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Selbstverletzung - Wenn körperlicher Schmerz den seelischen erträglich macht

Lisa, 29

Kennst du das, wenn du so wütend oder traurig bist, dass du nicht mehr weißt was du tun sollst? Du willst schreien, aber es kommt kein Ton. Du willst weinen, aber es kommt keine Träne? Und irgendwann haben sich so viele Gefühle in dir angestaut, dass du die Welt um dich herum wie durch einen Nebel wahrnimmst. Um dies alles irgendwie auszuhalten, verletzt du dich dann selbst und merkst, wie der Druck in dir abnimmt. Damit bist du nicht allein.

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Heute habe ich das Wort *Hass* in meinen Oberschenkel geritzt. Ich wollte, dass mein Körper genauso leidet wie ich es tue. (Tagebucheintrag, 2008)

Zwischen 25 und 35 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland haben sich mindestens einmal in ihrem Leben absichtlich selbst verletzt – manche sogar regelmäßig.
Ich war eine von ihnen und das ist meine Geschichte. Das erste Mal kam ich mit zwölf Jahren mit dem Thema Selbstverletzung in Berührung. Ich war mit zwei Mädchen in der Klasse, die damit prahlten, dass sie sich selbst Schnitte zugefügt hätten. Sie präsentierten in der Klasse ihre Wunden und gaben damit an, wie cool das sei. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir: „Wie blöd sind die beiden denn? Das tut doch weh!“ Ich dachte, die beiden taten das nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen und um im Mittelpunkt zu stehen.
Nur ein paar Monate später fügte auch ich mir selbst Schmerzen zu, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste.

SCHMERZEN ALS SELBSTBESTRAFUNG

Die Selbstverletzung diente mir zuerst als Selbstbestrafung für jegliche Nahrungsaufnahme, denn ich war zu Beginn der Pubertät magersüchtig geworden. Mir wurde mit Klinikaufenthalten und Zwangsernährung gedroht, wenn ich denn nicht endlich essen würde. Aus Angst, dass meine Eltern ihre Drohung wahr machen würden, aß ich wieder. Aber nicht einfach so: Ich hasste mich für meine „Undiszipliniertheit“ und „Schwäche“ und begann, mich für jeden Bissen zu bestrafen. Ich verletzte mich selbst, um den Druck, Essen zu müssen und „dick zu werden“, aushalten zu können.

Gründe für selbstverletzendes Verhalten

Selbstverletzung tritt häufig als Begleitsymptom einer psychischen Erkrankung auf. Hierzu zählen: Depressionen; Ess-, Zwangs- oder Angststörungen; Borderline-Persönlichkeitsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung.

Es kann aber auch sein, dass du dich selbst oder ein Freund/eine Freundin sich aufgrund mangelnden Selbstwertgefühls selbst verletzt.

Ohne es zu bemerken, weitete ich meine Bestrafungen aus. Immer wenn ich wütend auf mich selbst war, weil etwas nicht so funktionierte wie ich es mir vorgestellt hatte, musste ich mir Schmerzen zufügen, um den inneren Druck, aushalten zu können. In diesen Momenten fühlte ich mich wie berauscht. Ich konnte nicht mehr klar denken und war abwesend. Nur der Schmerz holte mich zurück ins Hier und Jetzt und ließ mich fühlen, dass ich noch am Leben war. Die Selbstverletzung war zu einem Ventil für sehr starke Emotionen geworden, die ich nicht ausdrücken, aber auch nicht für mich behalten konnte. Ich hatte das Gefühl, sie schnüren mir sonst die Luft ab.

Viel zu hohe Ansprüche setzten mich unter enormen Druck

Beispielsweise war ich wütend auf mich selbst, da ich in der Schule bei einer Stegreifaufgabe nur eine Zwei bekommen hatte, obwohl mein Anspruch an mich selbst war, eine Eins zu schreiben. Ich kam von der Schule nach Hause und schloss mich ins Badezimmer ein… Danach fühlte ich mich erleichtert. Die Wut auf mich selbst, war dem Schmerz gewichen und somit erträglich geworden. Irgendwann kompensierte ich alle möglichen Gefühle, mit denen ich nicht umzugehen wusste. Ich begann, mich in der Schule zu verletzen, weil ich Angst hatte den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Im Sportunterricht wurde zum Beispiel Seilspringen benotet. Aus lauter Angst keine Eins zu bekommen, schlich ich mich aus der Turnhalle in die Umkleide und reduzierte diese Angst, indem ich mir Schmerzen zufügte.

Ohne bewusst wahrzunehmen, war ich in einem Teufelskreis gefangen: Immer häufiger benötigte ich den Schmerz, um meine Gefühle auszuhalten. Und irgendwann wurden meine Verletzungen trotz Armstulpen, langer Kleidung beim Sport oder im Sommer doch entdeckt. Meine Eltern brachten mich daraufhin zu einer ambulanten Psychotherapie. Mein langer Genesungsweg begann.

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Ich die Verrückte

Meine Eltern setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um mir zu helfen. Nur leider wusste es dann bald das komplette Dorf. Und natürlich wurde über mich – „ die Verrückte, die sich selbst verletzt, die ständig traurig ist und hungert“ – geredet. Beim Einkaufen wurde ich von der Kassiererin angestarrt wie eine Verbrecherin. Die Eltern einer Freundin verboten ihr den Kontakt zu mir, da ich ein schlechter Umgang für ihre Tochter sei. Es war sehr schlimm für mich, wie eine Aussätzige behandelt zu werden, was meine Genesung nicht gerade positiv beeinflusste.

DER WEG AUS DER SELBSTVERLETZUNG

Entscheide dich: selbstverletzungQuelle: Bild von Johannes Plenio auf PixabayQuelle: Bild von Johannes Plenio auf Pixabay
Langsam kam wieder Licht in mein Leben.

Durch die langen Klinikaufenthalte erreichte ich damals das Klassenziel nicht und musste die neunte Klasse wiederholen. Zuerst war ich wütend: ein Jahr später Abschluss machen, meine Klassenkameraden verlieren und in meinen Augen das Ziel, eine gute Schülerin zu sein, nicht geschafft zu haben. Aber hinterher kann ich sagen, dass mich dies auf meinem Heilungsweg unterstützt hat.

Ich wurde sofort in die neue Klassengemeinschaft integriert und fand wunderbare neue Freundinnen, mit denen ich über alles reden konnte und mich verstanden fühlte. Es war wie ein Neustart. Ich verkroch mich nicht mehr länger in meinem Zimmer, sondern traf mich fast täglich mit meinen neuen Freundinnen. Wir veranstalteten Pyjama-Partys, machten gemeinsam Sport, kochten zusammen und konnten einander alles anvertrauen. Auch das Verstecken der Narben, konnte ich damit ablegen, da ich gemerkt habe, dass mich die Menschen um mich herum so akzeptierten und liebten wie ich war. Ich zog also im Sommer T-Shirts an und stand zu meinen Narben und meiner Geschichte. Die Momente, in denen es mir schlecht ging, wurden immer weniger und somit auch das Selbstverletzen.

Im Alter von 18 Jahren verletzte ich mich das letzte Mal. Ich hatte erst kurz meinen Führerschein und konnte das Berganfahren noch nicht so gut. Die Folge war, dass ich zurückrollte und dabei das hinter mir wartende Auto beschädigte. Ich fühlte mich dumm, unfähig ein Auto zu fahren, schlecht weil meine Eltern meinetwegen mehr Versicherung bezahlen mussten. Es waren so viele Gefühle in mir und die innere Anspannung war so groß, dass ich keinen anderen Ausweg mehr wusste, als mir weh zu tun.
Seitdem habe ich natürlich immer wieder Situationen erlebt, die mich gefühlt innerlich fast zerrissen haben, doch ich hatte Alternativen gefunden, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, ohne mir Schmerzen zuzufügen.

