kontrolle fand neue Fokussierung.

Quelle: Marie BöseQuelle: Marie Böse

Wir schreiben das Jahr 2020: in Dankbarkeit und grenzenlosem Glück

Ballett, Schwimmen und Yoga bleiben ein wunderbar heilsamer Teil meines Lebens. Mittlerweile arbeite ich neben meinem Studium als Bewegungspädagogin in der sozialen Arbeit, in einer heilpädagogischen Praxis. Ich stelle Schmuck her und arbeite an künstlerischen Werken, die in Wuppertal und Umgebung Raum für Verkauf gefunden haben. Mein Körper erholte sich nach und nach von all dem was ich ihm jahrelang angetan habe. Unverträglichkeiten, Angst vor der Liebe und hormonelle Dysbalancen gehören noch zu meinem Alltag, doch meine Selbstliebe, meine unendliche Dankbarkeit und die Schönheit des Lebens strahlen golden und warm über diese kleinen dunklen Rückstände.

Ich bin nach wie vor jeden Tag erfüllt von der Dankbarkeit darüber, was mein Körper geschafft hat. Ich finde mich nun hier in meiner wunderschönen Wohnung am Waldrand wieder, der beste Freund mein Mitbewohner, ein kleines Kätzchen im Garten die Sonne genießend. Sehnsüchtig wartend auf den Frühling und all die Kräuter und Blumen. Und dann kam der Mann, der mir zeigte was es bedeutet bedingungslos, erwartungslos und vollkommen frei Liebe zu spüren und die Angst für einige Augenblicke zu vergessen.

Wir leben um Erinnerungen zu schreiben,
sie zu formulieren und deren Schönheit weiterzugeben.

Quelle: Marie BöseQuelle: Marie Böse

 

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Die männliche Dunkelziffer

Quelle: privat

Aron Boks ist Autor und Poetry Slammer aus Berlin. In seinem Buch „Luft nach Unten. Wie ich mit meiner Magersucht zusammenkam und mit ihr lebte.“ (Schwarzkopf&Schwarzkopf, 2019) schreibt er über die verzerrte Sicht eines männlichen Essgestörten. Warum Essstörungen bei Jungs und jungen Männern so wenig thematisiert werden? Dafür hat er eine Erklärung.

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Sobald das Wort Essstörungen in Unterhaltungen oder in gesellschaftspolitischen Debatten fällt, wird ein psychologischer Kinofilm abgespielt. Schnell werden Geschichten erzählt. Es wird daran gedacht, wie Betroffene „herausgekommen sind“, wie sie sich überhaupt erst von den utopischen Schönheitsidealen haben leiten lassen und sich zum Fasten getrieben haben.

Dazu findet sich nicht selten eine bewegende Vorher-Nachher-Geschichte, die Magersucht (eigentlich Anorexia Nervosa) und nicht etwa bulimisches Verhalten oder Binge-Eating Störungen mit einschließt. Schnell werden die Modeindustrie, das Idealisieren von Stars, der Schönheitswahn verantwortlich gemacht. Unterhaltung beendet.

Diese Erklärung ist zu einfach

Doch gegen die Einfachheit dieser immer wieder abgespulten Erklärung spricht zu vieles. Laurie Penny bezeichnete eine Essstörung in ihrem Buch „Fleischmarkt“ als einen „privaten, gewalttätigen Ausdruck des kulturellen Traumas“ und listete auf, dass es sicherlich kein Zufall sei , dass die Anzahl von klinisch eingewiesenen jungen Männern und Frauen seit 1999 um 80 Prozent gestiegen ist und in Europa eine von 100 Frauen und einer von 1.000 Männern betroffenen ist. Ähnliches belegen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Die Gründe für die Geschlechtsunterschiede sind unverkennbar. Patriarchalische Strukturen tragen dazu bei, dass betroffene Jungen und Männer sich meistens „melden“, also körperliche Schäden aufweisen oder von ihrem Umfeld zur Intervention gezwungen werden, wenn ihre Essstörung schon kognitive und/oder organische Schäden verursachen konnte.