MEINE PERSÖNLICHEN ALTERNATIVEN ZUR SELBSTVERLETZUNG

In Akutsituationen half es mir, einen Igelball über die Unterarme zu rollen, ein Gummiband am Handgelenk schnalzen zu lassen oder einen Eisbeutel auf die nackten Unterarme zu legen. Langfristig gesehen haben mir in dieser schweren Zeit die Gespräche mit Jugendlichen, denen es genauso ging wie mir, geholfen. Ich fühlte mich verstanden und nicht mehr allein mit dem Chaos in meinem Kopf und den Gefühlen. Auch entdeckte ich das Schreiben für mich. Ich schrieb Tagebuch, düstere Geschichten und Gedichte um meinen Gefühlen Raum zu geben. Die Musikrichtung Heavy Metal drückte mit dem Screaming und Shouting das aus, was ich eigentlich gerne rausschreien wollte, aber nicht konnte. Und beim Sport brachte ich mich an meine körperlichen Grenzen, um meinen Körper zu spüren.

WAS IM NOTFALL HELFEN KANN

In den Kliniken bekam ich sogenannte Skills an die Hand, um meine Emotionen zu regulieren. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass Skills bei jedem Menschen unterschiedlich wirken und auch je nach Situation ist die Wirkung der Methoden eine andere, da auch die innere Anspannung eine andere ist.

Wenn es dir auch so geht, kannst du einfach einmal ein paar der nun folgenden Methoden in einer neutralen Situation ausprobieren. Du kannst dir anschließend auch eine sogenannte Skill-Kette erstellen. Das heißt, du unterteilst deine Skills in ihrer Wirkungsweise. Bei leichter Anspannung wählst du einen leichten Reiz und wenn dieser nicht ausreicht, probierst du eine neue Methode.

Handlungsbezogene Skills: Was kann ich tun?
• laut schreien
• singen
• Gummiband am Handgelenk schnalzen
• Musik hören
• jemanden besuchen, anrufen
• Hausarbeit (Putzen, Bügeln etc.)
• Igelball auf den Unterarmen rollen
• Eiswürfel lutschen
• Kühlbeutel auf die Unterarme legen
• wenn du kannst – weinen

Gedankenbezogene Skills: Wie kann ich meine Gedanken ändern?
• Kreuzworträtsel / Sudoku
• Zauberwürfel lösen
• Film anschauen
• Buch lesen
Sinnesbezogene Skills: Welcher Sinnesreiz hilft?

• Zitronensaft pur trinken
• Chili kauen
• Brausetablette im Mund zergehen lassen

HEUTE - BIN ICH GEHEILT?

Heute brauche ich das Selbstverletzen nicht mehr, um mit starken Emotionen umzugehen. Es war ein fünf Jahre langer Weg, um herauszufinden, wie ich meine Gefühle ausdrücken kann, ohne mir dabei selbst zu schaden. Auch heute höre ich gerne noch Heavy Metal oder powere mich beim High Intensity Intervall Training aus. Ich habe ein Ventil für starke Gefühle gefunden.
Es gibt kein Patentrezept gegen selbstverletzendes Verhalten. Mir haben ein Zusammenspiel aus vielen Gesprächen mit Betroffenen und Freunden, Psychotherapie, Lesen, Schreiben, Musik, Sport und Zeit geholfen.

Ich hoffe du konntest dir für dich selbst oder jemanden den du kennst aus meiner Geschichte etwas mitnehmen. Und denke daran, du bist mit deinen Gefühlen nicht alleine und dir kann geholfen werden. Sich Hilfe zu suchen ist auch kein Zeichen von Schwäche. Denn du bringst den Mut und die Kraft auf, an der jetzigen Situation etwas zu ändern – das ist wahre Stärke!

WO FINDE ICH HILFE - ANLAUFSTELLEN FÜR BETROFFENE

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• vertraue dich Freunden oder Familienmitgliedern an – du kannst ihnen auch einen Brief schreiben, wenn dir das leichter fällt
• Nummer gegen Kummer 116111
• Schulpsychologe, Schulsozialarbeiter
• Hier findest du weitere Anlaufstellen zu Hilfsangeboten, Erfahrungsberichte

Meine Buchempfehlungen
• Rote Linien. Ritzen bis aufs Blut, Brigitte Blobel
• Schmerzverliebt, Kristina Dunker
• Dann bin ich seelenruhig: Mein Leben als Ritzerin, Angela S. und Kerstin Dombrowski
Cut: Bericht einer Selbstverletzung, Patricia McCormick
• Schnittstellen: Warum ich mich immer wieder selbst verletzen musste, Anja Abens, Meike Abens

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Schön, dass du da bist. Dieser Text könnte dich sehr berühren. Wenn du eine Essstörung, eine Depression oder Suizidgedanken hast, könnte dieser Text dir gerade nicht guttun. Bitte überlege dir, ob du ihn wirklich lesen möchtest. Hast du Redebedarf? Dann hilft dir vielleicht unser Angebot hier weiter.

Alles Liebe, Deine Incogito-Redaktion.

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Essstörung: Wie du dir in der Klinik die richtigen Vorbilder suchst

Jenny, 26

Als ich zum ersten Mal stationär im Krankenhaus aufgenommen wurde, fiel ich aus allen Wolken. Am Tag davor bin ich noch normal zur Schule gegangen. In meiner Vorstellung war ich gesund. Rückblickend hatte meine Mutter die Anzeichen korrekt gedeutet und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Denn ich hatte eine Essstörung, die ich selbst nicht erkennen wollte.
Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob die stationäre Behandlung für mich damals das Richtige war. Denn ich „lernte“ dort Dinge, auf die ich zuhause niemals von selbst gekommen wäre. Aber lest selbst.

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Abteilung für Essstörungen

Angekommen auf der psychiatrischen Abteilung für Essstörungen hatte ich dein Eindruck: „Ich bin hier absolut fehl am Platz!“ Überall sah ich dünne – nein abgemagerte – Mädchen. Ich fühlte mich wie ein Außerirdischer auf dieser Station. Der Fakt, dass ich per Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) im Normalgewicht war, war für mich ein Beweis, dass ich keine Essstörung haben konnte.

Ich brauche keine Hilfe!

Jenny glaubte, nicht „richtig essgestört“ zu sein.

Das Personal redete mir gut zu, dass ich nun endlich Hilfe bekäme. Aber das Einzige, was ich dachte, war: „Schaut mich an, ich bin nicht wie die anderen hier, ich brauche keine Hilfe!“ Wie konnte man nur auf die absurde Idee kommen mich mit diesen Essgestörten zu vergleichen. Ich stand völlig neben mir. Ich fühlte mich wie im falschen Film. Beim ersten Mittagessen verstand ich dann gar nichts mehr. Wir hatten 30 Minuten Zeit zu Essen und wurden vom Pflegepersonal überwacht. Ich saß am Tisch mit fünf weiteren Mädchen und ich dachte nur „Wow, die haben ja wirklich ein Problem!“. Es wurden mir Verhaltensweisen und Ängste offenbart, die mir in meinen verrücktesten Träumen nicht eingefallen wären. Hast du zum Beispiel schon mal daran gedacht, ein einzelnes Reiskorn zu halbieren, um es zu essen? Ich bis zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch nie.

 

Keine Tabus

Aber nicht nur bei Tisch habe ich Dinge beobachtet, die ich im „echten“ Leben nie gesehen hätte. Bereits nach wenigen Stunden war ich mit meinen drei Zimmergenossinnen gut vertraut. Es gab keine Tabus. Es wurde offen über alles geredet. Infos aller Art von jeder Person, die mit uns zu tun hat, aber auch Tricks wie man das Personal am besten hintergehen kann. Zum Beispiel war es nahezu normal, Essen bei einer unachtsamen Betreuung unter dem Teller oder in der Serviette zu verstecken. Zu Beginn konnte ich mit diesen Tricks nichts anfangen, aber innerhalb weniger Tage konnte ich sie alle und habe sie perfektioniert.

Ich war ein Teil der Gruppe

Kurz vor den täglichen Wiegekontrollen trank ich still und heimlich einen Liter Wasser – genau wie meine Zimmergenossen. Ich begann ebenfalls meine Reiskörner zu teilen und schaffte, wie alle anderen auch, meine Portionen nicht in den vorgegebenen Zeiten. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl dazuzugehören. Mir war es egal, dass ich in Wirklichkeit kein Problem mit dem Zeitlimit bei den Mahlzeiten hatte. Ich war ein Teil der Gruppe und das war das Einzige, das für mich zählte. Heute kann ich sagen, dass das die falsche Einstellung war!
Wenn ich so an die Zeit auf der Station zurückblicke, stelle ich mir schon die Frage: „Was wäre, wenn ich das getan hätte was ich wollte… wenn ich in den Therapien das angesprochen hätte, was für mir persönlich schwierig war … wenn ich mich meinen Ängsten gestellt hätte?“ Während meines gesamten stationären Aufenthaltes war ich so froh ein Teil von etwas Größeren zu sein, dass ich den eigentlichen Grund für meine Aufnahme vergaß. Die Konsequenz: Ich kam wieder…. und wieder, und immer wieder!

Verleugnung des Offensichtlichen

Ich war sehr oft stationär im Krankenhaus und in speziellen Kliniken für Essstörungen. Ich hatte viele Ärzte und Therapeuten mit verschiedensten Behandlungskonzepten und alles war umsonst. Ich habe jahrelang nicht begriffen, dass ich krank war. In dieser Einstellung, der Verleugnung des Offensichtlichen – das kann ich heute mit Sicherheit sagen – war der Hund begraben! Heute weiß ich, daran hätte ich zu aller erst mit professioneller Hilfe arbeiten müssen.

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Will ich wirklich so weiter machen?

Erst nach mehreren Jahren und einer Vielzahl an stationären Aufenthalten begann ich mein Leben zu hinterfragen. Will ich wirklich so weiter machen? Jedes Jahr Klink-Aufenthalte, zugedröhnt mit Medikamenten das Leben an mir vorbeiziehen lassen und zu 100 Prozent abhängig von meinen Eltern sein? Als Antwort gab ich mir eine klares „NEIN“.
Ich wollte selbst bestimmen und meinen eigenen Weg gehen. Ich setzte mir klare Ziele und plante meine eigene Zukunft. Schon beim ersten Ziel, die Matura zu schaffen (Abitur in Deutschland), wurde mir klar, dass das mit der Essstörung nicht möglich war. Daher begann ich an mir zu arbeiten. Ich setzte mich mit meinen Ängsten auseinander und erkannte das Offensichtliche: meine Essstörung. So viel verschwendete Zeit und das alles nur, weil ich mir nicht eher eingestehen wollte, dass ich ein Problem hatte. Diese Erkenntnis tat weh, aber nun wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich musste etwas ändern.

Was bedeutet Genesung?

Meine Entwicklung zu einem selbstständig überlebensfähigen Menschen ging nur langsam voran. Besonders der Umgang mit Gleichaltrigen ist heute noch eine besondere Herausforderung für mich. Meine gesamte Jugend verbrachte ich zum großen Teil mit Ärzten, Therapeuten und der engsten Familie. Ich ging nie auf Partys und machte keinerlei Unternehmungen mit Freunden.
Heute kann ich sagen: Ich bin ein Mitglied der Gesellschaft. Absolut gesund bin ich noch nicht, aber ich bewältige meinen Alltag ohne Hilfe. Ich brauche weder Medikamente, noch wöchentliche Therapiegespräche. Ich studiere, arbeite nebenbei und habe am Ende des Tages noch genug Energie um Freunde zu treffen. Es gibt gute Tage, an denen ich keinerlei Einschränkung im Alltag verspüre und es gibt schlechte Tage, an denen ich wieder in meinen Ängsten gefangen bin. Aber ich weiß, dass die schlechten Tage vergehen und weniger werden. Es liegt noch ein langer Weg vor mir, aber ich genese mit jedem Tag mehr. Mit jedem weiteren Tag lerne ich dazu und genieße das Leben als Studentin mit allem was dazugehört!

Hier ist mein kleiner persönlicher Guide:

Wie du dir die richtigen Vorbilder suchst

1.Befasse dich mit dir selbst
Was sind deine Ziele, deine Träume und was willst du für dich persönlich? Richte dich nach dir selbst und hör auf, dich ausschließlich nach den anderen zu richten. Verliere den Kontakt nicht zu dir und deinen Bedürfnissen.

2. Warte nicht auf die eine Person, die dich rettet
Oftmals gibt es in Geschichten von ehemals Betroffenen eine spezielle Person oder ein prägendes Schlüsselerlebnis, was der Wendepunkt war, der sie aus den Fängen der Essstörung befreit hat. Warte nicht darauf! Sei selbst dein Held in schillernder Rüstung.

3. Achte darauf, ob dir die Gespräche mit deinen Mitpatienten guttun oder nicht
Es ist gut, wenn dich Gespräche auch außerhalb der Therapie zum Nachdenken anregen, aber sobald du dich anschließend schuldig fühlst, solltest du vorsichtig werden.

4. Es gibt mehr Gesprächsthemen als Essen
Neben den Themen wie Essen, Gewicht, Kalorien gibt es eine Vielzahl an anderen Themen, worüber man sich unterhalten kann. Wenn du merkst, dass in deinem Umfeld immer nur das Gewicht oder die nächste Mahlzeit Thema ist, distanziere dich davon. Das Leben hat viel mehr zu bieten als das!

Bonus-Tipp: Wenn du in einer Klinik bist, wo verschiedenste Krankheitsbilder behandelt werden, dann tausche dich mit denen aus. Oftmals gibt es ähnliche Probleme, aber unterschiedliche Bewältigungsmechanismen. Lernt gegenseitig voneinander.

5.Keine Macht dem Gruppenzwang
Ein Mitglied in einer Gruppe zu sein, ist etwas Schönes, doch nicht um jeden Preis. Sobald du beginnst dein Essverhalten nur wegen deinen Mitpatientinnen zu ändern – damit meine ich Reiskörner halbieren oder Mahlzeiten verweigern – ist der Preis zu hoch. Gefährde nicht deine Genesung, nur um weiterhin gemocht zu werden. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich über die Erwartungen der anderen hinweg setzten zu können.

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Quelle: Bild von whoalice-moore auf Pixabay

Die Angst und ich

Johanna, 24

@jo.an_k

Johanna (20) ist 14 Jahre alt, als sie ihre Angststörung zum ersten Mal wahrnimmt. Ob in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Schule oder im Supermarkt: Johanna hat große Probleme vor anderen Menschen zu sprechen und lebt in der ständigen Angst, sich falsch zu verhalten. Ein Referat in der Schule bereitet ihr schlaflose Nächte. Heute erzählt sie, wie sie ihre Soziale Phobie überwunden hat.

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Ich bin 14 und sitze im Bus. Ich kann nicht atmen. Mein Herz klopft unglaublich schnell, ich schwitze, dabei weiß ich gar nicht. Ich habe wahnsinnige Angst – und ich weiß nicht woher sie kommt. Ich schaue mich vorsichtig um. Der Bus ist rappelvoll. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass ich von allen Seiten angestarrt werde. Ich versuche mich zu beruhigen: „Es ist alles okay, niemand schaut dich an. Alles ist gut.“ Aber es hilft nicht, die Panik schnürt mir den Hals zu: Ich glaube, ich ersticke, ich habe Angst, das ist doch nicht normal, ich bekomm keine Luft, ich muss hier raus.

Als ich den Bus verlasse, muss ich erst einmal tief durchatmen. Mein Herzschlag beruhigt sich langsam, aber der Knoten in meinem Hals bleibt.

Situationen wie diese traten in den folgenden Monaten immer häufiger auf. Wenn ich einen Vortrag in der Schule halten musste, zitterte ich so stark, dass ich fast meine Karteikarten fallen ließ. Wenn ich einkaufen ging, raste mein Herz schon bei dem Gedanken daran, mit einem Verkäufer zu sprechen. Wenn ich auf der Straße angesprochen wurde, war ich so nervös, dass ich anfing zu stottern. Und wenn ich von vielen fremden Menschen umgeben war, wurde ich von dem ständigen Gefühl begleitet, angestarrt zu werden. Ich lebte mit dem Gefühl, dauerhaft von meinen Mitmenschen abgewertet zu werden.

So verbrachte ich viel Zeit Zuhause oder mit meiner besten Freundin. Im Alltag vermied ich es, alleine einzukaufen, Bus zu fahren oder auch einfach nur durch die Stadt zu laufen. Wohl fühlte ich mich nur in Begleitung. Vertraute Personen, wie meine Eltern oder meine Freunde, gaben mir in der Öffentlichkeit ein Gefühl von Sicherheit. Wenn ich doch einmal alleine unterwegs war, schaute ich stets mit Herzklopfen auf den Boden, um ja nicht aufzufallen.