Den sozialen Druck, den Jungen und Männer zu Beginn einer Erkrankung fühlen, fasst Jack Urwin in „Boy’s don’t cry“ treffend zusammen: „Da Essstörungen so eng mit Frauen assoziiert sind, kann es Männern, die darunter leiden, peinlich sein, Hilfe zu suchen, es könnte als entmannend gelten.“ Die Dunkelziffer ist also vermutlich sehr hoch.

Das Spiel mit der Angst

Die Ängste von jungen Frauen und Männern nicht gut genug, schön genug, nicht genug zu sein, werden von kapitalistischen Werbestrategien ignoriert, oder sogar ausgenutzt. Das Gefühl des Hunger-habens, das Essen selbst, werden als schwach dargestellt. So werden Schnell-Mahlzeit-Shakes beworben, die im Stehen getrunken werden können. Es bleibt schließlich mehr vom Tag, wenn man Zeit bei den Mahlzeiten spart. Schlankheit und Askese werden gleichgesetzt mit Stärke und Erfolg.

Frauen wird eine Anfälligkeit in diesem Kontext zugesprochen, öffentlich jedoch mit der Begründung der Selbstbestimmung abgewehrt – bei Männern, als potenzielle Risikoträger, stellt sich diese Frage nicht.

Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass die überbordernde Beschäftigung und Instrumentalisierung mit und von Ernährung pathologische Züge entwickelt. Dies geschieht damit, dass von Außen suggeriert wird, eine nicht vollständig pedantisch selbst kontrollierte und utopisch ayuverdische Ernährung wäre mit Verfall verbunden und Askese mit der intellektuellen und nachhaltigen „Szene“.

Faszination für Askese

Nicht die Askese, die Enthaltsamkeit, ist krankhaft, aber die ihr entgegengebrachte Faszination. Denn Askese hat, genau wie Völlerei, eine berauschende Wirkung, steht also in direktem Zusammenhang mit Emotionen und Wahrnehmung.

Essstörungen, auch Bulimia Nervosa und die Binge-Eating Störung, gehören den Emotionsregulationsstörungen an. Betroffene wollen sich, ähnlich wie Abhängige im Gebrauch von Drogen, mit den körperlichen Auswirkungen nach möglichst wenig beziehungsweise möglichst viel Nahrung von tief sitzenden psychischen Problemen entfernen, bewusst oder unbewusst.

Durch überholte Rollenbilder wird ein solches Verhalten bei einer Frau eher als abnormal und damit schnell als „magersüchtig“, bei einem Jungen zunächst als „Spinnerei“ oder „Abnormität“ gesehen. An Essstörung wird meist zu spät gedacht.

Doch die Debatte bezieht sich nicht auf eine Geschlechterungleichheit im Umgang mit Essstörung. Nein, dafür müsste es zunächst ein Fundament geben, dessen Grundstein nicht einmal gelegt worden ist. Die wirkliche Frage ist, wo gesellschaftspolitisch angesetzt werden muss, um den Kampf gegen Emotionsregulationsstörungen – speziell tödlichen psychischen Krankheiten, wie Essstörungen, konstruktiv beginnen zu können.

Kurz nach Veröffentlichung meines Buches „Luft nach Unten. Wie ich mit meiner Magersucht zusammenkam und mit ihr lebte.“ (Schwarzkopf&Schwarzkopf, 2019) fragte ein Großteil der interviewführenden Journalisten und Journalistinnen nach exakten Gewichtszahlen und dezimalzifferbestimmten Tiefpunkten meines Lebens. Eine größere deutsche Boulevardzeitung forderte ein Interview, das doch am besten mit einem Familienmitglied zu führen wäre. Das gewünschte Geschlecht dieses Familienmitglieds kann sich gedacht werden.

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Rolle der Medien

Klar, als erwachsener Mann frage ich lieber eine Familienangehörige, ob sie mich zu Interviews begleitet um nochmal genau zu erklären, wie das wirklich war. Als ich unter dieser Bedingung ablehnte, war das Interesse für einen themenspezifischen Artikel auf einmal verflogen. Der wahrscheinliche Grund dieses Anliegens stellt neben dem fast versessenen Interesse an konkreten Gewichtswerten und -maßen, auf entlarvende Weise die Mitschuld der Medienlandschaft (vor allem aber der Boulevard und Unterhaltungskultur) an der Ausbreitung von Essstörungen bei Frauen und Männern in der westlichen Welt dar.