Diagnose: Soziale Angst

Meine physisch wie psychisch extremen Reaktionen im Umgang mit anderen Menschen, die ständige Nervosität, die Panik mich zu blamieren, waren eindeutige Symptome für eine soziale Angststörung.
Bei einer sozialen Phobie haben die Betroffenen, extreme Angst sich vor anderen Menschen zu blamieren oder von diesen bewertet und herabgewürdigt zu werden. Aus diesem Grund ist es für sie eine große Herausforderung, alltägliche Situationen wie den Einkauf im Supermarkt oder einen Vortrag in der Schule zu meistern. Kritik wird sehr schnell auf die eigene Person bezogen, was zu großen Selbstzweifeln führt. Die Betroffenen leiden unter anderem unter Herzklopfen, Schweißausbrüchen oder Zittern. Die akute Angst vor sozialen Interaktionen, kann zu Panikattacken führen und langfristig die Isolation nach sich ziehen.

Bist du nicht einfach nur schüchtern?

Soziale PhobieQuelle: Bild von Free Photos auf PixabayQuelle: Bild von Free Photos auf Pixabay
Dass sie nicht einfach nur schüchtern ist, war nicht allen klar.

Die Gründe für eine Soziale Phobie sind sehr viel weitreichender, als oft angenommen. So kann natürliche Schüchternheit zu der Entstehung von einer Sozialen Phobie beitragen, ist aber auf keinen Fall mit dieser gleichzusetzen. Betroffene sind nicht einfach nur unsicher, sondern haben einen ernst zu nehmenden Leidensdruck. Die ständige Angst von den Mitmenschen bewertet, sowie ausgegrenzt zu werden und der damit einhergehende Stress bestimmen das komplette Leben.

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Mobbing als Auslöser

Eine Angststörung lässt sich, wie alle psychischen Krankheiten nicht auf eine Ursache runterbrechen. Dennoch kann ich sagen, dass meine soziale Angst ihren Ursprung in meiner Schulzeit fand.

Ich war nie ein besonders schüchternes Kind, ich habe gerne Theater gespielt und hatte immer viele Freunde. Nach der Grundschule wechselte ich aufs Gymnasium und wurde in meiner neuen Klasse zum Außenseiter. Später kamen verbale wie körperliche Angriffe von meinen Klassenkameraden hinzu. Aufgrund der täglichen Kommentare über mein Aussehen oder meine Wortmeldungen in der Schule, bekam ich das Gefühl alles falsch zu machen und unter ständiger Beobachtung zu stehen. Da ich meinen Mitschülern keine Angriffsfläche mehr bieten wollte, isolierte ich mich immer mehr und versuchte, unsichtbar zu werden. Trotzdem lebte ich, auch außerhalb der Schule, in ständiger Angst erneut erniedrigt oder anderweitig angegriffen zu werden. Ich stand dauerhaft unter Strom und die Panik vor anderen Menschen bestimmte mein Leben.

Auch wenn die Mobbingerfahrung während meiner Schulzeit, einer der Hauptauslöser für meine sozialen Ängste war, so gibt es noch vielzählige andere Gründe für eine Angststörung. Krankheitsbilder und ihre Auslöser sind so individuell wie die Menschen selbst.

Kommen dir manche der oben beschriebenen Situationen bekannt vor?

  • Hast du Angst, im Mittelpunkt zu stehen, von anderen Menschen bewertet und erniedrigt zu werden oder dich zu blamieren?
  • Vermeidest du alltägliche Situationen, aus Angst im Mittelpunkt zu stehen, erniedrigt zu werden oder dich zu blamieren?
  • Gibt es alltägliche Situationen, die bei dir starke körperliche Symptome auslösen, wie z.B. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit oder Schwächeanfälle?

Wenn du einer dieser Fragen mit Ja beantwortest hast, kann dies ein Indiz für eine Angststörung sein. Sprich am besten mit einer vertrauten Person über deine Ängste und suche dir professionelle Hilfe. Mach dir keine Sorgen: Angststörungen sind behandelbar!

Die Angst annehmen

Quelle: noseforphotography.nlQuelle: noseforphotography.nl
Johanna bei ihrem großen Poetry-Slam-Auftritt

Nachdem ich in der 9. Klasse die Schule wechselte, kam ich in ein Umfeld, in dem ich mich deutlich sicherer und akzeptierter fühlte. Dennoch litt ich weiterhin unter der Angst von meinen Mitmenschen erniedrigt zu werden. Ständig hatte ich das Gefühl, dass hinter meinem Rücken über mich geredet wurde und jedes Referat bereitete mir weiterhin schlaflose Nächte.

Doch im Laufe der Zeit lernte ich mit der Angst zu umzugehen. Ich ging zur Schule, ich redete mit meinen Klassenkameraden und hielt Vorträge – und durfte die Erfahrung machen, dass mir nichts Schlimmes dabei passierte. So wurde es jedes Mal ein bisschen einfacher. Der Anfang war schwer und die Angst abgelehnt zu werden war riesig, aber je öfter ich die gegenteilige Erfahrung machte, desto sicherer wurde ich.

Mit 17 Jahren beschloss ich dann, mich meiner größten Angst zu stellen. Ich habe einen Poetry Slam bei dem Talentwettbewerb meiner Schule vor 400 Leuten vorgetragen. Vor dem Auftritt ging es mir so schlecht, dass ich mich fast übergeben hätte, dennoch habe ich es geschafft meinen Text ohne Stottern vorzutragen. Der Poetry Slam kam unglaublich gut an und gab mir ein Gefühl von Sicherheit und Akzeptanz.

Eine Therapie half mir, meine Angst zu verstehen.

Später hatte ich weitere Auftritte und stellte mich immer öfter Angstsituationen. Gleichzeitig begann ich eine Therapie, die mir half die Auslöser meiner psychischen Probleme zu verstehen und zu bearbeiten.
Ich würde jedem mit sozialen Ängsten raten damit anzufangen, sich kleineren Angstsituationen zu stellen. Sei es ein Anruf oder einfach eine fremde Person auf der Straße anzusprechen und nach der Uhrzeit zu fragen. Man kann klein anfangen, in einem Umfeld in dem man sich sicher fühlt und so langsam wieder Selbstbewusstsein im Umgang mit anderen Menschen aufbauen. Dies ist natürlich alles andere als einfach und erfordert viel Kraft, weshalb ich immer dazu raten würde, sich auch professionelle Hilfe in Form eines Therapeuten zu suchen. Zusammen kann man Strategien für Angstsituationen finden, um besser mit diesen umzugehen. Außerdem ist es wichtig, die Auslöser einer Angststörung zu verstehen, um diese nachhaltig zu überwinden.

Verschiedene Ängste begleiten mich bis heute, allerdings würde ich sagen, dass ich meine Soziale Phobie überwunden habe. Wenn ich heute im Bus sitze, habe ich kein Herzrasen mehr, ich zittere nicht und ich denke nicht darüber nach, was die anderen von mir halten könnten. In den letzten Jahren bin ich deutlich selbstbewusster geworden und trotzdem ist es ein stetiger Weg, auf dem nicht immer alles bergauf geht. Manchmal habe ich immer noch Angst, wenn ich Vorträge halte oder eine unbekannte Person anrufen muss, aber die Angst vor Ablehnung bestimmt nicht mehr mein Leben. Letztendlich weiß ich, dass mein Wert als Mensch nicht von der Meinung anderer abhängig ist.

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Angsstörungen: Die Panik loswerden

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de
Angst kennt jeder. Und Angst ist ein wichtiges Gefühl. Nämlich immer dann, wenn wir uns in tatsächlicher Gefahr befinden. Zum Beispiel wenn ein Feuer ausbricht. Was wir dann tun, rettet uns: Schnell wegrennen, uns in Sicherheit bringen. Bei manchen Menschen wird die Angst aber auch durch Situationen hervorgerufen, die eigentlich ungefährlich sind oder die Angst nimmt ein übersteigertes Ausmaß an. Dann spricht man von einer Angststörung. Unter diese Kategorie fallen die Soziale Phobie, die Panikstörung und die Generalisierte Angststörung. Angststörungen zählen neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

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Symptome für eine Angststörung

Wie gesagt, hat jeder Mensch immer wieder Angst oder ist in bestimmten Situationen sehr aufgeregt: Wenn ein Vortrag ansteht, eine lange Reise oder auch eine große Feier. Es ist völlig okay und normal vor großen Ereignissen und neuen Erfahrungen aufgeregt zu sein oder auch mal schlecht zu schlafen in der Nacht davor. Der Knackpunkt ist, die Situation trotzdem anzugehen und sie nicht zu vermeiden.