Fernab von der Sinnlosigkeit der Idee,  die Schwere einer solchen Erkrankung von Zahlen abhängig zu machen. Ein bestimmtes Gewicht kann für eine bestimmte Körpergröße eines bestimmten Geschlechts mit einem bestimmten Ausmaß an Muskeln durchaus normalgewichtig sein, könnte für eine Person mit völlig anderen Körpereigenschaften wiederum anorektisch sein.

Außerdem stellt sich die Frage, was solche konkrete Zahlen bezwecken, außer Material für fett gedruckte Überschriften oder Zitatquellen zu liefern. Diese Form der Berichterstattung rückt den Fokus weg von einer Störung, die als solche weder Geschlecht noch Alter kennt und unerkannt bleibt und untergräbt damit alle wertvollen Reportagen, Interviews, Leitartikel, seriösen Filme, Dokumentationen und Zeitungsbeiträge über die psychische Krankheit.

Mechanismus ist nicht kompliziert

Essstörungen wirken gerade durch ihre Stigmatisierung für Nicht-Betroffene weit weg. Dabei ist der Mechanismus dahinter gar nicht so kompliziert. Im Fall von Anorexia Nervosa kann das Hungern wie eine, für Betroffene, scheinbar sichere Basis beschrieben werden. Als Fluchtpunkt, wenn das Negativdenken zu stark auf das Bewusstsein einschlägt, die Überforderung schon im vollen Gange ist. Natürlich ist das eine kurzfristige und schädliche Lösung. Aber das beschränkte Denken konzentriert sich lediglich auf den, durch den Körper signalisierten Notzustand – da bleibt keine Zeit für „andere Probleme“. Eben ganz ähnlich wie bei Drogenabhängigen: Das Suchtdenken ist lediglich darauf ausgerichtet, schnell den Rauschzustand herzustellen, alles andere scheint egal. Durch das Hungern (oder Drogennehmen) bewegen sich Betroffene auf der Stelle, geraten in einen Teufelskreis, um den herum sich die Probleme und negativen Gedanken tummeln, sich vermehren und immer stärker auftürmen, so dass es schließlich zum sogenannten Break-Down kommt.

Sie geraten in einen Teufelskreis.

Das ist immer noch schockend. Aber gerade dieser Vergleich, das tiefere Eingehen auf das, was wirklich hinter dem Suchtcharakter einer Essstörung steckt verdeutlicht, dass eine Essstörung ein unbedingt geschlechterübergreifendes Problem ist und vor allem keine exklusive „Abnormalität“, sondern eine Form der schädlichen Emotionsbewältigung darstellt.

Die Darstellung der Hintergrundmotive, eine Skizze des „Warum“ schafft eine Brücke, die den distanzierenden Schock zur Seite kehrt. Sonst wird das menschliche Gefühl der Betroffenheit und Ratlosigkeit kommerzialisiert und mit Effekthascherei stigmatisiert. Deswegen werden Erkrankte, die nicht perfekt in dieses Raster passen möglicherweise überhaupt nicht gesehen und Betroffenen werden von der breiten Masse nicht gefragt, da ja alles schon erzählt – und für sehr traurig befunden wurde.

Brauchen keine Mitleidskultur

Wir brauchen aber keine Mitleidskultur. Was wir wirklich brauchen, ist eine gesellschaftlich umfassende Sensibilisierung für eine psychische Erkrankung, die sich (während wir noch über das eventuelle Gewicht und die dünnen Beinchen einer/eines Betroffenen spekulieren) weiter getarnt ausbreiten kann. Dabei vergessen wir die sinnvollste, wenn auch nicht ganz so abgefahrene, Maßnahme – nämlich Prävention, die schon bei einer geschärfteren emphatischen Wahrnehmung anfangen kann. Ohne Therapieausbildung oder schlimmer noch: Aufwand.

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