Eine Angststörung löst viel stärkere Reaktionen aus als „nur“ aufgeregt zu sein. Typische Symptome von Angststörungen sind starkes Herzklopfen, Schwächegefühl, Gefühl von Kontrollverlust, Schweißausbrüche oder das Gefühl verrückt zu werden. Wer unter einer Angststörung leidet, meidet die ihm angsteinflößende Situationen häufig und führt deshalb je nach Stärke der Störung ein Leben voller Einschränkungen – ohne dass eine tatsächliche Gefahr besteht.
Quelle: Alexas Fotos/PixabayQuelle: Alexas Fotos/Pixabay
Mehr als Lampenfieber: Das Gefühl, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, löst bei manchen Menschen Panik aus.

Soziale Phobie

Die Soziale Phobie ist eine extreme Form von Sozialen Ängsten. Menschen mit einer Sozialphobie haben große Angst davor, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Zum Beispiel vor anderen zu sprechen, in einem Restaurant zu essen oder in einem Geschäft einen gekauften Artikel zu reklamieren. Sie fürchten sich davor, sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten. Kritik beziehen sie auf die eigene Person und fühlen sich dann vom Gegenüber stark angegriffen, was wiederum zu großen Selbstzweifeln führt. Menschen mit solch sozialen Ängsten leiden in einer Situation zum Beispiel unter Herzklopfen, Schweißausbrüchen, Erröten oder Zittern oder haben sogar Angst sich übergeben zu müssen. Die angsteinflößende Situation – also beispielsweise der Vortrag – löst im Betroffenen dann ähnliche körperliche und kognitive Reaktionen aus wie die schutzlose Begegnung mit einem Säbelzahntiger. Deshalb versuchen die meisten Betroffenen, diese Situationen zu vermeiden. Was folgt sind oft soziale Isolation oder auch große Einschränkungen in Schule und Beruf.
Eine Soziale Phobie ist nicht dasselbe wie Schüchternheit, die in einem gewissen Ausmaß ein völlig normaler Wesenszug einer Person sein kann. Jedoch kann eine extreme Schüchternheit in eine Sozialphobie übergehen oder zur Entstehung einer Angststörung beitragen.

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Panikstörung

Das wesentliche Kennzeichen der Panikstörung sind wiederkehrende Panikattacken, die nicht auf spezifische Situationen beschränkt sind und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Symptome einer Panikattacke sind unter anderem plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle. Bei manchen Menschen gehen die Symptome soweit, dass sie Angst haben, dabei zu sterben.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine verzögerte psychische Reaktion auf ein sehr belastendes Ereignis. So ein Ereignis – auch Trauma – kann einmalig sein oder aber über einen längeren Zeitraum andauern. Traumata sind so außergewöhnlich, dass die normalen, uns zur Verfügung stehenden Bewältigungsstrategien nicht ausreichen. Betroffene erleben Gefühle von Angst, Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Ausgelöst werden kann eine Posttraumatische Belastungsstörung zum Beispiel durch das Erleben von körperlicher und psychischer Gewalt, Krieg, Unfällen oder Naturkatastrophen.

Wer unter einer PTBS leidet, erlebt unter anderem diese Symptome: Wiedererleben des Traumas durch Flashbacks und Albträume, Vermeidung möglicher Auslöser, Teilnahmslosigkeit, Erinnerungslücken, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Wachsamkeit. Eine PTBS führt bei manchen Betroffenen zu weiteren Beschwerden wie Essstörungen, Depressionen, Medikamentenmissbrauch oder Persönlichkeitsstörungen.

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Quelle: Free Photos/Pixabay

Komorbide Störungen: Depression und Co.

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de
Leider kommen Essstörungen nur selten alleine vor. Betroffene leiden zusätzlich häufig an weiteren psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen – sogenannten Komorbiditäten. Eine komorbide Störung ist demnach eine psychische Erkrankung, die neben einer anderen psychischen Grunderkrankung vorhanden ist. Auf einen Patienten treffen dann mehrere Diagnosen zu. Diese Komorbiditäten müssen in der Therapie berücksichtigt werden, da sie meist den Behandlungsplan maßgeblich beeinflussen.

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Depressionen

Depressionen sind eine sehr häufige Begleiterkrankung bei Menschen mit Essstörung. Eine Depression ist gekennzeichnet durch Phasen von anhaltend gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und Interessenverlust. Zudem treten häufig Symptome wie Schlafprobleme, Appetitstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und verringerter Selbstwert auf. Viele Betroffene haben zudem Suizidgedanken.

Borderline Persönlichkeitsstörung

Die Borderlinestörung zählt zu den emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen. Auch sie kommen oft bei Menschen mit Essstörungen vor. Hat man eine Borderline Persönlichkeitsstörung ist es besonders schwer, stabile Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu halten. Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung sind sehr impulsiv, haben extreme Stimmungsschwankungen und kein stabiles Selbstbild. Sie sind geplagt von der Angst von ihnen wichtigen Menschen verlassen zu werden und versuchen alles ihnen Mögliche, um das zu verhindern (Klammerverhalten). Dieses extreme Verhalten führt oftmals genau zu Gegenteiligen – die andere Person wendet sich ab. Zudem leiden sie an einem chronischen Gefühl der inneren Leere. Auch selbstverletzendes Verhalten ist ein Problem, das häufig bei Menschen mit einer Borderlinestörung auftritt.

Bipolare Störung

Auch Bipolare Störungen treten bei Essstörungspatienten häufig zusätzlich auf. Bei Bipolaren Störungen wechseln sich manische und depressive Phasen ab. In manischen Phasen ist man extrem erregt oder gereizt, überaktiv und sehr risikofreudig. Das Denken, Sprechen und Handeln ist beschleunigt, viele Betroffene berichten von Größenideen und fühlen sich maximal selbstbewusst. Auf eine manische Phase folgen mehr oder weniger stark ausgeprägte Depressionen. Diese beiden extremen emotionalen Phasen können direkt hintereinander folgen oder auch mit vielen Jahren dazwischen auftreten. Menschen mit einer manisch-depressiven Erkrankung wissen oftmals nichts davon und finden deshalb keine passende Behandlung.

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Quelle: Ola Mur/PixabayQuelle: Ola Mur/Pixabay
Typische Symptome von Angststörungen sind starkes Herzklopfen, Schwächegefühl, Gefühl von Kontrollverlust, Schweißausbrüche oder das Gefühl verrückt zu werden.

Angststörungen

Viele Essstörungspatienten haben eine Angststörung. Typische Symptome von Angststörungen sind starkes Herzklopfen, Schwächegefühl, Gefühl von Kontrollverlust, Schweißausbrüche oder das Gefühl verrückt zu werden. Wer unter einer Angststörung leidet, meidet die ihm angsteinflößende Situationen und führt deshalb je nach Stärke der Störung ein Leben voller Einschränkungen – ohne dass eine tatsächliche Gefahr besteht. Vor allem die Soziale Phobie ist unter Menschen mit Essstörung weit verbreitet. Betroffene haben dann ein sehr hohes Schamempfinden und fürchten sich davor im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine verzögerte psychische Reaktion auf ein sehr belastendes Ereignis. So ein Ereignis – auch Trauma – kann einmalig sein oder aber über einen längeren Zeitraum andauern. Traumata sind so außergewöhnlich, dass die normalen, uns zur Verfügung stehenden Bewältigungsstrategien nicht ausreichen. Betroffene erleben Gefühle von Angst, Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Ausgelöst werden kann eine Posttraumatische Belastungsstörung zum Beispiel durch das Erleben von körperlicher und psychischer Gewalt, Krieg, Unfällen oder Naturkatastrophen.

Wer unter einer PTBS leidet, erlebt unter anderem diese Symptome: Wiedererleben des Traumas durch Flashbacks und Albträume, Vermeidung möglicher Auslöser, Teilnahmslosigkeit, Erinnerungslücken, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Wachsamkeit. Eine PTBS führt bei manchen Betroffenen zu weiteren Beschwerden wie Essstörungen, Depressionen, Medikamentenmissbrauch oder Persönlichkeitsstörungen.

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Quelle: Moritz320/Pixabay

BMI: Was sagt der Body-Mass-Index aus?

Beitrag aus der Redaktion

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Der Body-Mass-Index, auch BMI abgekürzt, setzt das Gewicht in Relation zur Körpergröße. So lässt sich berechnen, ob das eigene Gewicht normal ist oder ob man vielleicht untergewichtig oder übergewichtig ist. Die BMI-Formel wurde das erste Mal schon 1832 von einem belgischen Wissenschaftler entwickelt und seitdem immer wieder überarbeitet. Die BMI-Formel und die BMI-Tabelle, die heute auch von der WHO herangezogen wird, besteht im Wesentlichen seit dem Jahr 1995.

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BMI berechnen

Der Body-Mass-Index lässt sich ganz einfach mit der BMI-Formel berechnen: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern im Quadrat. Klingt kompliziert? Hier ein Beispiel:

Eine Frau wiegt 65 Kilogramm und ist 1,65 Meter groß. Ihr BMI wird so berechnet:
65kg / (1,65m*1,65m) = 23,88
Ihr BMI liegt bei rund 24. Im Abgleich mit einer BMI-Tabelle würde sie sehen, dass ihr Gewicht im Normbereich liegt.

BMI-Tabellen und BMI-Rechner gibt es im Netz sehr viele. Um eine grobe Einschätzung zu bekommen, ob das eigene Körpergewicht gesund ist, ist ein BMI-Test durchaus geeignet. Jedoch ist immer wieder umstritten, ob der Body-Mass-Index wirklich ein geeignetes Mittel ist, um zum Beispiel Über- oder Untergewicht zu klassifizieren – vor allem in den Übergangsbereichen. Und bedeutet Unter- oder Übergewicht dann direkt ungesund?

Habe ich mein Idealgewicht?

Unsere Körper sind sehr individuell und deshalb nur schwer durch ein einheitliches Berechnungssystem wie den BMI einzuordnen. Eine junge sehr sportliche Frau kann durchaus mit einem BMI von 18,3 ihr gesundes Gewicht haben, genauso wie eine gesunde fitte Frau mit einem BMI von 26 ihr gesundes Gewicht haben kann. Laut WHO wäre die erste untergewichtig und die zweite übergewichtig.

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Was sagt der BMI aus?

Warum ist der BMI also nur ein bedingt geeigneter Wert, um sein Körpergewicht einschätzen zu können? Der Body-Mass-Index berücksichtigt weder, wie sportlich jemand ist, wie viel Muskelmasse in ihm steckt oder wo das Körperfett sitzt. Diese Faktoren sind aber unheimlich wichtig, wenn es darum geht, einschätzen zu können, ob man gesund ist. Außerdem kann der BMI auch nichts darüber aussagen, wo das individuelle Wohlfühlgewicht jeder einzelnen Person liegt. Es gibt, wie gesagt, durchaus Menschen, die nicht in der BMI-Norm liegen, deren Körper aber genauso wie sie sind, gesund sind. Einzig, wer extrem stark im untergewichtigen oder adipösen Bereich liegt, kann davon ausgehen, dass sein Körpergewicht ungesund ist. Dann sollte gemeinsam mit einem Arzt abgeklärt werden, woran das liegt. Ist es eine organische Ursache oder vielleicht eine psychische. Falls du dir Hilfe holen möchtest, gibt es hier Unterstützungsangebote in deiner Nähe.

Habe ich eine Essstörung?

Wer stark adipös oder stark untergewichtig ist, und keine organischen Leiden hat, könnte eine Essstörung haben. Dabei ist aber nicht nur das Gewicht entscheidend, sondern auch viele andere Faktoren. Vor allem Menschen mit Magersucht fallen durch ihr sehr niedriges Körpergewicht auf und haben meist einen BMI von unter 18.
Übergewichtige Menschen mit Essstörung leiden oft an der Binge-Eating-Störung oder haben ein schädliches Essverhalten und viele Diäten durchlaufen, die den Körper völlig durcheinander gebracht haben. Sie könnten dann unter Adipositas leiden. Streng genommen ist Adipositas zwar keine Essstörung, dennoch aber eine anerkannte, chronische Krankheit.
Aber auch Menschen, die im BMI-Normbereich liegen, können an einer Form von Essstörung leiden. Beispielsweise haben viele Bulimiker (Ess-Brech-Sucht) ein völlig normales Körpergewicht.
Es reicht also bei Weitem nicht aus, nur mit dem BMI beurteilen zu wollen, ob jemand physisch und psychisch gesund ist. Es sollte immer der gesamte Mensch betrachtet werden.

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Quelle: Engin_Akyurt/Pixabay

Adipositas: Übergewicht als Erkrankung

Beitrag aus der Redaktion

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Bei Adipositas oder auch Fettleibigkeit handelt es sich um starkes Übergewicht, bedingt durch eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper. Adipositas ist kein Figurproblem und hat auch nichts mit Faulheit zu tun. Adipositas ist eine anerkannte, chronische Erkrankung. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft definiert sie als eine über das normale Maß hinausgehende Ansammlung von Fettgewebe im Körper.

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Wie entsteht Adipositas?

Adipositas entsteht meist durch übermäßige Kalorienzufuhr. Das bedeutet, dass durch falsche und fettreiche Nahrung mehr Energie aufgenommen wird, als der Körper verbraucht. Als Folge kommt es zur Vermehrung des Fettgewebes und somit zu einer Gewichtszunahme. Warum jemand erheblich zu viel isst oder Fett einlagert, hat sehr unterschiedliche Ursachen – physisch wie psychisch.
Adipositas wird mittels des BMI (Body-Mass-Index) in drei Stufen oder auch Schweregrade eingeteilt:
Adipositas Grad I BMI 30-34,9 kg/m²
Adipositas Grad II BMI 35-39,9 kg/m²
Adipositas Grad III oder auch Adipositas permagna BMI > 40 kg/m²

Risikofaktoren für starke Gewichtszunahme

Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Gewichtszunahme sehr begünstigen. Zum Beispiel zu wenig Bewegung im Alltag, ungesunde Ernährung oder das Aufhören mit dem Rauchen. Aber auch genetische Veranlagungen, Medikamenteneinnahme, hormonelle Störungen, Essstörungen und andere psychische Probleme können zu extremem Übergewicht führen.

Adipositas = Essstörung?

Genau genommen ist die Fettleibigkeit keine Essstörung. Jedoch können sich Adipositas und Essstörung gegenseitig begünstigen. Hat jemand beispielsweise langfristig psychische Probleme und tröstet sich häufig mit Essen, kann sich daraus eine Essstörung entwickeln. Andersherum kann eine Binge-Eating-Störung mit häufigen Essanfällen über längere Zeit auch zu starkem Übergewicht – einer Adipositas – führen. Ob du eine Esstörung hast, kannst du hier herausfinden.

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Keine Panik bei leichtem Übergewicht

Nur weil dein BMI sagt, dass du im übergewichtigen Bereich liegst, muss das nicht gleich krankhaft sein. Moderates Übergewicht ist oft überhaupt kein Problem. Vor allem die Verteilung des Körperfetts ist dann ausschlaggebend. Hast du eine typische Birnen-Figur und ein paar Kilos mehr, ist wahrscheinlich alles in bester Ordnung. Nur wer viel Fett am Bauch hat (Apfel-Figur), sollte sich beim Arzt einmal durchchecken lassen.

Quelle: Matthias Böckel/PixabayQuelle: Matthias Böckel/Pixabay
Apfel-Figur: Wer viel Fett am Bauch hat, sollte sich mal durchchecken lassen.

Folgen von Adipositas

Wer lange Zeit unter starkem Übergewicht leidet, kann an verschiedenen schweren körperlichen – vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen – erkranken. Je früher Adipositas behandelt wird, desto besser können diese Folgeerkrankungen eingedämmt werden.
Aber auch die psychischen Faktoren sind für die Betroffenen von Adipositas schwer zu bewältigen. Sie leiden wegen ihres Aussehens stark, werden häufig gemobbt, leiden häufiger unter Depressionen und gelangen so nicht selten in eine soziale Isolation. Dabei ist Fettleibigkeit nicht selten. Derzeit leiden 24 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer in Deutschland unter Adipositas.

Behandlung von Adipositas

In speziellen Adipositas-Kliniken erfahren Betroffene Hilfe durch Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie. Das Ziel ist es dann, das Gewicht dauerhaft zu senken und den Stoffwechsel zu normalisieren. Je nach Schwere und Ursache der Adipositas (Grad 1, Grad 2, Grad 3) können auch andere Behandlungsbausteine wie Medikamente oder eine Magenverkleinerung sinnvoll sein.

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Eine Essstörung erkennen

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Essstörungen sind nicht einfach nur Schwierigkeiten mit dem Essen, sondern komplexe psychische Erkrankungen, die oft schwere gesundheitliche Folgen haben können. Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen: Anorexia Nervosa (Magersucht), Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht), Binge Eating (Esssucht) und Orthorexia nervosa (krankhafte Fixierung auf gesundes Essen). Gemeinsam haben diese Erkrankungen vor allem die ständige Beschäftigung mit den Themen Essen, Figur und Gewicht.

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Anorexia Nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung, die durch das krankhafte Bedürfnis gekennzeichnet ist, Gewicht zu vermindern. Häufig sogar bis hin zur lebensbedrohlichen Unterernährung oder anderen schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen. Magersucht hat die höchste Sterblichkeitsrate von allen psychischen Erkrankungen. Dieses Störungsbild betrifft vor allem junge Mädchen und Frauen, immer häufiger leiden aber auch Jungen und Männer darunter. Mehr zu Magersucht.

Bei Bulimia nervosa oder auch Ess-Brech-Sucht haben die Betroffenen ein unkontrolliertes Verlangen nach Essen. Nach einem Essanfall spüren sie enormen Druck, das Gegessene wieder loszuwerden und Übergeben sich deshalb absichtlich, machen exzessiv Sport oder missbrauchen gewichtsreduzierende Medikamente. Überwiegend wird auch diese Erkrankung bei Frauen diagnostiziert. Mehr zu Bulimie.

Betroffene der Binge-Eating-Störung erleben regelmäßig – ähnlich der Bulimiker – einen unkontrollierbaren Drang große Mengen Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Nach einer Fressattacke unternehmen die Betroffenen aber keine gewichtsreduzierenden Maßnahmen. Aufgrund der Essattacken neigen die Betroffenen häufig zu Übergewicht. Diese Form der Essstörung ist die am weitesten verbreitete. Mehr zu Binge-Eating.

Orthorexia nervosa meint die krankhafte Fixierung auf gesundes Essen. Bisher gilt sie noch nicht als eigene Form der Essstörung. Betroffene entscheiden dann nicht mehr frei, was sie essen möchten, sondern halten sich pedantisch an einen vermeintlich gesunden Plan. Bei vielen Betroffenen werden im Lauf der Erkrankung immer mehr Lebensmittel auf ihre „Blacklist“ gesetzt. Orthorexie hat nichts damit zu tun, sich bewusst gesund zu ernähren, sondern folgt ähnlich der Magersucht, einem krankhaften Kontrollwahn.

Alle Essstörung haben gemeinsam, dass der Leidensdruck der Betroffenen sehr hoch ist. Ihr ganzes Leben dreht sich meist nur noch darum, was sie essen können und was nicht, wie sie Gegessenes ungeschehen machen können und wie sie ihr gestörtes Essverhalten und ihren vermeintlich hässlichen Körper verheimlichen können. Oft kommen Essstörungen auch in Mischformen vor. So kann es sein, dass eine betroffene Person zwar alle Kriterien für eine Magersucht erfüllt, nur kein extremes Untergewicht hat. Trotzdem handelt es sich dann um eine Essstörung und muss genauso behandelt werden. Alle Essstörungen gehen mit einem extrem hohen Schamgefühl einher, das die ganze Person vereinnahmt. Viele Betroffene ziehen sich deshalb komplett zurück und meiden soziale Kontakte mit Familie und Freunden. Essstörungen sind ernsthafte, schwerwiegende Erkrankungen, die nicht von alleine weggehen oder nur eine Phase sind. Essstörungen haben tiefe seelische Wurzeln. Jeder Mensch mit einem gestörten Essverhalten sollte sich schnellstmöglich Unterstützung suchen.

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Ursachen von Essstörungen

Die Ursachen für Essstörungen können sehr vielfältig sein. Zumeist gibt es nicht nur eine Ursache, sondern verschiedene Faktoren, die zur Entstehung beitragen. So erkranken häufiger Menschen an einer Essstörung, in deren Familie es Suchterkrankungen gibt oder gegeben hat. Außerdem spielen auch individuelle Faktoren eine wichtige Rolle, wie beispielsweise der Selbstwert, Selbstwirksamkeitserfahrungen und Persönlichkeitseigenschaften. Nicht zuletzt haben auch besonders gesellschaftliche Einflüsse wie Schönheitsideale und das soziale Umfeld einen großen Einfluss bei der Entstehung von Essstörungen.

Habe ich eine Essstörung?

Um einen ersten Schnellcheck zu machen, können diese Fragen hilfreich sein:
  • Machst du dir ständig Sorgen um dein Gewicht und Nahrungsmittel?
  • Möchtest du oft nicht essen, hast unkontrollierte Essanfälle oder isst am liebsten heimlich?
  • Hast du Panik vorm Zunehmen, lehnst deinen Körper ab und fühlst dich insgesamt unzulänglich?
Hier kannst du außerdem einen kurzen Test machen und überprüfen, ob eine Essstörung bei dir wahrscheinlich ist.

Behandlung von Essstörungen

Je nach Schwere und Form der Essstörung sind verschiedene Formen der Psychotherapie zur Behandlung einer Essstörung sinnvoll. Gerade wenn das Körpergewicht in einem extremen Bereich liegt, eine schwere Depression oder andere Begleiterscheinungen vorhanden sind, werden Betroffene meist zunächst in einer Klinik für Essstörungen stationär behandelt, um die Therapie später teilstationär oder ambulant fortzusetzen. Viele Betroffene bekommen in einer Klinik zusätzlich eine Ernährungsberatung und Bewegungs- und Kunsttherapien angeboten. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Aber auch lange Krankheitsverläufe lassen sich heute erfolgreich behandeln.

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Bulimie: Was ist das?

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Bulimia nervosa, umgangssprachlich auch Bulimie oder Ess-Brech-Sucht genannt, ist eine Essstörung, bei der die Betroffenen ein unkontrolliertes Verlangen nach Essen haben und dieses in kürzester Zeit mit großen Mengen Nahrungsmittel befriedigen. Anschließend haben die Betroffenen den Drang das zugeführte Essen wieder loswerden zu müssen und greifen dafür zu unterschiedlichen, sehr schädlichen Maßnahmen. Wie alle Essstörungen ist auch Bulimie eine komplexe psychische Erkrankung.

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Ess-Brech-Sucht: Definition

Bulimiker haben seit mindestens drei Monaten und im Schnitt zweimal Mal pro Woche Essattacken. Anschließend übergeben sich die meisten absichtlich (Purging-Typ). Manche Betroffene treiben auch exzessiv Sport, um die zugeführten Kalorien wieder loszuwerden (Non-Purging-Typ). Andere nehmen zusätzlich Abführmittel ein. Die verschiedenen Maßnahmen, um Gegessenes und auch Körpergewicht zu verlieren, können sich überschneiden und immer wieder abwechseln. Alle Menschen mit Bulimie haben – ähnlich wie bei der Magersucht – furchtbare Angst dick zu werden: Ihre Figur sowie ihr Körpergewicht beeinflussen sehr stark wie sie sich fühlen. Sie machen ihren Selbstwert oftmals daran fest, welche Zahl die Wage anzeigt, was und wie viel sie gegessen haben oder wie viel Sport sie getrieben haben. Dabei streben auch Bulimiker ein utopisches und zugleich krankhaftes Ideal an.

Anzeichen für Bulimie

Im Gegensatz zur Magersucht, bleibt die Ess-Brech-Sucht meist viel länger unerkannt, da die Betroffenen oft ein völlig normales Körpergewicht haben und deshalb nach außen hin erst einmal unauffällig sind. Menschen mit Magersucht hingegen fallen meist durch ihren sehr dünnen Körper auf. Dennoch ist der Leidensdruck der Bulimie-Betroffenen sehr hoch, denn ein Alltag geprägt von Ess-Brech-Anfällen ist überaus Kräfte zehrend. Die Betroffenen erbrechen sich, hungern, verfolgen extreme Diäten oder machen exzessiv Sport, um zu vermeiden, dass sie durch das Essen zunehmen. Auch der Missbrauch von Abführmitteln und Brechmitteln ist psychisch wie körperlich extrem anstrengend. Viele junge Betroffene geraten darüber hinaus nicht selten in Geldschwierigkeiten, weil sie sich für die Lebensmitteleinkäufe häufig Geld leihen müssen.
Quelle: Ola Mur/PixabayQuelle: Ola Mur/Pixabay
Bei einer Bulimie ist der Leidensdruck hoch, der Alltag kann sehr kräftezehrend sein.
Um einen Verdacht von Bulimie beispielsweise bei einem Freund oder einer Freundin zu überprüfen, können folgende Fragen hilfreich sein:
  • Verschwindet sie/er nach dem Essen meistens schnell auf der Toilette?
  • Macht sie/er sehr viel Sport – vielleicht mehr als früher?
  • Nimmt sie/er häufiger Medikamente gegen Verstopfung ein?
  • Schlägt sie/er Einladungen zum Essen meistens aus?
  • Hält sie/er immer wieder streng Diät
  • Kann er/sie kaum mit vermeintlicher Kritik umgehen?
  • Schlägt ihre/seine Stimmung manchmal sehr plötzlich um?
  • Distanziert sie/er sich immer mehr von Familie und Freunden?

Natürlich heißt das nicht, nur weil bei jemand eine oder mehrere dieser Fragen zutreffen, dass sie/er bulimisch ist. Dennoch können diese Fragen einen ersten Hinweis auf eine gestörte Beziehung zu Essen hinweisen geben und es möglich machen, das rechtzeitig abzuklären.

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Ursachen für Bulimie

Die Ursachen für Bulimie, wie für alle Essstörungen, sind sehr vielfältig. Ärzte und Wissenschaftler forschen noch heute daran, herauszufinden, wie wichtig einzelne Faktoren bei der Entstehung von Essstörungen sind. Meistens gibt es jedoch nicht die eine Ursache. So ist zum Beispiel die Genetik wichtig – hatte oder hat jemand in der Familie schon eine Essstörung oder eine Suchterkrankung? Außerdem spielen auch sehr individuelle Faktoren eine Rolle: Wie hoch ist der Selbstwert einer Person, welche Charaktereigenschaften bringt sie mit, durfte sie schon Selbstwirksamkeit erfahren? Gerade utopische Ideale und die sehr hohen Ansprüche, die Betroffene an sich stellen, sind gefährliche Trigger. Auch gesellschaftliche Einflüsse, wie aktuelle Schönheitsideale und das soziale Umfeld sind bei der Entstehung von Bulimie wichtig. Gemeinsam haben sehr viele Betroffene, dass sie das Abnehmen von Gewicht mit Kontrolle über ihr Leben gleichsetzen, weil sie sich in anderen Bereichen ihres Lebens unzulänglich fühlen.

Folgen und Behandlung von Bulimie

Bulimie hat, angefangen bei Müdigkeit und Verstopfung bis hin zu Herzrhythmusstörungen, Verätzung des Rachens und der Speiseröhre sowie Zahnschäden (durch das Erbrechen), Nierenschädigungen und die Entzündung der Bauchspeicheldrüse, schwere körperliche Folgen. Aber auch Bulimie ist eine psychische Erkrankung, die oftmals weitere psychische Erkrankungen mitbringt (Komorbidität) oder aber zur Folge hat: Depressionen, Angststörungen, selbstverletzendes Verhalten, Borderline Störung (u.a).

Essstörungen – so auch Bulimia nervosa – kann man gut behandeln. Stationäre und ambulante Therapien bieten den Betroffenen gute Möglichkeiten, um zum einen ihr Essverhalten zu normalisieren und – auf einer tieferen Ebene – die individuellen Ursachen zu erkennen und einen Umgang mit ihnen zu erlernen. Je früher Bulimie erkannt wird, desto besser stehen die Chancen, die Essstörung komplett hinter sich zu lassen.

 

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Was ist eine Binge-Eating-Störung?

Beitrag aus der Redaktion

@in_cogito.de

Die Binge-Eating-Störung oder auch Binge-Eating-Disorder gehört wie Magersucht und Bulimie zu den Essstörungen, deshalb ist auch sie eine komplexe psychische Erkrankung. Bis heute ist diese Form der Essstörung – im Gegensatz zu Anorexie und Bulimie – recht wenig erforscht.

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Was bedeutet Binge-Eating-Störung?

Binge“ ist Englisch und bedeutet „Gelage“. Gemeint sind im Deutschen damit die Ess- oder auch Fressattacken, die die Betroffenen bei dieser Essstörung erleiden. Immer wieder haben Menschen mit Binge-Eating-Störung den Drang große Mengen an Essen regelrecht zu verschlingen. Jedoch nehmen sie anschließend keine gewichtsreduzierenden Maßnahmen vor.

Was sind Essattacken?

Bei einer Essattacke, von Betroffenen auch oft Fressanfall genannt, wird eine sehr große Nahrungsmenge in einem begrenzten Zeitraum gegessen. Betroffene verschlingen dann viel mehr als nicht erkrankte Menschen in derselben Zeit essen könnten. Mal eine ganze Tafel Schokolade auf einmal zu essen, ist also nicht ansatzweise mit einer Essattacke zu vergleichen. Während eines Fressanfalls erleben die Betroffenen das Gefühl vollkommen Kontrollverlusts.
Du fragst dich, ob du eine Essstörung hast? Mache hier den Test!

Ursachen für eine Binge-Eating-Störung

Woher die Binge-Eating-Störung kommt, ist bisher noch wenig erforscht. Laut dem Bundesfachverband für Essstörungen litten oder leiden die Hälfte der Betroffenen unter Depressionen. Es ist aber nicht geklärt, ob die Depression die Esssucht hervorruft oder umgekehrt. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die Betroffenen, ähnlich wie bei Bulimie und Magersucht, ein geringes Selbstwertgefühl haben. Weitere Faktoren können schwerwiegende persönliche und familiäre Probleme sein, Suchterkrankungen in der Familie, Missbrauch und impulsive Verhaltensweisen.

Essen bedeutet für die Betroffenen oftmals Befriedigung von emotionalen Bedürfnissen. Denn mit „schwierigen Gefühlen“ können sie kaum umgehen. Eine Fressattacke ist so oft ihr einziger Ausweg bei Angstzuständen, Überforderung, Ärger, Trauer, Wut, Zurückweisung, innerer Leere oder Einsamkeit.

Anzeichen für eine Binge-Eating-Störung

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung haben kein Gefühl mehr für Hunger und Sättigung. Auch ohne Essattacke essen sie häufig zu viel, unregelmäßig und ungesund. Deshalb sind die meisten Betroffenen auch übergewichtig. Zusammen mit den Fressanfällen und dem Übergewicht schämen sich die Betroffenen für ihr Aussehen und ihr Verhalten und essen deshalb vorwiegend heimlich. Trotz der Anfälle machen sich auch Betroffene von Binge-Eating viele Gedanken um ihr Gewicht und probieren Diäten aus, um ihr Gewicht zu verringern.

 

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Folgen der Binge-Eating-Störung

Wie alle Essstörungen kann auch Binge-Eating schwere körperliche und psychische Folgen und Begleiterkrankungen haben. Müdigkeit, innere Unruhe, Störungen der Atemfunktionen, Kreislaufstörungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Schwangerschaftskomplikationen sind nur einige der körperlichen. Viele Betroffene leiden außerdem unter einer Körperschemastörung, Depressionen, Angststörungen, Suchtprobleme und Persönlichkeitsstörungen.

Kann man die Binge-Eating-Disorder behandeln?

Obwohl so wenig über die Ursachen dieser Essstörung bekannt ist, gibt es erfolgreiche Therapien, um sie zu behandeln. Übrigens ist Binge-Eating die am weitesten verbreitete Essstörung. Vor allem ambulante oder stationäre kognitive Verhaltenstherapien sind erfolgsversprechend. Hier werden unter anderen die individuellen Ursachen besprochen und ein gesunder Umgang damit erarbeitet. Außerdem ist es in der Therapie wichtig, ein gesundes Essverhalten zu erlernen und die Grundlagen für ein stabiles Selbstbild aufzubauen.
Erkennst du dich in diesem Text wieder? Hier kannst du dich über verschiedene Hilfsangebote informieren.

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